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und vielleicht bricht mich das Schicksal in der Mitte, und der Babylonische Thurm bleibt stumpf unvollendet. Wenigstens soll man sagen, er war kühn entworfen, und wenn ich lebe, sollen, will's Gott, die Kräfte bis hinauf reichen.

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Lavater hatte sich gegen Goethe auf das zärtlichste gestellt, sagte ihm aber in seinen Briefen nach Weimar manche üble Dinge nach. Knebel nahm ihn in Schuß: „er hat widrige Seiten, ich hab' es wohl erfahren; aber die Summe des Menschen ist unendlich gut. Verkannt muß er werden, er gefällt sich selbst darin, eine Maske zu tragen. Er ist ein wunderlich Gemisch von Held und Komödiant, doch prävalirt der Held. Er ist so biegsam als einer von uns, aber er hat die Eitelkeit, seine Schwäche nicht zu zeigen; da läßt er Lücken, oder stellt einen Stein davor, und wenn man sie doch berührt, schlägt er mit Fäusten drein.“ Die seltsame Aeußerung gehört doch auch zu den Zeugnissen über die Art, wie Goethe damals mitunter von den Freunden betrachtet wurde.

Goethe selbst charakterisirt sich am meisten in den Fragmenten des „Wilhelm Meister". Bei allem Selbstgefühl will er sich in die Gesellschaft schicken lernen, die, wenn auch nur durch Zufall, über die bürgerliche Sphäre hinausgehoben ist: er will sich gleichsam erziehen lassen. Wie bei Wilhelm, dem Liebling der Frauen, übernehmen auch bei ihm edle Frauen bei dieser Erziehung das Hauptgeschäft.

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„Den sogenannten Weltleuten suche ich abzupassen, worin es ihnen eigentlich sißt, was sie guten Ton heißen?" Dafür kam ihm die Bekanntschaft mit einer intimen Freundin des Herzogs, der Gräfin Werthern auf Neunheiligen, zu statten. Wie oft habe ich die Worte Welt, große Welt, Welt haben u. s. w. hören müssen, und mir nie dabei etwas denken können. Dies kleine Wesen hat mich erleuchtet, diese hat Welt. Sicher ihres Rangs, handelt sie mit einer Aisance, die man sehn muß, um es zu denken. Sie tractirt anscheinend sorglos, daß man fie für ein Kind halten sollte, das auf dem Klavier, ohne auf die Noten zu sehn, herumruschelt; und doch weiß sie immer, was und mit wem. fie spielt. Es kleidet sie alles gut, was sie sich von Jedem aneignet, und was sie Jedem giebt, thut ihm wohl.“

Ein andrer Gegenstand seiner Studien war die Marquise Branconi, die ehemalige Maitresse des Herzogs von Braunschweig, der sich Goethe 22. Oct. 1779 in Lausanne vorstellte, und die später Weimar besuchte. Sie kommt mir so schön vor, daß ich mich in ihrer Gegenwart etliche Male still fragte, ob's denn wahr sein möchte? Ein Geist, ein Leben, ein Offenmuth, daß man nicht weiß, woran man ist! Unver

lezt die Flügel, streift kein Vogel an ihr vorbei!" Sie hatte eine an Verliebtheit grenzende Freundschaft mit Lavater geschlossen: er nennt fie einen mißkannten Engel, heilig troß einiger Anomalien ihrer Laufbahn: ihre innere Herrlichkeit werde nur wenig Menschen offenbar.

Am treusten stand ihm die schöne Sängerin Corona Schröter zur Seite, die er Ende 1776 aus Leipzig nach Weimar gebracht, in Weimar der allgemeine Liebling bei Hof und Stadt.

Weit über alle diese Damen hinaus trat aber Frau v. Stein ihm nah. „Sie hat“, schreibt er schon Aug. 1780 an Lavater, „meine Mutter, Schwester und Geliebten nach und nach geerbt, und es hat sich ein Band zwischen uns geflochten, wie die Bande der Natur find.“ Freilich kam es oft zwischen ihnen zu argen Stürmen; sie wußte es stets so zu wenden, daß er sich als der Schuldige fühlte und um Vergebung flehte. „Es ist eine Wuth gegen sein eigen Fleisch“, schreibt er ihr 10. Oct. 1780, wenn der Unglückliche sich dadurch Luft zu machen sucht, daß er sein Liebstes beleidigt! Aber so bin ich bei meinen tausend Gedanken wieder zum Kind herabgeseßt, unbekannt mit dem Augenblick, dunkel über mich selbst, indem ich die Zustände der Andern wie mit hellfreffendem Feuer verzehre. Es sah in meiner Seele aus wie in einem Pandämonium, von unsichtbaren Geistern angefüllt!"

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7. Nov. „Ich recapitulire mein Leben seit diesen fünf Jahren, und finde wunderbare Geschichten. Der Mensch ist doch wie ein Nachtwandler: er steigt die gefährlichsten Kanten im Schlaf."

„Sag' ich's euch, geliebte Bäume? die ich ahndevoll gepflanzt, als die wunderbarsten Träume morgenröthlich mich umtanzt. Ach, ihr wißt es, wie ich liebe, die so schön mich wiederliebt, die den reinsten meiner Triebe mir noch reiner wiedergiebt. Wachset wie in meinem Herzen, treibet in die Luft hinein, denn ich grub' viel Freud' und Schmerzen unter eure Wurzeln ein. Bringet Schatten, traget Früchte, neue Freude jeden Tag! Nur daß ich sie dichte, dichte, dicht bei ihr genießen mag!" (16. Dec. 1780.)

"Ich habe mein Herz einem Raubschloß verglichen, das Sie nun in Besitz genommen haben. Das Gesinde ist daraus vertrieben, nun halten Sie es auch der Wache werth! nur durch Eifersucht erhält man den Besit. Machen Sie's gut mit mir! mit dem freiwillig sich Uebergebenden muß man edel handeln und sein Zutrauen belohren. Wir find in der That unzertrennlich, lassen Sie es uns auch immer glauben und sagen. Ich habe das liebe Band im Schreiben um die Hand gewunden, und küsse Ihnen in Gedanken tausendmal die Hände!"

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schreibt Goethe 8. März 1781 an Frau von Stein und 12. März 1781. Meine Seele ist so fest an die Deine gewachsen; ich mag keine Worte machen, Du weißt, daß ich von Dir unzertrennlich bin, und daß weder Hohes noch Tiefes mich zu scheiden vermag. Ich wollte, daß es irgend ein Gelübde oder Sacrament gäbe, das mich dir auch sichtlich und geseßlich zu eigen machte! Mein No= viciat war doch lang genug ... Die Juden haben Schnüre, mit denen sie die Arme beim Gebet umwickeln; so wickle ich Dein holdes Band um den Arm, wenn ich an Dich mein Gebet richte und Deiner Güte, Weisheit und Geduld theilhaft zu werden wünsche. Ich bitte Dich fußfällig, vollende Dein Werk und mache mich recht gut!" 22. März. -Meine Liebe ist wie der Morgen- und Abendstern; er geht nach der Sonne unter und vor der Sonne wieder auf; ja wie ein Gestirn des Pols, das nie untergehend über unserm Haupt einen ewig lebendigen Kranz flicht." 23. März. „Sagen kann ich nicht und dars's nicht begreifen, was Deine Liebe für ein Umkehrens in meinem Innern macht. Es ist ein Zustand, den ich, so alt ich bin, noch nicht kenne. Wer lernt aus in der Liebe! Adieu, meine Neue."

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„Den Einzigen, Lotte! welchen Du lieben kannst, forderst Du ganz für Dich. Auch ist er einzig Dein. Mir scheint des schnellsten Lebens lärmende Bewegung nur ein leichter Flor, durch den ich Deine Gestalt immerfort wie in Wolken erblicke; sie leuchtet mir freundlich und treu, wie durch des Mondlichts bewegliche Strahlen ewige Sterne schimmern."

Niemand wird verkennen, daß in dem Briefwechsel eine gründliche Veränderung eintritt. Die erste Periode desselben sein „Noviciat" trägt das Gepräge des sehnsuchtsvollen ungestüm drängenden Liebenden; die zweite die des glücklich Liebenden. Verstimmungen kommen auch dann noch vor, Eifersucht und auch wohl das dunkle Bewußtsein, daß etwas nicht in Ordnung ist; aber der große Zug bleibt das selige Gefühl völlig befriedigter Liebe.

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Ein Moment von dem Luälenden, das in solchen Verhältnissen liegt, hat Goethe garnicht empfunden: das Unrecht, welches dadurch der Gesellschaft geschieht. Das Leid, welches er bestimmten Personen zufügte, empfand er sehr tief; die Gesellschaft war für ihn nur eine Abstraction. Da der Einzige, der persönlichen Grund hatte, sich zu beschweren, es unterließ, so focht den Dichter nichts an.

Es war eine Art der Aufregung, wie Goethe sie nicht blos liebte, sondern deren er bedurfte. Seine Liebe war stets von einer starken Thätigkeit der Phantasie begleitet. Für jene Jahre kann man

sich nicht leicht ein Verhältniß denken, das seine Seele so beschäftigt haben würde. Hier hatte er eine kräftige Natur sich gegenüber, der er nie auf den Grund kam, deren er sich nie vollkommen sicher fühlte; sie hielt ihn beständig in Athem, er brauchte für die Gymnastik seines Empfindens nicht weiter zu suchen. Nicht leicht hätte ein andres Verhältniß ihn so lange gefesselt. Freilich mußte einmal eine Zeit kommen, wo die Befriedigung schwächer wurde, wo ihn die Unruhe ergriff, wo jeder Zufall einen Conflict herbeiführen konnte: daß Frau von Stein das verkannte, war das Tragische.

Nirgend hat Goethe das Eigenthümliche der Dichterliebe so schön und so treffend gezeichnet als im „Taffo", den er, Oct. 1780, zu dichten anfing, und im nächsten Jahr bis zum Schluß des zweiten Acts durchführte, durch den Mund der jüngeren Leonore.

Sein Auge weilt auf dieser Erde kaum. Sein Ohr vernimmt den Einklang der Natur; was die Geschichte reicht, das Leben giebt, sein Busen nimmt es gleich und willig auf; das weit Zerstreute sammelt sein Gemüth, und sein Gefühl belebt das Unbelebte. In diesem eignen Zauberkreise wandelt der wunderbare Mann, und zieht uns an, mit ihm zu wandeln, Theil an ihm zu nehmen; er scheint uns anzusehn, und Geister mögen an unsrer Stelle seltsam ihm erscheinen."

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Mit mannigfalt'gem Geist verherrlicht er ein einzig Bild in allen seinen Reimen. Bald hebt er es in lichter Glorie zum Sternenhimmel auf, beugt sich verehrend vor dem Bilde; dann schleicht er ihm durch stille Fluren nach. . . Versteckt im Busche, gleich der Nachtigall, füllt er aus einem liebekranken Busen mit seiner Klagen Wohllaut Hain und Luft: sein reizend Leid, die sel'ge Schwermuth lockt ein jedes Ohr, und jedes Herz muß nach.“

„Uns liebt er nicht! Aus allen Sphären trägt er, was er liebt, auf Einen Namen nieder. . ."

Das merkwürdige Schicksal Tasso's fand eine Art Gegenbild in Rousseau's „Confessions"; mehr noch in den Erinnerungen an Lenz. In dem vergeblichen Streben, in die vornehme Gesellschaft einzutreten, war Lenz in Irrsinn verfallen, verdorben. Goethe hatte über seine imaginäre Nebenbuhlerschaft von Friederike Dinge erfahren, die er seinem Tasso gegen Antonio in den Mund legt. "Irr' ich mich in ihm, so irr' ich gern! Ich denk ihn mir als meinen ärgsten Feind, und wär' untröstlich, wenn ich mir ihn gelinder denken müßte!"

Goethe machte es wie im „Werther" mit Jerusalem, er substi

tuirte dem angekränkelten Lenz seine eigne Persönlichkeit. Tasso empfängt den Lorbeer von der Princeffin, wie der Dichter der „Iphigenie" aus den Händen Corona's. Das Geheimniß der edlen Liebe zu Frau v. Stein wird dem holden Lied bescheiden anvertraut". Die Princessin bewegt sich im Verkehr mit gebildeten Männern grade wie Frau v. Stein. „Ich freue mich, wenn kluge Männer sprechen, daß ich verstehen kann, wie sie es meinen. . . Wohin sich das Gespräch der Edlen lenkt, ich folge gern, denn mir wird leicht zu folgen." Lenore hat einen Anhauch von Kränklichkeit wie Charlotte. Der Dichter will nur für seine Geliebte, nur für seine Freunde leben, nur von ihnen verstanden werden; die goldne Zeit der Dichter erscheint ihm wieder, wo edle Frauen entscheiden, was sich ziemt. Wie tief sich die Beziehungen zu Frau von Stein in dies Gedicht verflechten, bezeugen die gleichzeitigen Briefe.

25. März 1781. „An Tasso wird heute schwerlich gedacht werden! Wie doch die Liebe für ihren Dichter sorgt! Vor Monaten war mir die nächste Scene unmöglich, wie leicht wird sie mir jezt aus dem Herzen fließen!

28. April. „Ich danke den Göttern, daß sie mir die Gabe ge= geben, in wohlklingende Lieder das eng zu fassen, was in meiner Seele immer vorgeht!" „Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, gab mir ein Gott, zu sagen was ich leide."

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19. April. „Da Sie sich alles zueignen wollen, was Tasso sagt, so hab' ich heute schon so viel an Sie geschrieben, daß ich nicht weiter fann." 20. April. „Ich habe gleich am Tasso schreibend dich angebetet." 22. April. „Gestern Nacht hatt' ich große Lust, meinen Ring wie Polykrates in das Wasser zu werfen, denn ich summirte in der stillen Nacht meine Glückseligkeit, und fand eine ungeheure Summe. Ich werde wohl an Tasso schreiben können." 23. April. Als Anrufung an dich ist gewiß gut, was ich geschrieben; ob es an dem Ort gut ist, weiß ich nicht."

Was auch in meinem Liede wiederklingt, ich bin nur Einer alles schuldig! . . Es schwebt kein geistig unbestimmtes Bild vor meiner Etirn; mit meinen Augen hab' ich es gesehn! Was ich nach ihm gebildet, das wird bleiben... Und was hat mehr das Recht, zu bleiben, als das Geheimniß einer edlen Liebe, dem holden Lied bescheiden anvertraut!"

Goethe theilte seiner Freundin alles mit, was ihn innerlich beschäftigte; sie verhielt sich freilich dabei nur receptiv, aber sie munterte ihn durch ihr aufmerksames und verständnißvolles Zuhören auf. Der

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