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und Hexen zu vertreiben und das Ackerland der Segnungen des heiligen Feuers teilhaftig zu machen.

Es war für den Norweger religiöse Pflicht, Weihnachten mit einem Bierfeste zu begehen (N. G. L. 16. 413). Bei besonders vornehmen Personen trat an die Stelle des ,,gemeinsamen Bieres" eine große Gasterei. Diese Feiern zu Ehren Christi und der Jungfrau Maria für „gutes Jahr und Frieden“ haben zweifellos ursprünglich heidnischen Göttern gegolten. Die Christen feierten am Julfeste die Herabkunft Jesu Christi, die Heiden aber hielten ihre Zusammenkünfte dem schlimmen Odin zur Ehre und zum Ruhme (Flt. I 564). Häufig werden Julgeschenke erwähnt, teils solche, die fürstliche Personen einander zuschicken, besonders aber solche, womit die Fürsten die Dienste ihrer Gefolgsmänner belohnen; aber auch Befreundete beschenken sich (Gunnlaugs S. 7; Nj. 31; Laxd. S. 22; Egils S. 70). Hakon Jarl versammelt immer um Jul seine Vasallen um sich und nimmt am Jul neue Gefolgsleute in seinen Dienst (Flt. I148). Auch festliche Spiele fanden statt (Holmv. S. 22).

Das Julfest traf ungefähr, aber nicht genau, mit dem christlichen Weihnachtsfeste zusammen. Als Hakon der Gute den Thron Norwegens bestieg, erließ er die gesetzliche Bestimmung, das Julfest solle fortan zu derselben Zeit gefeiert werden, in der die Christen es hielten, und jeder norwegische Familienvater solle auf das Fest 40 Kannen Bier brauen, und das Fest sollte solange dauern, wie dieser Biervorrat vorhielte. Vorher war das Fest in der Mittwinternacht begonnen worden und hatte drei Tage lang gedauert (Flt. I54). Beruht nun wirklich die nordische Tradition von einem heidnischen Julfest auf einer unberechtigten Zurückversetzung eines christlichen Brauches in heidnische Vorzeit? Man hat zwar bewiesen, dass die nordischen Weihnachtsbräuche (z. B. Geschenke, Neujahrszauber und Weihnachtsheiltum, Weissagen, Lichter und Baumgrün, Maskenumzüge, Geisterspuk und Geisteraustreibung) nicht urnordisch-heidnisch, sondern vom Christentum entlehnt sind: Hakon der Gute, der in England als Christ auferzogen wurde, kann verschiedene der Julbräuche

mit nach Norwegen gebracht haben. Aber nicht nur ist Jul ein gemeingerm. Wort, sondern es muß auch ein heidnisches Mittwinterfest gewesen sein. Darüber belehren uns die isl. Sagas ziemlich genau, vor allem Snorris Geschichtswerk. Es liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß Snorris Bericht von den heidnischen Festen erfunden sei, sondern er beruht auf alten Quellen, die er benutzt und abgeschrieben hat. Ein Sonnenfest oder Fest des neuerwachten Himmels- oder Sonnengottes ist das Julfest allerdings kaum gewesen; aber als sicher darf doch wohl gelten, daß es den unterirdischen Gottheiten geweiht war, den Mächten der Erde, der Finsternis und des Todes. Es ist schwerlich zufällig, daß der Toten- und Nachtgott Odin ausdrücklich mit ihm in Verbindung gebracht wird. Die Etymologie des Wortes Jul ist freilich noch dunkel. Forscher, die es als Fest der wiederkehrenden Sonne oder der Wiedergeburt des Lichtgottes auffassen, bringen es mit an. hvel,,das Rad",,,Sonnenrad" oder mit * jiuls,,neu, jung, neugeboren“ zusammen; andere deuten es als das fröhliche, lustige (lat. joculus) oder das Schlachtfest (lat. jugulare). Nach der jüngsten Erklärung ist Julzeit soviel wie,,dunkle Zeit", der Gegensatz zu,,Ostern", der „,hellen oder aufleuchtenden Zeit".

Der Götterdienst im Staatsverbande.

Ein gemeinsamer Kultus hielt die Völker zusammen, die sich zu einem Stamme rechneten. Sie verehrten eine Stammesgottheit, von der sie abzustammen glaubten, und deren Heilig tum sie von Zeit zu Zeit an großen Festtagen in Massen aufsuchten, um ihre Zusammengehörigkeit bei blutigen Opfern zu erneuern. Die Stammesheiligtümer waren zugleich Versammlungsorte für den Handel, die Feste mit Messen und Märkten verbanden, wie die Feier im Uppsalatempel zeigt. In der Hand der Priester, der Bewahrer und Hüter des göttlichen Gesetzes, des Rechtes, lag die Einheit des Stammes und der Stammkulte. Der gemeinsame Kultus bedeutete aber nicht bloß Zusammenfassung, sondern auch Ursprung. Einem Volke oder einem Gau ward die Pflege und Bewachung des

Bundestempels anvertraut, und als sichtbares Zeichen der Gegenwart der Götter erhoben sich hier ihre Bilder. Die Göttin Nerthus hielt die Ingwäonen zusammen, der Kultus des Frey vereinigte die Dänen in Ringstedt-Hleidr auf Seeland und die Schweden in Uppsala, der Opferverband der Drontheimer hatte seinen Thor-Tempel in Möri, einen anderen Haupttempel in Hladir; die Leute aus Firdir, Fjalir und Sogn kamen in Gaular zusammen, die Bewohner der Landschaft Wik westlich vom Christianiafjord in Skiringssal. Neben Hleidr waren dänische Nationalheiligtümer Odense in Fünen, Wiborg in Jütland, Lund (,,Opferhain") in Schonen. Die gesamte Insel Gotland hatte ein höchstes Opfer mit Leuten, außerdem hatte jedes Drittel eins für sich, die kleineren Things aber hatten kleinere Opfer (Gutn. Urk. 32). Die Hauptopferstätte war zugleich Hauptgerichtsstätte. Für Dänemark, das durch Sunde und Belte getrennt ist, mußte es mehrere geben. In Schweden sind beide an den Haupt- und Residenzplatz Uppsala geknüpft. Norwegen, das erst spät zu einem Reiche unter einem gemeinsamen Könige gesammelt wurde, besaß keine gemeinsame Opfer- und Thingstätte und keinen Hauptkönigsitz. Aber neben den Haupttempeln der verschiedenen norweg. Reiche hatte jeder Thingverband seinen Tempel, und auch auf Island befanden sich die Tempel in der Nähe der Gerichtsstätte: je ein bestimmter Tempel war der Haupttempel im Thingbezirke, im Landesviertel, endlich im Gesamtstaate.

Während das Schutz- und Sühnopfer der Gemeinde alle Jahre dargebracht wurde, konnte das Landessühnopfer nur nach dem Verlaufe einer weit längeren Zwischenzeit abgehalten werden; die Frist seiner Wiederkehr, die Zahl der Opfer und vermutlich auch die Dauer des Festes war von der heiligen Neunzahl beherrscht. Die Schilderung Thietmars von Merseburg lautet (I):

Weil ich wunderbare Geschichten von den Opfern der Dänen gehört habe, will ich sie nicht unerwähnt lassen. Es ist ein Ort in jenen Gegenden, Namens Lederun (Lejre, Hleidra), die Hauptstadt jenes Reiches im Gau Selon (Seeland), wo alle neun Jahre im Monat Januar, um die Zeit, wo

wir die Erscheinung Christi feiern, alle zusammenkommen und ihren Göttern 99 Menschen und ebensoviele Pferde nebst Hunden und Hähnen, die man in Ermanglung der Habichte opferte, töteten, indem sie für gewiß glaubten, daß diese ihnen bei den Göttern der Unterwelt Dienste leisten und dieselben wegen ihrer begangenen Missetaten mit ihnen aussöhnen würden. Wie heilsam hat Heinrich I. (931) getan, daß er ihnen eine so entsetzliche Sitte ferner gewehrt hat!

Das schwedische Landessühnopfer beschreibt Adam von Bremen:

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Alle neun Jahre pflegt in Uppsala ein allen schwedischen Landen gemeinsames Fest begangen zu werden. In bezug auf dieses Fest findet keine Befreiung von Leistungen statt. Die Könige und das Volk, alle schicken ihre Gaben nach Uppsala, und was grausamer ist als jegliche Strafe diejenigen, die bereits das Christentum angenommen haben, kaufen sich von jenen Ceremonien los. Das Opfer nun ist folgender Art: Von jeder Gattung männlicher Geschöpfe werden neun dargebracht, mit deren Blut es Brauch ist die Götter zu sühnen. Die Körper aber werden in dem Haine aufgehängt, der zunächst am Tempel liegt. Dieser Hain ist nämlich den Heiden so heilig, daß jeder einzelne Baum durch den Tod oder die Verwesung des Geopferten geheiligt erachtet wird. Dort hängen auch Hunde und Rosse neben den Menschen, und von solchen vermischt durch einander hängenden Körpern habe er, erzählte mir ein Christ, 72 gesehen. Übrigens sind die Trauerlieder, die bei der Vollziehung eines solchen Opfers gesungen zu werden pflegen, vielerlei und unehrbar, und darum besser zu verschweigen. Neun Tage werden Schmäuse und dergleichen Opfer gefeiert. An jedem Tage opfern sie einen Menschen nebst anderen Geschöpfen, so daß es in neun Tagen 72 Geschöpfe werden, die man opfert. Dies Opfer findet statt um die Frühlingsnachtgleiche. Der christliche Schwedenkönig Anund wurde vertrieben, da er das gebräuchliche Nationalopfer den Dämonen nicht darbringen wollte. Einer von den Priestern, die zu Uppsala den Götzen zu dienen pflegten, ward blind (IV 27. 28. Schol. 136/37). Zu Uppsala wurden so bedeutende Opferfeste gefeiert, daß nirgend in den Nordlanden bedeutendere gewesen sind (Ragn. S. Lod. 8).

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Die einzelnen Züge dieses Festes sind früher erörtert. Der König opferte für Frieden und Sieg, und die Männer aus ganz Schweden versammelten sich dort zum Thing, und zugleich ward ein großer Markt abgehalten (vgl. S. 218). Festfriede herrschte, und wie bei der Nerthusfeier jedes Eisen verschlossen war, so durfte in Uppsala dann niemand Waffen tragen. Natürlich ließ man die zur Aufbewahrung abgelieferten Waffen bewachen, damit sie nicht gestohlen würden.

Fremde, die zur Fest- und Marktzeit Uppsala besuchten, konnten leicht zu einer ungemessenen Vorstellung von der Macht des schwedischen Königs gelangen. So konnte bei Tacitus folgende Verallgemeinerung entstehen: „Nicht sind die Waffen, wie bei den übrigen Germanen, in freiem Gebrauche, sondern eingeschlossen unter einem Hüter. Müßige Scharen Bewaffneter werden leicht übermütig, und allerdings weder einen Edeln, noch einen Freigeborenen, nicht einmal einen Freigelassenen über Waffen zu setzen, liegt im Interesse der Könige" (Tac. Germ. 44).

Ort der Götterverehrung.

Die Götter sind nicht allgegenwärtig, sondern an die Schranken der Zeit und des Raumes gebunden; sie können sich nur dort betätigen, wo sie selbst oder ihre Boten zugegen sind. Sie haben bestimmte Wohnstätten oder Sitze inne, an denen sie von ihren Anhängern gefunden werden können. Den Göttern der Unterwelt, des Windes und des Wassers wurden Opfer durch Vergraben gebracht, oder man streute die Gaben in das luftige oder nasse Element; oder die Opfergaben wurden an einen heiligen Baum gehängt oder auf einen heiligen Stein ausgegossen. In späterer Zeit war der Sitz oder das Heiligtum des Gottes ein Tempel. Sobald die Menschen gelernt hatten, für sich selbst Häuser zu bauen, erbauten sie ihrem Gott an der Stätte ein Haus, die sie bereits als seinen Wohnsitz kannten. Die großen Bundesheiligtümer wurden an solchen Punkten errichtet, die für die Verehrer am günstigsten lagen. Neue Kultusstätten bildeten sich nur dort, wo der Gott einen unverkennbaren Beweis seiner Anwesenheit gegeben hatte. Da die ganze Natur von geheimnisvollen und unbekannten Kräften erfüllt erschien, wurde jeder natürliche Gegenstand oder Vorfall, der mächtig auf die Phantasie einwirkte oder die Empfindungen der Scheu und Ehrfurcht erweckte, leicht als eine Offenbarung göttlichen oder dämonischen Einflusses aufgefaßt. Aber ein Gott wurde dieses übernatürliche Wesen nur, wenn es in feste Beziehungen zu einer menschlichen Gemeinschaft trat.

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