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und hilfreich über ihren irdischen Kultgemeinden. Wenn auch Asen und Einherjer keineswegs identisch sind, so bleibt doch die Vorstellung von der göttlichen Verehrung der Ahnenseelen zu Recht bestehen. Aber die spätere Zeit hat das Bewußtsein davon verloren, daß die Asen in den religiösen Vorstellungen des Ahnenkultus wurzeln und bezeichnet auch die göttlichen Vertreter der himmlischen Naturgewalten (an. tívar) als Asen.

Stoßen so bei den Göttern zwei Schichten religiöser Vorstellungen zusammen, so ist das Gleiche auch bei den Elfen und Riesen der Fall. Ehe aus den Ahnenseelen Götter geworden sind, werden Geister entstanden sein. Wie die Naturerscheinungen wurden die Geister teils menschenähnlich, teils tiergestaltig gedacht. Die menschlichen Gebilde bleiben entweder hinter dem menschlichen Ebenmaße zurück-Zwerge-, oder sie überragen es weit Riesen. Elfen und Riesen ausschließlich aus dem Seelenglauben abzuleiten ist unmöglich, es sind Übergangswesen vom Seelenglauben zur Naturvergötterung: ihnen fehlt noch die reine, schöne Menschlichkeit, die die Götter auszeichnet.

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Die oben angeführten Beispiele, besonders die Erzählung von Helgafell und König Olaf zeigen, daß unter Alfen, Elben, Verstorbene zu verstehen sind, aber mächtig hervorragende, vor anderen ausgezeichnete Verstorbene, Ahnen einer Familie. Vielleicht ist später der Name Elben für die große Menge der Toten aufgekommen, die dahingegangen war, ohne eine Spur ihres Erdenlebens zu hinterlassen.

Heros zu werden nach dem Tode war ein Vorrecht großer Naturen. Aber nicht alle werden in den Himmel erhoben, die meisten werden wie die Scharen der Toten überhaupt in Berge entrückt. Das wird von den elbischen Heroen ausschließlich, von den asischen vereinzelt erzählt, wenn nicht Vermengung von Riesen- und Götterglauben vorliegt (S. 11).

Bard, Sohn des Königs Dumb in Riesenland, verließ die Gemeinschaft der Menschen und bezog eine große Höhle in den Eisbergen. Er war an Wuchs und Stärke den Trollen ähnlicher als den Menschen. Die Umwohner nannten ihn Ase des Schneegebirges, weil die dort Wohnenden an ihn glaubten und ihn für ihren Gott hielten. Sie taten Gelübde an ihn, wenn sie in Not waren, und man erzählt sich von vielen, denen er

geholfen hat (Bardar S. 6; s. u. Riesenkultus). Ein in dem Berge Swinafell wohnender, elbischer oder riesischer Geist wird der Ase dieses Berges genannt. Flosi wird beschuldigt, er sei der Geliebte des Swinfellsas und werde durch diesen jede neunte Nacht in ein Weib verwandelt (Nj. 124).

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Als Heroen wird neuerdings auch ein Teil der Riesen aufgefaßt, die eigentlichen Thursen. Auch sie gehören nicht zu denen, die das allgemeine Totenreich bevölkern. Sie wohnen in einem Bezirke, der den Wohnungen der Toten benachbart ist. Wie die tote Seherin, die Odin weckt, Schnee beschneite, Regen schlug und Tau beträufelte, wie des toten Helgis Haar von Reif bedeckt ist, und sein Leib vom Leichentau trieft, so heißen die beim Totenreiche Hausenden Thursen, oder Reif-Thursen (hrímþursar). Auch ihnen eignet wie allen Toten, die von der Oberwelt geschieden sind, außerordentliches Wissen; als die ältesten sind sie die weisesten. Ihr Ahnherr Ymi, der alte Reifriese, ist der Weise" (Vafpr. 33. 35). Aber noch weiser ist Mimi. Da wo sein Haupt bestattet liegt, ist seine unterirdische Behausung, und da das Haupt als Seelensitz Orakelspender ist, ist sein Grab die heiligste Orakelstätte, an der selbst Odin sich Rat holt. Auch die Nornen sollen als unterirdische Erdbewohnerinnen zu den Thursen gehören. Unter dem Weltenbaume steht der Saal der weisen, übermächtigen Thursenmädchen (Vol. 20. 8). Sind aber die Thursen ursprünglich unterirdische Orakelwesen, so haben sie nichts mit den ,,Bergriesen“ zu tun, und erst als sie von jüngeren göttlichen Wesen verdrängt wurden, kann Thor ihr, wie der die rohen Naturgewalten verkörpernden Riesen Gegner geworden sein.

Der im Grabhügel weilende, alle Zeit mit seinem Wissen umspannende Heros erscheint wie die Seelen Verstorbener als Schlange oder Drache, als das Tier, das in der Nähe der Gräber wie der Wohnungen der Lebenden seine Schlupfwinkel hat, plötzlich und geheimnisvoll erscheint und verschwindet. Die Schatzhöhle des riesischen Drachen Fafni ist die unter dem Hügel sich breitende Grabkammer, wo der Unterirdische mitten in der Fülle des ihn im Lichte der Oberwelt umgebenden Reichtums bestattet ist. Sigurd zwingt

das drachengestaltete Orakelwesen zur Aussage. Selbst von dem Blute des Toten geht noch eine zauberhafte Wirkung aus: Sigurds Auge und Ohr werden für ein Vogelorakel empfänglich, für die im Vogelgezwitscher kund werdenden Orakelweisungen. Als die Seele, die. zäh bei ihrem Schatze wacht, ist die Schlange die Hüterin des Grabschatzes (S. 45); als Heros besitzt sie weissagende Kraft. Der Jomswiking Bui stürzte sich nach der Schlacht im Hjorungawag mit zwei schweren Kisten voll Gold über Bord. Allgemein glaubte man von ihm, er sei in eine ungeheure Schlange verwandelt worden, die, auf Gold liegend, in jenem Fjorde wohne: oftmals soll die Schlange später gesehen worden sein (FMS XI 158). Höhlen und Totenhaine sind die typischen Grundlagen der Drachensagen. Drache und Gold sind seither so unzertrennlich geblieben, daß auch unser „Geizdrache" noch ein Überbleibsel dieser Vorstellung ist. Auch der Drache Nidhögg am Fuße der Weltesche, wo die Thursen ihre unterirdische Wohnung haben, wird in diesen Zusammenhang gehören.

Bedeutung von Schlaf und Traum für die Entstehung mythologischer Vorstellungen.

Der gewöhnliche Traum.

Die Erscheinungen des Traumlebens sind von höchster Bedeutung für die Vorstellung von der Fortdauer der Seele gewesen; vielleicht sind sie geradezu die Veranlassung zum Glauben an Geister und deren Eingreifen in das Menschenleben. Die Traumbilder werden in einer Zeit, der es an Einsicht in die Gesetze der Natur und des Seelenlebens fehlt, für volle Wirklichkeit genommen, und daraus ergibt sich der Glaube an Geister. Gerade so halbmateriell, so schattenartig verschwommen wie die Traumbilder haben sich die Völker auch zu allen Zeiten die Gestalten der Geister gedacht. Das gemeingerm. Wort Traum (an. draumr, ahd. mhd. troum, engl. dream) ist verwandt mit an. draugr, neunord. Draug, ahd. gi-troc,,Gespenst"; der Zustand, in dem die Schlafruhe

der Seele von den nächtlichen Besuchern, den dämonischen Wesen, beunruhigt wird, wurde drau(g) wmós genannt: Traum ist also die Toten- oder Gespenstertraumerscheinung. Die ursprüngliche Konstruktion des Verbums ,,träumen" zeigt, wie fest der Glaube der Germanen an die Objektivität der Traumwelt war. Träumen hieß in den Zustand versetzen, der durch draumr bezeichnet wird." Die Person, von der nach unserer Anschauungsweise geträumt wird, galt als die erzeugende Ursache des Traumes; im an. heißt es nicht bloß unpersönlich „mich träumte“, sondern ganz gewöhnlich,,der Mann hat mich geträumt". Nicht die Traumerscheinung ist der Inhalt des Traumes, sondern das, was sie den Schläfer träumen läßt: das Traumbild ist offenbar als ruhestörende, beängstigende Erscheinung gedacht.

Der gleiche Nervenreiz muß bei verschiedenen Personen gleichartige Träume hervorrufen. Jeder kennt aus eigener Erfahrung Träume, in denen man die Empfindung des Fliegens und Schwebens hat oder eines jähen Sturzes: sie rührt von einer leichten und freien Atmung oder von einer Erschlaffung der Beinmuskulatur her. Sicherlich hat diese Wahrnehmung den Glauben an die Gestalt der Seele als Vogel, Insekt oder Tier überhaupt gefestigt. Die Empfindung, nackt zu sein, entsteht, wenn die Bettdecke hinabgleitet und einen Teil des Körpers entblößt: daher der immer wiederkehrende Zug in den Alpgeschichten, daß, wenn der beängstigte Schläfer den Alp faßt oder festhält, sich dieser in ein nacktes Weib wandelt. Kein Traum ist so verbreitet und kann so weit in der Zeit zurück verfolgt werden, wie der Alptraum, der immer eintritt, wenn die Atmung durch irgend eine Ursache gehindert ist und durch Aufenthalt in ungesunden, kohlendunst-schwangeren Räumen Sauerstoffmangel des Blutes eintritt. Gewöhnlich tritt eine Hemmung der Atmung im Schlafe nur allmählich ein, und das erscheint dem Träumenden als ein schleichendes Herannahen des feindlichen Wesens, das dann plötzlich auf ihm hockt, reitet oder ihn tritt.

Gewöhnlich wird die Deutung eines Traumes, in dem

sich lebende Wesen gezeigt haben, mit den Worten eingeleitet:,,das müssen die Fylgjen großer Männer gewesen sein". Diese enge Verbindung zwischen Träumen und Geistern kann kein Zufall sein, sondern muß als ein Beweis für die Entstehung des Geisterglaubens aus den Traumbildern gelten. Da die Nordleute für philosophische Spekulationen wenig veranlagt waren, ist es leicht verständlich, daß sie den Glauben an Geister nicht sonderlich weit und tief entwickelt, und sich vielmehr im wesentlichen darauf beschränkt haben, Geister da anzunehmen, wo die Erfahrung sie unmittelbar zu zeigen schien nämlich in den Träumen (S. 41).

Die Vorliebe der Nordleute für Träume ist außerordentlich stark. Es gibt kaum eine Sage, in der nicht wiederholt von Träumen und deren Auslegung die Rede ist. Gewisse Menschen haben eine besondere Gabe, zu träumen und Träume zu deuten. Von einem Weibe heißt es: ,,immer wird sie im Traume solche Dinge gewahr, deren Eintreffen ihr wahrscheinlich dünkt" (Fóstbr. 97) und von einem Manne: ,,er deutete Träume besser als andere Leute" (Thorst. S. Siduh. 3.). Die Unfähigkeit, zu träumen, galt geradezu als eine Krankheit. König Halfdan, der niemals träumte, wandte sich deshalb um Rat an einen weisen Freund (FMS X169). Traumlosigkeit schlägt für keinen Mann gut aus, denn es ist wider die Natur des Mannes, daß er nie träumt (FMS VI198).

Die Traumdeutung erfolgte nicht nach bestimmten Regeln, hatte also kein wissenschaftliches Gepräge, sondern war Sache einer augenblicklichen Inspiration. Denn der Träumende war selten mit der Auslegung zufrieden, sondern erklärte geradezu, daß wohl eine bessere Deutung hätte gefunden werden können (Gunnlaugs S. 1).

Gleichwohl war man fest überzeugt, daß der richtig gedeutete Traum sich unweigerlich erfüllen würde. Daher finden wir verschiedene Beispiele dafür, daß man sich scheute, beunruhigende Träume zu erzählen; denn man wünschte sie nicht in ungünstigem Sinne gedeutet zu sehen (FAS III 560; FMS VI402), und man zieht es oft vor, den Traum eines anderen ungedeutet zu lassen, um sich nicht seinem Zorn oder

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