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ist Frigg die Spenderin des Ehesegens und die Schutzgöttin der Liebe überhaupt. Wie Odin Schöpfer und Erhalter des Weltganzen ist, so erscheint Frigg,,die Herrscherin der Asen und Asinnen" (Sk. 19) als die umsichtige Götter- und Weltenmutter, die an Odins Seite für den großen Haushalt des Alls sorgt. Sie sitzt neben Odin auf der Hausbank und schaut auf die Welt herab, gleich der Hausfrau, die das Treiben im Hofe beobachtet (Grímn.) und kommt mit ihm zum Göttermahle. Mit Schleiertuch und Spinnrocken erscheint sie selbst als Hausfrau. Sie ist der künftigen Dinge kundig, obwohl sie keine Weissagungen ausspricht (Lok. 29; Gg. 20), darum berät sich Odin mit ihr, als er sich mit Wafthrudni im Weisheitskampfe messen will. Mit weiblicher Schlauheit siegt sie über Odin, indem sie seinem Lieblinge Geirröd schadet, ihrem eigenen, Agnar hilft (321). König Reri, einer der Ahnherren des Wölsungengeschlechtes und seine Frau bitten die Götter Nachkommenschaft. Frigg erhört ihre Bitten und ebenso Odin, um was sie baten. Er sendet seine Walküre, Frigg gibt ihr den fruchtbar machenden Apfel in die Hand und heißt sie den dem Könige bringen. In Gestalt einer Krähe fliegt Odins Maid zu dem Hügel, worauf der König sitzt, und läßt den Apfel in seinen Schoß fallen, den er seiner Gemahlin nach Hause bringt und zu essen gibt. Die König aber gebiert den Wölsung (Vols. S. 1; vgl. K. H. M. Nr. 47, 53 und Iduns Äpfel). Wie Freyja hilft sie Müttern in schwerer Stunde (Oddr. 8), einmal wird ihr auch Freyjas Falkenkleid beigelegt (Sk. 19)). Für Friggs Wesen und die Äußerungen ihrer Macht sind die Personifikationen von Bedeutung, die Frigg als göttliche Dienerinnen beigegeben sind (Gg. 35):

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Fulla, die Göttin der Fülle, des Reichtums, die in Deutschland ihr als Schwester beigegeben war (II. Merseburger Zauberspruch), erscheint belebter und selbständiger als die übrigen. Sie, die noch Jungfrau ist mit losem Haar und goldenem Kopfbande, dem Schmucke des Mädchenstandes, ist Friggs Vertraute und in die heimlichen Pläne der Herrin eingeweiht. Ein Skaldenvers umschreibt, auf ihr goldenes Haarband anspielend, das Gold als Sonne von Fullas Stirne (Sk. 30, 34). Frigg sendet sie zu Geirröd und läßt ihm sagen, er möchte sich vor den Hexenkünsten eines Zauberers in Acht nehmen; darum wird Odin, als er unter dem Namen Grimni zu

dem Könige kommt, grausam gefoltert. Wenn ihr Nanna aus der Unterwelt den goldenen Fingerring zuschickt, so deutet das vielleicht an, worauf sich Friggs vertrauliche Beratung mit ihr bezieht. Sie trägt außerdem Friggs Truhe und bewahrt ihr Schuhzeug. Der Schuh wurde im Norden bei Adoptionen und Legitimationen angewandt. Das Rechtssymbol würde für die Gemahlin des großen Gottes, der über das Recht waltet, gut passen.

Von den übrigen Dienerinnen verdienen nur drei Beachtung: War hört auf die Eide, Syn ist bei den Thingversammlungen zur Schützerin bestellt. War wird einmal gelegentlich erwähnt: Thrym heißt den Thorshammer auf die Knie der vermeintlichen Braut legen: „Weihet uns zusammen mit Wars Hand" (Thrymskv. 30). Die über Treue und Eid wachende, wie die den Rechtsgang hütende Dienerin weisen abermals auf Friggs alte Verbindung mit dem Thinggotte Tius hin. In Eir der Hilfreichen" hat die Heilkunst der Frauen eine göttliche Vertreterin gefunden (vgl. Fjølsv. 36, 38).

Die Pflanze Orchis maculata, die zum Liebeszauber dient, heißt noch heute auf Island,,Gras der Frigg", in Norwegen aber Mariengras. Umgekehrt heißt das Sternbild Orionsgürtel, ,,Marienrocken" (D.), „,Rocken", „Spindel" der Frigg (S.). Frigg erscheint also als Liebesgöttin und als eine spinnende. und webende Göttin; sie führte wahrscheinlich ebenso die Aufsicht über den Fleiß der spinnenden Frauen, wie Holda und Berchta in Deutschland. Wie Fulla Friggs Schmuckkästchen verwahrt, so hat Maria in Schweden eine ,,Schlüsselmagd" bei sich; auch der Marienkäfer (Coccinella) hat von ihr diesen Namen „Jungfrau Marias Schlüsselmagd". In der Nacht vom Donnerstage zum Freitage muß in Schweden jedes Spinnrad ruhen, denn dann spinnen der Gott Thor und Frigge. Aber darunter sind vielleicht nicht der Asen-Thor und Odins Gemahlin, sondern der Person gewordene Donnerstag und Freitag (Thors-Fredag) zu verstehen, wie in Oberdeutschland der Donnerstag (Pfinztag) zu einem mythischen Wesen, die Pfinze, geworden ist.

Hel.

Die Unterwelts- und Totengöttin Hel,,,die Verhehlende, Verhüllende", ist die Personifikation des Grabes, die persönlich aufgefaßte Hölle. Gemeingermanisch ist die Vorstellung einer Schattenwelt, halja, deutsch Hölle, der alle Gestorbenen

Herrmann, Nordische Mythologie.

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zukamen. Im Norden entwickelte sich aus der örtlichen hel die persönliche Hel, und weil der Tod der Vernichter des Lebens ist, ward Hel zur bösen Sippe Lokis gerechnet, die von Odin in die finstere, kalte Nebelwelt geschleudert wurde (Gg. 34). Noch vereinzelte Angaben wissen, daß ihr ursprünglich alle Toten eigen waren. Als aber später die Waffentoten in Walhalls Wonnen eingingen, die Ertrunkenen bei Ran gastliche Aufnahme fanden, mußte sich Hel mit denen begnügen, die an Krankheit und Alter starben. Christlich ist die Vorstellung, daß die Bösen zur Hel kommen und von dort nach Niflheim, unten in der neunten Welt (Gg. 3), sowie daß Hel unter der einen Wurzel der Yggdrasilesche wohnt (Grímn. 31); denn in christlichen Darstellungen des Mittelalters reicht die Wurzel des Kreuzes und des Lebensbaumes in das Totenreich in der Unterwelt hinab.

Wie jung Hel als Göttin ist, geht daraus hervor, daß kein Mythus von ihr zu erzählen weiß. Was von ihr berichtet wird, ganz besonders die allegorische Ausstattung ihres Hofes, ist jung und sucht unter christlicher Beeinflussung die finsteren Züge der Göttin, ihre Unersättlichkeit und Gier nach neuen Opfern zu erklären:

In Niflheim hat Hel eine große Wohnstätte, und die Wälle sind überaus hoch und die Tore weit. Eljudni (Mühe und Plage) heißt ihr Saal, Hunger ihr Tisch, Mangel ihr Messer, Faullenzer ihr Knecht, Trägheit ihre Magd, fallendes Unheil ihr Tor, Geduldermüder die Schwelle, die hineinführt, Krankenbett ihr Bett, bleiches Unglück das Bettuch oder der Vorhang. Sie ist zur Hälfte schwarz, zur Hälfte fleischfarben, so daß sie leicht zu erkennen ist mit ihrem herabhängenden Kopfe sieht sie recht grimmig aus (Gg. 34).

Mädchen der Hel erscheinen den Sterbenden, wie Hel dem Baldr vor seinem Tode verkündet, daß sie des nächsten Tages in seinen Armen ruhen werde (Sól. 38, 57; Saxo 77); von einem dem Tode Verfallenen wird gesagt: Hel wird als deine Hausfrau dich an ihren Busen legen (Fóstbr. S. 6). „Ich allein wußte, heißt es in einem späten christlichen Liede, um 1200, wie allerwegen mir die Krankheiten schwollen, als mich heimwärts wanken hießen jeden Abend die Mädchen der Hel. Harte, kalte Fesseln legten sie

mir an; während ich die Sonne, das Tagesgestirn, sich verbergen sehe, höre ich schon, wie die Pforte der Hel furchtbar erdröhnt, wenn sie hinter dem Eintretenden sich schließt, ihm auf die Fersen fallend. Zu meiner Linken rauschen und tosen die Ströme der Hel, mit Blut gemischt; die höllischen Raben sehe ich, die den Lügnern die Augen aushacken". Die Vorstellungen vom Reiche der Hel sind auf die christliche Hölle übertragen. Denn wenn auch das Gedicht selbst rein christlich ist, so haben sich doch volkstümliche Vorstellungen darin erhalten, die ihre Wurzel im alten heidnischen Glauben haben. Hels dienende Mädchen scheinen die Verkörperungen von Krankheiten zu sein, weibliche Krankheitsdämonen. In einem ags. Spruche gegen Hexenschuß erscheinen die krankheitsendenden Dämonen als mächtige Frauen, die gewappnet durch die Lüfte reiten, ganz nach Art der Walküren. Vielleicht identisch oder doch ähnlichen Charakters sind die Frauen mit furchtbar drohendem Angesichte, die ihren Männern, d. h. den ihnen zur Qual zuerteilten Männern Erde als Speise mahlen (57).

Aus dem christlichen Mittelalter stammen die Äpfel der Hel, die einmal erwähnt werden (Isl. S. II351). Die Früchte vom Baume der Erkenntnis, die den Tod unter die Menschen brachten, wurden als Äpfel des Todes bezeichnet, im Gegensatze zu den Früchten vom Baume des Lebens. Thorbjörn hat Gesichte gehabt, die seine Frau ihm als Vorzeichen seines bevorstehenden Todes deutet, er sagt:,,Die Frau gönnt mir Hels (des Todes) Äpfel". Der Genuß von Speisen läßt den Menschen unrettbar der Unterwelt, den Elben, verfallen; Proserpina, die vom Granatapfel genossen, bleibt so gewiß der trauernden Ceres entrissen, wie die Welle des dunklen Stromes der Unterwelt niemals von Aurorens Farben glüht, wie niemals mitten durch die Hölle Iris ihren Bogen zieht (s. Idun).

Bei der Auflösung der Welt verlangt auch Hel ihr großes Opfer. Demgemäß wird ihr Baldr zu teil, und sie entsendet, als das Schiff Naglfar flott wird, auf ihm ihre gespenstischen Scharen zum Kampfe gegen die Götter; ihre Brüder aber,

der Fenriswolf und die Midgardsschlange, vernichten Odin und Thor, ihr Vater Loki und Heimdall töten einander.

Weil Hel unaufhörlich nach Beute verlangte und den nicht wieder losließ, den sie einmal hatte, konnte auch wohl eine kriegerische Waffe nach ihr benannt werden: Olaf der Heilige legte seiner Streitaxt den Namen der Hel bei (FMS V 248)

Skadi.

Skadi,,,die schimmernde Götterbraut" erscheint unter den Göttinnen als die Vertreterin der jagdlustigen Frauen, sie wird als rüstige Jägerin und Schneeschuhläuferin gerühmt (Grímn. 11; Yngl. S. 8; Sk. 23; Gg. 23). Nach dem altgermanischen Brauche, daß der Tochter oder Witwe eines Erschlagenen voller Ersatz für den Vater oder Gatten durch Verheiratung mit dem Todschläger geleistet werde, bieten die Asen Skadi, der Tochter des von ihnen erschlagenen Riesen Thjazi, Buße für den Vater durch Verheiratung mit einem von ihnen: Skadi wünschte Baldr zum Gemahle, ward aber die Gattin des Njörd (S. 205). Ihre andere Sühnebedingung war, daß man ihr ein Lachen ablockte (s. u. Idun). In Märchen. und Schwänken kehrt das Lachmotiv oft wieder, und die erregenden Mittel sind meist recht grob. Lacheu war beim ,,Scherzspiel", das zur gesellschaftlichen Unterhaltung in den ältesten Zeiten aufgeführt wurde, die Hauptsache; Reizungen zum Lachen waren ungeschickte Leibesbewegungen, wilde Tänze, Prügelei oder Verletzungen, die den Getroffenen zu grimmigen Äußerungen des Schmerzes zwingen, allerlei Mummerei. Aber aus Sehnsucht nach den Bergen hält sie es bei dem als Handels- und Schiffahrtsgott am Strande wohnenden Wanengotte nicht aus. Bei Lokis Fesselung hängt sie eine ewig geifernde Schlange über dem Haupte des Missetäters auf, von dessen Zucken die Erde bebt. Man faßt sie als Göttin des über die Firnfelder dahinjagenden Schnees auf, oder als Göttin des Gebirges, das die gewaltigsten Wasserfälle entsendet, oder als das Sickerwasser der Schneefelder und ihrer Gletscher.

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