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braust und droht: wenn sie hier nicht an heiliger Stätte wären, würde er Loki längst das Haupt abgeschlagen haben, höhnt ihn Loki weiter: „Im Sessel bist kühn du, doch säumig zur Tat, du Bänkelungerer". Vermittelnd greift Idun ein: sie will Bragi, den bierberauschten, beschwichtigen, daß nicht Zorn entzünde den Kampf. Sie beschwört ihn bei ihren gemeinsamen Kindern und allen ihren Pflegesöhnen, Loki nicht weiter zu lästern (Lok. 16).

Der Dichter kennt also Kinder, die aus der Ehe Bragis mit Idun entsprossen sind. Die Adoptivsöhne Bragis aber sind eine besondere Klasse der Einherjer, die in Walhall eingegangenen Skalden. Nach späterem Glauben mag Bragi diejenigen Einherjer für sich in Anspruch genommen haben, die sich bei Lebzeiten der Dichtkunst geweiht hatten.

Ob und wieweit der von Loki erhobene Vorwurf der Feigheit berechtigt ist, wissen wir nicht. Vermutlich wußte man vom Dichtergotte keine Heldentat, keine Teilnahme an Kriegen zu erzählen; sein Mut und seine Tapferkeit wurden in den Göttermythen nirgends hervorgehoben. Vielleicht liegen Züge aus dem Leben zu grunde. Als Egil den Zorn Eiriks Blutaxt auf sich geladen hatte, ward ihm geraten, zu tun wie einst Bragi Boddason, der, in den Zorn des Schwedenkönigs Björn gefallen, zu dessen Lobe über Nacht ein zwanzigstrophiges Preislied dichtete und dafür sein Haupt erhielt; Egil folgte diesem Beispiele sofort durch Abfassung seines berühmten Liedes,,Hauptlösung". Es ist möglich, daß dem Dichter solche Ereignisse des wirklichen Lebens vorgeschwebt haben; er legte sie Loki in den Mund, der auch den harmlosesten Vorfall zu verzerren und zu schwärzen weiß. Der Skalde vollends, der aus seinem eigenen Schatze Roß und Ring verschenkt, der also, statt Gaben zu empfangen, solche austeilt, noch dazu aus seinen eigenen Mitteln, muß dem Nordländer viel Spaß gemacht haben.

Das erste Kapitel der Skáldskaparmál (d. h. Poetik), die sogenannten Erzählungen Bragis, ist ein Dialog zwischen Bragi und Egi.

Odin hat den Meergott zu einem Gastmahle eingeladen; am Abend, als das Trinken beginnen sollte, ließ er Schwerter in die Halle tragen, die waren so glänzend, daß ein Schein davon ausging, und es keiner

andern Beleuchtung bedurfte. Die Wände waren mit schönen Schilden bedeckt. Die Götter setzten sich auf ihre Hochsitze. Bragi war Ægis Nachbar, und während sie tranken, tauschten sie Gespräche. Bragi erzählte dem Herrscher des Meeres verschiedene Begebenheiten, die sich vordem bei den Göttern zugetragen hatten, von Iduns Raub, dem Ursprunge der Skaldenkunst, von Odin und Gunnlöd.

Man könnte annehmen, dadurch, daß Snorri Bragi selbst den Bericht von Idun und Loki in den Mund legt, sei dessen Anteil an dem Mythus geschwunden, aber dieser ist fremden Ursprunges und von den Nordleuten ausgebildet, ohne daß Bragi dabei eine Rolle zugedacht ist (s. u. Idun).

Als Dichter und Sprecher der Götter tritt Bragi auch in den Skaldenliedern des zehnten Jahrhunderts auf, die den Empfang gefallener norwegischer Könige in Walhall feiern. Er hat dort neben Odin seinen Raum und führt mit ihm ein Gespräch über die Herankunft des Heldenkönigs, vor dem es kracht und tost, wie wenn Baldr zurückkä me (S. 282). Mit Hermod geht er in Odins Auftrage Hakon dem Guten in Walhall entgegen und spricht als Wortführer den feierlichen Willkomm aus: Aller Einherjer Frieden sollst du haben, empfange du Bier bei den Asen (S. 284).

Etwas später als die beiden Ehrenlieder auf den Schlachttod norwegischer Fürsten (935, 951) ist das Zeugnis Egils (um 975): der Dichtermet wird als der mit Freuden begrüßte Fund der Asen bezeichnet, der in uralter Zeit aus der Riesenwelt getragen wurde, als der fehllose Bragi im Bette lebendig wurde (Snt. 2, 3). Die Erzeugung Bragis wird also, wenn die Übersetzung richtig ist, mit der Erlangung des Dichtermetes in Verbindung gesetzt: der Dichtergott wird der Sohn Odins und der den Dichtermet hütenden Gunnlöd genannt; bei ihr, im Riesenreiche ruhte Odin, als er den Met erlangte.

Die feierlichen Becher, die sich an das Erbbier anschlossen oder am Julabende für das neue Jahr geleert wurden, hießen bragarfull,,Becher des Fürsten", nicht Bragafull „Bragibecher", haben also mit dem Dichtergotte nichts zu tun.

Bragi ist eine der jüngsten Gestalten des nordischen Götterhimmels. Er ist weder ein altgermanischer, noch ein volkstümlicher nordischer Dichtergott, er ist von den nordi

schen Dichtern der Wikingerzeit zuerst gebildet. Sein Name scheint eine Ableitung von an. bragr,,Dichtung, Dichtkunst" (ain. bráhma Zauberkunst) zu sein, nicht von bragr,,Bester, Vornehmster". Er ist vielleicht sogar lediglich ein verkörperter Mensch, ein zu den Göttern versetzter Dichterheros. Bragi, der Dichter der Götter und in deren Dienste, geht Odin wie ein Hofskalde einem irdischen Fürsten zur Seite. Mit gutem Grunde hat man daher in ihm den zum Range des Gottes der Skaldenpoesie erhobenen norwegischen Dichter Bragi den Alten, Sohn des Boddi, gesehen. Der zufällige Gleichklang des ersten, schwachen Ansatzes der vergöttlichten Poesie mit dem ältesten geschichtlich bezeugten norwegischen Skalden mag die Veranlassung gewesen sein, dem schattenhaften Umrisse Fleisch und Blut zu verleihen. Zwar ist die Echtheit der unter dem Namen des Skalden Bragi Boddason überlieferten Lieder angefochten, aber unbefangene Beurteilung kann an der Existenz dieses Mannes keinen Zweifel hegen: er wirkte in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Es ist geschichtliche Tatsache, daß er, um dem Zorne des Schwedenkönigs zu entgehen, ein Preislied auf diesen dichtete und dadurch sein Haupt rettete, und der dem Gotte Bragi von Loki gemachte Vorwurf der Feigheit wird dadurch verständlich (S. 426). Obwohl Bragi ausdrücklich zu den Asen gerechnet. wird, hat er es doch nicht weiter als zum Hofskalden beim Götterschmause und Begrüßer der Gäste gebracht. Er ist ein Vorbild des Skaldentums an den nordischen Höfen, aber kein Skalde leitet seine Begabung und Begeisterung von ihm her; in der reichen Fülle skaldischer Benennungen und Umschreibungen der Dichtkunst wird Bragi mit keinem Worte berührt, sondern immer ist Odin unmittelbar der Urheber und Geber. Aber der geschichtlich beurkundete Skald Bragi ist schon früh in Sage und Dichtung verwoben, und der Übergang des Menschen zum Gotte mag in folgender Sage angedeutet sein:

Als Bragi der Alte spät abends durch einen Wald zu Wagen zoġ, redete ihn ein Trollweib an und fragte, wer da führe. Bragi antwortete mit einem rätselartigen Verse, der sechs dichterische Bezeichnungen für emen Skalden enthält, darunter vier, die auf Odin als den Urquell alles

dichterischen Geistes und Vermögens zurückgehen. Schließlich gibt Bragi selbst die Lösung, indem er sagt: Was ist das sonst, wenn nicht eir Skald? (Sk. 51).

Die Göttinnen.
Frigg.

Alle germanischen Stämme haben eine weibliche Göttin Frija verehrt, d. h. die Geliebte oder die Gemahlin des höchsten Gottes, des leuchtenden Himmelsherrn Tius. Es ist früher gezeigt worden, daß dieser uralte Germanengott als Ty im Norden nicht nur Kriegsgott gewesen ist, sondern auch Thinggott und Herrscher des lichten Tages und Himmels, der an der Spitze des Götterstaates stand, bevor ihn WodanOdin verdrängte. Die Gemahlin des Tius als Gottes des alles überwölbenden und bedeckenden Himmels war die Erde, als Gottes des lichten Tages die Sonne. Wenn nun der Norden keine Gattin des Ty mehr kennt, so liegt auch hier der Schluß nahe, daß er diese an Odin hat abtreten müssen.

Nur unter dieser Voraussetzung wird der Vorwurf der Buhlerei verständlich, der ihr wiederholt gemacht wird. Auch von ihr wie von Freyja wird der Halsband-Mythus erzählt. Sie bemächtigte sich durch einige Schmiede des Goldes, mit dem eine dem Odin geweihte Bildsäule über und über geschmückt war, und als Odin die Schmiede hatte aufhängen und die Statue wieder künstlich aufrichten lassen, gab sie sich einem Diener hin, um durch List nach Zerstörung der Bildsäule zu dem Golde zu gelangen und sich mit ihm zu schmücken (Saxo 25). Auch hier wird wie bei Freyja das Gold auf die Sonne zu deuten sein; die Schmiede entsprechen den Zwergen, die das Goldhalsband Brisingamen verfertigt haben und es Freyja erst überlassen, nachdem sie jedem von ihnen eine Nacht gewährt hat (S. 228).

Als Frigg bei Egis Gelage zwischen Odin und Loki vermitteln will, herrscht sie Loki an: „Schweige du, Frigg, Fjörgyns Geliebte!" (Lok. 26). Fjörgynn ist aber einer der Beinamen des uralten großen Volksgottes und bedeutet vermutlich

den auf den Bergen thronenden Donnergott (S. 335). Ihre Verbindung mit Odin, der sie dem ersten Gatten entrissen hatte, konnte wohl als ein zweideutiges Verhältnis von dem alles entstellenden und verdrehenden Loki hingestellt werden und es dem Lästerer gestatten, es mit ihrer Männersucht in Verbindung zu bringen. „Du Metze, schilt Loki sie weiter, warst immer männertoll: den Wili und We hast Du in der Urzeit beide in den Arm genommen." Der damit berührte Mythus wird durch Snorris Bericht bestätigt: Odins Brüder Wile und We, die während seiner Abwesenheit sein Reich verwalteten, hätten einmal, als er zu lange ausblieb und auf seine Rückkehr nicht mehr zu rechnen war, sein ganzes Erbe unter sich geteilt, die Frigg aber gemeinschaftlich zur Frau behalten, bis er kurz darauf sich wieder eingestellt und sie selbst wieder als Frau angenommen habe (Yngl. S. 3). Hier ist von der Gewinnung des Schmuckes nicht die Rede.

Als Mutter des Lichtgottes Baldr muß Frigg selbst eine Lichtgöttin sein. Sie beweint das Unglück, das die Bewohner von Walhall durch Baldrs Tod getroffen hat, sie nimmt allen Wesen den Eid ab, daß sie Baldr nicht schaden sollen, sie entsendet den Hermod zu Hel, sie bittet die tote Natur, um Baldr zu weinen, ihr schickt Nanna ein Kopftuch, das Abzeichen der Hausfrau, aus der Unterwelt. In der ergreifenden Schilderung der klagenden und zur Klage auffordernden Göttermutter hat der Norden selbständig ein würdiges Gegenstück zu den Wehklagen der Thetis und ihrer Nymphen um den toten Achilleus oder der Maria um den gekreuzigten Heiland geschaffen.

Als Sonnengöttin wohnt sie in Fensalir (den Meersälen); in der Tiefe des Meeres geht die Sonne am Abend zur Ruhe, wie der Wanderer in seinem Hause (Vol. 34). Mit der vielkundigen Erzählerin Saga-Frigg, der im Wasser widerscheinenden Sonne, trinkt Odin täglich aus goldenen Geschirren in Sökkwabek (Grímn. 7; Gg. 35). Als Sonne, die segnend und befruchtend auf das Erden- und Menschenleben wirkt, ist Frigg die Göttin der Liebe und Ehe. Wie Odin der Erreger jeden Geistes und des kriegerischen insbesondere, so

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