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aus allen Lehrbüchern der Theologie: die Freimaurerei. Wie weit dieser Orden mit den frühern Rosenkreuzern zusammenhing, mit denen er sich später vermischte, ist nicht ausgemacht; er erschien aber gleich von vornherein als eine Zuflucht für die Honnêtes Gens, die alles wissen, aber das gemeine Volk von ihrem Wissen ausschließen wollten.

In der Nacht vom 14./15. August 1738 wurde in Braunschweig Kronprinz Friedrich von Preußen von einigen Edelleuten, die eingeweihte Maurer waren, feierlich in die Loge aufgenommen. Sie war erst vor Kurzem aus England importirt, und trug den Zweck zur Schau, das reine Weltbürgerthum mit Ueberwindung aller staatlichen und kirchlichen Schranken auszubreiten. Die Sache mußte vor dem König sehr geheim gehalten werden, dessen schlichtem Soldatenfinn die damit verbundene Geheimnißkrämerei äußerst verdächtig war.

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„Wir

Juni 1739 führte man dem König einen wunderlichen Heiligen. zu, der einen Bauernkittel trug und einen langen Bart wie ein Jude, fich für einen Bortenwirker ausgab, übrigens verwunderliche Reden führte, die ziemlich kezerisch klangen. Da er sich nach Berlin durchschleichen wollte, verhörte ihn der König. Es war ein ehemaliger Kandidat, Edelmann, geb. 9. Juli 1698 in Weißenfels; das lange Haar und den Bart erklärte er aus dem Bestreben, Christo ähnlicher zu werden. — „Geht Er in die Kirche?" fragte ihn der König. „Ich habe meine Kirche in mir." „Er ist ein gottloser Mensch, ein Quäfer!" find Narren um Christi willen." „Geht er zum Abendmahl?" „Wenn ich Christen fände, die sich nebst mir Christo zu gleichem Tod pflanzen wollten, so bin ich bereit, heute oder morgen." „In der Kirche wird es ja ausgetheilt!“ „O Ew. Majestät! das halte ich nicht für des Herrn Abendmahl, sondern für eine antichristliche Ceremonie." Es ist kein kleines Wunder, daß der König, statt ihn auf diese dreiste Rede mit Stockschlägen zu begnadigen, ihm 16 Groschen gab, mit der lachenden Bemerkung, er möge sich bekehren. Edelmann hatte die Kühnheit, ihm das Gleiche zu wünschen, und die 16 Groschen nur unter Protest anzunehmen. Doch wurde ihm versagt, nach Berlin zu gehn, wo er Gönner und Gesinnungsgenossen hatte, und er mußte in seinen bisherigen Aufenthalt Berleburg zurückkehren.

Bis zu seinem 33. Jahr hatte Edelmann in verschiedenen Informatorstellen gelebt, wie ein Theolog gewöhnlichen Schlages; dann waren ihm durch Arnolds Keber- und Kirchengeschichte Zweifel an der Orthodorie gekommen, namentlich an der Rechtmäßigkeit der Kindertaufe. Er war überall herumgewandert, rechtschaffene Christen zu finden; einer

nach dem andern von den kleinen Secten hatte er sich angeschlossen; mit Staunen erfährt man aus seiner Selbstbiographie von den Tollheiten, die daselbst getrieben wurden. Mit Zinzendorf, der ihm erst sehr imponirte, hatte er sich überworsen, und endlich Ostern 1738 eine Zuflucht in Berleburg gefunden.

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Interessant ist, wie er sich von der letzten tollsten Secte losmachte, eben als er mit dem Propheten derselben disputiren sollte. Als ich in wahrer Höllenangst unter Seufzern und Thränen mich zu Bett legte, überfiel mich der Schlaf, der bisher wegen der wunderlich durcheinander laufenden Phantasien mehr eine Marter als Erquickung gewesen war. Wie ich eine Weile gelegen hatte, erwachte ich plößlich, und in dem Augenblick kamen mir die Anfangsworte aus dem Evangelium Johannis mit solcher Lebhaftigkeit ins Gemüth, daß mir nicht anders däuchte, als wenn sie Einer in meiner Gegenwart zu mir spräche und mit einem nur zu empfindenden Nachdruck zu mir sagte: Gott ist die Vernunft! Man stelle sich einen lange an Händen und Füßen gebundenen Sklaven, vor, der sich mit einmal in Freiheit gesezt sieht!"

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Auch den Teufel, der ihn bisher schwer geängstet, wurde er los, als er überlegte, daß Lucifer Lichtbringer heißt.

Er legte sich auf ein Handwerk, las eifrig die Bibel und fing an, namentlich Sonntags über Berg und Thal spazieren zu gehn und Gott in der Natur zu betrachten; er hatte sich nun wirklich aus der dumpfen Kerkerluft der Secten unter den freien Himmel gerettet. So vorbereitet, warf er sich wie sein Vorgänger Dippel auf das Studium des Spinoza, und sein Groll gegen das Christenthum gab bald dem der französischen Aufklärer nichts nach. „Alle übrigen Religionen ließen der menschlichen Natur noch das Vermögen, etwas Gutes zu thun; wie aber der Paulinische Glaube aufkam, mußte sich Jeder als Sklaven der Sünde bekennen. Dadurch wurde aller Sinn der Tugend in den Menschen erstickt, zumal ihnen weisgemacht wurde, sie könnten ohne Verdienst gerecht werden, wenn sie nur glaubten, daß ein todter Mensch an ihrer Statt gethan, was sie von Rechtswegen hätten selber thun sollen.“

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„Ich habe wie Jeremias keinen andern Beruf als zu zerstören; auszureißen allen falschen Gottesdienst! die Wahrheit muß einmal durchdringen, und wenn alles darüber bersten sollte!" Was ich mit Gründen der Vernunft nicht ausmachen kann“, heißt es in dem Glaubensbekenntniß, das er Aug. 1745 veröffentlichte, „dabei muß ich zu meiner innern Empfindung meine Zuflucht nehmen. Was ich innerlich empfinde, kann unmöglich anders sein als ich es empfinde; diejenige Vorschrift

überführt den Menschen allemal am kräftigsten, die das stärkste Gefühl in seinem Gemüth verursacht.“ Es ist ein Gott: ich empfinde und erkenne ihn aus Betrachtung der Natur im Licht der Vernunft. Gott ist ein in allen Dingen gegenwärtiges Sein und Wesen; alle Creaturen. sind Arten seines Seins. Was in den Creaturen Wirkliches und Gutes ist, das ist Gott selbst in ihnen. Erkennt man das Vollkommene der Creaturen, so erkennt man Gott. Gottes Verstand und Wille zeigt sich nirgend anders als im Verstand und Willen der Creaturen. Der Welt Jahre sind Gottes Jahre; das Entstehn und Vergehn der Dinge ist Erscheinung eines in allen Dingen gegenwärtigen Seins, das sein unendliches heiliges Leben in diesen Wandlungen zu erkennen giebt. Die Seele des Menschen ist ein Strahl aus Gott: ihrem innern Gefühl zu folgen, ist Tugend und giebt Seligkeit.“

„Gottes Wesen kann Niemand ganz übersehn, jede Erkenntniß von ihm ist Stückwerk. Zu diesen Stückwerken gehört auch die Bibel: fie ist weder von Gott eingegeben noch eine Regel unsres Glaubens; alle Kezer berufen sich auf fie, weil sie sich beständig widerspricht.

Die Urheber des Alten Testaments, die Juden, sind in der ganzen Welt das am wenigsten glaubwürdige Volk. Die Lehre von der Dreieinigkeit ist aus heidnischen Fabeln zusammengetragen. Was das Christenthum vom Sündenfall und der dadurch verderbten Vernunft aussagt, ist Lüge, wie der Teufel selbst, der wahre Eckstein dieser Religion: es ist unmöglich, daß eine Creatur Gott wirklich hassen kann. Jesus war ein bloßer Mensch, aber hoch ausgestattet und ein rechter Magus. Gott hat ihn erweckt, die Menschen zu lehren, daß zwischen Gott und Menschen keine Sünde möglich sei: durch das unermüdliche Einschärfen dieser Wahrheit verdient er den Namen des Heilands.“

Wegen dieses Glaubensbekenntnisses, das aller Orten vom Henker verbrannt wurde, mußte Edelmann Jahre lang aus einer Stadt in die andre fliehn; überall donnerten die Prediger von den Kanzeln gegen ihn. „Ich habe Dippel", ruft einer von ihnen in Hamburg, „den Erstge= bornen des Satans genannt: im Vergleich mit diesem eingefleischten Teufel könnte er wohl ein Engel heißen!" „Ich kenne alle Feinde alter und neuer Zeiten", sagt ein andrer in Berlin, „aber noch nie habe ich ein solches Ungeheuer bemerkt als diesen abtrünnigen Judas, dies Kind des Verderbens!"

So war zum zweitenmal aus dem Pietismus heraus eine radicale Opposition gegen die Kirche aufgewachsen, und man fing an, den Wolffischen Rationalismus, den Edelmann ebenso leidenschaftlich bekämpfte

als die Orthodorie, als eine Art Schußwehr anzussehn. Unter den Augen des Königs gründete Graf Manteuffel in Berlin die Gesellschaft der „Alethophilen", die sich die Verbreitung der Wolffischen Philosophie zum Zweck sezte. Wolff wagte, ein neues Buch dem König zu widmen, der 1739 durch Cabinets-Ordre den Candidaten das Studium der Wolffischen Logik empfahl, und Wolff eine Professur in Frankfurt a. D. anbot. Seitdem hörte man den König von Zeit zu Zeit vom „zureichenden Grund" und ähnlichen Ungeheuerlichkeiten reden. „Les nouvelles du jour," schreibt 14. Oct. 1739 der Kronprinz spöttisch), „sont que le roi lit pendant trois heures du jour la logique de Wolff!"

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Der König fühlte sein Ende nahen. Bevor er starb, ermahnte ihn der Hofprediger, seinen Feinden zu vergeben, und seine vielen Gewaltthaten zu bereuen. Nur zögernd und halb fügte sich Friedrich Wilhelm: etwas müßten die Könige vor den Particuliers voraus haben! — 31. Mai 1740 starb er. Mit ihm starb allmälig die ihm verwandte Generation aus, und eine neue, aufstrebende trat an ihre Stelle.

4.

Friedrich's Anfänge.

1740-1748.

Die Poffen haben nun ein Ende!" sagte der neue König Friedrich (28 J.) 8. Juni 1740 zu den Genossen seiner Vergnügungen in Rheinsberg. 3. Juni wurde die gerichtliche Folter abgeschafft, 3. Juli erschien eine Cabinetsordre, welche den Gemeinden freistellte, die Form des Gottesdienstes nach eignem Geschmack zu wählen. Die Religionen müssen alle tolerirt werden, und muß der Fiscal nur das Auge darauf haben, daß keine der andern Abbruch thue, denn hier muß jeder nach seiner Façon selig werden. Aber die Priester müssen die Toleranz nicht vergessen, denn ihnen wird keine Verfolgung gestattet werden!"

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Der Thronwechsel erregte die gespannte Aufmerksamkeit des europäischen Publicums. Voltaire hatte von dem neuen König Wunderdinge erzählt, man erwartete ein Augustersches Zeitalter.

Zunächst wurde, schon 6. Juni, die Wiederherstellung der Academie eingeleitet, die, wie zu Leibniz' Zeit, französisch verhandeln sollte. && galt hauptsächlich die Naturwissenschaft fortzubilden: Leibniz' tiefer grei

fende Vorschläge über die Verbindung derselben mit der Geschichte blieben. vorläufig liegen. Die Auswahl der Berufenen war nicht übel: Maupertuis als Präsident, der Astronom Euler aus Basel, Gravesend Muschenbroek; d'Argens und Algarotti, ein Kenner der Malerei, sollten mehr zur geistreichen Unterhaltung des Königs verwerthet werden. Wolff sollte die Philosophie vertreten, er zog aber die Universität Halle vor, wohin er 11. Sept. wirklich berufen wurde. 16. Dec. zog er im Triumph in Halle ein, das er vor 17 J. als flüchtiger Missethäter verlassen. Seine pietistischen Gegner mußten sich beugen: „Die Hallischen Pfaffen", rescribirt der König, „müssen kurz gehalten werden, es sind evangelische Jesuiten!" Wolff hatte eine reiche Einnahme, und konnte später ein Rittergut kaufen; er wurde geadelt und Kanzler der Universität, die meisten Lehrstühle waren von seinen Schülern besetzt. Aber er war unzufrieden mit Allem, kalt und abstoßend gegen seine Collegen, keiner konnte mit ihm auskommen.

Das deutsche Bürgerthum rechnete, nachdem auch mit den Türken Sept. 1739 wieder abgeschlossen war, auf dauernden Frieden, und glaubte sich bequem einrichten zu können. Die ungeheuren Werbungen Friedrich Wilhelm's hatten im Anfang starke Besorgniß erregt, aber seit 27 Jahren hatte man sich allmälig daran gewöhnt, die Potsdamer Riesen für ein freilich sehr kostbares aber unschädliches Spielzeug zu betrachten; Lust zu Unternehmungen schien in dieser abgeschwächten Zeit unter den Großen keiner mehr zu haben.

25. Oct. 1740 kam in Rheinsberg, wo Friedrich am Fieber krank lag, ein Courier an mit der Meldung, Kaiser Karl VI. sei eben gestorben. In demselben Augenblick war Friedrich von seinem Fieber genesen.

Die Politik des Kaisers hatte nur den einen Zweck gehabt, die unter dem Habsburgischen Scepter vereinigte Ländermasse in eine Erbmonarchie zu verwandeln, deren Besitz auf seine Tochter Maria Theresia übergehn sollte. Sie war Febr. 1736 mit dem Herzog Franz von Lothringen verheirathet, dessen Land Frankreich mit Einwilligung des Kaisers einverleibt hatte. Maria Theresia zählte jezt 24 J.; sämmtliche Europäische Mächte hatten ihr Erbrecht anerkannt. Diplomatisch hatte der Kaiser sein Ziel erreicht, aber versäumt, es militärisch sicher zu stellen. Und er hatte vergessen, daß die Deutschen Mittelstaaten, vor allem der Preußische, allen Grund hatten, ihm zu mißtrauen und seine Schwächung zu wünschen.

„La mort de l'empereur", schreibt Friedrich 26. Oct. an Vol

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