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ohne Suchen und wider Erwarten stößt. Im allgemeinen macht man die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit des Eintrittes eines Ereignisses abhängig von dem Eintritt eines andern, der Willensbestimmung des Menschen entzogenen Ereignisses, z. B. dem Begegnen eines Tieres, dem Leuchten eines Blitzes, dem Rollen des Donners, der plötzlichen Wahrnehmung einer tierischen oder menschlichen Stimme. Solche zufällige Vorzeichen werden zumal beim Aufbruche zu einem bestimmten Geschäfte oder zu einer Reise beachtet (mhd. aneganc). Heilbringender Angang für Helden ist es, wenn ein schwarzer Rabe sie umschwebt, wenn sie zum Ausgang fertig zwei ruhmgierige Recken auf der Straße sehen oder den grauen Wolf heulen hören. Unheil droht, wenn der Fuß dem Helden strauchelt auf dem Wege zum Streitplatze (Reg. 20 ff). Die Wahrsagung aus Flug und Stimme der Vögel und die Pferdeorakel dürfen gleiche Bedeutung beanspruchen wie die Losorakel; als Boten und Diener der Götter in späterer Zeit waren sie besonders geeignet, an dem höheren Wissen der Götter und Geister teilzunehmen. Das Scheuen, Schaudern, Schnaufen der Rosse sagt noch heute den Tod an. Diese todverkündende Sprache der Rosse ist zweifellos der Rest eines Tier- und Ahnenkultes, der später in den Dienst der Verehrung der Götter trat. Nicht etwa weil das Roß im Dienste des Frey stand, wurde es mit der Gabe der Weissagung ausgestattet, sondern weil es als Ahnenwesen und deshalb als prophetisch galt, eignete der jüngere Kultus des Frey es sich an, ohne die dem Tierkult eigentümlichen Elemente völlig ertöten zu können (S. 216). Das Roß des Königs Hreggwid läßt sich zum Kampfe nur satteln, wenn es Sieg voraussieht; in diesem Falle gibt auch seine Lanze einen lauten Ton von sich, während sie sonst stumm bleibt (FAS III 239). Dem König Olaf Tryggwason wurde nachgesagt, daß er auf Weissagungen zumal durch das Los und durch den Vogelflug viel gegeben habe (Ad. Brem. II 38).

Zu König Olaf Haraldsson sagt ein norw. Weissager Raudulf: „Einiges merke ich aus den Winden, einiges aus den Gestirnen des Himmels, der Sonne oder dem Monde oder den Sternen, und einiges aus Träumen. . . .

Wenn ich im Traume Gewißheit erlangen will über große Dinge, ziehe ich neue Kleider an und lege mich in ein neues Bett, das auf einem neuen Platze steht. . .; das was ich da träume, beachte ich, und es pflegt danach zu gehen, wie ich den Traum auslegen kann" (FMS V; Raudulfs p. 1;). Zukünftige Ereignisse glaubte man aus dem Gange der Gestirne zu ersehen. Ein Isländer fragt den Bischof Sigurd, ob er die Gestirne über sein Schicksal befragen solle, wie gelehrte Leute vor ihnen getan hätten (FMS III169).

Daß in den Toten- oder Gespenstertraumerscheinungen die Traumdeuterei und das Traumorakel wurzelt, ist früher gezeigt worden. Aber auch im höheren Kultus spielen die vorbedeutenden Träume eine wichtige Rolle:

Als böse Träume den Baldr plagen, suchen die Götter den Grund zu ermitteln. Wigaglum träumt, daß Frey ihm kurz und zornig antwortet; beim Erwachen erklärt er, von da an gegen Frey minder freundlich gesinnt zu sein. Thor erscheint dem Swein Sweinsson im Traume zornig und traurig und verschwindet voller Schmerz, als Swein erklärt, sich mit ihm nicht mehr abgeben zu wollen. Dem Grönlandfahrer Thorgils erscheint Thor fünfmal im Traume und droht ihm, daß seine Fahrt mit vielen Beschwerden verknüpft sein solle. Dem alten Kodran erscheint sein Hausgeist im häßlichen alten Lederkittel, während er ihm früher mit hellem, glänzenden Antlitz zu erscheinen pflegte. Björn träumte eines Nachts, daß ein Berggeist zu ihm komme und ihm anbiete, mit ihm in Gesellschaft zu treten, und von da an wuchs sein Vermögen rasch (Landn. IV12). Flosi sieht im Traume einen Bergriesen, in ein Ziegenfell gekleidet und mit einem Eisenstabe in der Hand, der die zum Tode Bestimmten zu sich ruft (Nj. 134). Als sich die alte Thordis eines Nachts unruhig hin und her wälzte, und man sie wecken wollte, wehrte es ihr Sohn: Laßt meine Mutter ihres Traumes genießen, denn vielleicht erscheint ihr etwas, das sie wissen will". Als Thordis erwachte, atmete sie schwer und sagte: Weit herum habe ich diese Nacht die Geister getrieben, und ich habe nun viele Dinge erfahren, die mir bisher unbekannt waren" (Fóstbr. S. 9; vgl. außerdem S. 82, 85).

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Zauber und Weissagung.

Auf Schritt und Tritt öffneten sich bei der Darstellung des Kultus Blicke in eine Zeit, die weit über die älteste Geschichte des Nordens hinausreicht. Aber noch weiter vermag das Auge zu schweifen. Nicht mehr in nebelhafter Ferne, sondern in festen, scharfen Umrissen zeigt sich ein Weg, der zu einem Zustande der Menschheit führt, von dem keine

geschichtliche Kunde mehr zu erzählen weiß. Über die hohen Göttergestalten der Edda hinaus erblicken wir rohe, tiergestaltige Gottheiten, fetischhafte Verkörperungen der Götter. Hinter dem Opferfeuer entdecken wir das vorgeschichtliche Zauberfeuer. Bei der Gestalt des nordischen Priesters treten Züge auf, die dem Medizinmann, dem Regenzauberer der Wilden noch heute angehören. Älter als der feierliche Götterhymnus ist der rohe Zauberspruch. Unhaltbar ist die Ansicht, daß erst der Götterpriester Schöpfer und Träger des mythisch-epischen Liedes gewesen sei, das nur von ihm gepflegt wurde. Das ist schon darum unwahrscheinlich, weil das germ. Priesteramt keinen vom Volke Volke abgesonderten Priesterstand begründete. Man hat das Rätselgedicht als das älteste mythische Lied angenommen, das bei den Indern und in der Edda begegnet und sogar in die idg. Urzeit reichen soll. Bei gottesdienstlichen Gebräuchen mußte die Gemeinde über den Festmythus und die dazu gehörigen Gebräuche vom Priester aufgeklärt werden; das sei geschehen durch Frage und Antwort:,,Wer sind die zwei, die zum Thing fahren? Drei Augen haben sie zusammen, zehn Füße und einen Schwanz, und so fahren sie durch das Land." Es ist Odin auf dem achtfüßigen Sleipni. Aber es liegt näher, in dieser Übereinstimmung der Edda und des Veda parallele, durch das allmähliche Aufkommen von Priesterständen bedingte Entwickelungen, als gemeinsames Erbe der idg. Urzeit zu sehen.

Auch das Wort,,Lied" bezeichnet ursprünglich das Zauberlied und geht nicht auf die Lieder und Tänze zurück, unter denen man die Gottheit anrief: man habe singend einmal den Altar umtanzt, dann hätten die Tanzenden, die sich vermutlich angefaßt hatten, die Verschlingung und damit den Reigen aufgelöst; ein solcher einmaliger Umtanz sei mit dem Worte Lied" eigentlich „,Lösung" bezeichnet. Ebenso hat galdr in allen germ. Sprachen von Hause aus die Bedeutung „Zaubergesang",,,Zauberlied", woraus sich erst später,,Zauberhandlung" entwickelt hat. Auch rún hat die Bedeutung Zauberlied" angenommen und ist in dieser abgeleiteten Bedeutung schon in alter Zeit von den Skandinaviern zu den

Finnen gewandert; finnisch runo bedeutet ursprünglich Zauberlied, später das Lied schlechthin. Neben dem Liede geht das Wort her, neben der gesungenen Zauberweise die gesprochene Segensformel. Dahin gehört engl. spell „Zauberspruch, Zauber", verglichen mit ags. spell,,Erzählung, Geschichte", aisl. spiall,,Sage, Rede": germ. *spella-n,,Erzählung, Rede" ist von einer Wurzel aus der Bedeutungssphäre ,,sprechen, singen" entsprossen. Selbst die nordische Bezeichnung für Dichter,,Skáld“ gehört zu ,,sagen" der Skald ist ursprünglich der Orakel-Sprecher, Weissager, Wahrsager, Seher, dann der Dichter. An. bragr,,Dichtkunst" ist vielleicht zu skr. bráhman Kenner von Zaubersprüchen", ir. bricht ,,Zauber", lat. forma,,Formel" zu stellen. Auch an. Seid, neben dem Galdr die zweite bedeutendste Weise, über menschliche Art hinaus auf Lebendes oder Totes zu wirken, geht auf eine idg. Wurzel zurück, die ,,singen“ und „,sagen" bedeutet.

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Auf diese sprachlichen Erscheinungen gründet sich der notwendige Zusammenhang der Zauberei mit dem Worte und der Dichtkunst, und das Zauberlied muß die älteste nachweisbare Dichtungsart der Nordgermanen wie der Germanen und Indogermanen überhaupt sein.

Die Wissenschaft des Arztes ist in langer Entwickelung aus den Künsten der Zauberei und des Aberglaubens hervorgegangen, aus jenen Kenntnissen, die wir heute etwa mit dem Namen Volks- und Hausmedizin belegen; sie bestanden in der Anwendung geheimwirkender Worte und symbolischer Handlungen, sowie im Gebrauche heilkräftiger Kräuter, Steine und anderer Stoffe. Wir hören von einem Kraute, das abgehauene Glieder vor Verwesung schützt und sie sogar wieder an den Körper anwachsen läßt (FAS III 396), und von einer andern Pflanze, die, unter den Kopf eines Mädchens gelegt, als Liebeszauber wirkt (FAS III 576). Die Krankheiten waren das Werk böser, schadenfroher Dämonen, später auch der erzürnten Götter. Diese wurden durch die Hersagung von Zaubersprüchen, Beschwörungsformeln, Segen, wie durch sinnbildliche Gebräuche geheilt und so der Zauber gebrochen; die erzürnten Götter wurden durch Gebet und Opfer

versöhnt. Priester und weise Frauen übten die ärztliche Kunst. Sie sprachen die Gebete und Segen, ritzten die Runen und wandten sonst als kräftig geltende Mittel an. Sie richteten ihre Gebete an die Götter, in deren Bereich das betreffende Leiden gehörte bei Wunden wohl an den Kriegs und Schwertgott, in den Nöten der Weiber an Frigg, Freyja und Menglöd. Um Hilfe gegen böse Dämonen ward der Donnergott Thor angerufen, dessen heiliges Zeichen, der Hammer, als Amulet häufig getragen oder zum Schutze eingeritzt ward. Der Besitz der Rune verleiht Wunderkraft. Wer die Rune hat, ist gegen bestimmte Gefahren ein für allemal gefeit oder zu bestimmten Leistungen ein für allemal befähigt; die Zauberei hingegen beruht jedesmal auf einem besonderen Willensakte. Bei der Rune liegt die Zauberkraft in einem Dinge, bei der Zauberei aber in der Person. Die Rune ist die Seele, das Geheimnis eines Begriffes, eines Gegenstandes, einer Handlung; wer das Geheimnis der Unverwundbarkeit kennt, ist eben unverwundbar. Darum

Astrunen lerne, willst Arzt du werden

und wissen, wie Wunden man heilt,

in die Borke schneid' sie dem Baum des Waldes,
der die Äste nach Osten neigt (Sigrdr. 11).

Runen heilen Vergiftung“ (Hóv. 136). Egil kehrt auf seiner Reise nach Wermland bei einem Bauern ein, dessen Tochter erkrankt ist und entdeckt, daß das Mädchen durch eine in ihrem Bette versteckte Fischkieme behext ist, in die ein Bauernsohn aus der Nachbarschaft statt Liebesrunen Siechrunen eingeritzt hatte; aber es war nur schlimmer danach geworden. Er schabte die Runen ab, verbrannte sie und ritzte neue heilkräftige Runen ein, die er ihr unter das Kopfkissen legte. Da erwachte sie wie aus dem Schlafe und meinte, daß es ihr jetzt gut ginge, obwohl sie sich noch kraftlos fühlte. Egil sagte, daß falsche Runen eingeritzt wären, die die Ursache ihrer Krankheit seien (S. 476).

Man konnte also durch Runenzauber Krankheiten hervorrufen und heilen; aber es war gefährlich, sich damit abzugeben, wenn man die Kunst nicht zum Vorteile des anderen zu benutzen verstand. ,,Niemand ritze Runen ein", sagt darum Egil,,,wenn ihm ihre Bedeutung nicht klar ist; es widerfährt manchem Manne, daß er von einer dunklen Rune irregeführt wird; ich sah zehn Geheimrunen eingeritzt auf

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