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Als das Christentum durch Olaf den Heiligen große Ausbreitung in Norwegen fand, hörte ein gewisser Thidrandi auf seinem Hofe von Norden her Rossegestampf, und siehe, da kamen neun Weiber schwarzgekleidet auf schwarzen Pferden dahergeritten, gezogene Schwerter in den Händen, die ihn angriffen und zur Verteidigung nötigten. Von Süden her eilten neun weißgekleidete Frauen auf weißen Rossen ihm zu Hilfe, aber er fiel verwundet zu Boden, starb und wurde nach Heidensitte im Hügel beigesetzt. Seine Freunde schlossen, daß die neun schwarzen Frauen die Fylgjen des G schlechtes waren, die den Glaubenswechsel voraussahen; die Disen, wie die Fylgjen auch genannt werden, wußten, daß dieses Geschlecht ihnen verloren gehen würde, und sie in Zukunft von ihm keine Schatzung d. h. Opfer mehr erhalten würden; aber die andern, die besseren Disen, die Vertreter des neuen Glaubens, besaßen noch keine Macht im Lande, hatten darum auch noch kein Recht, dem Jüngling zu helfen: denn der neue Glaube war noch nicht eingeführt (FMS II 215).

Die Geister der Vorfahren erhalten also von den Lebenden ein Opfer und nehmen vor dem Untergange der alten Zeit zu dessen Ablösung ein junges Leben des Geschlechtes hin.

Die Seelen der Ahnen folgen eigentlich dem ganzen Geschlechte, dann aber dessen Haupte oder anderen hervorragenden Mitgliedern und wünschen darum nach deren Tode in der Verwandtschaft zu bleiben (s. o. Wiga Glum.).

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Dem Thorstein erscheinen im Traume 3 Weiber, um ihn vor den Mordanschlägen seines Knechtes zu warnen, den er hatte entmannen lassen. Dreimal erscheinen sie vor dem Schläfer, immer in anderer Reihenfolge, um ihn zu warnen. In der dritten Nacht kommen sie weinend, und die dritte spricht: Wohin sollen wir uns nach deinem Tode wenden?“ „Zu Magnus, meinem Sohne" antwortet er (Draumav. I30). Dem Hedin bieten sich die Fylgjen seines Bruders Helgi an, und dieser ahnt daraus sein nahes Ende. Die Fylgja des Skalden Hallfred Ottarsson, ein großes mit einer Brünne wie eine Walküre bekleidetes Weib, scheidet sich bei seinem Tode von ihm und bietet sich erst dessen Bruder Thorwald, dann aber, von diesem verschmäht, dem jüngeren Hallfred an (F. S.114).

Wie Thorstein und Hallfred vor dem Tode ihre Fylgja als weibliches Wesen zu sehen bekommen, so erscheint sie auch in gleicher Lage als Tier, und zwar in Gestalt des Tieres, dessen Gemütsart dem Charakter des Menschen am meisten ähnlich ist.

Njal und Thord gingen einmal zusammen aufs Feld. Da pflegte ein Bock zu verweilen, den niemand fortjagen konnte. Mit einmal sagte

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Thord: Das kommt mir wunderlich vor". Was siehst du denn wunderliches?" fragte Njal. „Mir scheint, sagte Thord, da liegt der Bock und ist

ganz blutig". Njal erwiderte, das sei kein Bock, sondern etwas anderes. ,Was denn?" fragte Thord. Sieh dich vor, du bist dem Tode nah, und das ist deine Fylgja“ (Nj. 41).

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Das Kind Thorstein, das für den Sohn eines geringen Bauern galt, kam bei Gelegenheit in das vornehme Haus, wo es unehlich geboren und ausgesetzt worden war. Hastig, wie Kinder pflegen, lief es in die Stube, wo sein Muttervater saß, fiel dabei auf die Diele und sah den Alten lachen. Auf seine Frage, warum, antwortete dieser: „Ich sah, was du nicht sahst; als du in die Stube tratest, folgte dir ein Eisbärwelf und lief dir voran in das Zimmer; als es mich aber gewahr ward, blieb es stehen, und du fielst im hastigen Laufe darüber zu Boden." Das war Thorsteins eigene Fylgje, und der Alte erkannte daran, daß er nicht von gemeiner Art war FMS III).

Die Ahnenseele kann aber auch als Mare den Schläfer drücken und heimsuchen, und ihm dennoch die Zukunft künden. Merkwürdig ist schon, daß das Weib, das Thorstein warnt, einer Einladung zu folgen, ihm seine Augen berührt (Vatnsd. 36; S. 81); deutlicher ist folgende Erzählung:

Thorkel Silfri, der die Godenwürde zu erlangen hofft, träumt in der Nacht vor der Wahlversammlung, er reite auf einem roten Hengst über Watnsdal weg, und es dünke ihm schwierig, zur Erde zu kommen, und dies will ich so deuten, daß eine rote Flamme hervorbrechen, also mein Vorhaben zur Ehre gereichen wird." Seinem Weibe aber schien es ein schlimmer Traum: das Pferd heiße auch Mar, aber Mar sei eines Mannes Fylgja, und diese zeige sich rot, wenn Blutiges geschehen solle; „es kann auch sein, daß du auf der Versammlung erschlagen wirst, wenn du die Godenwürde für dich erhebst" (a. a. O. K. 42).

Das Reiten ist eine charakteristische Erscheinung des Alpdrucks, und der Alpdruck wird auch dadurch angedeutet, daß der Träumende von dem Rosse nicht zur Erde kommen kanu. Thorkel hat in der Gestalt des roten Rosses seine Fylgja gesehen, aus der roten Farbe wird auf ein blutiges Ende geschlossen. Bezeichnend ist auch, daß die, denen sich die Fylgjen nähern, davon eine ganz ungewöhnliche Schläfrigkeit verspüren; in den alten Quellen, wie noch heute auf Island, spricht man dann von einem Angriffe, den die Folgegeister machen und unterscheidet, je nachdem ihr Angriff freundlich oder feindlich ist.

Disen.

Obwohl in der germ. Überlieferung die Geister der Verstorbenen fast stets in der Gestalt auftreten, darin sie gelebt hatten, Männer als Männer, Frauen als Frauen, Jünglinge als Jünglinge, werden doch die Ahnengeister, sofern sie das Amt als Schutzgeister erlangen und darin der kommenden Dinge kundig sind, ohne Rücksicht auf das Geschlecht der Personen, denen sie einmal im Leben angehörten, als weibliche Wesen gedacht. Das ist bezeichnend für die Denkweise der Germanen und hängt mit ihrer hohen Schätzung des ahnungsvollen und weisen Teils der Frauennatur zusammen. Bei ihrer Vorliebe für kriegerisches Leben und kampffrohe Tätigkeit erscheinen diese weiblichen Schutzgeister gern bewehrt und beritten und gehen so in die Walküren über; andererseits stammen aus den geisterhaften Wesen, die das Leben des einzelnen Menschen geleiten, die Nornen. Alle diese Schutzgeister weiblichen Geschlechts, die Fylgjen mitinbegriffen, scheint die nordische Sprache als Disen zusammenzufassen. Ursprünglich liegt in an. dís (ahd. idis) der Begriff des Übernatürlichen nicht, sondern dís bezeichnet die schaffende, arbeitsame, gewandte Frau, in mythischem Sinne dann die rührigen übermenschlichen Frauen, namentlich die Schicksalsfrauen. Wenn sich die Disen im Traume offenbarten, hießen sie auch Traumweiber.

In der Erzählung vom Tode des Thidrandi werden die. Fylgjen auch Disen genannt, und in einem andern Berichte heißt es von ihm, daß ihn die Disen töteten (S. 82; Nj. 96). Heidnische und christliche Disen streiten miteinander, wie die Engel mit dem Teufel um die Seele eines Menschen. Nur behalten hier noch einmal die dunklen Mächte die Oberhand, während sonst meistens die Engel obsiegen.

Die Darstellung der zweierlei Disen ist aus der Reibung des alten und neuen Glaubens hervorgegangen und hat in dem ungestörten alten Glauben keine Wurzel. Von zwei einander entgegen wirkenden, dem Menschen günstigen und ungünstigen

Disen wird noch ein anderes Mal berichtet (Gisla S. Súrss. 22, 24, 30, 33):

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Gisli, der früher in Dänemark primsigniert [d. h. mit dem Kreuze bezeichnet] worden war, sah in seinen Träumen zwei Frauen, deren eine, ihm wohlgesinnt, immer Gutes riet, während die andere immer Übles zu ihm sprach und Unheil kündete. Die huldvolle Traumfrau führt ihn in ein großes Haus, wo er viele von seinen verstorbenen Freunden trinkend findet. Sieben Feuer brannten da, von denen die einen noch hell loderten die Jahre, die er noch zu leben hat, die andern nahe am Erlöschen waren. Da sagte die gute Traumfrau: „Die Feuer, die du siehst, bedeuten dein noch übriges Lebensalter [Seele Feuer, Licht]. Ich rate dir, von allem heidnischen Sinn und allen Götteropfern abzulassen und friedfertig zu sein. Die böse Traumfrau aber wollte ihn zum Streite reizen, besuchte ihn und wollte ihn mit Blut bespritzen, röten und waschen, um ihm symbolisch einen blutigen Tod anzukünden. Wieder kam die holde Frau auf einem grauen Pferde geritten und lud ihn in ihr Heim: „hierher sollst du kommen, wenn du gestorben bist, und hier dich der Schätze mit mir freuen. Das unholde Traumweib aber zog eine blutige Haube über seinen Kopf, wusch ihn mit Blut, goß Blut über ihn aus und drohte, alle Verheissungen der andern zu vernichten. Wiga Glum sieht im Traume zwei Frauen, die einen Trog vor sich haben und die ganze Gegend mit Blut begießen (Viga Gl. S. 21). - Im Winter des Jahres 1208 träumte ein Mann, daß er in ein großes Haus käme; da saßen zwei blutige Weiber darinnen und ruderten in dem Blutstrome, Blut regnete in die Fenster. Das eine Weib sang: Wir rudern und rudern, es regnet Blut vor dem Falle der Männer. Wir müssen eintreten in die Schar der Männer, da werden wir verflucht und verdammt werden" (Sturl. S. IV5). Das Gesicht sagt den im nächsten Jahr erfolgten Angriff auf den Bischof an.

Den Sigmund schützen seine Disen, so daß er nicht verwundet wird Vols. S. 11). Sörli und Hamdi reizten die Disen, die leidigen hießen sie, den nachher in der Not vermißten Erp zu töten (Hamþ. 29). Odin sagt zu Sigurd:

Fürchte Gefahr,

wenn dein Fuß gestrauchelt

auf dem Weg, den du wanderst zum Streit;

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,Das Leben lässt dich, übelgesinnt sind dir die Disen" ruft Odin seinem Peiniger König Geirröd zu (Grimn. 53).

Wie die Fylgjen und Walküren, oft in kriegerischer Wehr, erscheinen die Disen dem Menschen vor dem Tode und entbieten ihn in die andere Welt oder verkünden kriegerische Zusammenstöße durch Ausüben seltsamer Handlungen im Traume:

Deutlich treten die Disen als Todverkünderinnen im Traume der Glaumwör auf; Gespenster kommen aus dem Totenreiche, ihren Gatten Gunnar für ihre Gesellschaft zu gewinnen, nachdem die Disen ihm abtrünnig geworden sind (Am. 27; FAS III 213):

Mir schien's, als träten bei Nacht

in dürftige Kleider gehüllt,

es luden zu ihren Bänken

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tote Frauen hier ein,

die dich entführen wollten;
die leidigen Weiber dich ein;

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die Disen haben dir den Schutz aufgesagt (S. 62). Gott, der Fürst der Tageswohnung, sendet eine helmtragende, mit goldenem Armband geschmückte Dise zu Björn, um ihn seinen nahen Tod anzukünden (Bjarnars. Hitdaelak. v. 34). Ein anderer christlicher Dichter, der die alte Auffassung vom Leben nach dem Tode bei Odin prachtvoll schildert, läßt Ragnar Lodbrok sein Totenlied im Schlangengarten mit den Worten schließen: Begierig bin ich, dies zu enden. Heim laden mich die Disen, die mir aus Herjans (Odins) Halle Odin gesandt hat. Froh will ich mit den Asen auf dem Hochsitze Bier trinken. Verflossen sind des Lebens Stunden, lachend will ich sterben" (Kkm. 29). Als der norw. König Harald der Harte mit 100 Kriegsschiffen nach England aufbricht, erscheint einem Manne auf dem Königsschiff ein großes zauberhaftes Weib mit einem kurzen Schwerte in der einen Hand und einem Troge in der andern, auf dem Schiffssteven saßen lauter Raben, die Vögel der Walstatt. Noch ein anderer Mann sieht im Traume vor dem englischen Heere ein großes zauberhaftes Weib, das auf einem Wolfe reitet; der hatte den Körper eines toten Menschen in seinem Maule, und das Blut floß ihm um die Kiefern; als das Ungeheuer den ersten Leichnam verzehrt hatte, warf das Weib ihm einen andern ins Maul, und so fort einen nach dem andern, und der Wolf verschlang sie alle (FMS VI 402 a). Nicht nur warnend, sondern auch ermutigend lassen die Disen sich vernehmen. Asmund träumt, daß einige Frauen in kriegerischer Rüstung über ihm stehen und zu ihm sagen: Was ist das für eine Furcht, die dich befällt? du bist ausersehen, Anführer aller andern zu werden, aber du fürchtest dich vor 11 Männern; wir sind deine Schutzdisen und werden dich gegen die Männer beschirmen, mit denen du dich versuchen wirst" (FAS II 483). Bei einem Trinkgelage kommt es zwischen Utstein, einem Gefolgsmanne des Königs Half, und Ulf zum Streite. Utstein ruft, um den andern zu reizen: „Ich glaube, daß hierher mit den Helmen gekommen sind unsere Disen". Ulf erwidert: Tot sind eure Disen alle, das Glück ist geflohen von Halfs Recken" (FAS II 45).

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Von einem Disenopfer ist wiederholt die Rede (disablót) und zwar wurde es zu Winteranfang gehalten (Yngl. S. 33; F. A. S. I113; Egils S. 44; Viga Gl. S. 6; F. A. S. II 85; Fridpjofs S. 9). Der Saal für die Disen machte im Tempel zu Uppsala und im Baldrshag dessen höchsten Punkt aus; in

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