ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

--

ironische Bemerkungen an das Mitgeteilte zu knüpfen, während einer von den drei Männern ihm antwortet. Diese Einkleidung hat in den Lehrbüchern des Mittelalters ihr Vorbild. Der heidnische Götterglaube soll als auf einer Verblendung durch übermächtige, zauberische Wesen, die sich durch ihre Macht und Klugheit zu Göttern aufschwangen, beruhend dargestellt werden. Der zweite Hauptteil, Skáldskaparmál (Sprache oder Ausdrucksweise der Dichtkunst; Sk.) ist eine Sammlung von eigentlichen Umschreibungen (Kenningar) und Synonyma (ókend Heiti), mit Belegen aus den Werken der ältern Musterskalden. Dieser Teil wird mit einem Abschnitt eingeleitet, der gewöhnlich als ein selbständiges Stück für sich angesehen wird, unter dem Namen Bragaroeđur (Bragis Erzählungen). Bragi erzählt dem Ægi in Beisein der Götter die Geschichten vom Raub Iduns und vom Erwerb des Dichtertrankes. Ægi ist der Fragende; aber der Dialog ist nicht durchgeführt. Der dritte Teil enthält das Háttatal, ein Lobgedicht auf den norw. König Hakon Hakonarson und dessen Jarl, spätern Herzog Skuli Bardarson, beide bekannt aus Ibsens „Kronprätendenten“. Jede der 102 Strophen dieses größten Meisterwerkes der skaldischen Kunst ist in einer andern Versart abgefaßt, als Muster- und Beispielsammlung für junge Skalden; daran schließt sich ein prosaischer Kommentar, der die Eigentümlichkeit jeder Strophe erläutert.

Auch die isl. Geschichtschreibung erlangt durch Snorri ihre höchste Blüte. Seine Sammlung von Biographien norwegischer Könige führt den Titel Heimskringla „Weltkreis“, nach den Anfangsworten. Sie beginnt mit der Ynglinga Saga, in der Snorri die Ahnenreihe der norw. Könige bis auf Frey führt, und endet mit dem Jahre 1177.

Snorri hat sicherlich eine größere Kenntnis der alten Mythologie und Poesie und war zugleich tiefer vom Geiste des Altertums durchdrungen, als irgend einer seiner Zeitgenossen. Aber wenn wir mit Hilfe der von ihm benutzten Gedichte seine Darstellung prüfen, so sehen wir, daß sie weder fehlerfrei noch vollständig ist für Höni-Mimi z. B. fand er in seiner Systematik keinen passenden Platz, sondern oft den eigentlichen Zusammenhang mißverstanden hat; schrieb er doch 200 Jahre nach dem Aufhören des Heidentums. Ein wahres Verständnis für die Mythen seines Volkes geht ihm also ab. Darum kann seine Edda nicht so hoch. gestellt werden, wie die Gedichte aus der heidnischen Zeit; sie muß mit Vorsicht benutzt werden, und als mythologischer Quelle ist ihr nur sekundärer Wert beizumessen. Man darf Herrmann, Nordische Mythologie.

2

nicht vergessen, daß er ein Interpretator ist wie ein moderner Mythologe, in gewissen Beziehungen mit besseren, in anderen dagegen mit schlechteren Voraussetzungen, um zu einem richtigen Verständnisse von dem zu kommen, was er denten sollte. Schon die Einkleidung der Gylfaginning zeigt, daß Snorri die übernatürlichen Taten der alten Götter als Blendwerk zauberkundiger Könige auffaßt. Seine geschichtlichen Werke veranlaßten ihn, auch die Götter historisch aufzufassen: die Asen waren ihm die aus Asien Eingewanderten, Menschen, die einmal gelebt und unter den Menschen gewirkt hatten. Dieser von Snorri geschaffene Euhemerismus ist dann von Saxo Grammaticus aufgenommen. In den andern nordischen Quellen ist diese Entgötterung so vor sich gegangen, daß die Götter entweder auf die Stufe von Riesen und Trollen herabgesunken sind, oder als reine Menschen auftreten, ohne daß der Versuch gemacht wird, die altüberlieferten Züge rationalistisch zu erklären (z. B. die Geschichte von Freyjas Halsband). Snorris eigene Zutaten darf man also nicht als lauteres Gold weder altnordischen noch gar altgerm. Götterglaubens auftischen. Man muß sich vergegenwärtigen, daß ihm die christliche Tradition ebenso geläufig war wie die klassisch-antike; die Parallelen, die man aus christlichen oder römisch-griechischen Überlieferungen zu den Eddaliedern fälschlich gezogen hat, sind also bei ihm gerechtfertigt.

Ausser der Sammlung der Eddalieder und Snorris Edda sind die isl. Sagas eine wichtige Quelle für die nordische Mythologie (saga, pl. sögur Geschichte, prosaische Erzählung). Die meisten und besten von ihnen sind etwas älter als Snorris Buch, stammen also aus der letzten Hälfte des 12. Jhd. und aus der Zeit von ca. 1200. Aber sie sind keineswegs immer in ihrer ältesten Gestalt überliefert, sie sind oft umgearbeitet und interpoliert. Diese Perlen der Erzählungskunst, in denen die Geschichte eines Mannes, eines Geschlechtes, einer Gegend in meisterhafter Weise vorgetragen wird, bieten eine Fülle kulturgeschichtlichen Stoffes und geben, fast unberührt von Einflüssen fremder Bildung, ein Spiegel

bild norwegischen, skandinavischen und weiterhin überhaupt germanischen Lebens und Denkens, wie wir sonst nirgends in der gerinanischen Welt finden. Sagas, die etwa 100 Jahre später aufgezeichnet sind, darf man nur vorsichtig verwerten. Denn im Verlaufe des 13. Jhd. waren die alten Traditionen verloren gegangen. Neben den historischen Sagas erhebt sich die Neigung zum Mythischen und Märchenhaften. Zu diesen jüngern Sagas gehören die sog. Fornaldar sögur (Geschichten der Vorzeit; FAS) und Saxos Dänische Geschichte. In diesen Spätlingen spielen Zauberer und Riesen die Hauptrolle, und in fernen märchenhaften Ländern arbeitet die Wundermaschinerie vortrefflich. Die FAS enthalten zwar sicher viel Altertümliches, da sie in verklungenen Mythen, Sagen und Volksmärchen wurzeln, aber man muß zwischen den einzelnen Sagas wohl unterscheiden, vor allem zwischen der Prosa und den jungen Versen; die letzteren haben auch nicht die geringste Bedeutung für den alten Glauben. Der alte Mythenbestand ist häufig in das willkürlich Gefabelte hinübergespielt und aufgelöst, oder wie in den späten Volkssagen und Volksliedern zum ergötzlichen Märchen herabge

sunken.

Viele dieser isl. mythischen und saggeschichtlichen Sagas sind uns verloren gegangen; manches hat Saxo gerettet. Saxo Grammaticus, geb. ca. 1150, ist ein Geistlicher gewesen und gehörte zu der näheren Umgebung Absalons, des Erzbischofs von Lund. Er verfaßte auf dessen Antrieb die 16 Bücher seiner bis 1187 reichenden Historia Danica in elegantem, von Erasmus hoch bewundertem Latein; die ersten neun Bücher, die für die Mythologie vor allem in Betracht kommen, sind höchst wahrscheinlich zuletzt geschrieben. Außer einer Reihe mittelalterlicher Novellenstoffe und Märchenmotive, die er wohl dem Engländer Lucas (XIV 583) verdankt, sind Saxos Quellen die altdänische Volkssage und isl. Sagensammlungen, deren Kenntnis ihm wohl der Isländer Arnold Thorwaldsson (XIV 594) vermittelt hat, der sich 1168 bei Absalon aufhielt. Die isl. Quelle stellt sich mit ihrem bunten Leben und Treiben, mit den Vorstellungen vom Eingreifen der Götter, besonders

Odins, in die menschlichen Verhältnisse, mit ihrer Schilderung von Riesen, Schildmädchen, Berserkern u. dgl. mehr ganz zu den isl. FAS. Die dänische Quelle läßt mit ihrer Ruhe und Einfachheit die dänische Heldendichtung und Volkssage erkennen, wie sie namentlich auf Seeland und Jütland blühten.

Nach den bahnbrechenden Untersuchungen der letzten Zeit erschließen uns also die ersten neun Bücher des Saxo einen bisher unbekannten Sagenkomplex des 12. Jhd. Man muß bei ihm nicht nur die Färbung durch sein rhetorisches Latein abstreifen, sondern muß auch wie bei Snorri seinen euhemeristischen Standpunkt berücksichtigen. Vieles stammt auch aus seinem eigenen Kopfe. Seine Mythologie ist die isl. um 1200, vielfach mißverstanden und verderbt. Seine neun Sagenbücher sind, wie man gesagt hat, ein Hohlspiegel, und könnten wir seine Linien nicht an den geraderen Reflexen aus Island und Deutschland zurecht strecken, würden wir ein Zerrbild von germ. Göttern und Helden in uns aufnehmen. Äußerste Zurückhaltung ist also ihm gegenüber geboten.

Ausländische literarische Zeugnisse.

Eine zweite Gruppe von Zeugnissen sind die Nachrichten von Schriftstellern, die nicht in den nordischen Sprachen geschrieben haben. Hier kommen in erster Linie die Araber Ibn Dustah (um 912 n. Chr.) und Ibn Fadhlan in Betracht. Letzterer wurde 921/2 von Kalif Muktadir als Gesandter zu den Wolga-Bulgaren geschickt und hatte dabei oft Gelegenheit, mit den Russen zusammen zu kommen. Denn mit den Russen, wie sie bei den Arabern heißen, sind Schweden gemeint. Diese, die im 9. Jhd. den russischen Staat gründeten, nannten sich *ropsmenn ,,Ruderer, Seefahrer"; die Finnen aber faßten das als Volksnamen auf, und von ihnen kam er in der Form Rhûs zu den Slaven.

Unter den Bekehrern verdient vor allem Adam von Bremen Beachtung (Ad. Br.). Er schrieb als magister scolarum Bremensis im Auftrage seines Vorgesetzten, des Erz

bischofs Adalbert von Hamburg-Bremen (1043–1072), 200 Jahre vor Saxo seine ,,Gesta pontificum Hamaburgensium“, eine Geschichte und Geographie der dem Erzbistum unterstellten Lande (ca. 1075). Adam ist vielleicht in Meißen geboren. Bremen bot zur Erforschung der nordischen Geschichte die beste Gelegenheit. Das,,nordische Rom" bildete damals den vielbesuchten Mittelpunkt der über Norwegen und Schweden ebenso, wie über Island und Grönland ausgedehnten nordischen Missionen. Dem gelehrten Lehrer der Domschule aber genügten die Aufschlüsse nicht, die die reiche Dombibliothek, das kostbare Archiv der Bremer Kirche, die Berichte der zahllosen Fremden von den nahen und fernen Inseln gewährten. Um möglichst sichere und eingehende Kunde zu erhalten, begab er sich zu dem Dänenkönige Swen Estrithson, der ,,die ganze Geschichte der Barbaren (der nordischen Völker) in seinem Gedächtnisse bewahrte, wie wenn sie darin geschrieben wäre“ (II), und von König Swen erhielt Adam so eingehenden und so befriedigenden Aufschluß, daß er ihn als seinen Hauptgewährsmann bezeichnete.

Archäologische Zeugnisse.

Es liegt in der Natur der Sache, daß die Archäologie kein klares, geschweige ein allseitiges Bild von den vorgeschichtlichen religiösen Auffassungen der Nordgermanen geben kann. Auf den Funden von der Steinzeit an gewahrt man verschiedene Zeichen, z. B. napfartige Vertiefungen, Kreuzund Radfiguren, (die mit der Sonne in Verbindung gebracht werden) und kleine Streitäxte (Thorshämmer, zum Schutze gegen böse Geister, die vor dem Hammer erschrecken sollten). Die norw. und schw. Felsenbilder (Hällristningar) der Bronzezeit zeigen daneben das Hakenkreuz, ein Kreuz mit vier gleichen gebogenen Armen und ein ähnliches Kreuz mit drei Armen, die sog. Triskele (gr. = Figur mit drei Beinen); beide treffen wir nur bei den arischen Völkern an. Vielleicht sind sie ein Ausdruck des Götterglaubens und religiöser Vorstellungen; aber welcher? Ist das Hakenkreuz ein Symbol des

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »