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Augenblicke wird er aufspringen, die Leine durchhauen, und die Weltschlange wird wieder versinken (Abbildung 9).

Baldr.

Baldr und Wali sind Brüder, Söhne Odins, d. h. ursprünglich des Himmelsgottes Tius. Ihre Namen zeigen auf das lichte Element, dem sie entstammen: Baldr ist ,,der Leuchtende, Licht Verbreitende" (vgl. germ. *bal-paz zu lit. baltas, gr. qalós), und da idg. bhaltos sowohl glänzend wie schnell, kühn bedeutet, sind beide Bedeutungen vielleicht auch für Baldr anzunehmen, der in den ältern Quellen durchaus als kriegerisch erscheint. Die Bedeutung,,König, Herr" scheitert an Baldrs Beinamen Bäldäg lichter Tag" (Sn. E. Prol. 4). Wali ist,,der Glänzende" und schon der Namenbildung nach der jüngere Bruder. Bei Saxo sind die Brüder durch die Alliteration eng verbunden: Balderus und Bui-Bous „Glanz und Kraft."

Nach volkstümlicher mündlicher Überlieferung entwirft Snorri folgendes Bild von Baldr:

Von ihm ist nur Gutes zu berichten; er ist der Beste, und alle loben ihn. Er ist so schön von Ansehen und so schmuck, daß ein Glanz von ihm ausgeht; auch gibt es eine Grasblume, die so weiß ist, daß sie mit Baldrs Wimpern verglichen wurde: es ist aller Gräser weißestes, und danach kann man sich seine Schönheit an Haar und Körper vorstellen. Er ist der weiseste der Asen, versteht am schönsten zu reden und ist der wohltätigste. Er wohnt in Walhall in Breidablik (Weitglanz), und an jener Stätte darf nichts Unreines sich finden (Gg. 22; vgl. aber Grímn. 12).

Als Skadi sich einen von den Göttern zum Gemahl auswählen soll, doch so, daß sie nur die Füße des Auszuwählenden sehen darf, bemerkt sie, daß einer von den Göttern sehr schöne Füße hat und spricht: Diesen wähle ich, denn an Baldr wird nichts häßlich sein" es war jedoch Njörd (Sk. 1). An Baldr wird also eine eigentümliche Schönheit der Füße vorausgesetzt. Die Pflanzen, die im Norden Baldersbrå (Baldrs Augenwimper) heißen, gleichen einander darin, daß sie Kompositen (Vereinsblütler) mit gelber Scheibe und weißen Strahlen sind der Name zeigt, daß man sich Baldr schön vorstellte,

licht und glänzend, mit weißer durchsichtiger Hautfarbe, mit weißen Wimpern und goldgelbem Haare.

Man mag immerhin zugeben, daß auf dieses Lichtbild des edlen, unschuldigen, milden, strahlenden Gottes und seiner himmlischen Wohnung die Auffassung der Christen vom ,,weißen Christus" nicht ohne Einwirkung geblieben ist, und Snorri war ein Christ; ihm drängte sich die Ähnlichkeit zwischen Baldr und Christus in ihrem Tode auf, und deswegen machte er ihn zum Besten der Götter, den alle loben, und in dessen Nähe keine Sünde zu finden ist. Aber der Kern seiner Angaben widerstreitet durchaus nicht der Vorstellung von dem kriegerischen Wesen des Gottes. Auch in der Heldensage bei Siegfried sind Kampflust und Reinheit und Unschuld des Charakters gesellt. Baldr und Frey vertreten im Götterreiche den sonnigen, arglosen Heldentypus der altgerm. Dichtung eines Siegfried, Wolfdietrich, Beowulf, der beiden Helgi. Derselbe Dichter, der das unschuldvolle Leben in der neuen Welt schildern und Baldr und Höd als Vertreter des ewigen Friedens hinstellen will, bezeichnet doch in der nämlichen Strophe die wiedervereinigten Brüder als Schlachtgötter, als Repräsentanten des Krieges, die Odins siegreiche Gehöfte bewohnen (Vol. 62). Von Baldrs kriegerischem Wesen weisen gerade die ältesten Gedichte unzweifelhafte Spuren auf. Als Loki bei Egis Gastmahl Frigg schmäht, klagt sie, daß Baldr nicht mehr lebe, der sie nicht ungerächt lassen würde (Lok. 27): damit wird deutlich ausgesprochen, daß Baldr von allen anwesenden Asensöhnen der mutigste, stärkste und kriegerischste war, denn von ihm wird das erwartet, das später nur dem stärksten aller Asen, Thor, gelingt. König Iwar Widfadmi läßt sich seinen Erzieher Hörd holen, um sich von ihm seinen Traum deuten zu lassen, und fragt ihn:,,Wer war Halfdan der Mutige unter den Asen ?" Hörd antwortet:,,Er war Baldr unter den Asen, den alle Götter beweinten" (FAS 1972). Baldr war also hervorragend tapfer und kriegerisch wie der heldenkühne Halfdan, der auf Heerfahrten in fremden Landen umherzog und sich einen Teil von England unterwarf. Auch Saxos Darstellung der Kämpfe zwischen Balderus und Hötherus

um Nanna läßt auf Sagen schließen, die Baldrs kriegerischen Sinn hervorhoben.

Wiederholt wird Baldr als kühner Reiter bezeichnet. Loki hat es verschuldet, (durch seine Weigerung zu weinen), daß Frigg nicht mehr reiten sieht Baldr zu der Götter Sälen (Lok. 28). Als einem Lichtgotte kommt ihm das Roß zu; es wird mit dem gesamten Sattelzeug zu dem toten Herrn auf den Holzstoß gelegt (Gg. 15, 49). Er öffnet seinen vor Durst schmachtenden Kriegern die Erde, und an der herausströmenden Quelle labt sich das gesamte Heer; Baldersbrönd (Baldersbrunn), ein Dorf mit starker Quelle, eine Meile von Roeskilde an der Straße nach Kopenhagen gelegen, hält das Andenken daran fest (Saxo 74). Dort lebt noch die Sage, König Balders Roß habe das Wasser mit seinem Huf aus der Erde geschlagen; den Huf soll man vor Zeiten dort ausgegraben haben. Nach einer verworrenen Bemerkung fährt Baldr auf einem mit zwei Rossen bespannten Wagen (Saxo 74). Wie ein nordischer Wiking besitzt Baldr auch ein stattliches Schiff, das beste der Schiffe (Sk. 5), es wird auch für Baldrs Scheiterhaufen verwendet (Gg. 49).

Schon der Vergleich der Charakteristik Baldrs bei den Dichtern, die vor Snorri gelebt haben, und diesem selbst zeigt, daß die älteren Quellen ein ganz anderes Bild ergeben wie das, das Snorri entworfen hat. Snorris Aufzeichnung kann unmöglich schon mehrere Jahrhunderte vor seiner Zeit in dieser Gestalt bekannt gewesen sein; von vornherein ist daher Vorsicht geboten. Höds Blindheit wird nicht vorausgesetzt, Loki hat noch keinen Anteil an Baldrs Ermordung, Baldrs und Höds kriegerische Seite wird nachdrücklich hervorgehoben. Nur eine Übereinstimmung zwischen der ältesten Überlieferung und Snorri scheint zu bestehen: die Tötung Baldrs durch einen Mistelzweig.

Dem Eddaliede,,Baldrs Träume" liegt ein älteres Wegtamslied zu grunde (ca. 900), von dem der Anfang in den fünf einleitenden Strophen erhalten ist:

Die Götter und Göttinnen versammeln sich zum Rat, warum böse Träume den Baldr plagen. Odin erhebt sich, sattelt sein Roß Sleipni und

reitet niederwärts in die Wohnung der Todesgöttin Hel. Böse Vorzeichen künden an, daß seine Reise keinen guten Erfolg haben werde. Der Höllenhund Garm mit blutbefleckter Brust begegnet ihm, wütend bellt er den Fremdling an, doch vor dem Vater des Zaubers weicht er scheu zurück. Odin reitet weiter und gelangt zum hohen Hause der Hel. Östlich davon ist das Grab einer verstorbenen Wölwa. Da singt Odin den Leichenzauber, bis sich widerwillig das Weib aus seinem Hügel erhebt und fragt: „Wer ist der mir unbekannte Mann, der mich aus meiner Ruhe aufscheucht? Schnee beschneite mich, Regen schlug mich, Tau beträufelte mich tot war ich lang." Weil Odin fürchtet, daß ihm die Seherin nicht die Wahrheit sagt, wenn sie seinen wirklichen Namen kennt, nennt er sich Wegtam (Weggewohnt), Sohn des Waltam (Kampfgewohnt) und legt ihr die Frage vor: Für wen sind Hels Bänke mit blitzenden Ringen, die glänzenden Dielen mit Gold belegt?" Die Seherin gibt die fürchterliche Antwort, daß Baldr bei Hel erwartet werde, daß für ihn ein festlicher Empfang bereitet werde, und daß darob die Asensöhne in Verzweiflung seien. Auf die weitere Frage, wer denn Baldrs Mörder wäre, antwortet die Wölwa: „Höd wird hierher in die Unterwelt den herrlichen Ruhmeshelden befördern, er wird Baldrs Blut vergießen und Odins Sohne das Leben rauben.“ Odin forscht weiter, wer die ruchlose Tat rächen und Baldrs Mörder auf den Holzsto legen werde. Die Seherin erwidert:

Rind gebiert Wali
einnächtig kämpfen

das Haupt nicht kämmt er,
ehe Baldrs Feind

im westlichen Saal,

wird Odins Sohn;

noch die Hände wäscht er,
auf dem Holzstoß liegt.

Odin: Wer sind die Mädchen, die um Baldrs Tod weinen? Die Wölwa: „Egis Töchter sind es, die um den toten Gott klagen."

Das Heulen und Brausen der erregten Wellen ist das Klagelied, das um den Toten angestimmt wird; die brandenden Meereswogen sind die strömenden, salzigen Tränen der Meermädchen. Aber diese Frage,,Wer wird Baldr beweinen?" wird von Odin nicht mehr wie die vorausgehenden Fragen direkt gestellt, sondern in ein Rätsel verkleidet; an der geheimnisvollen Unlösbarkeit erkennt die Wölwa den Gott und fordert. ihn auf, heimzureiten. Mit Recht hat man bemerkt, daß das Kenntlich werden Odins vor der Seherin weit besser als durch. diese Rätselzeilen begründet werde durch Odins Abschiedsworte an Baldr:

Was sagte Odin ins Ohr dem Baldr,

ehe man ihn auf den Holzstoß hebt?

Die Wölwa weiß zwar über alle Einzelheiten von Baldrs Tod genaueren Bescheid als Odin; an der Art aber, wie der

Herrmann, Nordische Mythologie.

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Gott an das kaum gehörte Unvermeidliche sofort höhere, göttliche Maßnahmen knüpft, die kein Wesen sonst erraten kann, muß sie die Überlegenheit des Gottes erkennen. Es ist dieselbe Frage, die weder Wafthrudni noch Heidrek beantworten können (vgl. S. 320, 324).,,Odins Worte an den toten Baldr" waren dem ausgehenden Heidentum ein Lieblingthema; daß es ihm selbst als unlösbar galt, daß auch das Heidentum glaubte, diese geheimste aller Runen wäre nur ihm und nicht auch den Menschen bekannt, ist kaum anzunehmen. Die Haddingsage preist den Unsterblichkeitsgedanken als Vorrecht des Asenglaubens, und der Ring Draupni, der mit dem jungen Odinssohne verbrannt wird (Skírn. 21, 22), soll nach der Absicht des Dichters dem Toten ein tröstliches sinnbildliches Zeichen sein der Ring, ein Symbol der Fruchtbarkeit und des Lebens, der sich selbst durch Abtropfen jede neunte Nacht achtfach erneuert, soll auf die Wiederkehr Baldrs deuten.

Von dem Tode Baldrs durch Loki oder den Mistelzweig wissen die bisher angeführten Quellen nichts. Lokis Teilnahme am Mord und der Mistelzweig begegnen zum ersten Male in der Weissagung der Seherin, deren Prophetenkunst einst Odin selbst geprüft und bewährt gefunden hatte (Vol. 32 -35, 62):

Für Baldr, den blutigen Asen, den Sohn Odins, sah sie das Schicksal bestimmt; hoch über dem Boden stand gewachsen schlank und sehr glänzend ein Mistelzweig (Mistiltein). Es ward von dem Baume, der schmächtig aussah, ein gefährlicher Schmerzenspfeil. Höd schoß damit; aber Frigg beweinte in ihrem Palaste das Unglück von Walhall. Wali, Baldrs Bruder ward frühgeboren; eine Nacht alt begann er zu kämpfen, das Haar nicht kämmte er, die Hände nicht wusch er, bis er den Mörder des Baldr auf den Scheiterhaufen gelegt hatte. Gefesselt sah die Seherin unter dem Sprudelwalde die heimtückische Gestalt des Loki, dort saß Sigyn, versunken in Schmerz über ihren Gatten. ... Aber wenn der Weltbrand vorüber ist, die Äcker unbesät Früchte tragen, alles Böse gut werden wird, dann werden Baldr und Höd aus der Unterwelt nach Walhall zurückkehren.

Wenn Surts Lohen verlöschen, bewohnen Widar und Wali der Götter Behausung (Vafþr. 51); sie sind zusammenge. stellt, weil der eine seinen Vater Odin, der andere seinen Bruder Baldr gerächt hat.

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