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die von außen mit heiligen Bändern umzogen waren, wurde der Kreis abgesteckt. In diesem Ringe saßen die Richter. Der Zweikampf und noch mehr die Volksschlacht galten als eine religiöse, unter der Gegenwart des Kriegsgottes stehende und von ihm geleitete Handlung. Der angreifende Heerkönig wie der zum Zweikampfe fordernde Mann bestimmten die Stelle des Treffens, und der Forderer ,,haselte" den Platz, d. h. ließ ihn mit Haselstecken marken.

Auf der Westseite des Gosforth-Kreuzes in Cumberland, das aus dem 7., spätestens aus dem 9. Jhd. stammt, ist ein Doppelungeheuer abgebildet, zwei Schlangenleiber mit je einem Wolfskopfe. Davor steht ein Mann, der in der einen Hand ein Horn hält, mit der andern einen Speer oder Stab, den er in die Wolfsrachen stößt, so daß diese wie durch den Stab auseinander gehalten erscheinen. Das ist sicherlich die Fesselung des Fenriswolfes und seine ,,Gaumensperre". Das Horn aber ist das Heimdalls, womit er über alle Welten ruft und die Helden zum Streite weckt (Abbildung 6).

Forseti.

Forseti heißt ein Sohn Baldrs und Nannas. Er hat im Himmel den Saal, der Glitni (Glänzer) heißt, und alle, die mit schwierigen Händeln zu ihm kommen, gehen versöhnt fort. Dort ist die beste Gerichtsstätte, von der Götter und Menschen wissen (Gg. 32). Auf goldenen Säulen ruht des Saales silbernes Dach; hier verweilt er die meisten Tage und begleitet gütlich die Fehden (Grímn. 15).

Auch die Urteile seines Vaters Baldr können nicht um. gestoßen werden (Gg. 22), und in seiner Behausung darf sich nichts Unreines finden; kein anderes Land in aller Welt ist von Freveln frei. Wie ihr Name Breidablik (weißer Glanz, der weit und breit strahlt) schon anzeigt, strahlt auch sie von edlem Metalle (Grímu. 12; Yngl. S. 5).

Außer diesen dürftigen Bemerkungen deuten nur noch die Hofnamen Forsetelund und Forsätelund in Norwegen (Hain des Forseti) auf seine Verehrung hin.

Forseti ist also der göttliche Richter, der Vertreter des Friedens und der Gerechtigkeit. Aber daß er kein alter nordgermanischer Gott ist, beweist schon sein unnordischer Name „der Vorsitzer", und im nordischen Volks- und Rechtsleben findet sich nicht die geringste Anspielung auf diesen rechtsprechenden Gott.

Von einem friesischen Gott Fosite, Fosete, Foseti, der im 8. und 9. Jhd. auf Helgoland verehrt wurde, erzählen die Bekehrer:

Willibrord kam an der Grenze zwischen den Dänen und Friesen zu einer Insel, die von den Bewohnern nach ihrem Gotte Fosite Fositesland genannt wurde, weil auf ihr Heiligtümer dieses Gottes standen. Dieser Ort wurde von den Heiden mit solcher Ehrfurcht betrachtet, daß von den dort weidenden Herden oder daselbst befindlichen Gegenständen niemand etwas anzurühren wagte. Zugleich war dort eine Quelle, aus der man nur schweigend schöpfen durfte; sonst verfiel man in Wahnsinn oder starb eines schrecklichen Todes; auch Menschenopfer wurden dem Fosite gebracht (V. Willibrordi 10). Erst Liudger gelang es i. J. 785, die Einwohner dieser Insel, die nach dem Namen ihres falschen Gottes Fosete Fosetesland hieß, dem Christentum zu gewinnen, alle Tempel des Fosete zu zerstören und dafür christliche Kirchen zu bauen (V. Liudgeri 22). Seitdem nahm die Insel, die vordem Fosetisland hieß, den Namen Helgoland an; denn sie war allen Seefahrern, zumal aber den Seeräubern ein ehrwürdiger Ort. Es ging die Rede, daß Seeräuber, wenn sie einmal von da auch nur die geringste Beute hinweggeführt hätten, entweder bald darauf durch Schiffbruch umgekommen oder im Kampf erschlagen wären; keiner sei ungestraft heimgekehrt (Ad. Br. IV 3). Nach alter friesischer Sage hat dieser Gott einst selbst sein Volk das friesische Recht gelehrt und einen Quell aus der Erde sprudeln lassen (D. S. Nr. 445).

Daß Fosite den Bewohnern Helgolands als der höchste Gott gegolten hat, beweisen seine Tempel, die Quelle, die dort weidenden Rinder, die unverletzlich sind, die Menschenopfer und der auf der Insel herrschende heilige Friede, den nicht einmal die Wikinger zu verletzen wagen. Es ist der gewaltige Himmelsgott, unter dessen Schutz und Frieden das versammelte Volk tagt, der dem Gerichte vorsteht und alle Händel beilegt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß statt des handschriftlich überlieferten Fosite vielmehr Forsite zu lesen ist; Forsita, ahd. Forasizo, ist der Vorsitzende, Tius Forsita also der Vorsitzende der Gerichtsgemeinde. Seit alter Zeit

bestanden zwischen den Friesen und Norwegern Handelsbeziehungen, auf Helgoland wurden die Norweger mit dem nordfriesischen Gauheiligtum bekannt, sie entlehnten von dort den höchsten Gott der Amphiktyonie und behielten sogar den deutschen Namen Forseti. Ist aber die Lesart Fosite richtig, für den eine Erklärung noch nicht gefunden ist, so deuteten die Nordmannen den Namen später auf volksetymologische Weise um. Da sich der fremde Gott in seiner Wesenheit völlig mit dem lichten Baldr deckte, der nach seiner ethischen Entwickelung hin der tapfere Bürge des Friedens war, verband die mythologische Wissenschaft Islands, schwerlich der lebendige Volksglaube diese beiden und machte Forseti zu einem Sohne Baldrs und Nannas. Denn erst die Edda Snorris, und sie allein, hat Baldr den göttlichen Richter zum Sohne gegeben, und was sie vom Vater und vom Sohne zu erzählen weiß, ist völlig dasselbe.

Heimdall.

Heimdall ist ein Gott des Sonnen- und Tageslichtes, und zwar der Morgenfrühe. Er ist vor allem der Wächter der Götter. Von Anbeginn an ist ihm, wie Loki höhnt, das abscheuliche Los auferlegt, in Tau und Regen und Schnee auf seinem Posten auszuharren und unablässig zu wachen (Lok. 48; Vol. 27; Grímn. 13; Skírn. 28; Gg. 27; Sk. 8). Er bedarf weniger Schlaf als ein Vogel und sieht bei Nacht ebensogut wie bei Tage hundert Rasten weit um sich her. Er kann auch hören, daß das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen wächst, um wieviel mehr vernimmt er das, was einen Laut von sich gibt. Auch die Zukunft ist ihm kund, wie den weisen Wanen (Thrymskv. 14). Er ist also ein Wächter wie kein anderer und hütet am Rande des Himmels gegen die Bergriesen die Brücke Bifröst,,den schwankenden Weg“, die von den Göttern zwischen Himmel und Erde geschlagen ist. Aber es ist darum noch keine Personifikation des Regenbogens, Weltbogens, wie sein Name gedeutet wird (dalr= Bogen). Die Eigenschaften, mit denen der Wächter der Götter aus

gestattet ist, sind Märchenzüge. Ein Jäger schießt einer Fliege, die zwei Meilen entfernt auf dem Ast eines Eichbaumes sitzt, das linke Auge heraus; ein anderer hat so helle Augen, daß er über alle Wälder und Felder, Täler und Berge hinaus und durch die ganze Welt sehen kann. Ein dritter hört das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen wachsen (K. H. M. Nr. 71, 134, 34). Wir sagen ja noch heute von Menschen, die sich besonders klug dünken, ,,sie hören das Gras wachsen". Diese Ausschmückungen stammen aus dem gemeinsamen Novellenschatze, den wir für alle Völker in vorgeschichtlicher Zeit annehmen dürfen.

Seines Gjallar-Hornes, dessen Schall durch alle Welten tönt, bedarf der Gott zwar für jetzt, solange diese Welt steht, nicht. Aber er wird es am jüngsten Tage unter dem heiligen Weltenbaume hervorholen und alle Götter damit zur Sammlung beim letzten Kampfe rufen (Vol. 27, 46).

Seiner äußern Erscheinung nach ist er ,,der lichte Ase", der lichteste der Asen" (Gg. 27; Thrymskv. 14) und steht dadurch neben dem lichten Baldr und Frey. Wie Frey den Eber Gullinbursti, so besitzt Heimdall das Roß,,Goldbüschel". Selbst die Zähne des Gottes sind von Gold; denn bei Tagesanbruch wird im Osten zuerst ein lichter Streifen sichtbar; möglich auch, daß die am Eis und Schnee nagenden Sonnenstrahlen als seine Zähne galten. Wenn das Frühlicht über die östliche Kimmung dahineilt, dann glaubte man wohl, der Gott schwebe auf Schneeschuhen durch den Luftraum auf den Wolken einher.

Sein Wohnsitz, „die Himmelsberge", sind nach norwegischer Anschauung jäh in die See abstürzende Felsen, deren schneebedeckte Gipfel das Morgenlicht zuerst bestrahlt; sie liegen am Rande des Himmels am Brückenkopfe, wo Bifröst den Himmel erreicht. Dort im behaglichen Hause trinkt der Hüter der Götter vergnügt den guten Met, Grenzwächter und Warner wie Eckehart und Rüdiger, wie Hagen im Hunnenlande.

Als die Götter beraten, wie sie wieder in den Besitz von Thors gestohlenem Hammer gelangen können, gibt er den

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Rat, den starken Gott als Braut zu verkleiden.,,Redlichen Rat" erteilt er auch bei Ægis Gastmahl dem lästernden Loki: ,,Der Trunk macht zum Toren, Übermaß wirkt bei allen Männern, daß die Zunge dem Zaume nicht folgt". Auf seinem goldmähnigen Rosse, das glänzende Schwert an der Seite, reitet er zu Baldrs Leichenfeier. Er ist Odins Sohn.

Das sind natürlich Situationen, die lediglich freie Erfindungen der Dichter sind, ohne mythischen Gehalt. Vou Heimdall handeln drei ausführlichere Mythen, einer von seiner Geburt, ein zweiter von seinem Kampfe mit Loki und seinem Schwerte, ein dritter, sehr junger, von seinem Dazwischentreten bei der Erzeugung der Stände. Die beiden ersten sind dunkel und rätselhaft und bereiten dem Verständnisse kaum zu entwirrende Schwierigkeiten.

In einem sonst verlorenen, dem Gotte selbst geweihten Zauberliede heißt es (Gg. 27):

Mädchen neun waren Mütter mir,

Ich lag neun Schwestern im Schoß.

Im Urbeginn der Zeiten haben den speerberühmten (andere: Zauberstabträger), von Kraft strotzenden Odinssohn (andere: von der Götter Geschlecht) neun Riesenmädchen am Rande der Erde geboren. Wunderstark wurde der Gott durch die Macht der Erde, die kalte See und heiliges Opferblut (des Ebers Blut?); besser war er als alle, als Herrscher war er der Hehrste, allen Geschlechtern der Menschen durch Verwandtschaft vereint (Hyndl. 36-40).

Die neun Meerfrauen, die als Heimdalls Mütter gefeiert werden, die am Saume der Erde wohnen, wo der Himmel auf ihr zu lagern scheint, und den Sohn aus der kühlen See nähren, sind wahrscheinlich die neun Töchter Egis. Die Neunzahl der Mütter ist vielleicht nichts anderes wie die Neunzahl von Benennungen der einen Mutter, der Göttin des Meeres. Mit ihr hat der höchste Gott der lichten Himmelshöhe Odin (eigentlich Tius) den Sohn Heimdall gezeugt, den am Horizont aus dem Meere aufsteigenden Gott des Frühlichtes, und als solcher heißt er Heimdall,,der über die Welt Leuchtende" oder „,der Hellglänzende“. Darum liegt auch

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