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anfänglich jede staatliche Gewalt. Als sich mit der fortgesetzten Einwanderung das Bedürfnis nach einer anordnenden Gewalt herausstellte, war es der Besitz von Tempeln, worin diese ihren Stützpunkt fand. Angesehene Einwanderer brachten ihre Tempel - Hauptsäulen sogleich von Norwegen mit und erbauten sich auf dem in Besitz genommenen Landstücke ein eigenes Gotteshaus; kleinere Leute konnten dies nicht tun und schlossen sich daher freiwillig diesem oder jenem vornehmen Ansiedler an. Durch solche freie Übereinkünfte bildeten sich Tempelgemeinden; der Tempelbesitzer war das Oberhaupt einer solchen, seiner Leitung des Opferdienstes unterwarfen sich die Gemeindeglieder und bestritten die Kosten zur Unterhaltung des Tempels durch eine Beisteuer, den Tempelzoll. Da nun nach altgerm. Brauche die Staatsgewalt auch das Opferpriestertum in sich schloß, war nichts natürlicher, als daß sich auf Island, wo das letztere bereits vorhanden, die weltliche Gewalt aber noch ausständig war, diese an jenes anschloß oder sich aus jenem herausentwickelte. Der isl. Gode war also zunächst religiöser oder Tempelvorstand seines Bezirkes (Godord), dann aber auch dessen weltlicher Häuptling mit ausgedehnter herrschaftlicher Gewalt. Ihm lag die Pflege des Tempels sowie die Abhaltung des öffentlichen Opferdienstes ob, andererseits kam ihm die Leitung der Volksversammlungen und des ganzen mit diesen zusammenhängenden Gerichtswesens, die Sorge für die Aufrechterhaltung des Friedens in seiner Gegend, die Beaufsichtigung von Handel und Wandel, sowie die Vertretung und Unterstützung jedes einzelnen seiner Untergebenen zu: hier wie dort war ihm als Mittel zur Erfüllung seiner Obliegenheiten das Recht des Bannes und Aufgebotes seinen Untergebenen gegenüber eingeräumt. Den Fremden gegenüber hat er das Recht, ankommende Schiffe zuerst besuchen zu dürfen, um wichtige Nachrichten aus erster Hand zu erhalten; auch stand ihm zu, von den mitgebrachten Waren sich selbst Beliebiges auszuwählen. Zu den Thingfahrten ritten die Goden im festlichsten Gewande und herrlichen Waffenschmuck, und erachteten es für eine Ehre, die

Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen und durch die Zahl ihrer Thingleute Bewunderung zu erregen. In Wergeld und Buße aber wurden weder die Goden noch ihre Angehörigen irgendwie bevorzugt.

Die isl. Godenwürde konnte mit dem Tempel vererbt, verschenkt, verkauft, vertauscht oder selbst unter mehrere Besitzer geteilt werden, ganz wie jedes andere Vermögensstück. Auch war der Bezirk eines Goden territorial durchaus nicht abgeschlossen und die Anzahl der zu denselben gehörigen Thingmänner in keiner Weise festgesetzt: jedermann konnte. sich an einen beliebigen Goden anschließen, und jedem Thingmanne stand es allezeit frei, das Band mit seinem Goden zu lösen, d. h. aus dem Thingverbande auszutreten. Auch konnte man seinen Wohnsitz beliebig wechseln, ohne deshalb aus seinem bisherigen Godenbezirke ausscheiden zu müssen.

Einen merkwürdigen Beitrag zur Entstehung einer Godenherrschaft liefert die Geschichte von Hrafnkel Freysgodi. Obwohl er erklärt hat ,,ich halte es für eine Torheit, an einen Gott zu glauben" und seitdem nie mehr opferte, ist er doch im stande, einen neuen Godenbezirk zu gründen, dessen Hauptmittelpunkt gerade der Tempel sein sollte (K. 14).

Bei den Germanen stellen also die wichtigsten Priesterämter eine Abzweigung der Königsgewalt dar. Gleichwohl läßt sich ein gemeinsamer Name für alle germ. Völker erschließen. Zwischen dem skandinavischen Goden [gudi, godi, auf Runensteinen kupi, hofgodi (Tempelgode)] und dem got. gudja, womit Wulfila iɛgevs übertrug, besteht als Ableitung von got. gup,,Gott" einleuchtender Zusammenhang; beide führen außerdem den Eidring, den sie an der Hand tragen sollten zu allen gesetzlichen Dingen, die sie hegen sollten (Land. IV,). Wenn aber ,,Gott" ursprünglich Zauber oder auch Fetisch bedeutet (S. 189), so tritt uns im Goden der Feticciro und Schamane entgegen, er ist ursprünglich nur der „Berufer“, „,,Besprecher", der Zauberer. Wie weit es der „Zauberer" auf Island gebracht hat, wie er das politische Oberhaupt des zum Tempel gehörigen Bezirkes wurde und somit allseitige Herrschergewalt und weltliche Hoheitsrechte

erlangte, ist ein äußerst lehrreicher Beitrag für die Entwickelung der Religion.

Priesterinnen.

Auf Island konnte sogar ein Godord (Hof mit Priester-, Verwaltungs- und Richteramt) auf die Tochter erben, die aber natürlich das darauf ruhende Amt durch einen Mann des Bezirkes verwalten lassen mußte. Nicht nur in erdichteten Sagen oder mythischen Überlieferungen (Yngl. S. 4; Hyndl. 13), sondern auch in zuverlässigen isl. Sagen wird von Tempelpriesterinnen gesprochen, von Weibern, die den Godentitel führten (gydja); natürlich konnten diese niemals die vollen Rechte eines Häuptlings ausüben. Sie werden lediglich die priesterlichen Funktionen ausgeübt haben, die auf dem Godord lagen; die staatsrechtlichen Befugnisse aber, welche die Würde verlieh, standen einem Manne zu. Besonders für den Opferdienst in den Höfen der Göttinnen werden diese priesterlichen Frauen befugt gewesen sein. Das erste Werk, das die Götter nach dem Bau Asgards taten, war, die Tempel zu errichten, in denen ihre zwölf Sitze und Odins Hochsitz standen; dann bauten sie einen zweiten Saal, dies war der Hörg, den die Priesterinnen besaßen (Gg. 14). Die Isländerin Steinwör war Tempelpriesterin und pflegte des Haupttempels; dahin mußten alle Bauern Tempelzoll zahlen. Sie hatte ihre Not damit, daß ein Christ nicht wie andere Leute den Tempelzoll zahlen wollte (Vopnf. S. 10). Die Freyspriesterin in dem großen schwedischen Freystempel war ein junges Mädchen; sie wurde des Gottes Weib genannt und zog mit dem Götterbilde zu den Opferschmäusen an den Freysfesten. Übertrieben, wenn nicht aus finnischen Verhältnissen übernommen, ist die Nachricht, daß im großen bjarmischen Tempel 60 Priesterinnen die Tempelpflege und die Verrichtung des damit verbundenen Opferdienstes ausgeübt hätten (FAS III 627) Die mit vé zusammengesetzten weiblichen Eigennamen deuten teils auf den Stand, teils auf die besonderen Funktionen der Priesterinnen: Wefreyja, Wedis, Weny sind die priesterlichen Mädchen; Webjörg ist die das Heiligtum

Herrmann, Nordische Mythologie.

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oder das Opfer hütende, Welaug die es badende oder waschende Jungfrau.

Das Erforschen der Zukunft.

Wie die Sprache lehrt, gehörten Losung und Opfer zusammen: aus dem Blute der geopferten Tiere und Menschen und dem Wurfe der durcheinander geschüttelten Zweige und Stäbchen weissagte man die Zukunft. Vor dem Beginn einer Heerfahrt zerschmetterten die Normannen den zum Opfer bestimmten Menschen den Schädel, legten das Gehirn bloß und ersahen aus dem zuckenden Herzen den Ausgang des Unternehmens. Wie das Blut, so hielt das Altertum das Gehirn, den Schädel für den Sitz des Lebens und trieb damit weissagenden Zauber.

König Geirröd besitzt ein großes Trinkhorn voll Zauberkraft, an dessen Mündung sich ein mit Fleisch bekleidetes Haupt befand, das sprechen konnte und zukünftige Dinge voraussagte (FMS III 391). Einem Knechte erscheint ein unverhülltes, vom Körper abgetrenntes Menschenhaupt, das eine halbe Strophe spricht und auf Tod und spätere Kämpfe hinweist (Nj. 77). Ein Isländer Thorleif hatte sich den Kopf eines Ertrunkenen, nach anderen eines Kindes, verschafft und gebrauchte diesen zum Wahrsagen: er benetzte ihn jedesmal, wenn er ihm weissagen sollte, mit Wein und Brot, bewahrte ihn aber sonst vorsichtig und heimlich in einer Kiste oder in einer Felsspalte. Als ein isl. Zauberer i. J. 1648 hingerichtet werden sollte, schnitt die Axt nicht: da fand man in seinem Schuh ein Stück von einem mit Runen beschriebenen Menschenschädel. Noch heute wird ein menschlicher Schädel zum Zaubern benutzt. Eine grauenhafte dänische Formel lehrt, wie der Schädel eines gehenkten Mannes, abgehauen, über Feuer gesetzt, bis Fett herauströpfelt, die Fallsucht oder Trunksucht heilen kann oder unsichtbar macht oder die Zukunft kündet. Wenn nun Odin mit Mimis abgeschnittenem Haupte, das er durch seinen Zauber unverweslich gemacht hatte, Gespräche hält, so oft er Rates bedarf, so ist der alte mythische Ausdruck Odin befragt den Elementargeist in seinem Elemente mißverstanden, und man hat ihn mit einem zauberhaften Opfergebrauche zu erklären versucht (S. 315).

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Opfer und Losung mußten vereinigt sein. Denn das Los allein konnte täuschen, insofern die Deutung irren konnte. Auch konnte die Entscheidung zweifelhaft sein, so daß erst das Zeichen nach dieser oder jener Seite den Ausschlag gab:

daher war es nötig, auch andere Orakel zu befragen, vor allem das Opferblut (vgl. Hym. 1).

Die mythische Ynglinga Sage erzählt, wie die Uppsalakönige gern zum „Erfragen" gingen.

Dieser Ausdruck sowie der andere ,,die Stäbe schütteln“ zeigt, daß Losorakel das übliche Mittel waren, die Zukunft zu erforschen oder Rat und Anweisung zu erhalten; in die Stäbe oder Späne wurden Runen gekerbt.

Der schwedische König Dag, der die Sprache der Vögel verstand, hatte einen Sperling, der ihm, wie Odin seine Raben, viel Neues erzählte: er flog bald in dieses, bald in jenes Land. Als einst sein Sperling nicht wieder kam, ließ er den stärksten Herdeneber (dem Frey) opfern, um zu ,erfragen, was aus ihm geworden sei (Yngl. S. 18). König Grammar begab sich nach Uppsala im Frühjahr, zu opfern, wie es Sitte war gegen den Sommer, daß Friede wäre. Ihm fiel der Span so, daß er nicht lange leben würde (Yngl. S. 38). Als Halfdan der Alte die Regierung antrat, hielt er ein großes Opfer um Mitte Winters und opferte darum, daß er 300 Jahre herrschen möchte; das Orakel sagte, daß er nicht mehr als ein Menschenalter leben, aber in 300 Jahren auch nicht ein berühmter Mann gleich ihm in seinem Geschlechte sein sollte (FAS II; Sk. 62). Königin Gunnhild, die ehemalige Zöglingin der Finnen, opferte den Göttern, um zu erfahren, was die ihren Söhnen aufsässigen Häuptlinge in geheimem Gespräche beraten hatten.

Nach feierlichem Gottesdienste begab sich König Fridleif in den Tempel der Götter, um über das künftige Schicksal der Kinder das Orakel der Schicksalsgöttinnen zu befragen (Saxo 181). Als Haldan die Unfruchtbarkeit seiner Gemahlin gewahrte, eilte er nach Uppsala, um dort Fruchtbarkeit für sie zu erbitten. Er erhielt von Odin den Bescheid: um sich Nachkommenschaft zu erwecken, müsse er erst den brüderlichen Manen das Totenopfer bringen. Als er dem Orakelspruche gehorchte, bekam er einen Sohn, den sagenberühmten Harald Hildetan (Saxo 246). Thorolf Mostrarskegg veranstaltete ein großes Opfer und befragte seinen vertrauten Freund Thor, ob er sich mit König Harald versöhnen oder auswandern solle: das Orakel wies ihn nach Island. Ingolf vom Sognefjord richtete im Winter ein großes Opfer an und befragte die Götter um sein Schicksal: die wiesen ihn nach Island (FMS I116). Man legte also dem Gotte beim Opfer seine Frage vor; erwähnt werden Odin, Thor und vielleicht Frey.

Ein Schwede, der an der Vertreibung des Bischofs Gauzbert teilgenommen hatte (840), fing hinterher an, den Zorn der Götter zu fürchten: deshalb ging er, wie es dort Sitte war, zu einem Priester und bat ihn, er möge durch das Los erfragen, welchen Gott er beleidigt habe, und dann ihm angeben, wie er diesen versöhnen könne (V. Ansg. 18). Der König

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