ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

sein Wohnsitz gegen den Aufgang, die lichte Ostgrenze der Erdscheibe, entgegen der Wogenklippe und dem Alpenfels im Westen, wo er mit Loki um das Halsband der Freyja kämpft (s. u. Loki; vgl. S. 228).

Heimdall heißt bei den Skalden Lokis Gegner, Sucher des Halsbandes der Freyja, Besucher der Wogenklippe und des Alpensteins, wo er mit Loki um Brisingamen stritt (Sk. 8), und Loki wird als Dieb des Brisingamen und als Heimdalls Gegner bezeichnet (Sk. 16). Loki hat mit Einbruch der Abendröte der am Morgen erschienenen Sonnengöttin ihr Halsband, die Sonne, gestohlen und es an der Klippe des westlichen Meeres verborgen. Aber der allsehende Sonnengott verfolgt ihn mit dem ersten Frühlicht in Robbengestalt, kämpft mit dem gleichfalls in Robbengestalt verwandelten Loki und bringt den Brustschmuck der Sonnengöttin zurück.

Durch Lokis Hand findet Heimdall am jüngsten Tage seinen Tod, und zwar vermutlich durch sein eigenes Schwert ,,Haupt", das jener ihm entwendet hat. Auch Frey fällt im Kampfe mit Surt durch die eigene Waffe, die ihm bei seiner Werbung um Gerd abhanden gekommen ist. Auch im Baldrmythus scheint das eigene in die Gewalt der finstern Mächte geratene Schwert dem lichten Gotte den Untergang zu bereiten, und endlich begegnet dasselbe Motiv in der deutschen Heldensage bei Rüdiger und im dänischen Liede bei Siward und Brynhild, dem nur sein eigenes Schwert etwas anhaben kann. Den Sinn, der der Bezeichnung von Heimdalls Schwert,,Haupt" zu grunde lag, können wir nicht mehr sicher erschließen; aber die Deutung „Hauptschwert" kommt ihm wohl sehr nahe. Die rätselhafte Stelle, die allein Heimdalls Schwertmythus. enthält, lautet: ,,Heimdalls Schwert heißt,,Haupt"; so ist gesagt, daß er von einem Manneshaupte durchbohrt ward. Davon ist in Heimdalls Zauberliede gesagt, und dann wird Haupt" der Tod Heimdalls genannt; denn das Schwert ist des Mannes Tod" (Sk. 8, 67). In den Worten ,,Heimdall fiel durch ein Manneshaupt" wurde der Eigenname,,Haupt“, der den Namen des Schwertes enthielt, nicht nur appellativisch gefaßt, sondern die Spielerei wurde durch den Zusatz „eines

Mannes" auf die Spitze getrieben und dadurch fast unverständlich gemacht; gemeint aber war in tieftragischer Ironie der Untergang des Gottes durch sein eigenes lichtes Schwert. Gretti, der Starke, von Island will sagen: „Ich muß meinen Kopf retten, so rette ich mein Leben“ (Grettis S. K. 637), statt dessen umschreibt er: „Ich muß,,Heimdalls Schwert" retten". Der moderne Geschmack findet an diesen dunkeln, mühsam zu erratenden Wendungen wenig Freude, aber dem Norden. behagten diese spitzfindigen, änigmatischen Spielereien sehr. Vermutlich hat der Schwertmythus, der freilich, als die Edden zur Aufzeichnung gelangten, wohl schon längst verschollen war, so gelautet: Heimdall, der gute und starke Gott, der Vertreter des Positiven, führt gegen Loki, den Vertreter der Negation, und dessen Genossen das überlegene, vorzüglichste, das Hauptschwert. Aber der ewig schlaflose Wächter der Götter läßt sich einmal pflichtvergessen von Loki beschleichen, . und sein Schwert wird mit dem des Gegners vertauscht. Mit gewechselten Waffen stehen dann Heimdall und Loki gegenüber und fechten den letzten Kampf aus, indem beide einander fällen.

Der Gott der Frühe ist der Gott des Werdens überhaupt. So wird er auch zum Vater oder vielmehr Neubegründer des Menschengeschlechtes, indem er den Unterschied der verschiedenen Stände, der Unfreien, Bauern und Edeln, begründete (Vol. 1). Die Menschen heißen „Heimdalls Kinder" oder kürzer,,Söhne des Tages" (Sigdr. 3; Am. 626). In einem norwegischen Liede (Rígspula), das kurz nach 890 entstanden ist, nachdem Harald Haarschön sich ganz Norwegen unterworfen und sich um die Hand der dänischen Prinzessin Ragnhild beworben hatte, wird das Königtum als die vollkommenste Staatsverfassung verherrlicht und der König als der, der über allen andern Ständen steht, als der oberste Herrscher im Reiche; er stammt von den Göttern ab und darf um die Tochter eines mächtigen und berühmten Königs freien. Unter dem Namen Rig, d. i. Fürst, tritt Heimdall auf, wie auch Frey Herr, Fürst" bedeutet, und vererbt seinen Namen auf seinen edlen Sohn, den Jarl, und weiter auf dessen zum

Könige bestimmten jungen Sohn. Im Grunde ist aber Rig der junge König niemand anders wie Harald Haarschön.

=

[ocr errors]
[ocr errors]

Als Rig wandelte einst Heimdall, der wackere, weise Ase, rüstigen Schrittes auf grünen Wegen den Strand entlang. In einer Hütte fand er ein Ehepaar am Herde, Ai und Edda („Urgroßvater“ und „Urgroßmutter“). Mit Schrotbrot, voll von Hülsen, und Suppe bewirtete ihn Edda, der Wirt aber trat dem Gaste seine Stelle im Ehebette ab, wie er sonst in isl. Sagas ihn in das Bett der Tochter wies. Drei Nächte blieb der Gott. Neun Monate darnach gebar Edda einen Knaben von gelber Hautfarbe und schwarzem Haar Knecht", von dem das Geschlecht der Sklaven stammt. - Rig wanderte weiter und fand in einem Hause, das ihnen eigen gehörte, ,Großvater und Großmutter"; der Mann hieb Holz zum Webebaume, die Frau führte den Faden zu feinem Gespinst. Mit vollen Schüsseln und gekochtem Kalbfleisch ward der Fremdling bewirtet. Wieder blieb er drei Tage, und nach neun Monaten genaß Großmutter" eines Sohnes „Karl" mit rötlicher Haut und blondem Haar. Während „Knecht“ mit roher Kraft nur Bast binden, Bündel schnüren und Reiser tragen lernte, zähmte „Karl" Stiere und zimmerte Pflüge, stellte Häuser und Ställe her und besorgte das Feld: von ihm stammt der Stand der Bauern. Weiter wanderte der Gott und gelangte zu einer Halle, in der auf bestreutem Estrich „Vater" and Mutter saßen; der Hausherr schnitzte am Bogen und schäftete Pfeile, in lichtblauem Kleide mit langer Schleppe schmiegte sich die Hausfrau an ihn. Mit schneeigem Linnen ward für den Gast der Tisch gedeckt, Geflügel aufgetragen und in silbernen Kannen der Wein kredenzt. Auch hier verweilte der Gott drei Tage, und nach neun Monaten gebar „Mutter" einen Knaben mit weißen Wangen und glänzenden Augen, den lichtgelockten ,Jarl (den Edling), der schon jung Schild und Lanze schwingen, Bogen spannen, Wurfspeer schleudern, Hunde hetzen und Hengste reiten lernte. Rig kam selbst und lehrte ihn Runen, gab ihm seinen Namen Rig, ihn damit als Sohn anerkennend und schenkte ihm Land und Leute. Rig-Jarl schwang das Schwert, wirbelte den Speer und tummelte das Roß; er färbte die Walstatt und fällte die Feinde, spendete den Seinen Geschmeide und Schmuck. Sein jüngster Sohn war Kon („Sprößling"); wie sein Name andeutet, sollte er König werden. Der König übertraf noch seinen Vater in der Runenkunst, er verstand die Stimmen der Vögel, stillte Meer und Feuer, machte Schwerter stumpf und vereinte in sich die Kraft von acht Männern. Durch Röhricht und Wald ritt der junge König, da rief ihm vom hohen Baume eine Krähe zu, die Dänenkönige zu bekriegen und von thnen eine Tochter heimzuführen: ihre Augenbrauen seien klarer, ihre Brust leuchtender und ihr Hals weißer als der reine, frischgefallene Schnee.

Hier bricht leider das sozial-philosophische Gedicht ab; der Schluß hat wohl berichtet, wie Kon die Hand einer

dänischen Königstochter erringt und sie friedlich als seine würdige Gemahlin heimführt.

Höni.

Wirr und wunderlich lauten die Nachrichten über Höni, und dennoch muß er in der ältesten Zeit von großer Bedeutung gewesen sein.

In einem alten kosmogonischen Gedichte wird erzählt, wie die Göttertrias Odin, Höni und Lodur die ersten Menschen am Lande findet, wenig vermögend, schicksalslos. Odin gab den Atem, Höni die Seele, Wärme gab Lodur und blühende Farbe (Vol. 17, 18). Seltsam stimmt dazu die Rolle, die Höni nach dem Kriege zwischen Asen und Wanen spielt:

Die Wanen schicken den reichen Njörd und Frey, seinen Sohn, den Gegnern als Geisel zu. Die Asen aber entsenden den Höni, der ein großer und sehr schöner Mann war, zum Häuptling wie geschaffen, und mit ihm als Gefährten den weisen Mimi. Als Höni nach dem Wanenheim kam, wurde er sogleich zum Häuptling gemacht; Mimi aber mußte ihm alle Ratschläge erteilen. Und wenn sich Höni ohne seinen Begleiter auf dem Thing oder in der Versammlung befand und ihm irgend ein schwieriger Fall vorgelegt wurde, dann antwortete er immer nur: das mögen andere entscheiden! Da merkten die Wanen, daß die Asen sie betrogen hatten; sie nahmen Mimi, schlugen ihm das Haupt ab und schickten es den Asen. Odin aber salbte es mit Kräutern und sang Zauberlieder, daß es nicht faulen konnte (Yngl. S. 4).

Merkwürdigerweise töten die Wanen also nicht Höni, mit dem sie angeführt sind, sondern den weisen Mimi. Der einfältige, ratlose und nebelhafte Höni aber bleibt bei ihnen und taucht in Lodurs Gesellschaft nach dem Weltbrande noch einmal auf. In der neuen Welt mag Höni den Loszweig kiesen, d. h. sich zum Wahrsagen des Loszweiges bedienen, um Segen und Glück dem neuen Geschlechte zu künden, Lodur jedem Labsal gewähren (Vol. 63).

So oft die Sage Höni, Odin und Loki auf Wanderung gehen läßt, Höni tritt niemals hervor. Bei dem unglücklichen Abenteuer, das mit der Entführung der Idun endet, und in dem Vorspiele der Sigurdssage, das von der Ermordung Otrs durch Loki, der Buße der Götter und dem Fluche des Zwerges

Andwari handelt, verhält sich Höni durchaus passiv. Auf Hönis enge Verbindung mit Odin deutet seine Benennung bei den Skalden als Odins Gefährte, Begleiter und treuer Freund hin, während die Bezeichnungen,,der schnelle Ase", „,der Langfuß" auf einen natürlichen Hintergrund hinweisen (Sk. 15). In der Dichtung vom Tode des Iwar Widfadmi fragt der König:,,Wer war Hrörek unter den Asen ?" und Hörd antwortet!,,Er war Höni, der feigste Ase" (FAS. I375). Eigenartig mutet auch die Benennung an ,,Nässe-König“ oder König des Frühlingsglanzes".

Die norw.-isl. Quellen wissen also nichts von einem aktiven Auftreten Hönis zu berichten, wenn er sich in der Begleitung seiner beiden Genossen befindet, sondern nur von seiner Unentschlossenheit und Unselbständigkeit. In einem anderen Lichte aber erscheint Höni in einem unendlich rührenden und treuherzigen fär. Liede:

Ein Bauer muß mit einem Riesen auf Tod und Leben ein Spiel auf dem Schachbrette wagen und besiegt ihn. Der Riese löst Haupt und Hals damit, daß er jenem ein prächtiges Haus voll reicher Vorräte jeder Art über Nacht hinstellt. Freudig erblickt der dicke Bauer am Morgen das herrliche Anwesen, das er fortan mit Weib und Kind wohlhäbig bewohnt. Abermals spielen Riese und Bauer. Diesmal verliert der Mensch und soll seinen Sohn hingeben, wenn er ihn nicht vor dem Riesen zu bergen vermag. In dieser Not wendet er sich zunächst an Odin, den Asenkönig: flugs steht er an des Bauern Tisch und nimmt den Knaben mit sich fort. Er läßt in einer Nacht einen Acker heranwachsen, und mitten im Acker heißt er den Knaben eine Ähre, und mitten in der Ähre ein Gerstenkorn sein. Der Riese reißt die Ähren aus und zerbaut sie mit seinem Schwerte. Da ruft der Knabe Odin, und der Gott führt ihn zu seinen Eltern zurück. Hierauf wird Höni um Schutz gebeten. Er erscheint sogleich und geht mit dem Jungen an den grünen Strand, allwo sieben Schwäne über den Sind dahinfliegen. Zwei von ihnen setzen sich bei Höni nieder, und dieser befehlt dem Knaben, eine Feder mitten am Kopfe des einen zu sein. Doch der Riese fängt den Vogel und reißt ihm den Hals entzwei. Aber die Feder schlüpft dem Riesen zum Munde hinaus, Höni ruft den Knaben heran und führt ihn unversehrt dem Vater zu. Nun flehen die Eltern zu Loki. Der Gott erscheint; ehe er aber mit seinem Schützling forteilt, betehlt er dem Bauer, ein Haus mit einem großen Glasfenster zu bauen und in das Fenster eine große Eisenstange zu setzen. Darauf rudert Loki mit dem Knaben zum äußersten Fischfang auf das Meer hinaus, wie Thor mit dem Riesen Hymi über dessen gewohnte Fischgründe hinausfährt, um die

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »