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tieren die großen, die sogenannten Riesenstuben die reinen Formen des Grabes in der Steinzeit; es sind Massengräber, die nicht selten 20-30, 70 und selbst 100 Leichen beherbergen, sehr geräumige Bauwerke, mehr einer Hausanlage als einer Stube vergleichbar, bald ärmlich wie die kleinen Stuben, bald wohlhabend und reich ausgestattet. Der Ruheort der Toten ist eine Nachbildung des Hauses der Lebenden. Der Grabbau soll den Toten schützen, damit er dadurch sein Leben gewissermassen fortsetzen kann. Wenn der Leib erhalten blieb, ging die Seele nicht zu grunde; sie konnte sich für kürzere Zeit zwar entfernen, aber kehrte doch beständig zurück, und das Grab war ein Haus, in dem sie ihr Dasein fortsetzte. Die Beigaben, mit denen man den Toten für das Jenseits ausstattete, die primitiven Symbole, die die Grabsteine bedecken, bezeugen einen ausgebildeten Seelenglauben; ihn beweisen auch die Spuren von Feuer: an dem Lebenselemente, an Licht und Wärme sollte sich der Tote erfreuen.

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Neben der Beerdigung war Verbrennung der Leichen. üblich, namentlich in der nordischen Bronzezeit. Diese reicht mit ihren Anfängen bis in das zweite Jahrtausend v. Chr. zurück, und ihr Abschluß fällt etwa in das vierte Jhd. v. Chr. Die Sprache zeigt, daß Leib (Leben) das ,,Dauernde" ist, während altgerm. lik-hamo nur die Umhüllung bedeutet, die für die Existenz des ,,Dauernden" nicht wesentlich ist. Dieser Gegensatz zwischen dem Leben und der Leiche lehrt, daß der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele wandellos derselbe blieb, ob die,,Hülle" verfaulte oder verbrannt wurde. Mit der Sitte, die Leiche zu verbrennen, ändert sich das Grab: es wird in der jüngern Bronzezeit klein und kleiner, wird zu einem viereckigen Behälter, der gerade zur Aufnahme verbrannter Gebeine ausreicht, oder diese werden in einem Tongefäße niedergelegt. Schließlich sind die Überbleibsel in einem Holzkistchen oder ohne jede Umhüllung der Erde anvertraut. Darum ist das Grab jetzt nicht mehr wie das Wohnhaus ausgestattet, denn es war als solches nicht mehr gedacht und gebaut; darum kommen Arbeitsgerät und Werkzeug in den

Gräbern fast gar nicht vor. Man hat den Glauben verloren, daß der eigentliche Körper fortlebt, dafür ist die edlere Vorstellung aufgekommen, daß nur die Seele nach dem Tode fortdauert. Nach der Verbrennung des Leibes und Vernichtung der liebsten Besitztümer des Verstorbenen im Feuer hielt keine Haft die Seele mehr im Diesseits fest: so sorgte man für die Toten, die nun nicht mehr rastlos umberschweifen, aber noch mehr für die Lebenden, denen die Seelen nie mehr begegnen konnten. Trotzdem hielt man an dem altehrwürdigen Brauche fest, auch nachdem er sinnlos geworden war, die Seelen mit Speise und Trank zu laben: aber was früher zum wirklichen Gebrauche des Toten bestimmt war, ward jetzt mehr als Andenken und Liebeszeichen aufgefaßt. Eine neue Stufe des Glaubens bezeichnet dann die Vorstellung, daß die Totengaben, zusammen mit dem Toten verbrannt, diesem ins bessere Jenseits folgten und dort ihm nützlich wären. Diese Behandlung der Grabbeilagen ist im Norden bis zum Ende der heidnischen Zeit festgehalten: ein jeder wird in Walhall besitzen, was auf seinen Scheiterhaufen gelegt wird. (Yngl. S. Prol.).

In der Eisenzeit (die ältere reicht vom 4. Jhd. v. Chr. bis zum 5. Jhd. n. Chr., die jüngere von da bis zum 10. Jhd. n. Chr.) verbreitet sich zugleich mit den römischen Einflüssen die Sitte der Bestattung unverbrannter Leichen. Obwohl die Leichenverbrennung keineswegs aufhört, nehmen die Begräbnisse doch mehr und mehr überhand. Aber es handelt sich in diesem Falle nur um Aufnahme ausländischer Mode. Neben der Hügelbestattung finden sich unterirdische Begräbnisstätten. Die Gräber liegen meist einzeln, die Leiche ruht in einem Holzsarge, der mit Winkelbändern und Eisennägeln verbunden und mit Tragringen versehen ist. Zuweilen liegen die Leichen in stattlich gezimmerten Holzka.nmern teils auf gestopften Kissen, teils sitzen sie auf Stühlen. Der Tote wurde bekleidet und geschmückt beigesetzt, umgeben von Speise und Trank, Spielsteinen und Würfeln, wie bei einem Festmahle. Man dachte sich also das Dasein im Jenseits als ein Leben in bloßem Genusse. Von kriegerischem Leben und Siegen, Taten und

Herrmann, Nordische Mythologie.

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Ehren war nicht die Rede. Darum legte man dem Toten auch keine Waffen bei.

Erst vom 5. Jhd. an bis in die Wikingerzeit hinein gab man ihm seine ganze Waffenrüstung mit ins Grab. Die Gebräuche, die im Walhallglauben ihre Verklärung gefunden haben, gehen also anscheinend nicht über das Jahr 500 hinaus, reichen aber weit über das Jahr 840 zurück, wo zuerst nähere Berührungen zwischen den heidnischen Nordleuten und den Christen in England und Irland stattfanden. Das kriegerische Leben der großen Wanderungen der Nordgermanen, die Heerkönige, die Schildmädchen und ihre Gefolgschaft können darum nicht das Vorbild des Walhallmythus sein. Es ist die bedeutungsvolle Übergangszeit, wo der Norden von den Deutschen die Runenschrift, die Nibelungensage und die Wodansverehrung übernahm, wo der nordische Götterglaube hauptsächlich in Norwegen ausgebildet wurde. Sein kriegerisches Gepräge war ihm durch die Kämpfe mit den Finnen und Lappen aufgedrückt, nicht erst durch die Wikingerzüge: Thors Fahrten nach dem Osten und seine Kämpfe mit den dort hausenden Riesen spiegeln diese Zeiten wieder, nicht die Wikingerfahrten nach dem westlichen Europa im 9. Jhd. Die Sitte, den Toten mit Speise und Trank zu bestatten, ist allerdings vom Walhallglauben verschieden, darf aber, da es sich bei diesen neuen Bestattungsgebräuchen nicht um einheimische Bildungen handelt, gegen das Alter von Walhall nicht angezogen werden. Um dieselbe Zeit, spätestens im 7. bis 8. Jhd., ward auch der Seelenwanderungsglaube aus der Fremde im Norden eingeführt.

In der Wikingerzeit traten Speise- und Trankgeräte in der Grabausstattung ganz zurück. Außer dem Streithengst und Pferdegeschirr zum Fahren hat auch der Hund und Falke bisweilen seinen Herrn auf der Reise ins Jenseits begleitet. Wie das kriegerische Leben des Wikings durch den Tod keine Unterbrechung erlitt, so folgte dem kühnen Seehelden auch sein gutes Schiff. Zu der Reise ins Land der Hel mußte der Tote über das Wasser fahren. Von den Schiffsbestattungsfunden ist der von Gokstad nahe am Sandefjord im südl. Nor

wegen am berühmtesten, etwa vom Jahre 900. In einer Grabkammer unmittelbar hinter dem Maste ist der tote Häuptling mit seinen Waffen niedergelegt; mit ihm zusammen waren zwölf Pferde, sechs Hunde und ein Pfau begraben. In dem Grabhügel bei Tune nahe Frederiksstad ist ein Mann mit seinen Waffen und zwei Pferden in seinem Schiffe beigesetzt. Nur in Dänemark sind solche von Hügeln bedeckte Schiffsgräber nicht nachgewiesen.

Zum Gedächtnis und zu Ehren des Toten wurden oft Bautasteine (d. h. lange, spitze Steine zum „Stoßen“ oder Steine zum Andenken eines „,Getöteten") und Runensteine errichtet; sie vertreten die Leichen- oder Re-bretter Deutschlands, die Namen, Geburts- und Todestag des Verstorbenen enthalten. Schon die Bronzezeit kannte unbehauene Bautasteine auf dem Gipfel eines Grabhügels. Die Steine mit Runeninschriften scheinen von 500 an aufgekommen zu sein; gegen Ende der heidnischen Zeit begegnen sie zahlreich und sind ausschließlich auf oder bei Gräbern sichtbar aufgestellt.

Seelenwanderung und Wiedergeburt.

Die Runeninschriften mit den älteren Runen und die nordischen Königsnamen im Beowulf zeigen, daß vor dem Jahre 500 bei der Namengebung das Variationsprinzip geherrscht hat, d. h. das Bestreben, innerhalb der Familie bereits vorhandene Namen durch Kombination mit andern, ebenfalls schon vorhandenen, und allenfalls auch mit Benutzung der Alliteration zu individualisieren. Aber mit dem Glauben an die Seelenwanderung kam die-Sitte auf, dem Neugeborenen den vollen unveränderten Namen eines verstorbenen Angehörigen und zumal des Vaters beizulegen, wenn dieser bereits gestorben. war: mit dem Namen sollte dieser in dem Neugeborenen weiterleben.

Dieser Glaube an die Wiedergeburt eines Menschen nach dem Tode in einer neuen Menschengestalt wird deutlich von dem Sammler der Eddalieder ausgesprochen: Von Helgi und Swawa heißt es, daß sie wiedergeboren seien (H. Hj. 43), nach Helgi, Hjörwards Sohn, war Helgi der Hundingstöter benannt. Das war in alter Zeit Glaube, daß Menschen

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wiedergeboren werden könnten, jetzt aber heißt das alter Weiber Wahn. Von Helgi und Sigrun erzählt man, daß sie wiedergeboren seien:

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er hieß da Helgi, der Haddingenheld, und sie Kara, Halfdans Tochter“ (H. H. II 50). Der Glaube an die Wiedergeburt war der Grund, daß der Redaktor der Liedersammlung das Gedicht von Helgi Hjörwardssohn zwischen die Lieder des Wölsungenkreises einschob, wohin eigentlich nur die Lieder von dem zweiten Helgi (Hundingstöter) gehören. Als nach Sigurds Ermordung Brynhild sich selbst töten will, versucht ihr Gatte Gunnar sie davon abzuhalten und bittet auch seinen Bruder Högni, sie zu überreden, am Leben zu bleiben. Aber Högni weigert sich: „verleide ihr keiner den langen Weg, und verwehrt sei ihr ewig die Wiedergeburt, sie war zum Unglück geboren und hat nur Böses im Leben getan" (Sig. III 45). Der Wunsch, daß Brynhild nicht möge wiedergeboren werden, zeigt, daß man an die Möglichkeit einer solchen glaubte, aber hoffte, daß der Böse nicht wiedergeboren würde. Starkad der Alte erzählt in einem Verse, daß seine Zeitgenossen von ihm glaubten, daß er ein wiedergeborener Riese wäre, nämlich sein Großvater Starkad (FAS III 56). Kolbein schien wiedergekommen und wiedergeboren, nach dem man sich immer sehnte (Sturl. IV, IX2). Von Olaf dem Heiligen glaubte man bei dessen Lebzeiten, daß er der wiedergeborene Olaf Geirstada-alf wäre. Ein Lehnsmann seines Vaters wurde durch eine Traumerscheinung des längstverstorbenen Olaf Geirstada-alf aufgefordert, dessen Grabhügel zu erbrechen und Schwert, Mantel, Ring und Messer herauszunehmen: mit dem Gürtel sollte er die Königin umspannen und ihr damit die Geburt erleichtern, dafür aber die Wahl des dem Kinde beizulegenden Namens verlangen. Der Knabe wird nach heidnischer Sitte mit Wasser begossen und Olaf genannt (FMS IV K 16; Flt. II 6-9). Olaf der Heilige kam später einmal nach Geirstad zu dem Hügel, in dem der alte Olaf beigesetzt war. Da fragte ihn einer seiner Freunde: sag mir, ob du hier begraben gewesen bist? Olaf antwortete: nie hatte meine Seele zwei Leichname, und sie wird sie nicht haben. Derselbe Mann sprach wiederum zum Könige: man sagt, König, daß du früher, als du an diese Stätte gekommen seiest, gesagt habest: es war eine Zeit, da wir hier waren, und von hier weg kamen. König Olaf antwortete : das habe ich nicht gesprochen, und das werde ich nie sprechen, und wenn ich ein anderes sage, wie ich soeben gesprochen habe, so ist mein Glaube falsch; und damit gab er seinem Pferde die Sporen und ritt davon (Flt. II 135). Noch deutlicher erhellt der Zusammenhang zwischen Namenübertragung und Seelenüberführung aus der Erzählung von Thorstein Ochsenfuß.

Ein riesischer Erdhügelbewohner verkündet ihm im Traume, daß er Christ werden würde und bittet ihn, dann seinen Sohn nach dem Erdriesen zu benennen: er soll seinen Namen unter die Taufe bringen" (d. h. ihn in seinem Sohne wiedergeboren werden lassen) und ihm durch diese List

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