ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

seiner Ungnade auszusetzen (FAS I371, III5 [560; FMS VI402, VII 1637 X312). Hat man aber erkannt, daß das im Traume angekündigte Schicksal unausbleiblich ist, so weiß man sich mit Heldenmut darin zu fügen. Der Fatalismus des Germanen, der so gern eine Frage an das Schicksal frei haben wollte, der den Orakeln in allen Angelegenheiten des Lebens eine so hohe Bedeutung beimaß, ließ ihn auch unerschrocken der Gefahr ins Auge sehen, wenn er sie als unvermeidlich erkannt hatte. Wie er sich jauchzend in das Wetter der Speere stürzte, wie er mit unheimlicher Folgerichtigkeit auch das letzte Schicksal seiner Götter erwog, so ergab er sich stumm und stolz in das vom Traume gewiesene Los. Gunnars Gattin Glaumwör sieht im Traume tote Frauen ins Gemach eindringen, die ihn entführen wollen: die Schicksalsfrauen, glaubt sie, haben ihm den Schutz aufgesagt Gunnar aber erwidert:

Die Warnung kommt zu spät, nicht wandl' ich den Entschluß. . Obwohl ich's kaum bezweifle, daß kurz unser Leben sein wird (Am. 27. 28). Und Gudrun gesteht dem Atli schließlich offen ein:,,Nicht sind die Träume gut, aber sie werden in Erfüllung gehen: deine Söhne werden totgeweiht sein" (Vols. S. 33). Aus dieser Überzeugung entwickelt sich die trotzige fatalistische Ergebung. Träume können den Helden von dem einmal gefaßten Vorhaben nicht abhalten:

Wieviel die Helden auch warnten, nicht hörten die Recken darauf (Am. 30). So konsequent wird schließlich der Fatalismus getrieben, daß man dem Traume direkt die Kraft zuschrieb, die Todesgeweihtheit herbeizuführen, den Tod also als eine unmittelbare Folge des Traumes hinstellte (Isl. S. II 67).

Häufig erscheinen die Seelen von Menschen dem Träumenden in Tiergestalt, nicht nur als schattenhafte Geister, undzwar besucht die Fylgja ausschließlich den Träumer in Tiergestalt, als Wolf, Bär, Eisbär, Eber, Hirsch, Ochse, Pferd, Hund, Vogel, Adler, Rabe, Schwan, Habicht, Falke, Schlange, Drache u. s. w. Kostbera, Högnis Gattin, sieht einen Adler in die offene Halle hineinfliegen: das deutet auf arges Unheil; alle bespritzt er mit Blut; am gefährlichen Dräuen

glaubt sie den Hunnenkönig Atli erkannt zu haben (Am. 18). Fridthjofs Vater deutet die Bären und Wölfe, die ihm ein Traumgesicht vor Augen führt, auf die Feinde, die ihn am nächsten Morgen überfallen würden (FAS II 413).

Der Wunsch, mit Hilfe des Traumes die Geheimnisse der Zukunft enthüllt zu sehen, veranlaßte die Nordleute zu einer sorgfältigen Erkundung derjenigen äußeren Umstände, unter denen bedeutsame Träume von selbst eintreten mußten oder willkürlich hervorgerufen werden konnten. Die Heiligkeit des Neuen, Ersten, Unberührten und Keuschen spielte dabei eine große Rolle, wie man nach allgemeinem Volksglauben noch heute auf die Träume besonders achten soll, die man in einem neuen Wohnhause, in der ersten Nacht in der Fremde träumt. König Halfdan übernachtet auf den Rat seines klugen Freundes in einem Schweinestalle, um einen die Zukunft kündenden Traum zu erzielen (Halfd. S. SV. 7, FMS XI169): dem Grunzen der Schweine wird besonders zu Weihnacht in Österreich und Baden weissagende Kraft zugeschrieben.

König Gorm schläft auf den Rat seiner Gemahlin aus demselben Grunde die erste Winternacht und die beiden folgenden Nächte in einem an einer neuen Stelle neugebauten Hause (Jómsvík. S. 2; s. auch Saxo 319). Königin Aud läßt ihrem Gatten in einem abgelegenen Raume ein Bett bereiten, wo ihm durch einen Traum der Blick in die Zukunft eröffnet wird (FAS II 387). Ein Isländer legt sich, um sichere Träume zu haben, in neuem Gewande in ein neues Bett an einer neuen Stelle (FMS V 334). Ein Mann wünscht von zwei zauberkundigen Brüdern zu erfahren, wo sich der Mörder seines Bruders befinde: sie schließen sich darauf drei Tage in einer einsamen Hütte ein und können dann das Versteck des Gesuchten angeben (FAS II 411).

Daß solche Träume mit den Offenbarungen des Tempelschlafes (Inkubation) aufs engste zusammenhängen, leuchtet ein, ebenso, daß diese mit dem Hypnotismus in inniger Beziehung stehen. Der Kranke ist an heiligen Orten hochgradig suggestibel durch sein Vertrauen zur Gottheit, und diese Suggestibilität wird durch alle möglichen Mittel bis zu einem ekstatischen Zustande noch gesteigert (vgl. das Zubringen der Nächte auf Gräbern S. 49). Aber es liegt außer

halb des Rahmens einer Mythologie, zu untersuchen, inwiefern die moderne Physik des Übersinnlichen berechtigt erscheine, Aussagen der mythischen Überlieferung zu ihren Gunsten zu

deuten.

Der Alptraum.

Der Alp (an. alfr) ist der,,Truggeist" (skr. rbhú, ¿λɛaipouai), der Troll der ,,Treter" (an. trođa, ahd. tretan); beide ergänzen die Draugen,,,die Unheil stiftenden" Dämonen. Gemeingermanisch ist der Name der oder die Mare (an. mara), ,,der, die Tote" (idg. Wurzel mer ,,sterben"): er beweist klar den Zusammenhang von Seelen-, Totenwesen und Traum. Neuerdings wird Mara mit gr. uogos „Schicksal“, „unglückliches Geschick" und μołpa zusammengestellt (gr. uɛiqoua,,erhalte Anteil"): das jedem Menschen,,beigegebene" andere Ich, seine Psyche; während sich bei den Griechen diese Wesen zu Schicksalsgeistern entwickelt hätten, seien sie bei den Germanen Druckgeister geworden. Aber man darf als Seitenstück zur Mare nicht die Fylgja, die Folgerin", hinstellen, die dem Menschen als ein zweites Ich folge, wie die Mare sein,,beigegebenes" Ich sei; denn die Fylgja ist vielmehr die Seele des Ahnen.

Die Alpsagen haben ihren letzten Grund im Seelenglauben und in der Annahme einer Seelenwanderung, und so erscheinen auch die Maren oft in Tiergestalt. Wenn man von ihnen, den nächtlichen Plagegeistern, den Alpen oder Maren, heimgesucht wird, soll man sie festhalten und nicht loslassen; sie nehmen dann alle möglichen Gestalten an, verwandeln sich in eine Schlange, ein Pferd, einen Strohhalm, aber ausrichten können sie nichts mehr, und endlich müssen sie in ihre menschliche Gestalt zurückkehren: der geängstete Mann hält in seinen Armen ein nacktes Weib der Alp wird wieder, was er war. Mädchen werden unbewußt im Schlafe entrückt und suchen andere Menschen auf, quälen, ängstigen und drücken sie (D. S.). Die fär. Marra gleicht der schönsten Dirne, ist aber doch der ärgste Unhold. Zur Nachtzeit, wenn die Leute liegen und schlafen, kommt sie herein und legt sich

auf sie, die Bettdecke heraufkriechend, und drückt so fest auf die Brust, daß sie nicht den Atem holen, auch nicht ein Glied rühren können. Ist man im stande,,,Jesus!" zu rufen, muß sie fliehen und verschwindet schleunigst. Den einfachsten Typus der Alpgeschichten enthält eine aus dem 9. Jahrhundert stammende norw. Sage:

Eine verlassene Königstochter dingt ein zauberkundiges Weib, daß es während der Nacht ihren treulosen, fernbleibenden Geliebten aufsuche und ihn als Mare erdrücke. Kaum war er eingeschlafen, da rief er: die Mare träte ihn. Da kamen seine Diener und wollten ihm helfen; doch wie sie ihm den Kopf aufhoben, zog der Alp ihm die Füße, so daß sie beinahe zerbrachen; und wie sie ihn bei den Füssen zogen, da drückte die Mare ihm den Kopf, so daß er daran starb (Yngl. S. 13).

In Deutschland wie in ganz Skandinavien findet sich die Sage, daß eine Mare einen Schläfer überfällt, in ein Pferd verwandelt und auf ihm davonreitet; der Mann wird aber Herr der Unholdin, wandelt sie selbst in ein Pferd, legt ihr Zügel und Zaum auf und beschlägt sie; am nächsten Morgen liegt sein Weib krank im Bett, und man entdeckt an ihren Füßen und Händen vier blanke Hufeisen. So fest wurzelt der Marenritt, daß es im alten Christenrecht heißt:,,Wenn das von einer Frau bewiesen wird, daß sie einen Mann oder dessen Dienstleute reitet, so soll sie drei Mark Silber büßen" Eidsifja þ. L. I, § 46). Gegen eine Zauberin, die bei Nacht auf Menschen reitet, denen sie übel will, wird ein Prozeß erhoben. Nach altem Sprachgebrauche reitet das Fieber den von ihm ,,Befallenen"; man spricht von einem,,durch den Teufel Gerittenen". Zu vergleichen sind auch die in den Morgenstunden sehr gewöhnlichen Träume, in denen man von irgend einem schnellen Gefährt entführt zu werden. glaubt.

Auch das Vieh peinigt der Alp: es fängt dann am ganzen Körper zu schwitzen an und ist arg zerzaust. Ein Isländer war im Zorn und Ärger gestorben. Schon am Abend seines Begräbnistages ließ er sich wieder sehen und belästigte alle Hausgenossen; die Ochsen, die ihn zu Grabe gefahren hatten, wurden von der Mare geritten, und alles Vieh, das dem Grabhügel zu nahe kam, wurde wild und unsinnig, wie

Herrmann, Nordische Mythologie.

5

Menschen, die den Elben zu nahe kommen, wahnsinnig oder blödsinnig werden. Später gesellten sich dem Wiedergänger viele Tote zu, die er ins Grab nachholte; da hörte man oft nachts lauten Donnerhall und von häufigem Alpdrücken (Eyrb. S. 63; S. 47). Besonders häufig wird der Marenritt bei Pferden erwähnt.

Die Umkehrung der Alpqual, die den Überfallenen unfähig macht, sich zu rühren, ist die, daß der Alp den Geplagten verlassen muß, sobald dieser die Sprache wieder erlangt. Das Abschütteln des Zungenbannes wie der Klang der eigenen Stimme haben dieselbe Wirkung wie Tagesanbruch, plötzlich entzündetes Licht und Hahnenschrei oder wie der Zuruf einer wachen Person, der gar oft als Rettungsmittel wider den Alp angegeben wird: der Schläfer erwacht. Mythisch wird das so ausgedrückt: wenn der Heimgesuchte die auf ihm hockende Tiergestalt mit dem Namen der Person anspricht, die in solcher Tierverwandlung den Alpdruck ausübt, so steht diese in ihrer eigenen Gestalt vor ihm und kann nicht mehr schaden. Oder auch der Alp muß entweichen, wenn der Gepeinigte erwachend hinter das Geheimnis kommt, daß es ein Traumbild gewesen ist. Daher stammt im Mythus das Frageverbot: die Ehe zwischen Mare und Mensch, die im Grunde genommen nur eine Episode des Alptraums ist, hat den Traumcharakter völlig abgestreift und ist in ein wahres Erlebnis umgebildet. Das aus der Fremde gekommene Mädchen untersagt dem Geliebten, nach Namen und Art zu fragen; er tut es doch, und ewige Trennung ist die Folge. In den vielen Märchen vom Typus ,,Rumpelstilzchen" hat der Alp die Aufgabe übernommen, statt des Menschen ein Werk zu vollenden, z. B. Stroh statt Gold zu spinnen oder einen Bau in kurzer Zeit auszuführen, und als Lohn ist ihm das erstgeborene Kind zugesagt, wenn sein, Name nicht erraten wird. Erfährt dann aber der Mensch den Namen und spricht ihn aus, so ruft der Alp: das hat dir der Teufel gesagt! und reißt sich mitten entzwei. Dasselbe besagt das andere Motiv, daß der Alp vom Sonnenaufgange oder Hahnkrat überrascht wird, und nur eine Ab

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »