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von Finnen auf. Schon Tacitus berichtet von den Finnen, daß ihre einzige Hoffnung auf den Pfeilen beruht, die sie aus Mangel an Eisen mit Knochen spitzen, und daß die Jagd Männer wie Weiber ernährt (Germ. 46). Darum übt Ull das Weidwerk, und ist wie Skadi in der Kunst des Bogenschießens und Schneeschuhlaufens ausgezeichnet, die wir als speziell finnische Fertigkeiten seit alters her kennen. Von der Anwendung der Schritt- oder Schneeschuhe haben die Skridifinnen allein ihren Namen, und ohne die Erfindung dieses Gerätes, das über den Schnee des langen Winters hinweg den Finnen zu ihrer Nahrung verhalf, scheint eine Existenz für sie in ihren Regionen kaum möglich. Von ihnen lernten die Nordleute die Benützung des Skis kennen, dessen sie sich bei der Jagd bedienten. Die Finnen galten aber auch für außerordentlich zauberkundig. Auch Mitothin ist ein Zauberer, wie seine Verehrer ,,Zauberer" (= Sitones, Tac. Germ. 40) genannt wurden, und er muß nach Finnland fliehen, wo alles Zauberwesen heimisch war. Ebenso ist Ollerus in der Zauberkunst erfahren und fährt auf einem Knochen, über den er Zauberformeln spricht, wie in einem Schiffe über das Meer.

Widar.

Widar nennt man den schweigsamen Asen. Er besitzt einen dicken Schuh und ist beinah so stark wie Thor. In allen Gefahren setzen die Götter großes Vertrauen auf ihn (Gg. 29). Die Skalden bezeichnen ihn als den schweigsamen Asen, Besitzer des Eisenschuhs, Feind und Töter des Fenriswolfes, Rächer der Götter, Bewohner und Erben der väterlichen Wohnungen, Odins Sohn, der Asen Bruder (Sk. 11). Seine Mutter ist die Riesin Grid. Bei ihr kehrt Thor auf dem Wege zu Geirröd ein, und diese leiht ihm ihren Gürtel, ihre Eisenhandschuhe und ihren Stab.

Die Alliteration mit Vóđenn zeigt, daß die Verbindung zwischen beiden Göttern spätestens ins 8. Jahrh. fallen muß. Bei Ægis Gastmahle befiehlt Odin dem Widar aufzustehen und Loki den Platz einzuräumen. Er allein wird von Loki nicht gelästert. All sein Sinnen beherrscht nur der eine Gedanke, den Vater zu rächen; darum ist er der schweigsame Ase. Die Volkssage verweilt gern bei der Schilderung der über

großen Blödigkeit, in der die Helden ihre Jugendjahre verleben; oft verunstaltet ein Fehler die Kindheit und erste Jugend, aber aus dem Dunkel tritt dann plötzlich die leuchtende Erscheinung, gleichsam die zurückgehaltene Kraft hervor. Untätig und verachtet lebt der Heldenjüngling am Küchenherd oder im Stalle, aus dessen Schmutz er hernach bei dem rechten Anlasse hervortritt. Im stillen Gehölz, in der schweigsamen Heide Widi, unberührt vom Leben der Menschen, tummelt er jugendlich frisch sein Roß, bis die große Stunde ihn zur Vaterrache ruft (Grímn. 17). Dann eilt der gewaltige Held herbei, wenn Odin von Fenri verschlungen ist; er stößt die Klinge dem riesischen Ungeheuer ins Herz und rächt so den Vater (Vol. 54). Ausführlicher erzählt Snorri den Hergang:

Wenn der Wolf Odin verschlungen hat, eilt Widar herbei und tritt mit einem Fuße dem Wolfe in den Unterkiefer. Er besitzt nämlich den Schuh, zu dem das Leder alle Zeit zuvor gesammelt ist, und zwar aus den Flicken, die die Menschen vor den Zehen und an der Ferse aus ihren Schuhen schneiden, und darum soll ein jeder, der gewillt ist, den Asen zu Hilfe zu kommen, diese Flicken fortwerfen. Mit der einen Hand nun faßt Widar den Oberkiefer des Wolfes und reißt ihm den Rachen entzwei, und dadurch findet der Wolf seinen Tod (G. 51).

Das Rechtsbewußtsein der Nordleute forderte, daß die Ermordung des Unschuldigen gerächt würde. Darum herrscht auch Widar mit Wali zusammen im Wohnsitze der Götter, wenn Surts Lohen erlöschen (Vafþ. 51; Gg. 53): der Rächer Odins mit dem Rächer Baldrs. Sein Name würde als „der Krieger aus Widi, dem Waldlande, der mit Buschwerk und hohem Gras bewachsenen Heide" guten Sinn geben, wenn nicht das Versmaß langes i verlangte. Ahd. Wîtheri ist der weithin Heerende, einer, der weithin Heerfahrten unternimmt oder auch der gewaltige Held, der Weitherrschende. Widar, Witheri ist ein altes Beiwort Wodans, denn es ist durch den Stabreim mit ihm gebunden, für eine bestimmte Eigenschaft des Gottes (vgl. etwa Odins Namen Widförul, der Weitumherschweifende), aus der dann im Norden eine besondere Gottheit erwuchs, die rein dichterisch gestaltet und ausgeschmückt wurde.

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In den Liedern findet sich keine Erwähnung von 'Widars Schuh; nur Snorri kennt ihn als dicken, eisernen oder von den Abgängen menschlichen Schuhwerkes gefertigten Schuh. Die Bemerkung, es sei verdienstlich, diese Lederflecke beiseite zu werfen, da sie für Widars Schuh verbraucht würden, ist ein sehr junger, unmythischer Einfall. Fenri hatte Tys Hand, die ihm dieser in den Rachen gesteckt hatte, abgebissen. Ließ man Widar seinen Fuß in den Rachen des Untieres setzen, so mußte natürlich sein Fuß geschützt werden. Die Überlieferung selbst tut dies mit verschiedenen Mitteln, bald mit Eisen, bald mit dick übereinander genähten Lederstreifen.

Auf der Ostseite des Gosforthkreuzes sieht man ein Ungetüm mit Schlangenleib und je einem Wolfskopfe zu beiden Enden des Schlangenleibes (Abbildung 11). Vor dem Tiere steht ein Mann, der in der rechten Hand einen Speer hält, während die linke den Oberkiefer des Wolfes emporzieht. Der linke Fuß

des Mannes steht auf dem Unterkiefer des Wolfrachens. Das ist deutlich Widars Kampf mit dem Fenriswolfe.

Weit unsicherer ist es, ob die Darstellung auf einem Granitblocke einer Kirche in Dänemark (Lime, Salling) den heidnischen Mythus in christlicher Auffassung zeigt (Abbildung 12).

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Der geringe Raum gestattete dem Künstler nicht, Widar vor dem Wolfe anzubringen, wie es auf dem Gosforthkreuze der Fall ist. Darum wurde von der Rolle abgesehen, die der Schuh spielt, und Widar wurde dargestellt, liegend auf dem Rücken des Fenriswolfes. Dafür zeigt der Künstler, wie das Ungeheuer Odin verschlingt; es hat den Kopf des höchsten Gottes bereits mit den Zähnen zermalmt, aber es hält ihn noch an den Armen fest. Der den Weltuntergang überlebende Gott, der in der neuen und besseren Welt das

Regiment führt, ist ein passendes Symbol für den allmächtigen Herrn, der Sünde und Tod überwand und nun als Herrscher neben dem Vater thront.

Bragi.

Odin hat den Dichtermet erworben und teilt davon denen mit, die dichten können. Die Skaldschaft heißt Odins Fund und Gabe, Odin gibt dem Sänger Dichtkunst. Aber neben ihm erscheint in der Reihe der Asen noch ein anderer, Bragi.

Er ist ausgezeichnet durch Weisheit, besonders aber durch Redeklugheit und Sprachgewandheit. Aber am meisten jedoch ist er in der Dichtkunst erfahren, und daher wird die Dichtkunst nach ihm „bragr genannt, und nach seinem Namen ist bragr" der Männer oder „bragr der Frauen genannt, wer von den Männern oder Frauen sich vor andern durch dichterische Begabung hervortut (Gg. 26). Bragi ist der erste Liederschmied und der Skalden Bester (Grímn. 44), Runen sind auf seine Zunge geritzt (Sigrdr. 16), d. h. er zeichnet sich durch Liederweisheit aus. Er ist Iduns Gemahl, und ist der Alte, der langbärtige Ase, Odins, des Langbarts Sohn (Sk. 10).

Mit der Greisengestalt Bragis hängt sichtlich zusammen, daß ihm als Gattin Idun zugesellt wird; bei ihrem Verschwinden werden die Götter alt und grau, bis sie zurückgebracht ist. Bragi, der Sängerahn mit langem Bart und dem Rohrstab, durfte dieses verjährten Aussehens auch in seiner höheren Stellung nicht entkleidet werden, aber die Verbindung mit Idun wahrte seinem Alter Kraft und Jugendfrische. An ihrem Hauptmythus, dem Raube durch den Riesen Thjazi, ist er weiter nicht beteiligt. Mit dem Ausdrucke „,Bragis Weib", kann nur Idun gemeint sein (Grettis S. 669). Beide Gatten treten zusammen bei Ægis Gastmahl auf:

Da Bragi Lokis boshaften Charakter kennt, verweigert er dem Aufnahme begehrenden Loki Stätte und Sitz beim Trunk. Als aber Loki dennoch von Odin zugelassen wird und von seinem Heilrufe an die Götter den einen Asen Bragi, der drinn auf den Bänken sitze, ausnimmt, bietet ihm Bragi als Buße Roß und Ring und ein Schwert. Loki aber, ohnehin durch Bragis schroffe Absage gereizt, faßt tückisch seine Versöhnlichkeit und Nachgiebigkeit als Angst und Feigheit auf: von allen Asen und Elben meide er am meisten die Gefahr und scheue den Schuß. Als Bragi auf

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