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sich zum gefeierten Mann Italiens zu machen und seinen Enthusiasmus allen Gebildeten mitzutheilen. Dieser Enthusiasmus für die Herrlichkeit des alten Rom umfaßte mit gleicher Liebe die Republik wie die Cäsaren, die Götter Griechenlands wie die heilige Kirche. Er hatte den Päpsten in Avignon gedient, er war eng befreundet mit dem Römischen Tribunen Rienzi, er ließ sich in Rom zum Dichter krönen. Er verachtete die moderne Sprache und lernte von Cicero und Virgil classisch denken und empfinden.

Petrarca hat eine neue Schule der europäischen Bildung begründet, die humanistische, welche die scholastische zwar nicht ablöste, denn beide dauerten neben einander fort, aber ihr eine gefährliche Concurrenz machte. Als Virtuosen zogen die einen wie die andern von Hof zu Hof, von Universität zu Universität. Ganz hatte die Kenntniß der echten römischen Schriftsteller zwar nie aufgehört, aber die Massenhaftigkeit, in der man nun diese Schäße aus dem Schutt ausgrub, die Leidenschaft, mit der man sie als die einzigen Quellen echter Bildung und echten Wissens pries, machten Epoche. Die Scholastiker hatten philosophirt, als wäre die Europäische Bildung nie unterbrochen worden; den Humanisten lag daran, diesen Bruch recht scharf zu betonen und zur Rückkehr aufzufordern. Jene waren Dialektiker, diese Rhetoren; sie verkündeten enthusiastisch ein neues, den kirchlichen Begriffen widerstrebendes Ideal.

Die officielle Sprache der Kirche, die lateinische, fand ihre classischen Begriffe wieder, die wunderlich gegen die christlichen abstachen; die Cardinaltugenden Tapferkeit, Klugheit, Gerechtigkeit und Mäßigung wollten mit Glaube, Liebe, Hoffnung wenig stimmen, ebenso wenig die wieder auftauchende griechische Mythologie mit den Mönchslegenden. Indeß nahm es der Italiener mit dem Widerspruch zwischen heidnischen und christlichen Idealen leicht, in dem allgemeinen Gewirr suchte sich jeder Einzelne auf eigne Hand zurechtzufinden, das Leben hatte bei aller Tücke etwas ungemein Heiteres.

Auch mit den kirchlichen Ideen trieben die Italiener ein lustiges Spiel. Aber für das übrige Europa wurden die Zustände der Kirche nachgerade unerträglich, seitdem neben dem heiligen Vater in Avignon ein heiliger Vater in Rom, schließlich noch ein dritter sich einfand. Die Universität Paris stimmte zuerst den Ruf nach einem allgemeinen Concil an, der aller Orten wiederhallte. Der Papst zögerte, so lange es ging; endlich in Costniß wurde zwar die Kirchentrennung aufgehoben, aber die Reform der Kirche vertagt. Dasselbe Spiel wiederholte sich in Basel. Die Eroberung Constantinopels bestimmte die Fürsten Europa's, sich

gegen den Papst nachgiebig zu zeigen, der in dem heiligen Krieg gegen die Türken die Führung zu übernehmen verhieß. Aber der Orient hatte seine Anziehungskraft verloren, nicht das kleinste Kreuzheer kam zu Stande. Die Concilien hatten sich als unfähig erwiesen, die Kirche zu reformiren, das Papstthum erwies sich als unfähig, Europa zu führen.

durch die

Längst allen Gedildeten verächtlich, ergaben sich die Päpste den niedrigsten Lüften, und erregten in der Zeit der Borgia Virtuosität in der Verworfenheit das Entseßen der christlichen Welt.

Durch die Entdeckung der beiden Indien verschob sich die ganze Constellation der Welt, der Weltverkehr war nicht mehr auf das Becken des Mittelmeers angewiesen; damit sank die Bedeutung der Italienischen Städte. Das ungestüme Vordrängen der Türken nöthigte der Politik größere Dimensionen auf, die Nationen ballten sich fast gleichzeitig zu Großmächten zusammen. Die spanischen Königreiche wurden vereinigt, die Mauren aus Spanien vertrieben; in England wurde nach Beendigung der Fehde zwischen den beiden Rosen die monarchische Einheit hergestellt. Mehr als hundert Jahre hatten die französischen Könige gebraucht, die Engländer von dem Boden Frankreichs zu vertreiben; nun unterwarf Ludwig XI. einen Vasallen nach dem andern. Der Zug seines Sohnes Karl VIII. durch ganz Italien war der erste Stoß für die Italienische Renaissance. Die Begründer dieser Monarchien, energische, gewissenlose und heimtückische Menschen, verfügten über ein nationales Kriegsheer, über einen kriegslustigen und kriegsgewohnten Adel, der seiner Natur nach an die nationale Monarchie gebunden war.

Alles das fehlte dem Papst, dessen Politik nothwendig kleinere Dimensionen annahm. Selbst ein so energischer Mann wie Julius II. mußte seine Pläne einschränken; der von ihm begründete Kirchenstaat blieb gegen die Königthümer ein machtloser Kleinstaat. Zwei Jahre nach seinem Tode, 1515, schrieb Macchiavelli das Buch „vom Fürsten", das so aussieht, als wäre das Christenthum nie in der Welt gewesen. Die Mittel, die Cesar Borgia anwandte, Untreue, Meineid, Gift, Dolch, wurden den modernen Fürsten empfohlen, und es ist keine Ironie, sondern bitterer Ernst. Macchiavelli war kein Phantast, sondern ein geschulter Staatsmann, ein scharfer Denker, der an einem gründlichen Studium der Römischen und Florentinischen Geschichte seinen Geist genährt hatte; er glaubte, ein Naturgesetz entdeckt zu haben, das alle moralische Beurtheilung ausschloß. In der That haben die damaligen Fürsten von ihm nichts gelernt, sie hatten nach seinen Lehren gehandelt, ohne sie zu kennen. Aber der leidenschaftliche Patriot hatte einen Hintergedanken, er wollte

durch solche Mittel Italien von den Barbaren befreien, und darin verrechnete sich der welterfahrene Realist; er hatte keine Ahnung davon, daß mit den politisch constituirten Nationen elementare Mächte in die Weltgeschichte eingetreten waren, denen mit kleinen Ränken nicht mehr beizukommen war. Eben als sein Buch erschien, 12. Sept. 1515, schlug König Franz durch den Sieg bei Marignano alle Hoffnungen der Italienischen Patrioten nieder.

Franz wurde seiner adligen Alluren wegen, obgleich seine Regierung eine Reihe von Treulosigkeiten war, der „ritterliche“ König genannt, und zeigte sich auch gern als Pfleger ritterlicher Bildung; einer von seinen Officieren, Bayard, hieß der „Ritter ohne Furcht und ohne Tadel“. Der allmälige Verfall des Ritterthums spiegelt sich recht deutlich in den großen französischen Geschichtschreibern ab: Joinville, der Begleiter Ludwig des Heiligen, giebt noch die ideale Seite, Froissard, der anmuthige Chronist der englisch-französischen Kriege, schildert mit Behagen, wie die schwer bewaffnete Ritterschaft das unbewaffnete Volk niedermeßelt, damit der Arm nicht aus der Uebung komme; Comines, der Geheimrath Ludwigs XI., führt uns in die Tiefen eines seltsam gemischten Charakters ein, eines abergläubischen und doch kalt berechnenden Königs, der die Reste der Ritterwelt zu Boden tritt. Das Wesen des Ritterthums war verloren, nun wurde es von den Dichtern zu einem Spiel verwerhtet.

Ein Jahr nach Macchiavelli's „Fürsten", 1516, las Ariost am Hof von Ferrara seinen „rasenden Roland"; das Buch in seiner zierlich eleganten und kurzweiligen Form wurde eine Lieblingsunterhaltung der vornehm gebildeten Gesellschaft Europa's; sie ergözte sich an bunten Abenteuern, an deren Wirklichkeit zu glauben sie lange aufgehört. Weit tiefer noch in's Publicum drang der Roman „Amadis“ ein, der 1519 spanisch erschien, aber auf altfranzösische ritterliche Ueberlieferungen zurückführt. Das Modell eines irrenden Ritters, der in beständigem Kampf mit Ungeheuern, Riesen, Zauberern und Türken die Verpflichtung hat, jeder Unschuld aufzuhelfen und jeder Dame zu dienen, wird hier mit derselben Feierlichkeit behandelt wie in den höfischen Gedichten des 13. Jahrhunderts, aber weit populärer; er ist nicht auf das fechtende sondern auf das lesende Publikum berechnet, das sich für eine ihm eigentlich fremde Welt begeistern will. Der „Amadis“ eröffnet eine neue Pe= riode der europäischen Literatur, die Periode der Romane, die Periode romanhafter Vorstellungen.

Ihren reinsten Idealismus entwickelte die Renaissance in der bildenden Kunst. Der „ritterliche“ König Franz war auch Beschüßer der

Künfte; zwei der größten Italienischen Künstler, Lionardo und Tizian; fanden vorübergehend eine glänzende Aufnahme an seinem Hof.

Diese hohen Künstler haben den würdigsten Idealen der Menschheit greifbare Gestalt gegeben. Sie waren allseitig, Architekten, Bildhauer, Maler; fie leiteten das Befestigungswerk, die Vertheidigung von Städten, fie dichteten. Sie waren voll von der Größe ihres Berufs, gehoben durch die Ideale des Alterthums. Lionardo, Michel Angelo, Rafael fanden begeisterte Verehrer in den mächtigen Freistädten wie an den Höfen der Fürsten, ja die Päpste nahmen leidenschaftlichen Antheil an ihren Entwürfen, das ganze Publicum Italiens lebte und webte in der Begeisterung für die neue Kunst. Die Gothik hatte sich in Italien am wenigsten eingebürgert, das die antiken Formen immer gegenwärtig hielt, deffen reiche Städte dem nordischen Geschmack widerstrebten; sie wurde nun völlig aufgegeben. Man hatte die Geseße der Römischen Baukunst gründlich studirt, sie wird nun der herrschende Stil zu Kirchen und Palästen; die Kuppel verdrängt die aufstrebenden Gewölbe, die antike Säule die Pfeilerbündel. Ein neuer stattlicher Stil der weltlichen Baukunst, würdig, harmonisch, gemessen, hell, breitete sich von Italien nach dem Norden aus. So wurde die Renaissance eine neue Europäische Culturepoche.

Auch die Bildhauerei wendete sich den antiken Vorbildern zu: 1500 wurde der Vaticanische Apoll aus dem Schutt ausgegraben, 1506 der Laokoon; 1507 begann Michel Angelo seine gewaltigen Werke, 1508 arbeitete er mit Rafael gemeinsam an den großartigen Compositionen im Vatican. Dieser hohe Stil der Kunst hatte nur eine kurze Blüthe; Lionardo starb 1519, Rafael 1520, Michel Angelo vereinsamte; den jungen Meistern kam es nicht mehr darauf an, erhabene Empfindungen und Gedanken symbolisch wiederzugeben.

Die Kunst der Renaissance ist, wie alle Freude an der Sinnenwelt, ursprünglich heidnisch; die Venus, Leda, Jo, Danae und die andern mythologischen Bilder locken die Künstler, sie glauben nicht an die Wunder der Legenden, sondern an die Schönheit der menschlichen Gestalt, die ihnen der farbenvolle südliche Himmel in verklärtem Licht zeigte. Correggio's Madonnen haben etwas wunderbar Lustiges, der ganze Himmel scheint sie freudetrunken zu umtanzen. Aber im Ganzen suchten die Künstler in der Madonna das Ideal des ewig Weiblichen, das wie Dante's Beatrice der Seele den Weg zum Himmel weist. So denkt fich Rafael seine Sirtinische Madonna; sie ist sich ihrer Göttlichkeit nicht bewußt, sie weiß nicht, was ihr geschieht; und doch blicken uns

ihre wunderbaren Augen so seelenvoll an, daß wir ihre Sprache zu verstehn glauben. Die Maler der Renaissance bildeten die christlichen Symbole nach, aber sie übertrugen sie ins Menschliche, wie Tizian's Christo della moneta, der sich innerlich zur reinen Hoheit aufgeschwungen, und auch äußerlich vornehm genug ist, um gleich einem Venetianischen Nobile das Gemeine durch eine leichte Handbewegung abzuwehren.

Auch in der Deutschen Kunst schien die Renaissance eine schöne Blüthe hervorzurufen, Dürer und Holbein können sich neben die besten Italienischen Meister stellen. In Holbein's Madonna tritt uns ein edles Bild der Mütterlichkeit entgegen; an wen soll sich die bekümmerte Familie in der Krankheit des Kindes treuherziger wenden, als an die Mutter Gottes, die erfahren hat, was Leiden ist? Und wie ernst und gütig, wie mitleidsvoll blickt die Himmelskönigin auf diese Familie herab, für die sie ja auch Mutter ist! Aber im Ganzen protestirte die Deutsche Kunst gegen das Römische Unwesen, wie Albrecht Dürer 1495—8 in den Apokalyptischen Bildern."

Es lag in der Deutschen Art etwas, das die Italiener abstieß. Die Deutsche Kunst blieb gothisch. Ihre Holzschnitte haben wie die Glasmalerei der Kirchenfenster etwas Herbes, Eckiges, sie vermeiden das Groteske nicht ganz. Den Deutschen Künstlern kommt es nicht darauf an, was ihnen im Sinn liegt, vollständig in Farbe und Gestalt zu übertragen, sie scheinen auf einen tiefen Sinn zu deuten, dem das Bild nicht gewachsen wäre; sie sind reich an Symbolen, ja sie geben mitunter Räthsel auf. Die Italiener verlangen volle und reiche Farbe. Ihre Städte hatten von der Römerzeit her einen Fonds Patricischer Bildung gerettet, der den Deutschen Städten abging; diese mußten sich aus dem Rohen herausarbeiten, gleichsam aus dem Handwerk.

Auf die Italienischen Humanisten, welche durch die Concilien nach Deutschland geführt waren, machten die Deutschen einen sehr ungünstigen Eindruck: „sind das Menschen! schlaftrunkene, schnarchende Geschöpfe, niemals nüchtern, Gott und Menschen verhaßt!" Sie erstaunten, wenn sie in diesem Barbarenland einmal eine reinliche Stadt antrafen. Diese Abneigung gaben die Deutschen redlich zurück, sie hielten die Wälschen entweder für Schelme oder für leere Schwäßer. Und Blößen genug boten diese Apostel der classischen Bildung. Sie waren meist eitel, ehrgeizig und habsüchtig; in ihren Gastrollen an den Höfen und Universitäten kam es ihnen nicht darauf an, wo es Vortheil brachte, auch dem verkehrtesten Aberglauben das Wort zu reden, ihnen war die Aufklärung

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