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ruht, athmet Entzücken; die schöne Natur ist ihm eine ewige Quelle von reinem Vergnügen; das ruhige Gemüth und das redliche Herz streuen immer Vergnügen vor ihm her, wie die Morgensonne die bethaute Gegend mit Glanz überströmt!" So ist es freilich nur in einem idealen Land, wo alle Schäfer ohne Mißklang die Flöte blasen! Geßner wußte recht gut, daß er sich nur einer licentia poëtica bediente: „was soll der Dichter mit der Wirklichkeit, wo der Bauer mit saurer Arbeit unterthänig Fürsten und Städten den Ueberflußz liefern muß, wo Armuth und Unterdrückung ihn ungesittet, schlau und niederträchtig gemacht haben?" Der wirkliche Schäfer oder vielmehr Bauer lag ganz außerhalb des Gesichtskreises dieser Dichter aus dem Honoratiorenstand. Geßner hat bei aller Verhimmelung seiner Liebesempfindungen ein wenig vom Faun: durch beides hat er auf Wieland gewirkt, dem er bis an sein Lebensende ein treuer Freund blieb. Die Ausgabe seiner Idyllen zierte er durch Zeichnungen, deren Werth den des Tertes bei weitem überstieg: er war nicht bloß talentvoller Zeichner, er besaß Geschmack und eine zarte Auffassung der kleinen Natur; ja etwas Sinniges, das in jener Periode selten ist. Seine Bilder zeigen uns die ideale Welt des Rococo in ihrer ansprechendsten Gestalt.

Durch die Verhimmelung im Empfinden waren diese jungen Poeten augenscheinlich mit Klopstock verwandt; daß sie durch ihre Sinnlichkeit mehr zu den Anakreonten neigten, sollte das Publicum nicht gar zu spät erfahren.

2.

Berlin.

1750-1755.

Hörte Friedrich in seinem Sanssouci, von wo er in anscheinender Muße den Welthändeln zusah, von dieser Bewegung, welche die deutsche Jugend ergriffen hatte? Hätte man ihm den Messias vorgelegt, und hätte er sich durch die verwickelten Constructionen einer ihm selbst fremden Sprache durcharbeiten können, so würde er wahrscheinlich den Inhalt für Haarsträubenden Unsinn erklärt haben.

Die naturwissenschaftlichen Arbeiten seiner Academie befriedigten allerdings seine geistigen Bedürfnisse nicht. Er behielt durch Algarotti Fühlung mit der Plastik, er blies mit Graun die Flöte; vor allem hielt er sich zur Dichtkunst berufen.

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Cette étude", schreibt er an Voltaire, „demande un homme tout entier. Je suis un galérien enchaîné sur le vaisseau de l'État." Zudem hemmte ihn seine unvollkommene Kenntniß der Sprache. Darin verspricht ihm Voltaire gern seine Beihülfe, und der König schreibt erfreut, wenn er ihn gewinne, solle an der Spize seiner Titel stehn: „Frédéric par la grâce de Dieu roi de Prusse, possesseur de Voltaire."

Voltaire schien ihm der einzige Mensch in Europa, mit dem es werth sei geistig zu verkehren. Friedrich hatte das tiefe Bedürfniß, sich grade über die Gedanken, die ihn innerlich beschäftigten, gegen Leute, denen er vertrauen zu können meinte, mit voller Offenheit auszusprechen. Er hatte in seiner Jugend hingebende Freunde gefunden, für die er wärmer fühlte, als sonst bei Königen üblich ist, und denen er ein herzliches Andenken bewahrte. Diese waren nun meist zerstreut oder gestorben.

Leider hatte er zugleich in seiner schweren Jugend die Nothwendigkeit des Mißtrauens gelernt. Er hätte leidenschaftlich gern sich rein hingegeben, dann aber trat der kalte Verstand dazwischen, und auf die Wärme folgte wohl bittrer Hohn. Zudem fühlte er seinen Umgebungen gegenüber nicht blos die Ueberlegenheit des Geistes, sondern die Ueberlegenheit der fürstlichen Stellung. Es blieb immer ein gefährlicher Versuch von Voltaire, der ebenso leicht verlegt war als er selbst verletzte, in die Nähe eines solchen Mannes zu rücken, den er an Bildung übersah, den er aber zugleich fürchten mußte.

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Während seines Aufenthalts in Ciren bei der Marquise du Châtelet hatte Voltaire doch Versailles nie aus den Augen verloren. Ein Gratulationsgedicht trug ihm die Stelle eines Kammerjunkers ein; eben war seine Gönnerin, die Pompadour, zur regierenden Maitresse erhoben in einem Festspiel Mai 1745 verglich er Ludwig XV. mit Trajan, schrieb eine Lobrede auf die Jesuiten und bahnte sich dadurch den Weg zur Aufnahme in die Französische Academie. Da er aber sein Gelüft zu gelegentlichen Epigrammen nicht unterdrücken konnte, wurde er bald wieder kühl behandelt. Seine Geliebte wurde ihm 1747 untreu, er braufte erst gewaltig auf, ließ sich aber durch die Vernunftgründe seiner Freundin besänftigen, schloß mit dem neuen Liebhaber Freundschaft, und die drei lebten nun in herzlicher Eintracht zusammen bis an den plöglichen Tod der Marquise, 10. Sept. 1749. Jezt traten die Aufforderungen Friedrich's immer näher an ihn heran, er versuchte noch einmal, sich in Versailles geltend zu machen, erhielt aber eine sehr kühle Entlassung, und entschloß sich nun zur Auswanderung ins „Land der

Vandalen." Der König schrieb ihm, er habe nicht die Thorheit, Berlin mit Paris zu vergleichen, aber das Beste von Paris, den guten Geschmack, führe ja Voltaire mit sich, und er werde auch im Land der Vandalen allgemeine Bewunderung finden.

10. Juli 1750 erschien Voltaire in Berlin (58 J.): er wurde für seine Reise mit 2000 Thlr. entschädigt, erhielt den Kammerherrnschlüssel, 20,000 Fr. Gehalt, freie Station, Dienerschaft, Equipage u. s. w. Im Gespräch übte er einen ungemeinen Zauber aus, er war der erste Virtuos in jener feinen, halb schmeichlerischen halb maliciösen Conversation, in welcher die Franzosen allen Völkern überlegen sind: sie hören sich gern reden, sie wollen gefallen und deshalb liebenswürdig sein; sie haben eine große Freude an feinen Wendungen, an glücklich hingeworfenen Einfällen. Das alles wußte Friedrich voll zu würdigen.

Die Hauptsache war doch, daß Friedrich in allen wesentlichen Punkten mit Voltaire übereinstimmte, und sich als seinen Mitstreiter für die gute Sache der Civilisation betrachtete. Voltaire's Meisterstück, das „Jahrhundert Ludwig's XIV.", das er eben hier 1752 vollendete, las der König mit Entzücken, und wohl hätte die klare, lichtvolle Darstellung, das treffende Urtheil, die künstlerische Bewältigung des überreichen Materials die Deutschen überzeugen sollen, daß sie in diesem Fach vor den Franzosen noch die Segel zu streichen hätten: man konnte es Friedrich nicht verargen, daß er solche Bücher lieber las als Bünau oder Mascou. Ueberhaupt war die französische Prosa in höchster Blüthe: dem bedeutenden Inhalt entsprach die geschmackvolle weltmännische Form. 1749 war Montesquieu's „Esprit des loix" erschienen.

Die Lobrede auf die englische Verfassung, die Lehre von der Theilung der Gewalten, von dem innern Zusammenhang der verschiedenen Regierungsformen, das alles lehnt sich an Locke, aber wie weiß der Franzose mit seinem sprühenden Geist die trocknen Formeln ins bildliche zu übertragen und der Phantasie zugänglich zu machen!

Zugleich rundete Condillac Locke's Lehre von der ausschließlichen Erweiterung des Wissens durch Vermittelung der Sinne zu einem leicht faßlichen System ab, das aber den Sinnen eine noch viel unbedingtere Herrschaft zusprach. Im „Essai sur l'origine des connaissances humaines" 1746 suchte er die idealistischen Philosophen, Leibniz, Malebranche u. s. w. zu widerlegen. Die französische Philosophie folgte ihm ganz, in Deutschland leistete ihm vorerst die Wolffische Schule Widerstand. Desto begieriger griffen die Deutschen zu Buffon's Naturgeschichte, deren erster Band 1749 erschien; im Grunde dachte er über das

Hervorgehn des Geistes aus finnlichen Ursprüngen wie Condillac, aber seine blühende und schwungvolle Schreibart schmeichelte sich um so mehr ein, da man aus seinem Buch viel lernte: er hat auch in Deutschland die Natur erst populär gemacht. Welches europäische Buch konnte sich im Stil mit diesen Schriften messen! und wenn Buffon's Ausspruch: le stile c'est l'homme!" richtig war, mit welchem Neid mußten die unbehülflichen Deutschen auf ihre formgewandten Nachbarn blicken!

Die Litteratur war in der französischen Gesellschaft mehr und mehr eine Macht geworden; der homme de lettres beherrschte die Salons und bestimmte durch sie den Ton. Voltaire war vielleicht der glänzendste Journalist, den je die Welt gesehn, und er hatte Schule gemacht. Nach dem Vorbild Bayle's gaben seit 1751 mit Voltaire's Unterstützung d'Alembert und Diderot die „Encyclopédie" heraus, welche die Gefinnungen der neuen Philosophie unter dem großen Publicum Europa's verbreitete; von der Regierung wiederholt verboten, hatte sie heimliche Gönner unter den Vornehmsten des Landes, ja die Pompadour selbst gehörte dazu. Durch ihre Richtung auf das Gemeinnützige, auf alles, was in Wissenschaft, Kunst, Handel und Gewerbe Beachtung verdiente, wußte sie sich unentbehrlich zu machen, und ihre heimlichen Angriffe gegen die bestehenden Einrichtungen in Staat und Kirche hinter unschuldigen Artikeln geschickt zu verstecken. d'Alembert, der berühmte Mathematiker, war die wissenschaftliche Autorität des Blatts, die eigentliche Leitung fiel aber Diderot zu, einem feurigen Kopf von unverwüstlicher Arbeitskraft, welcher der academisch geschulten französischen Sprache ein Leben und eine Jugendlichkeit verlieh, die man im Zeitalter Ludwig's XIV. kaum geahnt hatte. Er ging in der Oppofition viel weiter als Voltaire: schon in der „Interprétation de la nature“ sprach er den reinen Atheismus aus; er wußte aber durch sein gesundes Gemüth und die liebenswürdige Gewandtheit seines Ausdrucks alle Leser zu bezaubern.

Der Aufenthalt in Berlin wurde Voltaire bald verleidet. Er ließ sich durch seine Habsucht verleiten, mit einem Juden ein vom König wiederholt verbotenes Wuchergeschäft zu unternehmen. "C'est l'affaire d'un fripon qui veut tromper un filou!" schreibt Friedrich, der in solchen Dingen keinen Spaß verstand, als zwischen den beiden Gesellen ein Proceß ausbrach; Voltaire wurde zwar 21. Feb. 1751 freigesprochen, aber nur, weil er ein größerer Schelm war als sein Gegner!" So urtheilte der junge Lessing, der Voltaire's Vertheidigungsschrift ins Deutsche hatte übersehen müssen, und damals fast täglich bei Voltaire

zu Tisch war. Voltaire machte ihn sich zum Feinde, da er ihn einmal, als durch Lessings Nachlässigkeit einige Aushängebogen seiner Geschichte Ludwig's XIV. verloren gingen, in der Hiße der Veruntreuung beschuldigte!

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Sehr bitter spricht sich Lessing Mai 1751 aus, als eine Zeitungsnotiz die Wohlthaten aufzählte, die der König von Dänemark dem deutschen Dichter des Messias erwies. Wir sind noch immer die alten Barbaren! Unser Regent ernährt eine Menge schöner Geister, und braucht fie des Abends, wenn er sich von den Sorgen des Staats durch Schwänke erholen will, zu seinen lustigen Räthen. Nimmermehr werde ich mich fähig fühlen, eine so niedrige Rolle zu spielen!" Der Ausdruck war stark, aber nicht Lessing allein war in Berlin von dem schädlichen Einfluß Voltaire's auf den König überzeugt.

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"Ich habe Gelegenheit gehabt", schreibt Sulzer an Bodmer 30. Juni 1751, „den Herrn von Voltaire vom Messias zu unterhalten; aber er wollte sich nicht bereden lassen, die französische Uebersetzung zu lesen: Je connais bien le Messie, c'est le fils du Père éternel et le frère du St. Esprit, et je suis son très-humble serviteur, mais profane que je suis, je n'ose pas mettre la main à l'encensoir. Es geht die Rede, daß er sein Heldengedicht, la Pucelle, werde drucken lassen, er hat es schon Vielen hier vorgelesen, es soll entsegliche Spöttereien über die Religion enthalten."

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Den ärgsten Anstoß gab in Berlin ein selbst bei den Franzosen seiner cynischen Ausdrücke wegen übel beleumdeter Freigeist, Lamettrie. Er hatte in Leyden unter Boerhave, dem Lehrer Haller's, studirt; wegen seines Gedichts l'homme machine", hatte er flüchten müssen; er fand eine Stelle bei König Friedrich, der seine Unterhaltung leiden mochte, als Vorleser. In einer neuen Schrift „l'art de jouir“ nannte er sich Haller's Schüler und nahm dessen „Doris" zum Motto. Er predigt", schreibt Haller empört, „die Herrschaft des Lasters! er empfiehlt die Wollust als das höchste Gut, und wendet allen Reiz der buntesten Farben an, diesem Feind aller ernsthaften Gedanken eine neue Stärke zu geben. Das Ende ist so schändlich, daß es von Niemand kann gelesen werden, der noch erröthet." Lamettrie's Tod in Folge einer Indigestion 11. Nov. 1751 gab den Berliner Predigern zu tückischen Ausfällen Veranlassung. Vorher hatte er zwischen Voltaire und dem König noch arge Klatschereien gemacht, der 29. Dec. an seine Schwester schrieb: „Voltaire s'est conduit comme un méchant fou; il a fait tant de friponneries, que, sans son esprit qui me séduit encore, j'aurais été obligé de le mettre

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