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Menschen- oder Dämonenseelen aufzufassen, eine Parallele zu dem bekannten Seelenaustreiben. Eine Zubehör jenes Zaubers aber ist der Prozeß. Der Tierprozeß ist Gespensterprozeß, und die angeführte Stelle beweist, daß es einen Prozeß in voller Form Rechtens gegen Gespenster und zum Zweck ihrer Abwehr in heidnischer Zeit gegeben hat.

Der Götterdienst im Wirtschaftsverbande.

Aufs engste verknüpft mit der Zeitteilung eines Volkes sind die religiösen Feste, die es feiert. Da die Götter die ins Große gefaßten Verkörperungen der Erscheinungen des Naturlebens sind, war der Gottesdienst der Germanen im wesentlichen ein Naturdienst: durch den Wechsel des Jahres zogen sich die Naturfeste. So fiel das natürliche Jahr mit dem religiösen zusammen, und der bürgerliche Kalender war zugleich der gottesdienstliche. In ältester Zeit unterschied man nur Winter und Sommer; der Winter ward vorangestellt, wie die Nacht dem Tage, nach der uralten allgemeinen Ansicht, daß aus dem Dunkel und der Kälte das Licht und die zeugende Wärme geboren würden. Man zählt also nach Nächten und nach Wintern. Winter und Sommer zerfielen durch die Sonnenwenden im Mittwinter und im Hochsommer in zwei gleiche Hälften: dort ist der längste Tag, hier die längste Nacht, dort beginnt die Abnahme, hier die Zunahme der Tage. Die Wende im Winter erhielt ihre Bedeutung namentlich dadurch, daß von hier das Aufwachen des erstorbenen Naturlebens beginnt: zu dieser Zeit brachten die Nordgermanen die großen Opfer für die Fruchtbarkeit dar (Yngl. S. 8). Winter- und Sommeranfang lagen an den Tagund Nachtgleichen. Das germ. Jahr begann also Ende September oder Anfang Oktober, und der Sommer hub Ende März oder Anfang April an. Diese vier Festzeiten beruhen demnach auf der Beobachtung der Solstitien und Äquinoctien.

Statt dieser Vierteilung des Jahres wird vielfach eine Dreiteilung angenommen: im Norden habe die Winterjahreszeit am 11. Oktober begonnen, der Beginn des Frühsommers

Herrmann, Nordische Mythologie.

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am 10. Februar, wenn die Tage sichtlich zunehmen, das dritte Fest fiel auf den 9. Juni; erst 940 habe König Hakon der Gute das Frühlingsanfangsfest vom 10. Februar auf den Tag des Jesusgeburtsfestes verlegt (Flt. I53/54). Zur Begründung der Annahme einer ursprünglichen Dreiteilung zieht man folgende Angaben heran:

Es war Sitte, ein Opfer darzubringen gegen den Wintersanfang für ein gutes Jahr; Mitte Winters ein zweites zur Erzielung von Fruchtbarkeit; ein drittes mit Sommerbeginn, das war das Opferfest zum Zwecke des Sieges (Yngl. S. 8). Die Drontheimer Bauern hielten um Wintersanfang stark besuchte Gastmähler und große Trinkgelage zur Besserung des Jahrganges, zu Mittwinter opferten sie für den Frieden und guten Verlauf des Winters: ihre Sitte war, ein Opfer im Herbst zu haben, um den Winter zu begrüßen, ein anderes zu Mittwinter, ein drittes am Sommersanfange, da begrüßen sie den Sommer (FMS IV 102-104). Der vornehme Norweger Sigurd hatte die Gewohnheit, drei Opferfeste jedes Jahr zu halten, eins bei Wintersanfang, das zweite um Mittwinter, das dritte gegen den Sommerbeginn; nachdem aber das Christentum allmählich üblich geworden war, behielt er die alte Gewohnheit wegen der Gastmähler: da hatte er im Herbste ein Freundesmahl, ein Julgelage im Winter, ein drittes Mahl hielt er auf Ostern (FMS IV 112; Flt. II 227; Olafs. S. h. 117). Der südnorweg. Bauer Harek hielt in jedem Jahre drei Hauptmahle, eine Julgasterei und Mittwinters und zu Ostern (FMS XI Hak. p. Harekss. 1).

Von einer heidnischen Feier des Festes der Sommersonnenwende ist also nichts ausdrücklich überliefert, und man erklärt die scheinbare Festlosigkeit des Sommers damit, daß der Nordmann um diese Zeit mit dem Felde und der Weide genug zu tun hatte, oder daß die Männer dann auf dem Meere umherschweiften. Das letztere mag für die Wikingerzeit passen. Aber der Sonnenwendtag, die hochheilige Zeit der blühenden und reifenden Natur, ist im Johannistage erhalten: die Feuer deuten noch auf die alte Heiligkeit des Tages, am Johanuistage haben die Wassergeister besondere schädliche Macht und verlangen ein Menschenopfer, an ihm sind die Quellen besonders heilkräftig, darum finden an ihm die Brunnenwallfahrten statt. Die Unsicherheit wird vollends dadurch gesteigert, daß von vielen Forschern dem Julfeste jeder Zusammenhang mit der Wintersonnenwende abgesprochen wird (s. u. 507).

Procop erzählt von den nördlichsten Bewohnern der skandinavischen Halbinsel, daß sie, nachdem sie 35 Tage ohne Sonnenlicht gewesen waren, Boten auf die höchsten Spitzen der Berge schickten, um auszuschauen, ob die Sonne nicht bald wiederkäme. Ward dann gemeldet, daß nach fünf Tagen das neue Licht die Tiefen der Täler erhellen werde, wurde unermeßlicher Jubel erhoben, alles feierte das Fest der frohen Botschaft: das war das größte Fest der Thuliten. Den Göttern und höheren Mächten der Luft, des Himmels, der Erde schlachteten sie unaufhörlich Opfer; denn sie fürchteten, daß ihnen einmal die Sonne ganz ausbleiben würde (B. G. II15). Das Fest der Nerthus, wie der entsprechende Umzug des Frey in Schweden, fand im Frühjahre statt, das große Opferfest in Hleidr auf Seeland war schon im Januar, die Festfeier von Uppsala aber um die Frühlingsnachtgleiche (Ad. Br. Scholion 137) oder im Februar (S. 218.): da wurde geopfert um Jahr und Frieden und um den König. Im Frühjahre mit Sommersbeginn wurde ein großes Opferfest veranstaltet „dem Sommer entgegen" (Egils S. 49). Das Frühlingsfest der Gemeinde läßt sich ungefähr noch aus den heutigen nordischen Frühlingsgebräuchen erkennen:

Es wurde schwerlich vor dem ersten Mai gefeiert. Denn erst dann verkündeten Luft und Keime, daß der Sommer nahte. Aber je nach der Lage, näher der Ostsee oder dem Nordkap, wurde das Fest auch verschoben. Wenn in Dänemark der Kuckuck sich bereits hatte hören lassen, und die Buchen ihre grünen Blätter zeigten, war der Siljansee in Dalarne noch eisbedeckt, und um Drontheim lagerte noch Schnee und Eis. Das dänische Frühlingsfest am ersten Mai leuchtete weiter bis Pfingsten hinein und glitt selbst in das Mittsommerfest über. Am Abend vorher wurden Höhenfeuer angezündet, Walburgisfeuer: man glaubte, daß sie verscheuchend auf alle bösen Geister wirkten, die in dieser Nacht ihr Unwesen trieben, und besonders auf die Hexen, deren Festzeit diese Nacht war. Diese Feuer, wie alle andern, die an hohen Festen gen Himmel brannten, durften nicht mit gewöhnlichem, sondern mußten mit wildem" Feuer angezündet werden. Ein solches ließ sich nur auf die uralte Weise schaffen, die im Gebrauche gewesen war, bevor man das Eisen kennen lernte, nämlich durch Reibung zweier Hölzer gegeneinander.

Dieses Feuer wurde in allen germ. Ländern mit einem verwandten Namen bezeichnet, dessen Bedeutung am klarsten.

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aus dem Schwedischen erhellt: gnideld Reibfeuer (dän. norweg. nodild, deutsch Notfeuer; ahd. niuwan, nûan reiben). Diese Notfeuer mögen einstmals nur gelodert haben, um die Luft zu reinigen und dadurch die Krankheiten zu vertreiben, also bei Seuchen. Im Laufe der Zeit aber zündete der für das Wohl seiner Herde besorgte Landmann sie jährlich an, um von vornherein den Viehseuchen vorzubeugen, und schließlich flammten sie bei allen großen Festen der Gemeinde zu Ehren der großen Götter auf.

Von allen Bergen und Hügeln leuchten noch heute im Norden die Walburgisfeuer, und die Jugend schlingt um sie einen oft zweifachen, dreifachen Ring zu fröhlichem Reigentanze und opfert die ersten Frühlingsblumen. Schlagen Flammen und Rauch nach Norden, so erwartet man in Schweden einen kalten, ziehen sie nach Süden, einen warmen Frühling. In Dalarne ist es noch heute Sitte, durch das Walburgisfeuer zu springen, zu dem Äste von neun verschiedenen Bäumen oder Sträuchern genommen sind. In Norwegen heilte man Herden, die von einem wütenden Wolfe gebissen waren, um die Verpflanzung der Seuche auf die übrigen Schafe zu verhindern, mit Hilfe des Notfeuers in der Weise, daß man 2-3 Scheiterhaufen anzündete und die Schafe mitten durchtrieb, so daß der Rauch um sie aufschlug. Dann mußten 9 × 9 Verheiratete, immer 9 auf einmal, zwei Balken aneinanderreiben, und mit dem so erzeugten Feuer wurde wieder das erste Herdfeuer in Brand gesteckt. Noch heute werden Weissagungen über die kommende Witterung und Ernte, über Liebe und Tod bei den heiligen Feuern angestellt. In Telemarken verbrennt man neun verschiedene Arten von Holz, um den Schornstein Ostern von den Hexen zu säubern; dann beobachtet man, wohin der Rauch treibt: geschieht es in der Richtung des Weges zur Kirche, so stirbt bald jemand im Hause.

Während die Gemeinde zu den Frühlingsfeuern hinströmte, war es in den Wohnungen eigentümlich unheimlich, nur die allernotwendigsten Personen blieben zurück. Draußen bei den Feuern aber herrschte Leben und Lustigkeit. Doch blieben nicht alle beisammen. Die jungen Burschen und Mädchen zogen in den Wald, um Blumen zu pflücken und grüne Zweige abzubrechen, mit denen in der Frühe des nächsten Morgens die Wohnungen gemait" werden sollten. Zuweilen auch grub man in der Walburgisnacht zugleich den Maibaum aus, oder man schmückte ihn, so daß er am Morgen schon fertig dastand.

Das Maifest bestand in Dänemark vor allem darin,,,den Sommer in die Stadt zu führen". In Schweden dagegen war der Kampf des Sommers mit dem Winter, der anderwärts im Fasching stattfindet, auf den 1. Mai verlegt. Junge

Gesellen teilen sich in zwei Scharen, die eine unter der Führung des mit Pelzen und gefütterten Kleidern angetanen Winters, die andere unter dem,,Blumengrafen", der mit grünem Gezweige, Laub und Blumen geschmückt ist; dann wird ein regelrechtes Treffen geliefert und der Winter vom Sommer zu Boden gerannt. Das winterliche Gefolge wirft mit Asche und Funken um sich, das sommerliche wehrt sich mit Birkenmaien und ausgeschlagenen Lindenruten; endlich wird dem. Sommer von dem umstehenden Volke der Sieg zugesprochen. Auch der Maibaum spielt in Schweden erst Johanni eine Rolle, verdient also eher den Namen Mittsommerbaum. Altschwedische, norwegische und dänische Chroniken, Stadtordnungen und Urkunden gedenken öfters der Maispiele.

Bereits am frühen Morgen wählte sich die waffenfähige, berittene Jugend draußen im Walde den Maigrafen, oder auch zwei; in Lund z. B., Bergen und Kopenhagen zwei, in Malmö einen. Als Zeichen seiner Würde erhielt der Maigraf einen Kranz, darauf wählte er sich eine Maigräfin und die übrigen Teilnehmer des Zuges jeder eine Maibraut: den Maibräuten wurden kleine Blumenkränze überreicht, und mit solchen war der ganze Zug versehen; die Weiber hatten sie in der Nacht vorher geflochten. Sodann gab der Maigraf den Befehl, sich zum Heimritte fertig zu machen. Nun ging es über den Wald her, alle brachen sich blühende Zweige von den Bäumen und trugen sie in den Händen. Unter Gesang und Jubel, sowie Musik von Pfeifen und Trommeln wurde der Einzug gehalten: es schien, wie wenn der grünende Wald selbst nach der Stadt wanderte (Macbeth!). Dieser Heimzug bildete den Mittelpunkt des Festes und hieß ,den Sommer in die Stadt reiten“ oder „führen“, „den Mai in die Stadt tragen“, „den grünen Mai einführen". Noch älter ist der Brauch, einen Baum, den Maibaum, mit seinen Wurzeln auszureißen und mit nach Hause zu bringen. Dort wurde er aufgerichtet, und alles tanzte singend um ihn herum. In Dalarne, wo die Hochzeiten gern im Sommer geschlossen werden, laufen die jungen Burschen in der ersten Hochzeitsnacht in den Wald hinaus, fällen den höchsten Laubbaum und schaffen ihn nach dem Festhause: hier bereiten sie sich aus dem Stroh der Stube Sitze in dessen Ästen und trinken und lärmen um ihn herum. Heute ist der Maibaum meist ein glatter, von der Rinde befreiter, mit zwei bis drei vom Wipfel herabhängenden großen Ringen, und von oben bis unten mit Blumenketten und Schmuck besetzter Stamm. Von Stockholm bis Gellivara in der Lappmark sieht man überall vom 25. Juni an solche Maistangen sich erheben, und wem es beschieden gewesen ist, das Mittsommerfest auf der Schanze zu Stockholm oder am Siljansee mitzu feiern, mit seinen lodernden

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