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zeigen; dazu mußte dein Herz entwickelt werden, Wehmuth und Thränen mußten dich völlig ausbilden." An Gleim, Oct. 1751. „Gar fein Ruin von Hoffnung mehr, und doch Thränen!! Fanny ganz verloren, ja ganz! denn sie hat kein Herz wie ich. Ach Gleim! es ist ein entseßlicher Gedanke. Manchmal wünsch' ich, daß ich sie niemals gesehn hätte, so könnte doch mein Herz noch durch Liebe glücklich werden, ich könnte vielleicht eine Andre lieben. Aber das kann ich nun nicht.“

Es war eine Täuschung. 4. Juni 1752 verlobte er sich in Hamburg mit Meta Moller. Sie werden glauben", schreibt er aus Quedlinburg, wo er in zärtlichem Verkehr mit Gleim, Cramer und Ramler verweilte, an Schlegel, „daß meine Wahl, nachdem ich die Liebe so lange gelernt habe, auf ein Mädchen fallen mußte, die mich sehr glücklich machen könne... Das ist nun einmal mein Enthusiasmus, daß ich glaube, unübertrefflich in der Liebe zu sein.“ „Lang' in Trauern vertieft, lernt ich die Liebe, sie, die der Erde entfloh! . . . Endlich sinkt die traurige Nacht, und mir wachen mit Lächeln alle schlummernden Freuden auf! O wie entzückt über die Wandlungen meines Schicksals, wie dankbar wallt mein freudiges Herz in mir! Ach du kennst ja mein Herz, wie es geliebet hat! Darum liebe mich, Meta! denn ich lernte die Liebe dir! dich zu finden, ach dich, lernt' ich die Liebe, sie, die mein steigendes Herz himmlisch erweiterte! . . . Selbst das Trauern ist süß, das sie verkündete, eh' die selige Stunde kam! Wenn dies Trauern umsonst eine verkündete, o dann wählte die Seele falsch und doch würdig! Das webt keiner der Denker auf, was für Irren sie damals ging."

Klopstock's überschwengliche Liebe hatte nicht den Ausgang gefunden, den sie vorausgesehn, aber sie hatte doch ein wünschenswerthes Ziel erreicht. Den anakreontischen Dichtern der flatterhaften Liebe ging es zum Theil schlimmer.

15. März 1753 verlobte sich Gleim: meine Sophie", schreibt er an Uz, „ist besser als die Dorisse, die meine Einbildung geschaffen hat!" 2. Mai war die Hochzeit angesetzt, da erklärte die Braut plötzlich, sie wolle fich lieber der größten Schande aussehen als ihn Heirathen; der Vater warf dem bestürzten Bräutigam vor, er habe seine Tochter von der Liebe zu ihm abwendig gemacht, Gott habe ihr die Sünde zu erkennen gegeben und führe sie wieder zu ihm zurück. Alle Vorstellungen halfen nichts. „Dünkt Sie es nicht besonders," schreibt Gleim an Uz, „daß ich mich von einem Mädchen habe betrügen lassen?

ich, den Sie für einen so großen Kenner der Mädchen hielten?" — „Der ich der Schönen Lob in hundert Liedern sang, und ihre Küff' und ihre Tugend, o wie bereu' ich jetzt die Sünden meiner Jugend, o wie bereu' ich sie mein Lebelang! Denn welch ein Thor war ich; ich sang der Schönen Lob in unerfahrner Jugend, pries ihre Küss' und ihre Tugend und kannte Küss' und Tugend nicht! Gieb, Jugend! gieb den Liedern, den Sirenen, die ich dir sang, gieb ihnen kein Gehör! Sophie liebte mich, seitdem kenn' ich die Schönen, seitdem besing' ich sie nicht mehr!“ Noch denselben Herbst resolvirte er sich, nahm seine Nichte zu sich, führte mit ihr eine lustige Junggesellenwirthschaft, noch fünfzig Jahre, bis an sein Ende und fuhr fort, der Mädchen Küsse und Tugend

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10. Juni 1754 heirathete Klopstock (30 J.) in Hamburg seine Meta (26 J.). „Mein Leben“, schreibt er an Gleim, „war bisher nur ein Traum. Jezt erst erkenne ich den Werth des irdischen Lebens, und preise den Gott im Himmel, der mir die Gefühle gab, in diesem irdischen Leben ihn verherrlichen zu können. Die Glorie des irdischen Daseins ist mir geworden, ich singe dir Jubellieder, Jehovah!"

Seine Fanny hatte ihm das Beispiel gegeben: sie hatte 14. Jan. (23 J.) in Eisenach geheirathet, und lebte 45 Jahre in einer gesegneten Ehe. Als 31 J. später Klopstock seine Oden neu herausgab, schrieb er an fie: „Ich muß nothwendig im Vorbericht etwas sagen, nicht allein von den Oden, sondern auch von der, an die sie gerichtet sind. Ich kenne Fanny nicht genug. Aber kein Zweifel wird mir übrig sein, wenn Sie mir offen sagen, wie Sie damals, als ich Sie so sehr liebte, gegen mich gesinnt waren... Der Gebrauch, den ich davon machen werde, wird sich allein in meinem Urtheil von ihrer Empfindungsart zeigen. Ich möchte nur bestimmen können, in welchem Grad die liebenswürdig war, die ich so sehr und so lange liebte." — Die alte Dame, die übrigens nie gegen Jemand ihr Verhältniß zu dem berühmten Dichter erwähnt hatte, erwiderte, sie könne ihm von ihren ehemaligen Empfindungen nicht mehr genau Rechenschaft geben; gewiß sei ihr seine Liebe sehr schmeichelhaft gewesen. „Ihr Wunsch, mich glücklich zu sehn, ist, soweit es in diesem Erdenleben möglich, schon in Erfüllung gegangen."

Durch Meta's Anbetung wie durch das Zujauchzen der Jugend wurde Klopstock verführt, mehr oder minder bewußt eine Rolle zu spielen: die Welt sah auf ihn, und er mußte der Welt gerecht werden. Er hatte seine Gabe als eine besondre Inspiration der Gottheit dargestellt, er mußte das Gefäß derselben rein halten. Seine Poesie studirte

nun ihr Gesicht zu sehr im Spiegel, und übte sich, die wünschenswerthen Züge künstlich hervorzubringen.

Abweichend von Fanny, hatte Meta auch litterarische Interessen: fie schrieb Erbauliches, und correspondirte mit Richardson und Young. Young's Nachtgedanken", die eben von Ebert übersetzt wurden, predigen in ernster feierlicher Sprache eine Gesinnung, die recht eigentlich zum Lebensüberdruß führt. Klopstock schwärmte für den „prophetischen Greis" und sang ihn an; Wieland sättigte sich so recht an diesen melancholischen Bildern; Gellert schreibt, daß Young ihn mehr erbaue als der Messias. „Ich verehre ihn, auch wo ich ihn nicht verstehe; er hat mich vielmal bis zum Zittern mit seinen kühnen Gedanken fortgerissen, und mitten in der Angst mich erquickt.“

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Es war ein tiefer Riß in Klopstock's geistigem Leben, als nach nur vierjähriger Ehe seine Meta am Kindbettfieber starb, 28. Nov. 1758. Mir sinket die Hand, die Geschichte der Wehmuth zu enden. Späte Thräne, die heute noch floß, zerrinn' mit den andern, die ich noch weinte! Du aber, Gesang von dem Mittler! bleib', und ströme die Klüfte vorbei, wo sich viele verlieren, Sänger der Zeiten; Gesang, unsterblich durch deinen Inhalt, eile vorbei, und zeuch in deinem fliegenden Strome diesen Kranz, den ich dort an dem Grabe von der Cypresse thränend wand, in die hellen Gefilde der künftigen Zeit fort!"

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Warum, da allein du dir genug warst, schufft du? Wurdest dadurch du seliger, daß du Seligkeit gabst? Schwindeln kann ich an diesem Hang des Abgrunds, aber nichts in seinen Tiefen sehn. — Heilige Nacht, an der ich stehe! vielleicht sinkt nur nach Jahrtausenden dein Geheimnißverhüllender Vorhang. Vielleicht schafft Gott Erkenntniß in mir, die meine Kraft, und was sie entflammt, wieviel es auch sei und wie groß, die ganze Schöpfung mir nicht zu geben vermag. Du mein künftiges Sein, wie jauchz' ich dir entgegen!"

„Nicht in den Ocean der Welten alle will ich mich stürzen! schweben nicht, wo die Söhne des Lichts anbeten und in Entzückung vergehn! Nur um den Tropfen am Eimer, um die Erde nur, will ich schweben und anbeten. . . Hallelujah dem Schaffenden! . . . Aber du Frühlingswürmchen, das grünlich golden neben mir spielt; du lebst, und bist vielleicht ach nicht unsterblich! Ich bin herausgegangen, anzubeten, und ich weine! Vergieb diese Thränen dem Endlichen, o du der sein wird! Du wirst die Zweifel mir enthüllen, wenn du auch durch das dunkle Thal des Todes führst; ich lerne dann, ob eine Seele das goldne Würmchen hatte.“

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Mit dieser tief empfundenen Subjectivität näherte sich Klopstock dem Herrn, aber es drängt ihn auch, für das Gemeingefühl zu Gott den würdigen Ausdruck zu finden, und er arbeitete mit seinem Freunde, dem Hofprediger Cramer, gleichzeitig mit Gellert an der Verbesserung des christlichen Gesangbuchs. „Unser Kirchenlied ist der Ausdruck der Empfindung des Neuen Testaments. Die Gläubigen des Alten Testaments, selbst diejenigen, die Gott seiner Eingebung würdigte, wußten nicht soviel von dem Jnnersten der Erlösung als die Gläubigen des Neuen Testaments; sie sahen sie nur von fern und wie im Schatten. Daher ist die erste und die zweite Offenbarung bis auf den Ausdruck verschieden. Ich werde sein der ich sein werde! ist der Hauptton des ersten Testaments; im zweiten hat Gott sich zu uns herabgelassen, unsre Anbetung wird oft Entzücken: das Lamm, das erwürgt ist, zu nehmen Preis und Ehre!" Klopstock hatte wirklich den Drang, zu beten, freilich nur, um seiner Seele eine erhöhte Stimmung zu geben. Er hätte seine Lieder gern so eingerichtet, daß jeder fromme Katholik sie mitsingen könnte. Unzufrieden mit dem gegenwärtigen protestantischen Gottesdienst, verlangte er Weihe der Anbetung durch Instrumentalmusik, Liturgie u. s. w.: kurz eine gelinde Annäherung an katholische Formen. Er hatte auf seiner Schweizerreise einmal in einem Kloster den Messias vorgelesen, zur großen Erbauung der Nonnen, die ihn dafür durch ihre Kirchenmusik erbauten. Der allgemeine Gruß: „gelobt sei Jesus Christ!" hatte ihn sehr gerührt: „der Gegengruß, den ich nachher erfuhr, kam mir so natürlich vor, daß ich mich wunderte, nicht selbst darauf gefallen zu sein."

Gleichzeitig mit den Kirchenliedern 1755, erschien eine sehr stattliche Ausgabe des Messias; die alten fünf Gesänge rhythmisch und declamatorisch gründlich durchgefeilt, mit fünf neuen vermehrt; das Gedicht geht nunmehr bis zum Kreuzestod. Die Rechtgläubigkeit hat alles Fragliche ausgemerzt, der Christ hat den Classiker überwunden. Die sprachlichen Veränderungen find, abgesehn von einigen zu künstlichen Wendungen, zum Vortheil des Gedichts. Diese Ausgabe drückte auf Klopstock's Ruhm den rechten Stempel: die Gefühlsseligkeit des Pietismus, in der sich Deutschland seit anderthalb Jahrhunderten gebadet, erlebte in dieser classischen Form gleichsam eine Wiedergeburt. sprechendes Zeugniß dafür ist Niemeyer, der fünfzig Jahre später, als er entschiedner Rationalist geworden war und allem Wunderglauben abgesagt hatte, dennoch die fortdauernde Ehrfurcht vor dem „unsterblichen Gedicht" bekannte: ich verdanke ihm zu viel selige Stunden!"

Ein

Uns ermüdet im Messias am meisten das leere Nebenwerk. Klop

stock hatte einmal den Rahmen von zwanzig Gejängen aufgespannt, und seine Erfindung reichte nicht aus, ihm für diesen Umfang den nöthigen Stoff zu liefern; daher die vielen gleichgültigen und gehaltlosen Episoden, die mit der nämlichen Feierlichkeit behandelt werden wie die Hauptsache. Klopstock hielt, um der Einheit des Ganzen willen, künstlich den Ton fest, den er in seinem 24. Jahr angeschlagen, der also mehr und mehr zur Manier verknöcherte. Er blieb der ewige Jüngling: ein zweifelhaftes Lob! Er blieb, wie ein Kritiker minder ehrerbietig sich ausdrückt, bei seiner Primanerbildung stehn. Auch das religiöse Gefühl kann die Zucht der Bildung nicht entbehren. Augustin, Dante, Luther, Milton, Pascal reißen uns hin, weil wir für Augenblicke das Gefühl haben, einem überlegenen Geist gegenüber zu stehn: dies Gefühl haben wir bei Klopstock nie.

Als er nach fünfundzwanzigjähriger Arbeit März 1773 sein Heldengedicht wirklich vollendet hatte, sprach er dem Erlöser seinen Dank aus. „Ich hofft' es zu dir, und ich habe gesungen, Versöhner Gottes! des neuen Bundes Gesang. . . Mir strömet das Herz, und ich weine vor Wonne. Ich fleh' um keinen Lohn; ich bin schon belohnt durch Engelfreuden, wenn ich dich sang; der ganzen Seele Bewegung bis hin in die Tiefen ihrer ersten Kraft, daß Himmel und Erde mir schwanden! . . . Belohnt bin ich, belohnt! Ich habe gesehn die Thräne des Christen rinnen, und darf hinaus in die Zukunft nach der himmlischen Thräne blicken! Durch Menschenfreuden auch. Umsonst verbürg' ich mein Herz vor dir, der Ehrbegierde voll! Dem Jüngling schlug es laut empor; dem Manne hat es stets, gehalt'ner nur, geschlagen. Ich bin am Ziel, und fühle, wo ich es bin, es in der ganzen Seele beben! So wird uns einst, ihr Brüder deß, der starb und erstand! bei der Ankunft im Himmel sein.“

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„Warum können so wenige, die sonst Kenner find, sich in den Messias finden? Man muß ihm nachempfinden, und wie wenige können das! Wir, die wir es können, sind berechtigt, eine hohe Meinung von unserm Herzen zu haben!" So schreibt Aug. 1751 Studiosus Wieland in Tübingen, Sohn eines Pfarrers in der schwäbischen Reichsstadt Biberach, an Bodmer, dem er eine Reihe von Dichtungen übersendet: ein Lehrgedicht über die vollkommenste Welt in Alexandrinern, ein Epos „Herrmann“, einen Lobgesang auf die Liebe in Herametern u. s. w.; der junge Mensch war von einer unglaublichen Schreibfertigkeit. Im 17. Jahr lernte er im Vaterhaus eine Cousine kennen, Sophie Guter

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