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glücklicher seien als die Christen. Er wird weiter sagen: unsere Götter sind allmächtig, wohltätig und gerecht, sie belohnen die, die ihnen Opferspenden darbringen und züchtigen ihre Verächter. Dann ist es Zeit, die Schlinge zuzuziehen. Frage sie, wie ein Gott allmächtig sein kann, der der Opfer bedarf, und wenn ihr Gott der Opfer nicht bedarf, so ist es ja überflüssig, ihn mit Gaben zu versöhnen. Die Ohnmacht und Ungerechtigkeit ihrer Götter geht daraus hervor, daß sie den Christen nichts anhaben können, die den Erdkreis von ihrer Verehrung zurückhalten und ihre Bilder zerstören, daß die Christen die fruchtbarsten und reichsten Länder haben, während sie den Heiden mit ihren Göttern die von Kälte starrenden Länder übrig gelassen haben. Dann muß der Heide zugeben, daß der christliche Gott allein der wahre Gott ist, der eine, ewige, allmächtige, der Schöpfer Himmels und der Erde. Als positiver Gewinn ergibt sich erstens in Betreff der deutschen Theogonie: es gab eine Zeit, wo die Götter noch nicht waren, sie sind erwachsen oder gezeugt wie Menschen und pflanzen sich wie diese durch Ehen mit Göttinnen fort; es gibt mächtigere und weniger bedeutende uuter ihnen, alle aber sind den Menschen gegenüber allmächtig, wohltätig und gerecht. Die deutsche Kosmogonie lehrt zweitens eine ungeschaffene, seit Urbeginn vorhandene Materie und dehnt die Schöpfung nicht auf das Weltall aus, sondern schränkt sie auf Himmel und Erde ein. Das, wodurch sich die Götter um die urzeitliche, natürliche Welt verdient gemacht haben, ist der Segen der Kultur. Wenn auch die Götter später sind als die natürliche Welt des Organischen und Anorganischen, so haben sie doch erst die Welt wohnbar gemacht und eingerichtet. Sie stehen mithin nach germ. Glauben nicht am Anfange der Schöpfung, sondern am Anfange der Geschichte.

Weiteren Aufschluß über die deutsche Theogonie im Zusammenhange mit der Anthropogonie gewährt Tacitus (Germ. 2). Der Grundgedanke des schwierigen Kapitels ist durchweg die Autochthonie der Germanen. Denn 1. ein so rauhes Land können nur Autochthonen lieben, 2. die Göttermythen des

Volkes selbst, enthalten einmal in mythischen Liedern, und zweitens in noch vorhandenen mythisch entstandenen Völkernamen, weisen ausdrücklich auf erdgeborne Götter als Ahnen des Volkes hin; 3. der sich durchgängig selbst gleiche physische Typus der Germanen schließt das Vorhandensein nicht autochthoner Elemente aus. Am Niederrheine haben Tacitus oder seine Gewährsmänner uralte heilige Lieder gehört, in denen die Germanen den erdgeborenen Gott Tuisto und seinen Sohn Mannus als Stammväter und Gründer des Volkes feierten. Dem Mannus schrieben sie drei Söhne zu, nach deren Namen die Westgermanen benannt seien, und zwar die dem Ozeane zunächst wohnenden Ingwäonen, die in der Mitte Erminonen, die übrigen Istwäonen. - Diese Theogonie oder Genealogie beginnt mit den ältesten Erinnerungen mythischen Denkens, hebt mit der unendlichen Fülle der göttlichen Macht an und verengert sich zu einem Mythus vom Ursprung und von der Abkunft der deutschen Nation. Der ältesten mythischen Zeit war jede scharfe Grenzlinie fremd, namentlich zwischen Landund Luftwesen. Himmel und Erde verschmolz für den Menschen der Urzeit ineinander. So ist Tuisto der Doppelte, Zwiefältige oder auch der Zwiegeschlechtige, Mann und Weib zugleich. Ebenso ist Nerthus, nach der grammatischen Form Maskulinum und Femininum, als Gottheit doppelgeschlechtig, ein Geschwisterpaar, das zugleich ein Ehepaar ist. Eine solche Vorstellung, die göttliche Zwitterwesen schafft und an die Möglichkeit des Geschlechts- und des Gestaltenwechsels glaubt (S. 334), reicht natürlich in das fernste Altertum zurück. Tuisto hat die Erde zu seiner Mutter, mithin den Himmel zu seinem Vater. In Himmel und Erde waltet er als Gott, er verkörpert in sich das All, aber durchaus noch unpersönlich. Höher entwickeltes Denken mußte daran Anstoß nehmen. Die Westgermanen konnten sich ihren Gott nur in menschlicher Gestalt und Art, d. h. als Person, als Mensch vorstellen mit bestimmtem Geschlechte, mit geistigen, sittlichen und leiblichen Vorzügen. Mannus, der Sohn des Tuisto, d. h. der von Himmel und Erde Erzeugte, ist also eigentlich dasselbe göttliche Wesen, nur nach menschlichem Bilde vorgestellt; er ist

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nicht der Urmensch, der Erzeuger des Menschengeschlechtes, sondern, wie die Sprache lehrt, das erinnernde, denkende" Wesen, die Vermenschlichung des Göttlichen überhaupt, die Gottheit bei ihrem geschichtlichen Eintritt ins menschliche Bewußtsein. In dem willkürlichen sich erinnern" erkennen wir noch heute den letzten Unterschied von Mensch und Tier; mennisc der Mensch ist der adjektivische Umlaut von Mannus und gehört zu gr. uέuova, lat. moneo, memini. Damit war eine Spaltung der Gottheit Tuisto-Mannus verbunden, von der Tacitus nichts zu berichten weiß. Mannus konnte unmöglich noch Gott und Göttin in einer Person vorstellen. Nach allgemeiner Anschauung sind die Gottheiten, die die himmlischen Erscheinungen leiten und Wetter, Regen und Donner, Licht und Wärme senden, männlichen Geschlechtes, die Gottheiten aber, die aus der Erde Fruchtbarkeit spenden, Göttinnen. So ward das früher gemeinsame Machtbereich des Tuisto-Mannus auf einen Gott des leuchtenden Himmels und auf eine Göttin der mütterlichen Erde verteilt. Tiwaz nannten die Germanen der Urzeit den hohen Herrscher des Himmels, und Nerthus die Männin" oder Frija „die Gattin" die fruchtbare Erdgöttin. Die Genealogie des Tacitus macht aber offenbar einen Sprung. Als nächstes Glied sollte man erwarten, daß vom allgemein Menschlichen zum Germanischen übergegangen würde. Anstatt aber zu sagen: der Sohn des Mannus ist Tiwaz-Tius, dieser ist der Urahn und Begründer der Deutschen, seine Gattin ist die Erdgöttin, gibt Tacitus sogleich die drei verschiedenen westgermanischen Beinamen des Tiwaz an, nach denen sich die drei Kultverbände nannten. Denn Ingwaz, Ermnaz, Istwaz - Ingwio, Irmino, Istwio sind nicht Söhne des Mannus, sondern Beinamen des großen Volksgottes, wie Nerthus, Nehalennia, Tanfana nur andere Bezeichnungen. der Erdgöttin sind. Mit Recht hat also Tacitus diesen theogonischen Mythus als einen Beweis für die Autochthonie der Germanen verwertet, denn dasselbe Volk, das sich im stolzen Gefühle seiner Würde und seines Adels vom obersten Gott ableitet, kann auch nur gemeint haben, die Erde, aus der der Zwitter und zwiefältige Gott entstand, sei die Erde der

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jetzigen Germanenheimat. Auch aus diesem Mythus geht hervor, daß die germ. Götter nicht die Schöpfer des Alls waren, sondern nur die Lenker und Leiter der Geschicke des germanischen Volkes.

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Liest man Tuisco Tiwisko (Sohn des Himmelsgottes Tiwaz und der Mutter Erde) und faßt man Mannus als „Urmenschen", dann als Stammvater der Germanen auf, so erhält man die Genealogie Tiwaz - Tiwisko Mannus - Maniskones (= Mannus-Nachkommen Menschen), und die eigentlichsten Manniskones wären dann Ingwio, Istwio und Irmino.

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Als der Himmelsgott Tiwaz die Jungfrau Sonne zur Gemahlin nahm, führte sie ausschließlich den Namen Frija. Eine neue folgenschwere Verschiebung trat ein, als der ehemalige Sturm- und Nachtgott Wodan den Tius entthronte und seine Herrschaft und seine Gattin an sich riß. Davon konnte Tacitus noch nichts berichten, weil sich diese Umwäl zung erst zu seiner Zeit vollzog.

Uralt ist die Vorstellung des Himmels als eines Schädels. Schädel und Himmel sind ein Wort; die Germanen nannten den Schädel mit demselben Worte (an. heili Gehirn, fries. heila Kopf), mit dem die Griechen und Lateiner den Himmel benannten (gr. xolos, lat. caelum). Für beides erschien ihnen der Begriff der Wölbung charakteristisch, beide müssen ursprünglich gleich benannt gewesen sein. Nicht minder alt ist der Vergleich der See mit dem menschlichen Blute; denn Blut bedeutet eigentlich die „sprudelnde, schwellende Flüssigkeit." Wie das volkstümliche mythische Denken sich die Bildung der Berge und Gewässer zurechtlegte, lehren die bayer. Sage vom Watzmann und ähnliche Riesengeschichten, wonach Hügel und Gewässer aus dem Körper und Blute eines erschlagenen Ungetüms entstanden sind (S. 170). Was jetzt nur noch die Lokalsage berichtet, ist einst allgemeiner Volksglaube gewesen, daß nämlich die einzelnen Teile der Welt ursprünglich Bestandteile eines riesigen chaotischen Urwesens waren, das in menschlicher Gestalt vorgestellt wurde. Die ritualen Erzählungen, die Bischof Daniel noch kannte, werden auch davon gehandelt haben. Die Kirche bildete

diese Vorstellungen um und übertrug sie auf die Erschaffung des Menschen aus acht Teilen des Himmels und der Erde. Am reinsten sind sie im fries. Emsigerrecht erhalten: „Adam wurde aus acht Stoffen geschaffen, das Gebein aus dem Steine, das Fleisch aus der Erde, das Blut aus dem Wasser, das Herz (die Seele) aus dem Winde, der Gedanke (das Gehirn) aus den Wolken, der Schweiß aus dem Tau, die. Haare aus dem Grase, die Augen aus der Sonne. Dann blies Gott ihm den heiligen Geist ein und schuf Eva aus seiner Rippe, Adams Freundin." Die Vorstellung, daß das Gehirn aus den Wolken (caelum-heila), die Seele aus dem Wind (animus-aveuos), das Blut aus dem Wasser geschaffen sei, kann unmöglich biblischen Ursprungs sein. Kehren wir sie um, so haben wir die gemeingermanische Lehre von der Entstehung der Dinge. Wiederum ist die Übereinstimmung mit der nordischen Kosmogonie schlagend:

„Aus des Urriesen Fleisch ward die Erde geschaffen,
Aus dem Blute das brausende Meer,

Die Berge aus dem Gebein, die Bäume aus den Haaren,
Aus dem Schädel das schimmernde Himmelsdach.

Doch aus seinen Wimpern schufen weise Götter
Midgard dem Menschengeschlecht;

Aus dem Hirne endlich sind all die hartgesinnten
Wetterwolken gemacht." (Grímnismól 40, 41).

2. Die Einrichtung der Welt.

Die von den Menschen bewohnte Erde ist nach urgerm. Auffassung in der Mitte der Welt gelegen. Da im got. Midjungards, ahd. Mittilgart, as. Middilgard, ags. Middangeard, an. Midgardr den mittleren, eingehegten Raum bedeutet, herrschte bei allen Germanen dieselbe Vorstellung. Wald war ihnen die natürliche Grenze und Umgebung ihrer Niederlassungen und Gebiete; so war auch das Mittelgart überall von dichten Wäldern umgeben. Der gewölbte Himmel (ahd. ufhimil), wo die Götter herrschen, wo Wodan sein goldenes Haus hat, war die zweite Welt; die dritte war unterhalb der Erde gedacht. Dunstige schlammige Seen, Höhlengewässer und Brunnen galten als Eingang in die Unterwelt. Von

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