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„O Wasserblase,

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thräne rann mir auf die erblühende Kinderwange." Leben, zerfleug nur bald! Du gabest wenig lächelnde Stunden mir! . . Pflücke sie weg, o Tod! die dunkle Blume!" „Birg, o Veilchen! in deinem blauen Kelche, birg die Thränen der Wehmuth, bis Rosaura diese Quelle besucht! Entpflückt das Mädchen dich dem Rasen, die Brust mit dir zu schmücken, o dann schmiege dich an ihr Herz, und sag' ihr, daß die Tropfen in deinem blauen Kelche aus der Seele des treusten Jünglings flossen, der sein Leben verweinet, und den Tod wünscht." Später lernte er, solche Grabesgedanken mit Horazischer Lebensweisheit verquicken, und diese Melodien find Gemeingut des Volks geworden. „Rosen auf den Weg gestreut, und des Harms vergessen! Eine kurze Spanne Zeit ward uns zugemessen.“

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Am nächsten stand ihm unter den jungen Dichtern Martin Miller aus Ulm, der mit seinem Bruder in Göttingen studirte, Zögling von Uz, „ganz für Natur und Zärtlichkeit geschaffen." Diese drei schlossen sich eng an Boie an, als vierter kam Hahn aus Zweibrücken hinzu, Feind aller Gallier, die unser Vaterland mit ihren Sitten verdorben!“ „Dein Herz ist Deutsch und Deutsch mein Herz!" sang er seinen Miller an; es liebt dich, wiss' es, ganz!" Die Seele des Kreises wurde aber bald der junge Mecklenburger Joh. Heinr. Voß. Sein Vater, aus einer leibeigenen Familie stammend, hatte eine kleine Wirthschaft in Penzlin, nebenbei trieb er das Geschäft eines Winkelconsulenten. Der Knabe war trohig: „Häringe und Gewürz aus dem Kram zu holen, gefiel mir nicht, vermuthlich weil kein Schüler in Lange's lateinischen Gesprächen so etwas that. In der Tanzstunde ward meiner gelacht, ich kam nicht wieder." Ein herumziehender Jude wollte ihn für Geld spielen lassen: „behalt dein schäbiges Geld, Mauschel!" rief er ihm zu, und gedachte ihm die dafür empfangene Züchtigung sein Lebenlang. An Gellert's Fabeln bildete sich sein Geschmack; schon im Anfang des Schulunterrichts prägte sich aber seinem Ohr die „schöne Trommelweise" des Herameters ein. Mit wenig Thalern fam er im 15. Jahre auf die Schule in Neubrandenburg, wo er sich kümmerlich durchschlagen mußte, aber gründlich die alten Sprachen lernte. Drei Jahre später mußte er die Informatorstelle bei einem Landjunker annehmen, wo er unsäglichen Verdruß hatte: der angeborne Haß des Leibeigenen gegen den Adel wurde durch die subalterne Stellung geschärft. Einige Gedichte in Ramler's Stil, die er für den Musenalmanach einschickte, verschafften ihm die Protection Boie's, die es ihm ermöglichte, in Göttingen zu

studiren. Boie unterrichtete ihn im Englischen, für sein griechisches Studium fand er bei Heyne reiche Nahrung.

Wöchentlich einmal versammelten sich die jungen Musensöhne bei Kaffee und Taback, declamirten Oden von Klopstock oder Ramler, und trugen eigne Versuche vor, die streng geprüft wurden. 12. Sept. gingen Voß, Hölty, Hahn und die beiden Miller Abends im Mondschein in ein nahes Dorf, aßen Milch, und spazierten darauf nach einem kleinen Eichengrund. Sogleich fiel uns ein, den Bund der Freundschaft unter diesen heiligen Bäumen zu schwören." Sie bekränzten die Hüte mit Eichenlaub, tanzten im Kreise herum und riefen Mond und Sterne zu Zeugen ihres Bundes.

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26. Oct. war der Abschiedsschmaus eines Verbündeten; auch Bürger, der in der Nähe eine kleine Versorgung gefunden, war anwesend. Wir zechten wie Anakreon!" schreibt Voß. „Boie oben im Lehnstuhl; zu beiden Seiten der Tafel, mit Eichenlaub bekränzt, die Barden. Auch Gesundheiten wurden getrunken: erstlich Klopstock's. Boie nahm das Glas, stand auf und rief: Klopstock! Jeder folgte ihm, nannte den großen Namen, und nach einem heiligen Stillschweigen trank er. Nun Ramler's! nicht voll so feierlich; Lessing's, Gleim's, Geßner's, Uz', Weiße's u. s. w. Als Einer ich glaube es war Bürger Wieland nannte, stand man mit vollen Gläsern auf: es sterbe der Sittenverderber Wieland! es sterbe Voltaire!" Der Bund brauchte einen Feind, um in seiner Begeisterung etwas laut sein zu dürfen, und wer hätte sich besser dazu geeignet, als der lüstern frivole Poet, der Nachahmer der Franzosen!

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„Ha Wieland!" schreibt Voß, wo Gott mich stärkt, wir sprechen uns! Verflucht sei der Vers, der dem Laster fröhnt! Mein Streben soll immer sein, Tugend und Vaterlandsliebe zu verbreiten, das habe ich Gott geschworen!" Ebenso Hölty: „Schande ladet auf sich d Mann, welcher den Otterleib seiner Gößin, der Buhlerei, hüllt in Göttergewand! Edle schwören ihm Haß." In Göttingen, äußerte Klopstock gegen einen Freund, wären einige junge Männer, die Wieland noch das Leben sauer machen würden, sie hätten Genie und Muth. Es war ihm sehr recht, seine Jünger sollten bis aufs Blut den Despotismus und seine Schwester, die Unsittlichkeit, bekämpfen, und so das Vaterland der Freiheit würdig machen.

Er schickte dem Bund zwei junge Grafen Stolberg zu, die er als seine Mündel betrachtete. Der jüngere, Friß, hatte eine Alcäische Ode gemacht, wo in jeder Strophe das Wort „Freiheit“ vorkam. „Nun

was sagen Sie zu einem Grafen, der so ein Gedicht singt?" Sie zu ehren, versammelte sich 5. Dec. der Bund; Voß declamirte ein Danklied, fast jede Strophe enthält zweimal das schöne Wort. „Ach, nah' ich mich dem edlen Mann, den Klopstock ehrt? Jch zittr'! Umarm' ich ihn, den Freiheitsrufer? Ich thu's, und sag' umarmend ihm, nicht fein nach Franzenbrauch, nein frei und deutsch: dich liebt mein Herz und ist dein werth!" - Beide Grafen haben um die Aufnahme in den Bund angehalten, und nächstens soll es feierlich geschehn.“

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6. Dec. Im Feuer, wie ich bin, darf ich wohl ein bischen stolz sein. Ohne mich wäre der Bund nicht entstanden. Vor mir hat Bürger zwar viel Gutes aber auch viel Schaden gestiftet. Hahn ward nicht geachtet, Hölty durfte nur Liebesgedichte bringen, und selbst Boie's Geschmack war zu französisch. Seit ich hier bin, ist die festeste Freundschaft geknüpft; der feurige Hahn darf frei fingen, und Boie ist so glühend deutsch wie Klopstock. Claudius spricht mit Enthusiasmus von uns, und Klopstock hat gesagt, daß Göttingen voll junger Patrioten wäre."

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Noch in derselben Nacht dichtete Voß eine Ode, die allgemeinen Beifall fand. Deutschland wurde ermahnt, auf seine Geschichte nicht zu stolz zu sein. „Hörst du der Sklavenkette Gerassel nicht? die uns der Franke Fluch dir o Mönch, der ihn den Großen pries! — um unsern Nacken schlang, als mit triefendem Stahl der Wüthrich in unsre Heimath stürzte, die Druden vor der Jrmensäule würgte, und Wittekind statt Wodan seinen Wurmstichbildern Reihen der Opfer und Gold zu weihn zwang! Verderben brütend lau’rte schon dazumal Rom's Gößenpriester! Ha der Bezwinger kroch zu seinem Stuhl, und schenkt' -o Hermann! deine Cherusker dem Welttyrannen!.. weine Stolberg! weine! Sie raffelt noch, des Franken Kette! wenige konnte nur selbst Luther, Klopstock selbst, ein Heiland, von dem belastenden Joch befreien."

Das klang nicht sehr christlich; gleichwohl nahm Voß an der überspannten Rechtgläubigkeit des Messias keinen Anstoß; er nahm sie als poetischen Protest Deutschlands gegen die Frivolität der Franzosen. , welch ein Mann ist Klopstock!" schrieb er 6. März 1773, als der Schluß des „Messias“ im Bunde vorgelesen wurde; „ein Prophet, ein Engel Gottes kann mehr nicht die Seele bewegen! Von allen Lebenden ist er ohne Zweifel der Größte: was ist Milton, Ossian, was Virgil und Homer gegen den Messiasdichter!"

Im Christenthum gingen eigentlich nur die Stolberg ganz mit ihrem Meister. Aber wenn Voß, welfisch gesinnt wie die meisten nord

deutschen Dichter jener Zeit, Karl den großen tadelt, weil er die fächfische Freiheit unterdrückt, Deutschland an den Römischen Papst verrathen und weil er den Grund zum Reich Ludwig's XIV. gelegt, so waren ihm Klopstock und Herder darin vorangegangen.

In einer Ode, gedichtet 3. Juni 1773, wirft Voß den Franzosen das blutige Andenken an Höchstedt und Roßbach in's Gesicht. — „Sage mir aber“, schreibt ihm sein alter Vater, was haben Dir die Franzosen gethan? Du wirst sie noch über den Rhein locken!" - Die Frage war wohl aufzuwerfen. Die Franzosen haben uns im Lauf der Geschichte viel Uebles zugefügt, aber nie so wenig als in jener Zeit. Der Geist Ludwig's XIV. schien sie für den Augenblick verlassen zu haben, sie ließen sich sogar von den Ostmächten manches gefallen. Solche Dinge reihen sich nicht immer mit strenger Logik an einander, oft ist es Nachwirkung früherer Verstimmungen, die man lange zurückgedrängt; zudem suchte das erwachende Nationalgefühl nach einem greifbaren Gegensatz, es erzog sich am Haß der Franzosen.

In Hölty's

Feuer im Walde" unterhalten sich zwei Hirtenknaben über die Kinderzeit; da tritt aus dem Dickicht ein alter Preußischer Soldat auf sie zu, der bei Kunersdorf ein Bein verloren, und erzählt ihnen vom Kriege. „Mein Seel!" sagt Hans, ich werde kein Soldat, und wandre lieber hinter'm Pflug. Doch kommt der Schelmfranzos zurück, der uns die besten Hühner stahl und unser Heu und Korn dazu, dann nehm' ich einen rothen Rock und auf den Puckel das Gewehr; dann komm nur her, du Schelmfranzos!" Bei Kunersdorf waren die Franzosen garnicht gewesen, aber es ist nicht blos der Hannoveraner, dem zuerst die Franzosen einfallen, es ist der Deutsche.

Hölty's befreiter Sklave" „trinkt jedem Fürsten Fluch), der uns die Freiheit raubt! und Segen jedem braven Mann, deß Herz für Freiheit schlägt, der gerne wider dich, Tyrann, die Freiheitsfahne trägt!"

„Den 17. Juni", schreibt Voß an Ernestine, die Schwester seines Freundes Boie, „gingen wir (Voß, Stolberg, Hahn) bis Mitternacht in einer Stube ohne Licht herum, und sprachen von Deutschland, Klopstock, Freiheit, großen Thaten, und von Rache gegen Wieland. Es stand eben ein Gewitter am Himmel, und Bliß und Donner machten unser ohnehin schon heftiges Gespräch so wüthend und zugleich so feierlich ernst, daß wir in dem Augenblick ich weiß nicht welcher großen Handlung - sollt's auch ein Fürstenmord sein! fähig gewesen wären." Wollen Sie am 2. Juli 1773 nicht auch an den unsterblichen Mann denken, der unsre Anbetung verdiente, wenn wir nicht

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Christen wären?" Es war Klopstocks Geburtstag, auf Hahn's Stube kommt man zusammen. „Eine lange Tafel war gedeckt und mit Blumen geschmückt. Oben stand ein Lehnstuhl ledig, für Klopstock, mit Rosen und Levkoyen bestreut, und auf ihm Klopstock's sämmtliche Werke; unter dem Stuhl lag Wieland's Idris zerrissen. Jetzt las Hahn einige auf Deutschland sich beziehende Oden von Klopstock vor. Dann tranken wir Kaffee; die Fidibus waren aus Wieland's Schriften gemacht; Boie, der nicht raucht, mußte doch auch einen anzünden, und auf den zerriffenen Idris stampfen. Hernach tranken wir in Rheinwein Klopstock's Gesundheit, Luther's und Hermann's Andenken; dann Goethe's (den kennst Du wohl noch nicht?); Herder's u. s. w. Nun war das Gespräch warm; wir sprachen von Freiheit, die Hüte auf dem Kopf, von Deutschland, von Tugend, und Du kannst denken, wie! Dann aßen wir, punschten, und zuleßt verbrannten wir Wielands Bildniß.“

Bürger's Freund Biester feierte Klopstock's Geburtstag auf einem Hünengrab. Waldhörner stimmten Klopstock's Schlachtgesang nach Gluck's Composition an. Feuer aus Eichenholz wurde angemacht, Salz und Bernstein dreingeworfen, Klopstock's Bild mit Eichenlaub gekränzt, Rheinwein getrunken und geopfert. „Es war als wenn die Geister aus Walhalla vom Walde her unsern Hörnern nachtönten!"

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12. Sept. gingen die Grafen Stolberg mit ihrem Hofmeister Clauswiß aus Göttingen ab. Der Nachmittag und Abend", schreibt Voß an Ernestine, war noch ziemlich heiter, bisweilen etwas stiller als gewöhnlich; einigen sah man geheime Thränen des Herzens an. Das sind die bittersten, Ernestinchen! bitterer als die über die Wangen strömen. Des jüngsten Grafen Geficht war fürchterlich: er wollte heiter sein, und jede Miene war Melancholie . . . (Abends 10 Uhr). Ich wurde genöthigt, auf dem Klavier zu spielen. Vielleicht verschaffte die Musik den Andern einige Linderung, mir selbst, der jeden schmelzenden Affect ganz annehmen mußte, um ihn wieder auszudrücken, schlug sie nur tiefere Wunden. Es war schon Mitternacht, als die Stolberge kamen. Aber die schrecklichen drei Stunden, die wir noch in der Nacht zusammen waren, wer kann die beschreiben! Jeder wollte den Andern aufheitern, und daraus entstand eine solche Mischung von Trauer und verstellter Freude, die dem Unsinn nahe kam. Wir hatten Punsch machen lassen, denn die Nacht war kalt. Jezt wollten wir durch Gefang die Traurigfeit zerstreuen; wir wählten Miller's Abschiedslied. Hier war nun alle Verstellung vergebens: die Thränen strömten und die Stimmen blieben. nach und nach aus. Wir fragten zehnmal gefragte Dinge, wir schwuren

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