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geweint, bis sie übermüdet in Schlaf verfallen ist und nun den Toten zu sehen vermeint (H. H. II 39 a. 44; S. u. Odin-Walhall). Die Tränen der Überlebenden stören also die Ruhe der Toten, wie aus Bürgers Leonore allbekannt ist. In altdänischen Liedern klopft Herr Aage, der seine Else stönen hört, mit dem Sarg an ihre Tür und mahnt:

Jedmal daß du dich freuest, und leicht ist dein Gemüt,
Da ist mein Grab dort unten umhängt mit Rosenblüt.
Jedmal daß du dich grämest, und schwer ist dir zu Mut,
Da ist mein Sarg dort unten gefüllt mit dickem Blut.

Nun kräht der Hahn, der rote, und nun muß ich vom Ort,
Zur Erde müssen die Toten, da muß auch ich mit fort.

Grausig aber ist die Vorstellung, daß die Zähren der Braut den Verstorbenen wie einen fürchterlichen Vampyr aus dem Grabe locken. Die isl. Leonorensage weiß von einem solchen Draug zu erzählen:

Ein junger Mann hatte seiner Geliebten versprochen, sie am Christabend abzuholen. Aber als er über einen heftig angeschwollenen Bach setzen wollte, scheute sein Pferd vor den dahintreibenden Eisschollen, und bei dem Bestreben, sich und sein Tier zu retten, erhielt der Reiter von einer scharfen Eisscholle eine Wunde am Hinterkopfe, die ihm sofort den Tod brachte. Lange wartet das Mädchen auf den Geliebten; endlich in später Nacht kommt der Reiter, hebt sie schweigend hinter sich aufs Pferd und reitet mit ihr der Kirche zu. Unterwegs wendet er sich einmal zu ihr um und spricht:

Der Mond gleitet,

der Tod reitet;

siehst du nicht den weißen Fleck an meinem Nacken, Garun, Garun? Das Mädchen hieß nämlich Gudrun; Gud, Gott, kann der Draug nicht aussprechen: daher die Entstellung des Namens. Dem Mädchen wird ängstlich zu Mute; aber sie reiten fort, bis sie zur Kirche kommen. Hier hält der Reiter vor einem offenen Grabe und spricht:

Warte du hier, Garun, Garun,

bis ich mein Pferd, mein Pferd,

ostwärts über den Zaun hinausbringe.

[Es ist eine Eigentümlichkeit der isl. Gespenster, in Versen zu sprechen, deren letztes Wort wiederholt wird]. Die Worte des Gespenstes sind mehrdeutig. Wer auf einem Hofe bleiben will, versorgt sein Pferd außerhalb des Zaunes, der zum Schutze des Grasgartens aufgeführt ist, damit es nicht diesem Schaden tue aber von einem Zaun ist auch der Kirchhof, die Herberge der Toten, umgeben. Als Gudrun diese Worte hört, fällt sie in Ohnmacht; zu ihrem Glück liegt das Grab, an dem sie abgesetzt

worden war, hart am Eingange zum Kirchhofe, über dem sehr häufig die Glocken zu hängen pflegen; sie erreicht noch das Glockenseil und zieht dieses im Zusammenbrechen an: vor dem Geläute verschwindet natürlich das Gespenst, und sie ist gerettet.

Hübsch ist der Hinweis, daß die Frage der Götter an Hel, für welches Lösegeld der tote Baldr wieder zu gewinnen sei, erst möglich war, nachdem der alte Glaube verblaßt war, daß Tote durch Tränen aus dem Grabe hervorgerufen werden (s. u. Baldr).

Überhaupt wenn sie von den Lebenden in irgend einer Weise geplagt werden, zeigen sich die Gespenster; hört dieses aber auf, so verschwinden sie.

Ein Mädchen träumte, es käme ein unheimliches Weib in gewebtem Mantel und sprach: „Sage deiner Großmutter, daß ich es nicht leiden kann, daß sie sich jede Nacht so auf mich stürzt und so heiße Tränen beim Beten über meine Grabstätte vergießt, daß ich ganz davon zu brennen anfange. Am nächsten Morgen ließ es einige Bretter vom Fußboden der Kirche aufnehmen, dort, wo die Großmutter beim Beten zu knieen pflegte: da fand man in der Erde einige blaue, häßliche Knochen, auch Haken und einen großen Zauberstab; man schloß daraus, es sei eine Wölwa oder heidnische Seherin dort begraben worden. Die Knochen wurden weit fort gebracht, wohin wohl kaum ein Mensch kommen würde, und die Wölwa hatte Frieden (Laxd. 76).

In anderen Fällen zeigen sich die Wiedergänger nur als Vorzeichen, um den Lebenden ein trauriges Ereignis, ihren eigenen oder der Hinterbliebenen Tod oder ähnliches zu verkünden.

Als der mächtige isl. Häuptling Thorkel mit seinen Mannen ertrunken war, ging seine Frau Gudrun, die nichts davon wußte, wie gewöhnlich in die Kirche. Als sie in die Tür des Kirchenzauns trat, sah sie ein Gespenst Draug) vor sich stehen; es beugte sich über sie und sprach: eine große Neuigkeit, Gudrun! Sie antwortete: schweig, du Armer! Als sie dann zur Kirche kam, meinte sie zu sehen, daß Thorkel mit den Seinigen heimgekommen sei und außen vor der Kirche stünde, Seewasser rann aus ihren Kleidern. Gudrun sprach nicht mit ihnen und blieb in der Kirche, solange es ihr gut schien. Dann ging sie in die Stube, denn sie glaubte, daß Thorkel mit den Seinigen dahingegangen sein werde. Aber als sie in die Stube kam, war kein Mensch darin. Da verfärbte sich Gudrun sehr über diesen Vorfall. Am folgenden Tage erhielt sie Gewißheit, daß sie ertrunken waren (Laxd. 76). Als das Christentum in Grönland noch jung war, sieht eine Frau die Gespenster sämtlicher an einer Pest Verstorbenen und

darunter sich selbst. Am Morgen ist sie tot, sogleich aber beginnt sie umzugehen (Thorfinns S. Karlsefnis 5).

Auch solche Leute zeigen sich wieder, die versäumt hatten, eine besondere Pflicht zu erfüllen, z. B. die Ausführung des letzten Willens eines Verstorbenen. Erst wenn sie durch wiederholtes Unglück die Lebenden gezwungen haben, das auszuführen, was sie selbst unterlassen haben, bekommen sie. Ruhe. Sie fühlen sich wie die Menschen wohl am wärmenden Feuer, haben aber auch die Achtung der Lebenden vor dem Gesetz bewahrt und werden durch das ,,Türgericht“ vertrieben (Eyrb. 50 ff.; s. u. Kult. im Recht). Die Wiedergänger, die durch eigene Schuld umgehen, sind meist böse Wesen. Grenzverrücker, d. h. Leute, die den Grenzpfahl zum Schaden ihres Nachbars verrückt haben, wandern um Mitternacht mit einem Licht in der Hand nach der Stelle, wo sie den Pfahl verschoben haben. Ungerechte Landmesser sieht man mit langer Feuerstange in den Furchen auf und ab schweben und gleichsam das Vermessene nachmessen; wer seinem Nachbar abgepflügt, den trifft der Fluch, als Irrwisch umzugehen (S.). Geizhälse isl. Geldwichte können sich nicht von ihrem Gelde trennen. Wo ihre Schätze liegen, brennt regelmäßig eine blaue Flamme. Verwandt damit ist die Vorstellung von Feuer über und in Gräbern, zumal von Leuten, die schon bei Lebzeiten gefürchtet waren. Schon in den älteren Quellen ist von solchen Hügelfeuern die Rede (Gulths S. 3; FAS I 434, 518; Grettis S. 18; vgl. Nj. 78; s. o. 41; s. u. 45). Über den Grabhügeln, in denen Angantyr und sein Bruder mit ihren Schätzen liegen, spielt brennendes Feuer, sobald die Sonne untergeht; die Hügelfeuer flammen empor, als Herwör durch Feuer und Rauch zu den Toten schreitet; die Hügelbewohner stehen draußen in hellen Flammen (Herv. S. 7). Die Seele, die den toten Leib kalt zurückläßt, konnte leicht als Feuer, Licht aufgefaßt werden. Von solchen leuchtenden Spukgestalten weiß der Volksaberglaube und die moderne spiritistische Literatur viel zu erzählen; dän. lygtemand (Leuchtemann), blaasmand (Feuermann), vättelys (Geisterlicht); schw.

lyseld (Leuchtfeuer), lyktgubbe (Leuchtemann), Eldgast (Feuergeist). Nahe Berührung mit den Wichten und Elben zeigen Vättelys und Elflicht.

Die Seele des Toten klammert sich also förmlich an alles, was ihr gehört und vertraut ist. Unzählige allgemeine Volksvorstellungen von dem Umgehen der Geister beruhen. auf diesem fetischhaften Zusammenhange der Seele und ihres Eigentums. Beraubung des Toten bildete das unter religiösen Gesichtspunkten geahndete Delikt des Walraubes. Später aber, in dem Wikingertreiben und Seeräuberleben war es Sache der Bravour oder besonderer unheimlicher Künste, die Schätze der wachenden Seele zu entreißen, an denen sie besonders hing. Aber diese Erbrecher der Grabhügel hatten mit dem Hügelbewohner, der sich nicht gutwillig von seinem Eigentum trennen wollte, einen harten Kampf zu bestehen. Erst wenn sie ihm den Kopf den Sitz der Seele schlagen und zwischen die Beine gelegt und die Leiche verbrannt hatten, konnten sie sich der Schätze bemächtigen. Namentlich die Sage Grettis des Starken ist reich an derartigen Taten (K. 18):

abge

Gretti sieht auf einem Hügel ein starkes Feuer aufleuchten und vermutet, daß dort ein Schatz begraben liegt. Er erfährt, daß der Hügel ein Grab ist, und daß dieses Kar dem Alten gehört; unter der Erde sind starke Balken eingerammt, die eine Grabkammer umschließen: dort sitzt der tote Kar auf seinem Stuhle, umgeben von seinen Schätzen; durch sein Umgehen hat er die benachbarten Bauern verscheucht, so daß sein Sohn die ganze Insel ankaufen kann. Gretti gräbt einen Schacht in das Grab, bis er auf Holzwerk stößt, haut mit der Axt ein Loch in die Bohlen, groß genug, um einen Menschen durchzulassen und läßt sich an einem Seile hinab, das sein Gefährte halten soll. Häßlicher Modergeruch schlägt ihm entgegen. Er findet das Gerippe eines Pferdes, stößt an die Kante eines Stuhles und bemerkt, daß ein Mann darauf sitzt, dessen Füße auf einem mit Gold und Silber gefüllten Schrein stehen. Als Gretti den Kasten nach dem Seile hinträgt, packt ihn jemand von hinten an. Ein furchtbarer Ringkampf entsteht; alles zerbricht, woran sie stoßen. Der Hügelbewohner kämpft angriffsweise, Gretti hält sich in der Verteidigung. Endlich sieht er, daß er alle seine Kräfte anwenden muß. Keiner schont mehr den andern. Ringend zerren sie sich hierhin, dorthin. Wo das Pferdegerippe liegt, packen sie sich am schärfsten und fallen wechselseitig in die Kniee. Endlich stürzt der Hügelbewohner rücklings über und unter dem Sturze

gibt es einen donnergleichen Krach, sodaß der Genosse oben erschreckt flieht. Schnell zieht Gretti sein Schwert, trennt den Kopf des Toten von dem Rumpfe und setzt den Kopf dem Draug an das Ende seines Rückens. An dem Tau steigt er dann wieder aus der Grabkammer empor.

Die beiden anderen Erzählungen sind stark übertriebene Seitenstücke:

Hörd gräbt mit 11 Gefährten an dem Hügel des Wikings Soti, bis er auf das inwendige Holzwerk stößt. Aber am nächsten Morgen ist alles wieder eingefallen. So geht es zwei Tage, bis ein Mann in blauem Mantel (Odin) im ein Schwert gibt, das er in die Öffnung stecken soll. Am vierten Tage brechen sie das Holzwerk auf und finden die Tür der Grabkammer. Ein fürchterlicher Geruch steigt aus dem Grabe auf und tötet zwei Gefährten. Hörd läßt ein Tau in die Grube hinabgleiten und sieht den Draug am Hinterteil eines mit großem Gut beladenen Schiffes sitzen. Mit großem Krachen fährt ein solcher Dampf aus der Höhle, daß die Lichter verlöschen. In einem Verse verbietet der Tote, ihm sein Gut zu rauben. Hörd aber läßt nicht ab. Da greift ihn das Gespenst an und behält die Oberhand, bis einer der Genossen Licht anzündet. Nun verschwindet es im Boden, weissagt aber, daß der Goldring, den Hörd zuletzt genommen, immer seines Herrn Tod sein solle, bis er in eines Weibes Gewalt käme. An dem Tau, dessen Wächter geflohen sind, zieht sich dann Hörd empor (Isl. S. II 44).

Ein starker, zauberkundiger Berserker Thrain, der zum Kampf untüchtig geworden ist, hat sich mit seinem Schwerte Mistiltein und andern Kostbarkeiten lebendig in ein Grab einschließen lassen und beträgt sich seitdem vollständig wie ein gestorbener Grabhügelbewohner. Hromund findet den Hügel und sieht nach sechstägiger Arbeit einen entsetzlich schwarzen dicken Mann auf einem Stuhle im Grabe sitzen: er war ganz in Gold gekleidet, brüllte laut und blies Feuer aus seinem Munde. Als Hromund mit dem Schwerte auf den Draug losgeht, fordert ihn der auf, wenn er Mut habe, mit ihm zu ringen und kein Eisen zu gebrauchen. Hromund wirft die Waffe weg und ringt mit dem Gespenste. Nach langem, gefährlichem Kampfe drückt er ihn zu Boden, und nachdem er sich von ihm seine Taten hat erzählen lassen, schlägt er dem Spuke den Kopf ab, verbrennt ihn und verläßt mit den Kleinodien den Hügel (FAS II 363 m). Diese Erzählung hat Tegnér den Stoff zu der packenden Schilderung geboten, wie Frithjofs Vater den Ring erwarb (III. Gesang).

Die Gespenster und Draugen sind also wunderbar lebendig und zäh; sie können noch einmal getötet werden, und dann muß man noch besondere Anstalten treffen, wenn man sicher sein will, sie für immer unschädlich gemacht zu haben.

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