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Eine alte Göttin ist sie schwerlich; denn die Kunst des Schneeschuhlaufens ist den Norwegern wie den Schweden von den Lappen oder Finnen her zugekommen, denen sie, wie allen Polarvölkern der alten Welt, seit unvordenklichen Zeiten bekannt gewesen war, und es scheint fast, daß der Schneeschuhlauf in Norwegen erst nach der Zeit, in der Island besiedelt wurde, allgemeinere Verbreitung gefunden habe.

Nachdem sich Skadi von Njörd getrennt hatte, vermählte sich Odin mit ihr. Sie hatten viele Söhne; einer von ihnen hieß Säming. Von Säming leitete Hakon Jarl sein Geschlecht her (Yngl. S. 8). Ob sich der Vorwurf der Unkeuschheit, den Loki gegen sie erhebt, auf Skadis Wiederverheiratung bezieht, ist nicht zu entscheiden (Lok. 52); ein ehebrecherisches Verhältnis Lokis zu ihr ist sonst nicht bekannt.

Säming ist der Ahnherr der Herrscher von Halogaland, der nördlichsten, von Norwegern und von Finnen (Lappen) bewohnten Landschaft unter dem Polarkreise; er wird durch diese Abkunft wie durch seinen Namen als der Sohn eines germanischen Vaters und einer lappischen Mutter gekennzeichnet. Denn an. sámr,,schwärzlich“, ist lappisch sabme, im Plural Samek, wie die Lappen sich selbst nennen. Auch Bogen und Schneeschuhe, deren Handhabung speziell finnische Künste sind, weisen auf finnischen Einfluß hin. Selbst ihre Aufnahme unter die Asen zeugt wohl dafür, daß man sie später nicht mehr zu den eigentlichen Gottheiten der germanischen Skandinavier gezählt hat, und der Sinn dieses historischen Mythus wäre, daß die älteste Bevölkerung des Landes, die Lappen oder Finnen, durch die Nordmannen zurückgedrängt wurden, die im Dienste der Asen und Wanen standen. Es ist möglich, daß der Mythus in diesem Sinne zurecht gemacht wurde. Skadis Namen selbst läßt sich aus dem germanischen Sprachschatze erklären (,,Schädiger, Feind" das schadende Unwetter? oder verwandt mit got. skadus, Schatten?); ihre äußere Erscheinung, die der der Finnen angelehnt ist, verdankt sie ihrem Wohnsitze im hohen Norden: dort wo die Finnen auf Schneeschuhen im Gebirge hausen, treibt auch die wirbelnde Schneejungfrau ihr Wesen.

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Wie die maskulinische Form des Namens zeigt, ist Skadi wohl als ein Mannweib gedacht. Im Eingange der Wölsungensage wird ein männlicher Skadi genannt, von dem nicht viel mehr berichtet wird als daß er der Schöpfer eines Namens für große Schneehaufen gewesen sei. Er hatte einen Knecht Bredi, einen außerordentlich geschickten und glücklichen Jäger. Als der bei einer Jagd mehr Beute erlegt hatte als der Odinssohn Sigi, wurde er von diesem erschlagen, und seine Leiche in einer Schneewehe begraben. Skadi aber suchte seinen Knecht und fand ihn unter den im Gebirge lagernden Schneemassen; seitdem nennt man jede große Schneemasse Bredis Schneewehe". Sigi aber konnte nicht länger in Norwegen bleiben und entfloh mit Odins Hilfe nach Deutschland (Vols. S. 1).

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Aus der Göttin Skadi scheint wegen der männlichen Endung ein Mann geworden zu sein. Die fränkische Siegfriedssage war nach Norwegen gedrungen, der Stammvater des Geschlechtes wurde hierhin verpflanzt und mit einer norwegischen für sich bestehenden Lokalsage verknüpft, um den ersten Ahnen des berühmten Heldengeschlechtes aus Norwegen herzuleiten. Da Odin außer Säming, dem ersten Könige von Norwegen, noch viele Söhne mit der Skadi erzeugte, mag vielleicht auch Sigi einmal für einen Sohn des Sieg spendenden Gottes und der Göttin gegolten haben, der erst wegen seines frevelhaften Eingriffes in den Betrieb der Mutter deren Land räumen mußte.

Idun.

Nichts deutet darauf hin, daß Idun zu irgend einer Zeit oder an irgend einem Ort eine Volksgöttin gewesen, oder daß ihr ein Kult geweiht gewesen wäre. Sie ist wie ihr Gemahl, der Dichtergott Bragi, eine Schöpfung der Skalden, und nur in ihrer Dichtung hat ihr Bild gelebt und sich entwickelt. In den Eddaliedern wird sie nur einmal erwähnt (Lok. 16, 18): sie beschwichtigt ihren auffahrenden Gatten, Loki nicht zu lästern. Zum Danke wirft ihr Loki vor, daß sie von allen Weibern am meisten nach Männern

jage, daß sie sich selbst dem Mörder ihres Bruders hingegeben habe.

Sie bewahrt in ihrer Truhe die Äpfel, die die Götter genießen müssen, wenn sie anfangen, zu altern: davon werden sie wieder jung (Gg. 26). Die Skalden bezeichnen sie als Bragis Gemahlin, der Äpfel Hüterin, die das Heilmittel gegen das Altern der Asen sind, als Raub des Riesen Thjazi, der sie den Göttern entführte (Sk. 22). Einmal aber wäre es beinahe übel abgelaufen, daß die Götter ein Kleinod, durch das sie ihre ewige Jugend bewahren, der Hut und Sorgfalt Iduns anvertraut hatten.

Der Skald Thjodolf von Hwin beschreibt einen Schild, den er zum Geschenk erhalten hat. Auf ihn war einmal Thors Reise und Kampf mit dem Riesen Hrungni dargestellt (S. 363), dann aber auch Iduns Raub.

Auf der buckligen Außenseite sah man abgebildet, wie die drei herr lichen Götter Odin, Loki und Höni eine Reise unternahmen. In dem rauschenden Gewand eines Adlers flog ihnen der Riese Thjazi entgegen und ließ sich dort nieder, wo die Götter sich einen erlegten wilden Stier am Feuer zubereiten wollten, und bewirkte, daß ihr Mahl nicht gar wurde. Vergebens forschte Odin nach der Ursache des merkwürdigen Vorganges. Da hub der Aar vom uralten Baume zu reden an und bat um ein Stück der Jagdbeute. Odin willigte ein, und der Riese begann, gierig zu schmausen. Loki aber ergriff eine Stange und schlug damit dem Riesen zwischen die Schultern; aber sie blieb am Riesen kleben, Lokis Hände wurden am Ende des Stabes festgehalten. Froh über den Fang flog der Adler mit Loki davon, daß er zerschunden und zerrissen wurde. Demütig mußte er, vor Schmerzen wild, um Frieden bitten. Thjazi ließ ihn unter der Bedingung los, daß Loki ihm die Maid zuführte, die das Heilmittel der Asen wider das Altern kannte, und Loki verriet die Göttin in die Hände Thjazis. Da waren die Riesen froh. Alle Götter aber wurden alt und grauhaarig. Als sie beim Thinge zusammenkamen, um den Vorfall zu untersuchen, war ihr blühendes Äußere häßlich geworden. Es stellte sich heraus, daß Idun zuletzt mit Loki gesehen war. Da banden die Götter den Listenreichen: ,Sterben sollst du, Loki, wenn du nicht mit List wieder herbringst die herrliche Maid, die das Glück der Götter vermehrt" rief Thor. Im Habichtskleide flog Loki davon; mit schnellem Flügelschlage verfolgte Thjazi in Adlergestalt den im Habichtsgefieder enteilenden Räuber. Die Götter erhoben schnell die glatten Speerschäfte, sie brannten [d. h. Flammen gingen von ihnen aus]. Der Riese wurde versengt [bildlich getroffen], plötzlich

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wurde seine Fahrt aufgehalten. (Hlg. 1-13).

Das ist dargestellt auf dem Schilde

Dieses Gedicht ist als Quelle für folgende prosaische Darstellung benutzt (Sk. 1):

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Die Götter Odin, Loki und Höni sieden auf einer Wanderung einen Ochsen, aber das Fleisch will nicht gar werden. Thjazi, der als Adler über ihnen im Baume sitzt, hindert es, bis sie ihm ein Stück zur Sättigung versprechen. Doch greift er so unbescheiden zu er nimmt als ersten Bissen eine Lende des Ochsen sowie die beiden Vorderblätter, daß Loki im Zorn eine Stange nach seinem Leibe stößt. Der Vogel fliegt auf, und weil die Stange fest in ihm steckt und Loki auch fest hält, muß der Gott mit. Der Adler aber fliegt so nah am Boden, daß Loki mit den Füßen Gestein und Gehölz streift, die Arme aber, glaubt er, müßten aus den Achseln reißen. Flehendlich ruft er den Adler um Frieden an, doch dieser will ihn nicht loslassen, er schwöre denn, Idun mit ihren Äpfeln ihm auszuliefern. Als Loki das zusagt, wird er los und kommt wieder zu seinen Genossen.

Zur verabredeten Zeit lockt Loki Idun in einen Wald, indem er vorgibt, er habe dort wunderschöne Äpfel gefunden, und er bittet sie, ihre Äpfel zum Vergleichen mit zu nehmen. Da kommt der Riese Thjazi in Adlergestalt und fliegt mit ihr fort. Den Göttern aber ergeht es nach Iduns Verschwinden schlecht, sie werden schnell grauhaarig und alt und forschen ängstlich nach dem Anstifter. Loki wird entdeckt und soll bei Todesstrafe Idun zurückschaffen. Erschreckt verspricht er es, wenn Freyja ihm ihr Falkenkleid borgen wolle. Der Riese ist auf die See gerudert, Idun allein daheim. Loki verwandelt sie in eine Nuß, die er in seinen Klauen hält, und fliegt davon. Thjazi vermißt bei der Heimkehr bald die Göttin, nimmt sein Adlergewand und verfolgt Loki. Als die Götter den Falken herankommen sehen, tragen sie einen Haufen Hobelspäne zusammen. Kaum hat sich der Falke innerhalb der Burgmauern niedergelassen, da werfen sie Feuer in die Späne; der Adler aber vermag seinen Flug nicht schnell genug zu hemmen, das Feuer schlägt ihm ins Gefieder, die Götter eilen herbei und töten ihn [Thor erschlägt ihn]. Zum Andenken daran versetzt Thor Thjazis Augen als Stern an den Himmel.

Die letzte seltsame Scene ist durch ein Mißverständnis der Worte,,die Götter brannten" hervorgerufen. Neu ist die Verwandlung Iduns in eine Nuß.

Idun ist also erstens die Gattin Bragis und dann die Hüterin der Äpfel. Die Vorstellung, daß die Genossin des Dichtergottes die Äpfel der Verjüngung trägt, ist als die Macht der Poesie gedeutet, dem hinschwindenden Leben in ihren Gesängen ewige Jugend zu erhalten. Aber diese geistvolle

Erklärung kann unmöglich den ursprünglichen Sinn treffen, man auch zugeben kann, daß die Skalden Iduns Wesen und Walten als Sinnbild des nie alternden Geisteslebens der Götter auffaßten, verwandt jener geistigen Jugend, die ewig im Gesange blüht. Aber gerade in Iduns Hauptmythus, dem Raube der Äpfel, tritt Bragi gar nicht als beteiligt hervor.

Wenn Idun überhaupt von Anfang an eine Göttin gewesen ist, liegt es nahe, sie aus Frija entstanden zu denken und in ihr eine jüngere dichterische Gestaltung der Idee des wiedererwachenden Lebens der Natur zu sehen, das durch die winterlichen Mächte (Thjazi) nur vorübergehend geraubt werden kann. Dazu könnte der Name Idun =,,die Erneuernde" passen, und der Vorwurf der Unkeuschheit wäre allenfalls verständlich. Die dichterische Ausschmückung zeigt bekannte Märchenmotive. Die Eingangssituation kehrt im,,Gelernten Jäger wieder (K. H. M. Nr. 111). Der junge Bursch findet drei Riesen um ein gewaltiges Feuer sitzen, die einen Ochsen am Spieße braten. Der eine reißt ein Stück ab, um es in den Mund zu stecken, aber der Jäger schießt es ihm aus der Hand; so geht es ein zweites und drittes Mal. Da fordern die Riesen den Scharfschützen auf, sich zu ihnen ans Feuer zu setzen und mitzuschmausen. Wie Loki an der Stange festsitzt, so kann der Tod vom Apfelbaum oder der Teufel vom Stuhle nicht wieder loskommen (Nr. 82), und an der goldenen Gans blieben sieben Menschen kleben (Nr. 64): Die Prinzessin, die so ernsthaft ist, daß niemand sie zum Lachen bringen kann man denke an die Kunneware des Parzival III151 fängt bei dem wunderlichen Anblick überlaut zu lachen an; so verlangt im Fortgange der Erzählung (vgl. S. 414, 436) Skadi, die Tochter des erschlagenen Thjazi, als Sühne, daß die Götter sie zum Lachen bringen sollen; Loki, der Possenreißer und Hofnarr von Asgard, bindet sich das eine Ende einer Schnur um sein Glied, das andere um den Bart einer Ziege; beide ziehen und beide schreien vor Schmerz laut auf; dann läßt sich Loki in Skadis Schoß fallen, und nun lacht diese, und damit war die Sühne beendet (Sk. 1).

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