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wir, daß die Ingwäonen im heutigen Schonen einen ganz ähnlichen Kult wie die Nerthusvölker gehabt haben.

Bei Ægis Gastmahl wirft Loki dem Njörd vor (Lok. 36): ,,Du gewannst aus dem Schoße der Schwester den Sohn", und Snorri sagt (Yngl. S. 4):,,Als Njörd bei den Wanen war, hatte er seine Schwester zur Frau, denn solches war dort gestattet; ihre Kinder waren Frey und Freyja. Bei den Asen aber war es verboten, so nahe in der Verwandtschaft zu heiraten." Der Vorwurf der Geschwisterehe, die jüngerer Zeit anstößig erschien, zeigt, daß die Wanenreligion vor Odin nach dem Norden kam: eine solche Eheverbindung muß aber uralt sein. Die Gemahlin des Gottes Njörd wird nicht genannt, sie kann aber nur Nerthus sein. Nerthus ist grammatisch Masculinum und Femininum zugleich, mythologisch eine doppelgeschlechtige Gottheit, ein Geschwisterpaar, das zugleich ein Ehepaar war. Für die Göttin der Erde und Unterwelt wäre die Deutung des Namens,,die Unterirdische" wohl passend, aber nicht für den himmlischen Gemahl (végrɛool Götter der Unterwelt). Wie die höchste Göttin sonst schlechthin Frija, d. h. die Geliebte, die Gattin des höchsten Gottes heißt, so mag Nerthus vielleicht ,,die Männin" sein (idg. *ner Mann, skr. nara, dvýę; mit Suffix-p). Die Bezeichnung,,Mann“ und „Frau“ für den Himmelsgott und die Erdgöttin hat Anspruch auf höchstes Alter. Im Grunde auf dasselbe läuft die Erklärung hinaus: nertu Masc. und Femin. (= guter Wille, das lat. numen) sei ursprünglich ein Epitheton gewesen, das sowohl einer männlichen wie einer weiblichen Gottheit gegeben werden konnte. Die Identität von Nerthus und Njörd wird auch dadurch bestätigt, daß Njörd Wagengott heißt, und der Wagen spielt im Nerthus- wie im uppsalischen Freyskult eine große Rolle.

Frey heißt auch Yngwi, Ingwi, Ing oder Ingunarfreyr (Lok. 43; Yngl. S. 12). Inguna - Freyr wird als „Herr der Ingwine" gedeutet oder als Ingunar-Freyr Inguna árfreyr

=

„Ernteherr der Ingwine" oder als ,,Frey, Sohn des Ingun" oder,,Frey, Gemahl der Ingun". Nimmt man Ingunarfrey als Inguns Sohn oder Gemahl und stellt neben den Himmelsgott

Ing die Erdgöttin Ingun, so würde das Beiwort nertu Beiden. zukommen. Als höchster Gott hatte Ing außerdem das Epitheton Frey,,der Herr". Das ingwäonische Götterpaar hieß also ..der wohlwollende Herr Ing" und ,,die wohlwollende Herrin Ingun". In Schweden wurde dieses Götterpaar hauptsächlich unter dem Namen des ursprünglichen Epithetons verehrt:,,der Herr" und ,,die Herrin" = Frey und Freya. Dem Namenpaare Njörd-Nerthus, Frey-Freyja stellt sich das ganz ähnliche Fjörgynn-Fjörgyn an die Seite (s. u. Thor), auch an Osiris und seine Schwester und Gemahlin Isis sei erinnert.

Wie sich die dem Ocean am nächsten wohnenden Deutschen vermutlich nach *Tiwaz Ingwaz,,Ingwäonen" nannten, so betrachteten sich die Könige von Schweden als Abkömmlinge von Yngwifrey, Yngwi, Frey und nannten sich Ynglingar. Bei Saxo heißen die schw. Könige ,,Söhne des Frö" (185), ,,Nachkommen des Gottes Frö und treue Diener des Gottes" (260), sie führten den Ursprung ihres Geschlechtes auf den Gott Frö zurück (260), In der Dichtung wird Yngwi selbst Ahnherr des Wölsungengeschlechtes, während es doch nicht Frey, sondern Wodan ist (H. H. 156, Reg. 14), und Sigurd ist Freys Freund“, d. h. sein Nachkomme (Sig. III 24). Auch die Götter sind vom Geschlechte Yngwifreys (Hlg. 10; Yngl. S. 23, 33), während sie sonst als Odins Geschlecht bezeichnet werden. Wie Thor,,Häuptling aller Götter" (Flt. I 389), Odin. ,,Vater der Götter" (Gg. 20), so ist Frey,,der Erste, der Fürst der Asen" (Skírn. 3; Lok. 35), „der Gott der Welt" (Yngl. S. 10).

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Njörd.

In Noatun hat sich Njörd die hohe Halle gebaut; im hochgezimmerten Hause thront der makellose Männerfürst (Grímn. 16). Er heißt kurzweg der Wane oder der Wanensohn. In Wanaheim wurde er von weisen Mächten geschaffen und als Geisel mit seinem Sohne Frey den Göttern gesandt (Vafpr. 38/9; Lok. 34); doch dereinst wird er am Ende der Welt zu den weisen Wanen zurückkehren. Er war vermählt mit seiner Schwester und gewann aus ihrem

Schoße die Kinder Frey und Freyja. Später heiratete er die Skadi, die Tochter des Riesen Thjazi, die ihn wegen seiner Schönheit und der Wohlgestaltheit der Füße unter den Göttern auswählte. Er lenkt den Lauf des Windes und beruhigt Meer, Sturm und Feuer. Ihn soll man bei Seefahrt und Jagd anrufen. Er ist so reich und begütert, daß er jedem Land und fahrende Habe geben kann, wenn er will, und darum soll man ihn deshalb anrufen (Gg. 23). Aber er ist darum doch kein Meergott, sondern als Schutzgott günstiger Schifffahrt, sommerlichen Fischfanges und des Erwerbes und Handels gibt er den guten Wind dem Seemanne, das rechte Wetter dem Fischer. Gerade für Schweden ist die Hervorhebung dieser Seite des Gottes verständlich, wo eine Seeküste mit bequemen Hafenbuchten zu Gebote stand, und das stillere Binnenmeer zum Schiffahrtsverkehre mit nahen und fernen. Inseln und Uferlanden einlud. Das isl. Sprichwort,,reich. wie Njörd" bezeichnet etwa dasselbe, was wir unter den Schätzen des Krösus verstehen (Vatnsd. S. 47).

Arinbjörn, der von Island mit seinen Gütern nach Norwegen zurückgekehrt ist, wird von Egil gepriesen:,,Freigebig erscheint er den Menschen; bei der gesamten Bevölkerung erregt Verwunderung, wie er die Mannen mit Schätzen begabt freilich haben ihn ja Frey und Njörd mit einer Fülle des Reichtums versehen" (Arinbj. kv. 15, 16). Als Egil vor König Eirik Blutaxt flüchten muß, stößt er den Fluch aus:,,Die Götter mögen den König vertreiben: damit sollen sie ihm den Raub meiner Güter vergelten! Möchten doch die Götter und Odin zornig sein. Landesgott [= Schirmherr des Landes. Odin oder Thor?], lasse den Volksunterdrücker von seinen Gütern fliehen; Frey und Njörd mögen den Bekämpfer der Leute hassen, der die Heiligtümer verletzt!" (Egils. S. 58). Njörd überwacht auch die Heiligkeit der Eide: „Ich schwöre einen Gesetzeseid, so wahr mir Frey und Njörd und der allmächtige Ase helfe", war die feierliche isl. Eidesformel (Flt. I249; Isl. S. I258, 336). Beim Opfer wurde nach dem Odinsbecher um Sieg und Macht der Freys- und Njördsbecher auf gutes Jahr und Frieden getrunken (Hak. S. g. 16)

Die Angabe der Edda, „Njörd waltet ob tausend Altären und Tempeln“ (Vafþr. 38) wird durch verhältnismäßig zahlreiche Ortsnamen bestätigt: für Norwegen kommen namentlich Bergen, Romsdal und Drontheim in Betracht, für Schweden Uppland. Auf Island heißt die Pflanze Spongia manus,,Handschuh des Njörd".

Ein norw. Lied weiß von Njörds Ehe mit Skadi zu erzählen (Sk. 1; Gg. 23; Grímn. 11; vgl. Saxo 33 ff.):

Als der Riese Thjazi, der Idun in seine Gewalt bekommen hatte, von den Göttern erschlagen war, rüstete sich seine Tochter Skadi, um den Vater zu rächen. Die Götter boten ihr als Sühne einen aus ihrer Schar an, den sie selbst wählen dürfte; doch sollte sie nur die Füße des Auszuwählenden sehen. Sie bemerkte, daß einer der Männer sehr schöne Fuße hatte und sprach: Diesen wähle ich, an Baldr wird nichts häßlich sein. Der Gewählte war jedoch Njörd. Die Neuvermählten verglichen sich dahin, daß Skadi in der Wohnstätte ihres Vaters, Trymheim, neun Nächte weilen wollte und dann drei Nächte zu Noatun. Als aber Njörd vom Gebirge nach Noatun zurückkam, sprach er:

Nicht lieb' ich die Berge, nicht lange dort weilt' ich.
neun Nächte nur;

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der krächzenden Vögel Gekreisch;

am Morgen weckt mich die Möwe täglich,

die wiederkehrt vom Wald.

Darauf begab sich Skadi hinauf auf das Gebirge.

Die neun Nächte, die Njörd mit Skadi zusammenlebt, erinnern an die neun Nächte, nach deren Ablauf Gerd sich mit Frey vermählen will; dann jagt die schimmernde Götterbraut mit ihrem Bogen auf Schrittschuhen nach Wild. Skadi tritt also ganz wie Ull in der äußern Erscheinung von Finnen auf, weil man sie als mythologische Vertreterin des Winters mit seinen eisigen Stürmen und seinem Dunkel im hohen Norden heimisch dachte, da, wo die Finnen hausten.

Die Sage und das Lied können nur in Norwegen entstanden sein, wo Gebirg und Meer so nahe bei einander sind, wo die gletscherbedeckten und schneegekrönten Berggipfel so oft

sich in den blauen Fjorden wiederspiegeln. Aber der Fischer und Schiffer will zur Sommerszeit auf Fischfang und Schiffahrt ausgehen; die winterlichen Berge sind ihm zuwider, die der Jäger oder die Jägerin auf Schneeschuhen zu durcheilen liebt. Darum konnte ein norw. Dichter sich vorstellen, daß die Gatten in unglücklicher Ehe lebten, und er schuf mit seinem Liede die knappste Form und Grundlage, den ältesten Typus von Ibsens ,,Frau vom Meere".

Das Herausfinden des Rechten ist in Märchen und Sagen weitverbreitet. Nach einer französ. Sitte muß ein Ehemann seine verkleidete Frau an ihren nackten Füßen erkennen. Allerleirauh wird vom Königssohn an ihrem Ringe, Aschenbrödel am Schuh erkannt (K. H. M., No. 65, 21, 136).

Frey.

Nach dem völligen Parallelismus, der in der alten Mythologie und Sagendichtung waltet, sind die Eltern als ein den Kindern durchaus entsprechendes Paar zu denken: sie verjüngen sich in den Kindern. Frey hat das rechte elementare Erbe vom Vater bekommen, er gebietet über Sonnenschein und Regen, Fruchtbarkeit der Saaten und Menschen, er ist der,,Erntegott" (Sk. 7; vgl. Ingunarfreyr S. 202). Nerthus ist durch ihre töchterliche Wiedergeburt Freyja, die goldene Sonnengöttin, völlig ersetzt worden.

Das Land seiner Verehrung war vor allem Schweden. Hier ist Frey bis zum Untergange des Heidentums auch der am meisten verehrte Gott gewesen. Dem Herrn des Sonnenscheines geziemen die Beiwörter ,,der Lichte, Schimmernde" (Grímn. 43). Ihm ist Alfheim, die Elbenwelt zu eigen gegeben: er hat es in ferner Vorzeit von den Asen als Zahngeschenk erhalten (Grímn. 5). Denn Licht und Luft, die Elfen und die Wanen, bewegen sich in gleichem Gebiete; in Stjordaladistrikt in Norwegen lag neben Freyshof eine Elbenstätte (Alfstadr). Freys Wohnung ist Uppsalir,,die himmlischen Säle" (Yngl. S. 10); darum wurde er besonders in Uppsala verehrt. Sein Roß saust über Berg und feuchtes Gestein

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