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mythen machen es wahrscheinlich, daß auch Baldrs Tod durch seine eigene Waffe erfolgte, die auf irgend eine Weise in die Gewalt seines Gegners geraten war. Vielleicht ist das Schwert in Norwegen nach der Mistelpflanze genannt, die, als ein Bild fröhlichen Lebens in der öden Winterlandschaft, das Schicksal des Lichtschwertes vortrefflich symbolisierte, das den finsteren Mächten anheimfiel.

Die Art und Weise endlich, wie Hötherus seinen Nebenbuhler erschlägt, hat viel mehr Wahrscheinlichkeit für sich als der Mord in Gegenwart aller Götter. Hötherus trifft ihn allein bei Nacht und bohrt ihm das Schwert in die Seite. Bei Snorri ist Nanna das rührende Beispiel vergöttlichter Treue und duldender Liebe. Aber eine solche Untätigkeit ist dem Geiste der alten Mythen durchaus fremd. Schon ihr Name ,,die Wagende" weist auf die sieghaft hervorbrechende Natur des Lichtes; so ist auch die deutsche Sinthgunt,,die reisige Kämpferin" oder „,die zum Kampf Ausgehende“.

Der Baldrmythus ist einst über den ganzen Norden verbreitet gewesen, aber verschieden in Dänemark, Norwegen und Island ausgeprägt. Alle nordischen Völker von Jütland, Schonen, dem südlichen Schweden an bis Drontheim, den Färöer und Island hinauf kennen die ,,Baldersbraue" (Baldrsbrá die Hundskamille, Anthemis cotula). Mit dem Sonnenauge des Tages oder mit dessen Strahlenwimpern wurde die gelbe Blumenscheibe samt dem sie umsäumenden Kranze spitzer Blütenblättchen zunächst verglichen. Der schwed. Name für die Kamille,,Weißauge", der englische für das Gänseblümchen daisy (,,Auge des Tages") zeigt, daß man Baldrsbrá nicht als „Fürstenkragen" auffassen darf. In der Bedeutung,,Kragen" ist brá nie belegt, baldr war nur ein poetisches, nie der Umgangssprache angehöriges Wort für ,,Fürst", und schließlich wissen wir nichts davon, daß die an. Fürsten weiße Halskrausen trugen. Man hat also zu früh gejubelt, daß damit ein weiteres angebliches Zeugnis für die einstige Volkstümlichkeit des Gottes Baldr aus der Welt geschafft sei.

Kultstätten, an die Baldrs Verehrung sich knüpfte,

sind Baldersbrönd, Baldrshöj auf Seeland (beide von Saxo erwähnt), Balderslöf, heute Boldersleben, in Nordschleswig; Baldersnes, heute Balsnes im Drontheimer Fjord, (schon von Saxo erwähnt), Baldersholl und Basberg in Norwegen. Im Kirchspiele Lekanger am Sognefjord begrüßen den Touristen Baldersgrov, Baldersvold und Baldershagi (hagi = ein Stück

Grasland).

Aus Baldershagi bei der Residenz des alten Königs Beli erfahren wir auch Näheres, wenn auch wenig Zuverlässiges, über den dem Gott Baldr gewidmeten Kultus.

In Baldrshagi war eine geweihte Stätte, und hier war ein großes Opferhaus, umgeben mit einer hohen Umzäunung. Viele Götter waren im Tempel, doch ward am meisten Baldr verehrt. Die Stelle ward so heilig gehalten, daß dort weder Menschen noch Tiere beschädigt werden durften; auch durften da nicht Männer mit Frauen zusammenkommen. Trotzdem trifft sich Fridthjof hier wiederholt mit Ingibjörg, deren Huld er höher achtet als Baldrs Zorn. Bei religiösen Festen wurden in dem Saale die Götterbilder von Frauen gesalbt, am Feuer gewärmt und mit einem Tuche getrocknet. Bei einer solchen Feier, als die Königin gerade Baldr am Feuer hatte, trat Fridthjof ein und bemerkte den kostbaren Ring an ihrer Hand, den er Ingibjörg geschenkt hatte. Er griff nach dem Ringe und zog so gewaltig, daß darüber Baldr und auch das andere Götterbild, das schon gewärmt war, ins Feuer fielen. Die Lohe schlug in beide Götter, die noch dazu vorher gesalbt waren, und von da auf das Dach, so daß das Haus in Flammen stand. Später stellte der König Baldrshagi wieder her (FAS II 85 g).

Loki.

Loki ist eine der interessantesten Gestalten der nordischen Mythologie, wenn nicht geradezu die interessanteste. Als der Geist, der stets verneint, treibt er innerhalb der Götterwelt sein Wesen, aber seine Nachkommenschaft ist riesisch; er ist bald Ratgeber und Helfer der Götter, bald ihr Possenreißer und Spaßmacher, schließlich aber ihr erbittertster, furchtbarster Feind, der den Weltbrand heraufbeschwört; er ist eine Art mythischer Don Juan, aber auch ein Jago; er ist schön und anmutig von Aussehen, aber böse von Gemütsart und höchst unbeständigen Wesens (Gg. 33): - wo er aber auch auftritt, überall zeigt sich seine Schlauheit und List. Seine

Doppelnatur wird anschaulich durch seine Doppelzugehörigkeit zu Göttern und Riesen erläutert. Die Frage ist berechtigt, ob eine Gestalt mit dieser Mischung von guten und bösen Eigenschaften Anspruch auf hohes Alter hat.

Bei den Skandinaviern finden sich, auch abgesehen von dem Feuerriesen Surt, deutlich Spuren einer Feuergottheit und eines Feuerkultes.

Die alles verzehrende Flamme ist in Logi personifiziert, dessen Name zu ,,Lohe" gehört.

Loki hat sich bei Utgarda - Loki gerühmt, daß niemand schneller zu essen vermöge als er. Aber Logi, der zum Personale der Burg gehört, also selbst ein Riese ist, erklärt sich zum Wettessen bereit. Ein großer Trog, mit Fleisch gefüllt, wird hereingebracht, und beide beginnen, jeder von einem andern Ende des Troges anfangend, zu essen. Beide essen so schnell sie können und kommen in der Mitte des Troges zusammen: Loki hat alles Fleisch verzehrt außer den Knochen, Logi aber mit dem Fleisch auch die Knochen und den Trog dazu, er hat somit die Wette gewonnen. Loki erfährt später, daß er unterliegen mußte, weil sein Gegner Logi das Wild- oder Flugfeuer gewesen war (Gg. 46).

Der Schwank ist allerdings fast ganz auf märchenhaften Zügen aufgebaut (S. 372 f.), und es ist auffallend, daß der Erzähler selbst die allegorischen Figuren und Züge deutet. Aber der Kampf, der ausgefochten wird, ist durch die elementare Verwandtschaft der Kämpfenden und zugleich durch die Ähnlichkeit ihrer Namen bedingt. Das Feuer ist das eine Mal als rohe, ungebändigte Naturkraft, d. h. als Riese, das andere Mal als die den Menschen nützliche und wohltätige Kraft, d. h. als Gott dargestellt. Eine andere Sage zeigt, daß Logi nicht nur Personifikation der vernichtenden Naturkraft war, sondern auch der Kultur, die sich an den Gebrauch des Feuers knüpft:

Halogi, Fornjots Sohn, heißt es, sei ein Name Logis gewesen von seiner hohen Gestalt, da er ja zum Riesengeschlechte zählte. Er hatte von seiner Frau Glod zwei Töchter, Eisa und Eimyrja. Diese entführten ihm zwei Jarle auf öde Inseln, und die Inseln wurden infolge davon bewohnbar (FAS II 383).

Logi und Glod sind wörtlich Feuer und Glut, Eisa und Eimyrja Asche und Glutasche: ihre Entführung nach den öden Inseln bezeichnet die Einführung geordneter Zustände

und namentlich des häuslichen Herdes auf ihnen. Mag es auch Volksetymologie sein, die den Landschaftsnamen Halogaland in Norwegen von Logi ableitet, der Sinn der Sage bleibt doch, daß das Feuer das Hauswesen stiftet und erhält, daß es Helfer und Begründer der menschlichen Kultur ist.

Als Gott der freundlichen Flamme, der wohltuenden Wärme erscheint Lodur. Aber nur bei der Menschenschöpfung tritt er im Vereine mit Odin und Höni handelnd auf, sonst weiß die nordische Mythologie nichts von ihm zu erzählen. Wenn sein Name dem indischen Dämon der Sommerhitze gleich ist, so ist aus dem Dämon der sengenden Glut im Norden ein freundlicher Gott der sommerlichen Luftwärme geworden, der den Menschen Erquickung und Kräftigung gewährt. Darum verleiht er den ersten Menschen seine eigensten Gaben: Wärme, Gebärde und blühende Farbe. Aber die labende Wärme verkümmert im rauhen Norden zwischen Schnee und Eis und wird zuletzt vom flammenden Feuer verdrängt. Lodur verschwindet, und seinen Platz nimmt der feurige Loki ein. Durch förmlichen Vertrag wird seine Aufnahme in den Dreibund besiegelt, indem Odin mit ihm Blutbrüderschaft schließt (Lok. 9). Odin, Höni und Loki begegnet das Abenteuer mit Otr, dem Bruder Fafnis und Regins, sowie mit dem Riesen Thjazi; an diese drei Götter wendet sich der fär. Bauer, der seinen Sohn im Spiel an den Riesen verloren hat.

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Die Deutung von Loki als ,,Schließer, Endiger" ist zu abstrakt und allgemein, als daß sie den ursprünglichen Sinn treffen sollte. Eine Kurzform für Lucifer mit volksetymologischer Umdeutung Schließer anzunehmen, welchen Namen die Nordleute aus dem Munde von Angelsachsen hörten, ist wenig wahrscheinlich; denn wir wissen von einer volkstümlichen Verwendung Lucifers auf ags. Boden nichts, und eine in dieser theologischen Weise entstandene Göttergestalt hätte kaum so in den Volksglauben eindringen können, um im Volksmunde noch nach Jahrhunderten Redensarten zu hinterlassen wie die auf S. 407/8 angeführten. Isl. loki,,Lohe, Feuer" ist nahe verwandt mit dem Synonymum logi. Von diesem

Appellativum loki ist der Göttername Loki ausgegangen, und es findet sich in der Tat in der ältern Gestaltung Lokis kein Zug, der sich nicht aus seiner Feuernatur verstehen ließe. So erklärt sich auch seine Doppelnatur: wie das Feuer für den Menschen ein wohltätiges, aber auch ein verheerendes Element ist, so zeigt sich auch Loki bald als wohlwollender Gott, bald als böser Dämon.

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Wohltätig ist des Feuers Macht,

Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft.

Lokis Eltern heißen Farbauti (der gefährliche Schläger Blitz) und Nol oder Laufey (die Nadel [des Nadelbaumes] und das Laubblatt). Wenn der zündende Funke zwischen die trockenen Nadeln oder das dürre Laub fällt, so wird das Feuer geboren, d. h. die Nadel oder das Blatt wird die Mutter Lokis. Derjenige aber, der vor andern gefährlich schlägt, ist der Gewittergott selbst. Daher sind auch Thor und Loki stets Gefährten, wie Donner und Blitz stets zusammen sind. ,,Lange gehen Loki und Thor (d. h. Blitz und Donner), das Unwetter läßt nicht nach“ ist eine isl. Bezeichnung für ein anhaltendes Gewitter. Wenn Lokis Gattin Sigyn, die in rührender Treue bei dem gefesselten Missetäter aushält, nicht dichterische Erfindung ist, ein Gegenstück zu der vergöttlichten Treue Nannas, so mag sie wohl die gewitterschwangere Regenwolke bezeichnen (norw. siga,,sickern"). Durch die gemeinschaftliche Wirksamkeit des Blitzes und Gewitterregens werden frische und kühle Winde erzeugt; darum heißen Lokis und Sigyns Söhne Nari ,,der kühle" Wind und Wali,,die steife Kälte". Lokis Brüder sind Byleipt, der Donnerblitz (norw. bynja lärmen, donnern) und Helblindi,,finster wie die Unterwelt". Diese Auffassung von Loki als Gott des Feuers, der Hitze und des Blitzes, wird noch durch seinen andern Namen Lopt,,lustige, in die Luft fahrende Flamme" bestätigt; wie Loki bei den Skalden Odins Begleiter und Gefährte ist, so heißt Odin auch Lopts Freund. Daher eignen Loki auch die Schuhe, mit denen er durch Luft und Wasser schreiten kann, ein Wolkensymbol.

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