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taire, l'évènement le moins prévu du monde, dérange toutes mes idées pacifiques, et je crois, qu'il s'agira plutôt du poudre à canon, de soldats, de tranchées, que d'actrices, de ballets et de théâtres... C'est le moment du changement total de l'ancien système de politique." "Anders an Algarotti, 28. Oct.: „Une bagatelle comme la mort de l'empereur ne demande pas de grands mouvements: tout était prévu, tout était arrangé. Ainsi il ne s'agit que d'exécuter des desseins que j'ai roulés depuis longtemps dans ma tête!" Zwischen diese beiden Briefe fällt die Conferenz, in welcher Friedrich seinen Generalen erklärte, er wolle die Gelegenheit benußen, um Schlesien zu nehmen. Sie waren sämmtlich dagegen: nehmen könne man es leicht, aber wie behaupten? Allein der Entschluß des Königs

war gefaßt.

Es war ein Entschluß, der nicht nur sein ganzes weiteres Leben, der auch die Zukunft Europa's bestimmte. Hätte Friedrich den Moment nicht ergriffen, so kam er nicht wieder. Der Mann des Schicksals mußte so handeln können, wie Friedrich handelte. Die historischen Folgen des Entschlusses waren so gewaltig, daß ihnen gegenüber der moralische Standpunkt klein erscheint.

Nimmt man ihn aber ein, so muß man Farbe bekennen. Würden die Marimen, die den Entschluß vom 27. Oct. bestimmten, allgemein, so hörten Friede und Recht auf Erden auf. Der Moralist kann nicht anders, als jene That verurtheilen, vorbehaltlich freilich eines höhern Richters. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!" Nur eine Natur, die eines solchen Entschlusses fähig war, konnte der Schöpfer einer neuen Welt werden. Es kommt bei Friedrichs Geschichte nicht darauf an, über ihn zu urtheilen, sondern ihn zu sehn, wie er war.

Der Preußische Staat war durch seine bloße Eristenz ein Protest des norddeutschen Wesens gegen das heilige römische Reich deutscher Nation. Ein von der Natur wenig begünstigtes Land; wilde Kämpfe mit benachbarten fremden Stämmen, die, im Einzelnen unerfreulich, nur sehr allmälig zum Ziel führten; mit dem reich entwickelten Leben des südwestlichen Deutschlands wenig Zusammenhang; im Innern, in Stadt und Land, ein Geschlecht, wie es der beständige Grenzkrieg erzeugt, trozig und nur durch eiserne Gewalt zu bändigen. So fanden es die Hohenzollern: sie bildeten aus dem rebellischen Adel eine unternehmungslustige Armee, die nach Kaiser und Reich nicht fragte. Früher oder später mußte der Zusammenstoß erfolgen.

Friedrich ging an Gewalt der Phantasie, welche die Zukunft

vorausnimmt, allen Zeitgenossen voran; aber diese schöpferische Kraft wurde begrenzt und geformt durch ein scharfes, festes, aufmerksam lauerndes Auge, durch eine unermüdliche und bis ins kleinste gehende Arbeit. Eiserne Consequenz des Willens verbunden mit rasch beweglichem Zugreifen bei allem, was der Augenblick gebot, gab ihm den Vorsprung vor allen Fürsten seiner Zeit: Onno Klopp mag als seufzende Creatur deshalb den Weltlauf anklagen, durch solche Menschen wirkt Gott der Herr.

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Das Geheimniß wurde streng gewahrt, umsonst suchte Voltaire, der 20. Nov. 1740 sich in Rheinsberg einfand, dem königlichen Freund etwas zu entlocken. ,,Voltaire", schreibt Friedrich, est arrivé tout étincelant de nouvelles beautés, et de très-bonne humeur. . . Il n'y a rien de plus frivole que nos occupations. Nous quintessencions des odes, nous déchiquetons des vers . . Nous dansons à nous essouffler, nous chatouillons nos oreilles par une harmonie pleine de mollesse." Sie dichteten einander in zierlichen Madrigalen an; bei alledem kostete der Franzose dem sparsamen König zu viel. Son apparition de six jours me coûtera par journée 150 écus; jamais bouffon de grand seigneur n'eut de pareils gages!" Er war doch der Sohn seines Vaters.

Ganz still, von einem Maskenball, 13. Dec., entfernte sich Friedrich aus Berlin, und rückte ins Feld. Ohne Hinderniß zog er in Schlesien ein; aber keine Festung öffnete ihre Thore, die Belagerung von Neiße mußte 23. Januar 1741 aufgegeben werden. Europa betrachtete mit Staunen das Unternehmen. „Cet homme-la est fol!" rief König Ludwig XV.

Der Sieg bei Mollwit 10. April 1741 änderte die Sache: wurde Friedrich geschlagen, so war er ein landflüchtiger Abenteurer. Nicht er hatte diesmal den Sieg gewonnen, sondern die Armee seines Vaters. Nun aber begannen die diplomatischen Verhandlungen, und er stand auf der Höhe der Situation.

Bald nach der Schlacht fand sich ein französischer Unterhändler im Feldlager von Mollwiß ein, der von da nach München ging, und den Kurfürsten Karl von Bayern bestimmte, seine Ansprüche auf einen Theil der Oesterreichischen Staaten gegen Maria Theresia geltend zu machen, und sich um die Kaiserwürde zu bewerben, für die ihm die Mehrheit der Stimmen gesichert war. (Dec. 1741).

März 1742 wurde Kaiser Karl VII. in Frankfurt gekrönt; Maria Theresia, allseitig bedrängt, mußte 12. Juni mit Friedrich Frieden schließen,

Julian Schmidt, Litteratur. I.

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mit Abtretung Schlesiens. Sie war nun ihren gefährlichsten Gegner los und hatte freie Hand gegen die andern; nicht lange, so hatte sie eine Allianz mit England, den Niederlanden und Spanien geschlossen.

Friedrich schien sich nun ganz friedlichen Beschäftigungen zu widmen. 7. Dec. 1742 wurde das neu von Knobelsdorf erbaute Opernhaus mit einer Oper Graun's eingeweiht, der selbst dirigirte, in weißer Allongeperücke und rothem Mantel. 30. Aug. bis 12. Oct. 1743 kam Voltaire zum Besuch, und machte selbst an die Prinzessinnen galante Madrigale; wenn er den Diplomaten spielen wollte, fertigte ihn der König mit Epigrammen ab; er konnte keinen Horcher gebrauchen. 24. Jan. 1744 wurde die Academie eröffnet; im Mai ließ der König die schöne Tänzerin Barbarina in Venedig aufgreifen, als Waare verpacken und nach Berlin bringen, wo sie Allen die Köpfe verdrehte.

Das änderte sich plötzlich: Maria Theresia wurde so mächtig über ihre Gegner, daß Friedrich fürchten mußte, auch er werde an die Reihe kommen. 7. Aug. 1744 meldete er in Wien an, er habe sich der Union zur Aufrechthaltung der Reichsverfassung angeschlossen, und rückte 16. Sept. in Prag ein. Aber der Feldzug ging schlecht, die Preußen wurden aus Böhmen getrieben, Sachsen schloß sich der österreichisch-englischen Allianz an. Als nun Karl VII. 20. Jan. 1745 starb, war Friedrich in einer schlimmen, ja verzweifelten Lage. Die Schlacht bei Sorr 31. Sept. schaffte ihm Luft, nach dem Sieg bei Kesselsdorf 25. Dec. 1745 wurde zu Breslau Frieden geschlossen: Friedrich blieb im Besitz Schlesiens, erkannte aber den neu gewählten Kaiser Franz an, Maria Theresia's Gemahl. Norddeutschland hatte nun Ruhe, während am Rhein und in Asien und Amerika der Krieg fortging.

Friedrich freute sich wirklich des Friedens; neben seinem Ehrgeiz, gewaltig in der Welt zu sein, hatte er den weitern, in der Kunst selber etwas zu leisten und vor allem sich als vollendeter Kenner zu bewähren. Er wurde es wirklich in der französischen Litteratur, die er, wie seine Großmutter Sophie Charlotte, ausschließlich cultivirte. Von dem, was jenseit des Canals vorging, gewann er nur durch französische Uebersetzungen unvollständige Kunde, und fand wenig Geschmack an den herben Dichtungen. Und doch verdienten die damaligen Versuche, aus den lockern Schein-Idealen die noch aus der Ritterzeit herstammten, sich zu lösen und den Begriff eines Gentleman abzuklären, alle Aufmerksamkeit. Der brittische Sittenroman jener Zeit ist der erste ernstliche Versuch, sich in der Wirklichkeit zurecht zu finden. Seit langer Zeit war hier ein kräftiger, unternehmender und reicher Bürgerstand aufgekommen, der mit den Land

junkern wetteiferte und beständige Fühlung behielt. Die bürgerliche Ordnung hatte feste Formen gewonnen, die Sitte war eine Macht, das Familienleben hatte einen tüchtigen Halt. Freilich wurde diese Ordnung von ruchlosen Lebemännern oft angefochten, und derartige Conflicte fingen an, das Publicum mehr zu intereffiren, als das abgelebte Ritterthum der Cavaliere. Handel und Gewerbe galt nicht als unwürdig, die bürgerliche Beschäftigung hatte ihre Ehre, die Britten waren ein praktisches Volk geworden. Gegen die verwilderten Gelüste, die sich noch vom 17. Jahrhundert forterbten, wehrte sich der Bürger nach Kräften, und spielte gegen die Willkür der Junker die bürgerliche Tugend aus. Die Conflicte des Privatlebens, die man sonst nur verlacht, fanden nun auch einen tragischen Reiz; die alte Puritanische Gesinnung drängte sich in die Schöpfungen der Poesie ein. Diese Romane gingen darauf aus, Mitleid für die Schlachtopfer der schlechten Sitten zu erregen, also das Publicum zu rühren; aber wenn diese Rührung in gewissem Sinn ins Weichliche überschlug, so war die Darstellung keineswegs weichlich; sie war mitunter hart bis zur Grausamkeit.

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1740 veröffentlichte Richardson seinen Roman „Pamela“, der gleich darauf von Fielding parodirt wurde; 1745 erschien Hogarth's „Heirath nach der Mode", ein vollständiger Roman in Bildern; 1748 Richardson's zweiter Roman Clarissa", und unmittelbar darauf die wilden, lustigen Geschichten von Fielding und Smollet. Aus ihnen erfährt man noch heute genau, wie in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Gelehrte, Künstler, Landedelleute, Apotheker, Aerzte, Reitknechte, Matrosen, Vagabunden u. s. w. sich gehabt, wie sie geredet, wie sie gedacht und empfunden haben; man lernt ihre Lebensbeziehungen, ihre Vorurtheile kennen, und empfängt ein reales Sittengemälde. Es ist keine musterhafte, aber eine buntbewegte sprechende Welt, wilde leidenschaftliche Menschen. Kraft zu entwickeln, ist das Hauptstreben dieser Dichter, darum spannen sie die Musculatur ihrer Helden oft übermäßig an bis zur Verzerrung, sie sind alle ein wenig von Tobsucht ergriffen. Auch das Gute soll sich durch Kraft geltend machen wie das Böse. Richardson, seiner moralischen Gesinnung nach Puritaner, sucht die Kraft, mit der sich die Tugend gegen das Laster wehrt, in den Grundsäßen und in der sorgfältigen Regelung des eignen Willens; Fielding hält von den Grundsäßen nichts, er findet das Gute nur in der angebornen Gesundheit des Leibes und der Seele, in der wohl gearteten Natur, die leicht in Erceffe verfällt, aber immer auf dem Gebiet des rein Menschlichen sich wiederfindet. Bei Smollet endlich ist das Bedürfniß nach

dem Guten fast ganz weggewischt, er ergößt seinen Leser nur mit dem Spiel der Kräfte, gleichviel welcher Richtung fie angehören. Poefte höherer Art darf man in diesen Romanen nicht suchen, aber sie unterhalten noch heute, und die derb gezeichneten Figuren Lovelace, Tom Jones, Squire Western, Peregrine Pickle u. A. prägen sich unauslöschlich dem Gedächtniß ein.

Richardson zündete in Deutschland sofort ganz ungemein. „Seit so viel Jahren", schreibt Gellert unmittelbar nach der Lectüre des „Grandison“, „habe ich nicht weinen können, um alle Wunder der Natur nicht, so hart, so verschloffen ist mein Herz gewesen! Und heute habe ich ge= weint! mein Buch, mein Pult, mein Gesicht, mein Schnupftuch durchgeweint! laut geweint, mit unendlichen Freuden geschluchzt, als wäre ich selbst das selige Gemisch von Glück und Unglück, von Liebe und Schmerz, von Tugend und Schwachheit gewesen. Kann denn Richardson zaubern? Ja ihm steht alles, was nur rühren, bestürmen, alles was hinreißen und zur Trunkenheit entzücken kann, zu Gebot! Richardson, unsterblicher Mann! Ehre des menschlichen Geschlechts und Fürst der Romandichter! glücklicher Tyrann aller unsrer Leidenschaften! — Ebert sagt: „wenn er den Grandison gemacht, wäre er gewiß, daß er selig werden müsse!“

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Während Franzosen und Engländer, jede in ihrer Art, die Sitten und typischen Charaktere ihres Landes in freien Schöpfungen der Phantaste verwertheten, hatten die Deutschen vollauf damit zu thun, zunächst das Unkraut auszujäten, das dem frischen Wuchs kräftiger Pflanzen im Wege stand. Von den Höfen im Stich gelassen, war die deutsche Bildung ausschließlich auf den Mittelstand angewiesen; ein ganzes Menschenalter durch merkt man ihr an, daß sie nicht aus einem großen öffentlichen Leben, sondern aus spießbürgerlichen Zuständen und Begriffen hervorging. Spießbürgerlich waren anch die litterarischen Klopffechtereien, die 1740 ausbrachen: die weltberühmte Fehde zwischen den Schweizern und den Sachsen. Solche „Fehden" pflegen in den Litteraturgeschichten mit um so größerer Vorliebe behandelt zu werden, je gemeiner die Parteien auf einander schimpfen; es wird eine Haupt- und Staatsaction daraus gemacht. Darüber vergißt man in der Regel die Hauptsache, auf die es ankommt. Diese war hier ein Europäischer Culturgegensaß: Gottsched mit seiner Schule vertrat die altfranzösische Correctheit; die Schweizer traten als Vorfechter der freien, modern englisch-französischen Bildung auf.

Ums Jahr 1740 fühlte sich Gottsched als unumschränkter Dictator des Geschmacks. In seiner Grammatik hatte er die Sprachregeln

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