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einander in Reih und Glied gestellt, das Bett in der Wohnstube, in der man empfängt. Von einem Ort zum andern zu kommen, ist mühsam; Chodowiecky macht seine Reise zu Pferde, in jeder Schenke unterwegs sieht er etwas neues und hat Zeit genug, es zu betrachten. Die Leute sind alle sehr genügsam, gelassen, aber man merkt ihnen an, daß sie eine strenge Zucht durchgemacht haben.

Seit Mai 1747 schien König Friedrich in dem neugegründeten Sanssouci sich wie ehemals in Rheinsberg künstlerischer Muße hinzugeben. Seit 1745 hatte Preußen und mit ihm Norddeutschland Ruhe; der allgemeine Curopäische Krieg dauerte fort, bis im Vertrag zu Aachen 18. Oct. 1748 eine glückliche Periode des Friedens eingeleitet wurde. Indeß war Friedrich eifrig bedacht, das im Kampf Erworbene durch bleibende Einrichtungen zu consolidiren. In der Civil- und Militär-Verfassung blieb er im Wesentlichen den gesunden Grundsäßen seines Vaters treu, aber er faßte sie in freierem Stil.

Sein laut ausgesprochener Grundsay: der Fürst ist der erste Diener des Staats! will nicht etwa sagen, der Fürst solle abhängig sein von den Ansichten seiner Unterthanen; im Gegentheil hat kein Fürst die monarchische Vollgewalt kräftiger geübt; aber er unterscheidet sich von dem Grundsay Ludwig's XIV.: l'état c'est moi! dadurch, daß er die zufällige Persönlichkeit des Fürsten von seinem bleibenden Beruf trennt, und diesem unterordnet. Der Fürst darf nicht nach Laune und Willkür handeln, er ist dem Staat, als dessen Vertreter er sich fühlt, mit seinem ganzen Willen verpflichtet, er steht unter einem kategorischen Imperativ. Und indem das Wohl des Staats von dem Wohl seiner Bürger abhängt, ist er auch den letztern verpflichtet, er hat als Vormund für sie zu sorgen. Es lag in Friedrich's bedrängter Lage, daß in seinem Staat die Bürger gegen die Soldaten zu kurz kamen, aber er erkannte als seine Aufgabe, den Bürgern Rechtssicherheit zu verschaffen, sie aus dem Wust feudaler Hemmnisse zu befreien, der Aufklärung freie Bahn zu lassen und in ihre innern Verhältnisse nicht weiter einzugreifen, als das Staatswohl unbedingt erheischte. Das Staatswohl ist ein dehnbarer Begriff, und das Fridericianische Preußen läßt sich nicht als ein System der politischen Freiheit rühmen; gleichwohl ist es der erste Staat, in dem vom Fürsten selbst der ernste Versuch gemacht wurde, ein strammes Zusammenfassen der Kräfte mit Freiheit des Bürgerlebens leidlich auszugleichen: der erste Versuch eines wirklich modernen Staats. Insofern macht er Epoche für Deutschland, und endlich für Europa.

Drittes Buch.

Der Idealismus im Aufsteigen.

1748-1763.

1.

Die seraphische Dichtung.

1748-1755.

In der classischen Periode der Griechen und Römer, der Spanier und Franzosen, ja selbst der Italiener und Britten fiel sociale und geistige Aristokratie, Publicum und Nation zusammen, das Culturleben drängte fich in einen mächtigen Mittelpunkt, und die Dichter hatten keine andre Aufgabe, als dem Gemeinsinn den idealen Ausdruck zu geben. Ihre Dichtung war entweder Ausbruch des in voller Blüthe stehenden nationalen Lebens, oder lezte reife Frucht einer im Absterben begriffenen Bildung. Deutschlands poetisches Erwachen dagegen geht dem Aufschwung des nationalen Lebens voraus: die Dichtung konnte die Wirklichkeit nicht idealisiren, fie mußte der Wirklichkeit Ideale entgegenbringen. In dem engen Horizont ihrer kleinbürgerlichen Eristenz war nichts, das sie hätte besingen können, fie mußte sich in der Ferne umsehn. Die lateinischen Schulen wiesen sie an den Olymp, die pietistische Cultur nach Golgatha: beides mit einander zu verschmelzen, für die christliche Ueberlieferung die classische Form, für die classische Denkweise die religiöse Weihe zu suchen, schien die höchste Aufgabe der neu aufstrebenden Deutschen Dichtung: der Sänger des Messias nennt sich selbst einen „Lehrling der Griechen“: er suchte bei den Griechen, oder vielmehr den lateinischen Bearbeitern derselben, die classische Form, aber im Stoff lehnte er sich an die Bibel, die während des Mittelalters in den Mysterien bearbeitet, nun durch die Oratorien allen Freunden der Kunst interessant wurde.

Zu Anfang des 18. Jahrhunderts sah die bildende Kunst in Deutschland ebenso farblos aus wie die Dichtung; dagegen legt der musikalische Aufschwung von dem Fortleben des Deutschen Geistes ein

leuchtendes Zeugniß ab. Sebastian Bach und Händel zählen unter den schöpferischen Geistern zu den größten.

Geb. 21. März 1685 zu Eisenach, kam Sebastian Bach Weihnacht 1723 als Cantor der Thomasschule nach Leipzig, wo er bis an feinen Tod 28. Juli 1750 blieb. Aufgewachsen in einer wohlgeschulten Musikantenfamilie, pflanzte er diese Schule auf seine zahlreiche Nachkommenschaft fort: er hatte neun Söhne und elf Töchter. Sein großartigstes Werk, die Matthäuspaffion, wurde Charfreitag 1729 aufgeführt: ein Werk, in dessen gewaltigen Stil wir eigentlich erst jetzt allmälig hineinwachsen. Er war ein ernster und überzeugter Lutheraner, seine Oratorien lehnen sich an das Kirchenlied und die Evangelien an. Er hatte mit dürftigen musikalischen Verhältnissen zu rechnen, die sein ungemessener schöpferischer Drang innerlich überwand, die aber sein Wirken ins Große hemmten. In den strengsten contrapunktischen Formen versucht und versteht er, das Innerlichste und Geheimste vollgehaltig auszudrücken; er führt uns in alle Höhen und Tiefen des Jubels, der Sehnsucht und des Schmerzes; er läßt in seiner Polyphonie den individuellen Stimmungen den freisten Spielraum, und zwingt doch das Ganze gewaltig in eine heilige Harmonie.

Händel, Bach's Altersgenoß, der erst bis 1705 in Hamburg als Opernsänger mit Ansehn gewirkt, dann als der „schöne Sachse“ einen Triumphzug durch Italien gemacht, war seit 1714 in einer glänzenden Stellung am Theater in London, von den Engländern als eine ihrer nationalen Größen gefeiert. Auch er wandte sich nach einer Reihe enthusiastisch aufgenommener weltlichen Opern der religiösen Musik, dem Oratorium zu, und wetteiferte mit Bach in der künstlerischen Verherrlichung des biblischen Gefühls. Unter dem Einfluß dieser Tonwerke blühte der erste Versuch der idealistischen Poesie in Deutschlaud auf.

„Der deutsche Geschmack", schreibt 1746 der Aesthetiker Prof. Meier in Halle, „wird am meisten durch das Vorurtheil verdorben, die Dichtkunst sei für den gemeinen Mann erfunden. Vielmehr darf ein Gedicht der höchsten Art vom gemeinen Mann garnicht verstanden werden. Die höchste Poesie ist eine Sprache der Götter, und schwingt sich so hoch über die gewöhnlichen Begriffe, bringt soviel Licht, daß mittelmäßige Geister geblendet werden." Er billigt es entschieden, daß Bodmer durch die Uebersetzung des Milton der Poesie die Richtung auf das christliche Epos gab.

So war nun in der Stimmung des Publicums dem „Messias" der Weg gebahnt, er hatte gleichsam seinen Täufer gefunden.

Januar 1748 wurden in den „Bremer Beiträgen" die drei ersten Gesänge des „Messias“ veröffentlicht. 24. April trat der Congreß von Aachen zusammen, der dem achtjährigen Weltkrieg ein Ende machte. Die beiden Daten wollen etwas sagen.

Der Ueberschuß an Empfindungen, in dem abgeschwächten Zeitalter mitleidvoller Humanität aufgespeichert, kam in Klopstock's Dichtungen zum Durchbruch; der achtjährige Friede gab den fühlenden Seelen Muße, aus diesem Empfindungsleben einen Cult zu machen. Die bisherigen Kunstlehrer sahen in der künstlerischen Thätigkeit ein eigentliches Machen nach Plan und Absicht; der entscheidende Satz der neuen Aesthetik lautete: um große Empfindungen darzustellen, muß der Dichter große Empfindungen haben. Echte Poesie soll das Herz ganz in Anspruch nehmen und ausfüllen. Nur ein heiliges Gemüth bringt heilige Dichtungen hervor: der wahre Dichter muß inspirirt sein; kraft des Genius, den er in seiner unsterblichen Seele wie eine fremde höhere Stimme vernimmt, soll er schaffen.

Klopstock, geb. 2. Juli 1724, Sohn eines Advocaten in Quedlinburg, studirte gemeinsam mit seinem Vetter Schmidt aus Langensalza seit 1746 in Leipzig, nachdem er sich in Schulpforta eine gründliche Schulbildung angeeignet. Er war in den Freundeskreis aufgenommen, von dem die „Bremer Beiträge" herausgegeben wurden.

Eins seiner ersten Gedichte war eine Ode zur Verherrlichung der Freunde.

Wie Hebe kühn und jugendlich ungestüm, wie mit dem goldnen Köcher Latona's Sohn, unsterblich sing' ich meine Freunde feiernd in mächtigen Dithyramben. Willst du zu Strophen werden, o Lied? oder ununterwürfig, Pindars Gesängen gleich, gleich Zeus' erhabnem trunkuen Sohne frei aus der schaffenden Seele taumeln?" - d. h.: soll ich den Horaz oder den Pindar nachahmen? Er entscheidet sich vorerst für den Horaz: ihn wählte er zum Meister in der Lyrik, den Virgil zum Meister im Epos; er lernte von ihm die Erhebung der Sprache, ihren gewählteren Schall, ihren bewegteren edlern Gang."

Wiederholt hatten die ältern Kunstlehrer, um die Deutsche Sprache dem Gängelband des Alexandriners zu entwöhnen, die Nachahmung der antiken Verse empfohlen; es waren auch mannigfache Versuche angestellt, aber immer nur im kleinen Stil. Klopstock hatte nicht blos das Bedürfniß, für die Dichtung die Stimmlage zu erhöhn, sondern zugleich ein feines Ohr für den finnlichen Gehalt der Sprache. Die rhythmisch vollendete schwungvolle Periode ist sein Werk: durch ihn wurde die

Deutsche Sprache, in den wässrigen Reimereien der Gottsched'schen Zeit verkümmert, in den Stand gesezt, dem künftigen Dichter von Gottes Gnaden als edles Organ willig zu sein.

Klopstock war eine volle, mächtige Natur; mit einem brennenden Ehrgeiz verband sich ein zäher Wille. Da er sich zur Dichtkunst entschloß, griff er sofort zum höchsten Kranz. „Voll Durstes war die heiße Seele des Jünglings nach Unsterblichkeit! Ich träumte von der kühnen Fahrt auf der Zukunft Ocean." So viele große Dichtungen sah er der Vergessenheit verfallen: „bis zur Schwermuth wurd' ich ernst, vertiefte mich in des Helden Würd', in den Grundton, den Verhalt, den Gang; strebte, geführt von der Seelenkunde, zu ergründen, was des Gedichts Schönheit sei?" Bodmer's Theorie schlug endlich bei ihm durch. Bei seinem Abgang aus Schulpforta sprach Klopstock sein poetisches Glaubensbekenntniß aus: die würdigste Form der Poesie ist die epische. Homer und Virgil fehlte die wahre Religion. So hoch wie die Offenbarung über der Vernunft, steht das religiöse Epos über dem weltlichen. Wie Dante den Virgil als Führer in das Jenseits benutzte, so und in höherm Sinn dachte es Klopstock zu thun: er entlehnte von dem classischen Dichter die Form.

Schon auf der Schule entwarf Klopstock den Plan zum Messias in zwanzig Gesängen, vollständig, bis in die Einzelheiten: in diesem fertigen Rahmen, den er später nur wenig änderte, arbeitete er außer der Reihe das eine oder das andre aus, wie es ihm grade gelegen kam. Die drei ersten Gesänge wurden ziemlich rasch fertig, dann arbeitete er aber gleichzeitig am 5., am 18.; das Weltgericht tritt schon 1748 auf. Der Plan war von vornherein fehlerhaft angelegt: wollte der Dichter den Vorgang episch darstellen, so mußte er den Leser gleich zu Anfang in die menschliche Situation einführen. Der natürlich gegebene Anfang war der Einzug des Heilands in Jerusalem und sein begeisterter Empfang von Seiten des Volks. Hier sahen nun die Priester, ohnehin empört über die Gotteslästerungen, ihre Macht bedroht, wagten aber aus Furcht vor dem Volk nicht zuzugreifen. Es kam also darauf an, das Volk umzustimmen, dessen Hoffnungen durch die scheinbare Unthätigkeit Jesu bald enttäuscht werden mußten; als Werkzeug dieser Umstimmung hätte sich für den „Verrath" des Judas ein greifbares Motiv finden lassen. In diese epische Darstellung des Reinmenschlichen hätte dann der höhere Rathschluß der Vorsehung von ferner Höhe, halb noch verhüllt, sein Licht werfen können.

In den Evangelien wird die Passion nicht für sich erzählt, sondern

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