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Sechstes Buch.

Die hißorische, sagenhafte, physische und psychische Begründung der dämonischen Myftik.

Görres, christl. Mystik. III.

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ir haben seither die ansteigende Mystik verhandelt, und sie durch ihre verschiedenen Stationen hindurch bis zum Punkte des Eintritts in ihr Allerheiligstes hingeführt; bei dieser Stelle angelangt, wird es an der Zeit sein, wieder bis zum Punkte des Ausgangs zurückzugehen, und nun auch der absteigenden durch ihre Stadien zu folgen, und auch sie bis zur völligen Immersion in die Nacht des Radicalbösen zu geleiten. Jener Weg ist freilich im Beginne durch die reinigenden Flammen des Schmerzes hindurchgegangen; aber er hat sich schnell in die höheren Regionen des Lichts erhoben. Auf Bahnen, in denen sich gar lieblich wandelt, ist die menschliche Natur Stufe um Stufe vor unseren Augen immer höher hinangestiegen; und indem sie im Steigen sich mehr und mehr verklärt, hat sie uns ihre ganze anerschaffene Herrlichkeit entwickelt, und in aller ihrer Schöne sich uns kund gegeben. Das will sich aber jezt auf der andern Straße gar viel anders fügen; da ist es um all diese Schöne und Lieblichkeit geschehen; sie sind weit in die Ferne hinaus entwichen, und an ihre Stelle ist jede ersinnliche Verzerrung und häßliche Verunstaltung eingetreten. Schon der Eintritt in diese Bahn widert uns unheimlich an; weil wir ihn von allen Schlechtigkeiten und Nichtswürdigkeiten des gewöhnlichen Lebens umlagert, von aller Gemeinheit und Gier des thierischen Triebs umlauert erblicken. Wie aber der Weg in jene Gebiete tiefer sich versenkt, und die erbarmenden Mächte dem 1*

gewöhnlichen Auge sich verhüllt; wie er von Staffel zu Staffel, von Sturz zu Sturz immer mehr in die Abgründe sich vertieft, und in dem Maaße, als er niedergeht, die Lichtspuren, die seine Anfänge noch durchdämmert, sich in immer dickere und dickere Nacht verlieren; fühlen wir von einem Grausen uns angewandelt, das unsere sittliche Natur eben so in ihrem Schwerpunkte wankend macht, wie der Schwindel unsere leibliche in unsicheren Schwankungen um den ihrigen auf und nieder bewegt. Und wenn wir nun den Geistern, die auf diesen Pfaden gehen, eben so mit den Augen folgen, wie wir die Andern auf ihrer Lichtbahn begleitet; wenn wir Zeugen sind, daß, gleichwie in diesen nach und nach alle Tugenden der Seele erblühen, all ihr verborgener Liebreiz sich entfaltet: eben so hier stufenweise alle ihre Schnödigkeit und Bosheit sich entwickelt, alle in ihr verhüllten Keime des Bösen sich erschließen, und sie Gifte brütet in Mitte ihrer moralischen Verwesung; wenn wir sehen, wie aus diesem Pfuhle alle Laster heraufgähren, alle Formen des Verbrechens sich ausgebähren, Scheußlichkeiten, vor denen die Einbildungskraft erschrickt, Gestalt_und_Ungestalt erlangen, und Greuel, die man vor reinen Ohren nicht auszusprechen weiß, auftauchen; wenn man dies Alles also schaut, und doch sich überzeugen muß, daß, wie tief das Auge immer vorgedrungen, es noch ferne von den untersten Abgründen dieses Schlundes zurückgeblieben: dann erfaßt uns Entseßen in Mitte der Schrecken, die uns umringen, und selbst jene schwindelnde Bewegung des ersten Eindrucks erstarrt vor der ergreifenden und versteinernden Gewalt des Anblicks. Aber wie, wer einmal aus der warmbegrünten Thalestiefe zu den einsamen Alpengipfeln aufgestiegen, neben der Schönheit des Standpunkts auch seine Schrecken und Gefahren hinnehmen. muß; so auch wir, indem wir aus den Gebieten des gewöhnlichen Lebens in jene Regionen uns verstiegen, wo es neben seinem Höchsten auch sein Tiefstes eben so hinausgewendet, wie die Erde auf jenen Bergeshäuptern ihr Verborgenstes zu Tage legt.

Die erste Frage, deren Lösung uns hier aufgegeben wird, ist die nach dem Grunde, auf dem diese andere, nächtliche

Mystik ruht, und aus dem sie sich in allmäliger Folge heraus entwickelt. Da bietet sich denn zuerst der historische Grund unserer Aufmerksamkeit, über welchem und in dem diese Entwicklung thatsächlich geschehen. Wie aber in aller historischen Entfaltung, wenn der Gegenstand den ganzen Menschen in Anspruch nimmt, nicht blos die wahrnehmenden, beschauenden, wissenschaftlich combinirenden, geistigen Thätigkeiten wirksam sind, sondern auch die Einbildungskraft in ihrer plastisch poetischen Thätigkeit mit eingreift, so wird der poetische Grund, insofern er die dämonische Legende hervorgerufen, der zweite in der Ordnung Erwägung fordern. Weil dann ferner alle die Erscheinungen, die allmälig in jenen verkehrten Strebungen sich entwickelt, insofern sie dem Leben und seiner äußeren physischen Umgebung angehören, auch einen physisch organischen Grund haben müssen; so wird dieser der dritte sein, an dem die Forschung sich zu versuchen hat. Endlich, da sie eben so auch am Seelischen hervortretend, zugleich in die unsichtbaren Geistergebiete hinübergreifen; so wird zum vierten die Untersuchung auch auf diesen psychisch geisterhaften Grund sich ausbreiten müssen. Diese vierfache Erörterung wird sohin den Inhalt dieses sechsten Buches zu erfüllen haben.

I.

Der historische Grund aller dämonischen Mystik.

Eine böse Praxis ist in dieser Mystik gegeben und thatsächlich vorhanden; die historische Frage, von ihr ausgehend, führt geradeswegs zur ersten Wurzel alles Bösen zurück. Sie hat den Menschen in seiner Doppelnatur ausgewirkt vorgefunden, ein Tagfalter und ein Nachtfalter ist er beiden Zeiten gerecht; so daß, wenn ihm an den Schultern die Flügel treiben, er in die höheren Räume aufsteigen mag; oder wenn ihm die Schlangenfüße wachsen, in die Abgründe sich einzuwühlen im Stande ist, in beiden Fällen dem Kreise des gewöhnlichen Lebens fern entrückt. Es liegt aber auch zu Tage, daß diese menschliche Natur, von dem ewig sich selbst Gleichen sich zum Bild erschaffen,

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