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Ein Isländer war während seines Lebens ein böswilliger und schadenfroher Mensch gewesen, und sein Tod war kein recht natürlicher. Er wird. begraben, ist aber so schwer, daß man ihn nicht von der Stelle schaffen kann und geht sogleich um. Besonders nach Sonnenuntergang wird es draußen unheimlich, und jedermann fürchtet sich. Ein Hirt wird vermißt und später tot aufgefunden. Die Leute flüchten aus der Gegend. Er tötet noch mehrere Menschen; zuletzt wird ein Scheiterhaufen errichtet und der Tote, der blau geschwollen war, darauf durch Verbrennen noch einmal getötet, die Asche wird ins Meer geworfen. Eine Kuh, die die Steine beleckt, an denen etwas von der Asche des Zauberers hängen geblieben war, gebiert davon später ein bösartiges Kalb, das Unheil über das Haus bringt: die Seele des Zauberers war also selbst durch dieses radikale Mittel nicht vernichtet, sondern war in den Körper des Kalbes gefahren (Eyrb. 34, 63).

Zauberer, die als Gespenst umgingen und nach wie vor Unheil stifteten (Laxd. 37), mußte man ausgraben, ihnen den Kopf abschlagen und einen Pfahl durch die Brust treiben (Saxo 26, 163) oder sie verbrennen und ihre Asche ins Meer streuen (Laxd. 24; A'ns S. Bogsv. 5).

Hrapp war immer ein sehr unangenehmer Mensch gewesen und seinen Nachbarn so feindselig, daß sie ihm nur schwer Widerstand leisten konnten. Aber so übel es mit ihm umzugehen war, so lange er lebte, um so viel schlimmer ward es, als er tot war. Er tötete durch sein Umgehen die meisten der Dienerschaft und verursachte den Nachbarn so viel Ärger, daß die ganze Niederlassung öde wurde. Er wurde darum ausgegraben und an einen Ort gebracht, wo selten Vieh oder Menschen vorübergingen. Da hörte Hrapps Umgehen mehr und mehr auf. Als er später dennoch spukt und einem Manne, der ihn in der Stalltür trifft, den Spieß zerbricht, wird seine Leiche abermals ausgegraben sie war noch nicht verfault, ein Scheiterhaufen errichtet und als Hrapp darauf verbrannt ist, seine Asche ins Meer geworfen. Seitdem geschah infolge des Umgehens Hrapps niemandem mehr etwas zu Leide (Laxd. 18, 24).

Wie man dem Toten den Kopf abschlägt, den Seelensitz, um ihn wirklich tot zu machen, so soll die Pfählung der Leiche den Sitz des nicht völlig entschwundenen Lebens treffen. Es war in Grönland Brauch, daß man die Leute auf dem Hofe begrub, wo sie starben; man sollte dabei dem Toten einen Pfahl auf die Brust setzen (Thorfinns S. Karlsefnis 5).

Asmund läßt dem toten Blutsbruder den Grabhügel aufwerfen, gibt ihm sein Roß mit Sattel, Zaum und aller Waffenrüstung, dazu seinen Falken und Hund mit und steigt, wie er versprochen, mit dem Toten selbst hinein. Der saß dort unten in voller Rüstung auf dem Stuhle. Auch Asmund ließ seinen Stuhl in den Hügel bringen und setzte sich darauf. So

ward der Grabhügel geschlossen. In der ersten Nacht stand der Tode vom Stuhl auf, erschlug den Falken samt dem Hunde und af beides. In der zweiten Nacht erschlug er das Roß, zerlegte es und verzehrte auch dieses, wobei er Asmund zu Gaste lud. In der dritten Nacht war Asmund eingeschlafen und erwachte davon, daß ihm der Tote seine beiden Ohren abrik. Da ergriff Asmund das Schwert, schlug ihm den Kopf ab und verbrannte ihn zu Asche. Dann wurde er aus dem Grabhügel heraufgezogen und nahm alles Gut mit sich, das in den Hügel gelegt war (40; FAS III 365 ). Nach anderer Überlieferung schlägt der überlebende Blutsbruder dem Vampyr, der ihm im Grabe nach hartem Ringen das linke Ohr abgerissen und die Wange zerkratzt hat, das Haupt mit dem Schwerte ab, durchbohrt aber den schädlichen Leib mit einem Pfahle (Saxo 161-163).

In Dänemark wurden mit dem Beile hingerichtete Missetäter so begraben, daß der Kopf zwischen die Beine oder an die Füße gelegt wurde, dann konnte der Tote nicht als Wiedergänger auf die Erde zurückkehren. Die vielen Sagen von kopflosen, umherspukenden Gespenstern hängen jedenfalls mit diesem Glauben zusammen. In Schweden häuft man Steine auf ein Grab, um das Wiederkommen der bösartigen Seele des Wiedergängers materiell zu verhindern.

Hat aber ein Mensch dem Toten, der keine Ruhe im Grabe findet, diese verschafft, so erweist er sich dankbar.

Pelle Båtsmann landet an einem wüsten Ufer und schläft ein. Durch starkes Geräusch erweckt, sieht er, wie zwei Tote sich heftig balgen; er erfährt von dem unten Liegenden, daß er allnächtlich von dem andern aus dem Grabe gejagt und durchgepeitscht werde, weil er ihm bei Lebzeiten eine Schuld nicht bezahlt hatte. Pelle berichtigt diese und gibt dadurch dem gequälteu Geist für immer Ruhe; dieser aber verheißt ihm augenblicklich Hilfe, falls Pelle ihn jemals in der Not anrufe und erfüllt auch sein Versprechen getreulich. In Andersens Märchen „Der Reisekamerad ist dieses Motiv schön verwertet: Johannes hat zwei Männern sein ganzes Erbteil gegeben, die einen Toten wie einen Hund vor die Kirchtüre werfen wollen, weil er ihnen Geld schuldig geblieben ist. Der Tote schließt sich ihm später als Reisekamerad an, hilft ihm bei der Bewerbung um die Prinzessin, indem er für ihn die Rätsel rät und gibt ihm endlich ein Mittel, die in eine Hexe verzauberte Prinzessin zu erlösen.

Das Wissen des Toten.

Die Seelenpflege soll nicht nur dem Toten Befriedigung gewähren, sondern auch dem Pflegenden als Gegengabe Hilfe

und Rat. Denn Hilfe befreundeter Geister kann man an allen Dingen erfahren, im Hause, im Felde, bei der Herde, im Kriege; den Rat gewinnt man durch das Seelenorakel. Der Tote in seinem Grabe weiß alles, was auf Erden vorgeht und nimmt ein lebhaftes Interesse und eingehenden Anteil daran. Man kann ihn in wichtigen Dingen um Auskunft ersuchen, und man wird nicht vergeblich bitten. Wenn die Seele vor die Fenster ihres Hauses tritt, also kurz vor dem Tode, ist ihr bereits der Blick in die Zukunft eröffnet.

Der auf den Tod verwundete Sigmund sagt den Ruhm seines noch ungeborenen Sohnes Sigurd voraus (Vols. S. 108). Brynhild prophezeit, nachdem sie sich selbst die Brust mit dem blitzenden Stahl durchbohrt hat, sterbend dem Gunnar sein und seiner Verwandten Schicksal (Sig. III 52 m.). Als Sigurd Fafni auf den Tod verwundet hat, richtet der Sterbende an den Sieger die heimtückische Frage nach seinem Namen. Sigurd verschweigt ihn aber und nennt einen Decknamen, weil es im Altertum Glaube war, daß eines sterbenden Mannes Wort viel vermöchte, wenn er seinen Feind mit Namen verwünschte" (Fáfn. 1; Saxo 254; FAS III 344. 589).

Es gab verschiedene Möglichkeiten, sich mit den Verstorbenen in Verbindung zu setzen. Von denen, die mit bestimmten rituellen Handlungen verbunden sind, sowohl dem volksmäßigen Betriebe, der mit dem Seelenkultus zusammenhängt, als dem höheren, der mit der Verehrung der Götter in Verbindung steht, wird passender in dem Abschnitte Weissagung und Zauber" gesprochen. Noch aus dem 12. Jahrhundert wird von einem Norweger auf den Orkaden erzählt, daß er die Nächte auf den Gräbern der Toten zubrachte, um von ihnen Ratschläge und Weissagungen zu erhalten. Verstorbene weise Frauen wie Männer geben aus ihrem Grabe heraus ihr Wissen kund.

Am Hügel fleht der Sohn zur toten Mutter um Hilfe. In verschiedenen Liedern der Edda finden die Orakelkundgebungen am Grabe einer Wolwa statt; sie kommt aus dessen steinerner Tür hervor, und nachdem sie ihr Wissen mitgeteilt hat, kehrt sie wieder in das Grab zurück (Vọl.; Baldre dr.; Hyndl.; Svipd.; Helreip). Thor fragt Harbard-Odin, woher er die höhnischen Worte hole, und Odin antwortet:

Ich holte sie von den Menschen,

den hochbejahrten,

die in den Hügeln der Heimat wohnen.

Herrmann, Nordische Mythologie.

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Thor erwidert:

Da gibst du den Gräbern einen guten Namen,

wenn du sie Hügel der Heimat nennst (Hárb. 43–45).

Allgemein ist die Sitte, draußen zu sitzen und Unholde oder Hügelbewohner zu wecken, um das Schicksal zu befragen. Auf Island und den Färöer wird das Draußensitzen am Kreuzwege besonders in der Julnacht oder am Sylvesterabend ausgeführt. Wer von Toten die Zukunft erforschen will, muß sich an der Stelle, wo vier Wege kreuzweis gehen, niederlegen, mit einer Kuhhaut bedecken und eine scharfe Axt zur Hand nehmen: gegen Mitternacht kommen dann seine verstorbenen Verwandten aus allen Windrichtungen, sagen ihm alles, was er zu wissen wünscht, Vergangenes und Künftiges über viele Menschenalter hinaus und schleppen Gold und kostbare Kleinodien herbei (s. u. Hausgeister). Der Isländer unterscheidet genau zwischen Wiedergängern und Erweckten, d. h. den Toten, die von einem andern aufgeweckt oder sofort zu seinem Dienste gezwungen werden. Wie im Altertume nimmt man noch heute die Hilfe der Erweckten zur Erforschung der Zukunft in Anspruch oder sendet sie Gegnern zu, um ihnen Schaden zu tun. Die isl. Volkssage ist reich an solchen,,Sendungen". Eine Totenweckung ohne Zauberlieder aus alter Zeit, wobei die Verstorbenen nicht durch Worte, sondern durch symbolische Handlungen die Vergangenheit enthüllen, wird so geschildert:

Der fär. Häuptling Thrand ließ im Hause ein großes Feuer anzünden, vier Gitter in geschlossenem Viereck um dieses herumsetzen und zog neun Kreise um dieses herum; dann setzte er sich selbst zwischen Feuer und Gitter und gebot den Anwesenden Schweigen. Nach einiger Zeit trat ein Mann ein, den man als den verstorbenen Einar erkannte, ganz naß; er ging auf das Feuer zu, wärmte sich die Hände und entfernte sich dann. Kurz darauf erschien Thori in derselben Weise; endlich aber kam Sigmund Brestisson, ganz blutig und das eigene Haupt in der Hand tragend. Nachdem auch er sich entfernt hatte, stand Thrand auf, holte tief Atem und erklärte, jetzt zu wissen, wie die drei Männer ums Leben gekommen seien: zuerst müsse Einar im Wasser erfroren und ertrunken sein, dann Thori, Sigmund aber müsse ans Land gekommen und hier im Zustande der Ermattung ermordet worden sein (Fär. S. 40).

Der Aufenthaltsort des Toten.

Der Aufenthaltsort der Toten war das Grab selbst, die Tiefe der Erde. Das Grab hieß hel und wurde seit Urzeiten als Haus eingerichtet (S. 32). In vorgeschrittener Zeit wurde das Totenhaus Hel als Halle mit hohen Sälen vorgestellt, wo der Met schäumte und die Becher kreisten. Wie Walhall vom Golde glänzt und mit Zieraten und Waffen geschmückt ist, so strahlt die Unterweltshalle im Glanze goldbelegter Dielen, blitzender Schilde und funkelnder Armringe (Baldrs dr. 6. 7). Aber trotz allen Prunkes ist das Leben dort unheimlich und beschränkt.

Wie die Menschen selbst, so bilden die Geister der Tiefe allmählich politische Verbände, über die besondere Götter oder Göttinnen als Könige oder Königinnen herrschen. Der griech. Hades und die germ. Hel haben von der Örtlichkeit des Totenreiches ihren Ausgang genommen; hades ist Ort der Unsichtbarkeit, hel Ort der Verbergung, Grab. In der Urzeit lebten die Toten zunächst ,,Jenseits von Gut und Böse": besondere Lustörter für die Guten wie Elysium und Walhall, und besondere Straförter wie Tartaros und Niflhel sind verhältnismäßig spät aufgekommen.

Das an. Wort für Seele ond gehört zu anan und sagt dasselbe aus wie avɛuos, anima: Seele und Wind gehört also zusammen. Floh der Lebenshauch aus dem erstarrten Körper, so schwebte er in die Luft empor, und die Seelen flogen im Sturme daher. Beim Sturme fährt die wilde Jagd, in Norwegen die Aasgaardsreia (eigentlich Aaskereia; schw. åska Blitz, reid Donner) durch die Luft, Seelen, die nicht so viel Gutes taten, daß sie den Himmel, nicht soviel Böses, daß sie die Hölle verdienten. An der Spitze des gespenstischen Zuges fährt die Gurorysse oder Reisarova d. i. Guroschwanz (an. gýgr Riesin) und Sigurd Snarenswend. Der Zug reitet über Wasser wie über Land, nimmt Vieh und Menschen mit sich, und sein Erscheinen bedeutet Kampf und Tod. Hört man den Zug nahen, so muß man aus dem Wege weichen oder sich platt auf den Boden werfen. Wo sie ihre

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