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der allmäligen Entfaltung analoger Momente nicht verkennen. Gott hatte in erster Zeit als Hervorbringer und Schöpfer ungeirrt durch irgend ein Böses gewirkt und gewaltet; fein Widerstrebendes hatte seine Schöpfungen verwirrt, und er hatte sie alle nach Maaßgabe, wie sie aus seiner Hand hervorgegangen, als gut befunden. Wie aber die freien Geister das Verbrechen des Abfalls nun verschuldet, wie dieser Aufstand durch alle Regionen des Daseins hindurchdringend, in der Verführung der Schlange selbst bis zum Menschen unten an der Erde sich ausgebreitet, und so das Böse in allen seinen Formen sich nach und nach entwickelnd, die Schöpfung verwirrt: da war jene erste Periode abgelaufen, und eine zweite begann, die nun in Schuß und Trug in stetem Wechsel und Bewegung ihren Ablauf hielt. Die Gottheit trat nämlich nun einerseits als erhaltende in die Geschichte, indem sie das noch heil Erhaltene in ihr sammelte, ordnete, disciplinirte und unter Gesetzes Wache stellte; andererseits als zerstörende, indem sie das Böse ausschied, abhielt, bekämpfte, und in seinen Folgen zum Guten wendete. Das war die Zeit des alten Bundes, und des in ihm herrschenden Gesetzes. Da aber eine solche Führung, im Reiche freier Geister nur der Minderzahl direct zugewendet, und die Mehrzahl nur näher oder ferner indirect berührend, nicht zum Ziele möglicher Befreiung Aller führte: so bedingte diese zweite Zeit eine dritte, die vollendete, was jene begonnen, und ein neues Princip in die gesammte Masse bringend, die dadurch wiederansteigende zu einem neuen Werk erbaute. Diese neue Zeit war durch die messianischen Weissagungen angekündigt; in ihr sollte die Gottheit in der Form einer erlösenden, restaurirenden Macht erscheinen, und diese, nachdem sie in fortgesetter Reinigung und Ausscheidung des eingedrungenen Bösen der Schlange den Kopf zertreten, und zulezt als Richtende die Schiedniß bleibend gemacht, die Wiederherstellung der Schöpfung zum Ziele führen.

Mit dem Christenthume war nun die Erfüllung dieser Weissagungen herangekommen, und sohin die dritte Periode eingetreten. Diese Erfüllung war aber um Vieles anders ausgefallen, als man erwartet hatte, und so das Heidenthum wie das Juden

thum fanden sich überrascht und betroffen über die Art, in der jener entscheidende Act verlaufen, der die neue Zeit eröffnen sollte. Das Heidenthum nämlich, obgleich es die Erfüllung schon hinter sich zu haben glauben mußte, hatte doch im Anblicke der Folgenlosigkeit dieser Erfüllung, wie sie in seinem eigenen Zustande schlagend hervortrat, sich durch die allgemeine Erwartung bereden lassen, mit halber Hoffnung mit zu erwarten und zu harren, legte aber nach seiner Weise die Weissagung auf einen großen Kampfeshelden aus, der vom römischen Reiche aus die Welt vollends zu bezwingen, und bis zum Grunde wiederherzustellen die Sendung habe, während die Juden in der Stille auf einen Solchen hofften, der sie vom langen Druck befreien, und das längst erwählte Volk auch zum herrschenden auf Erde machen werde. Da war aber nun Einer in seiner Mitte erschienen, der, ärmer als die Vögel der Luft und die Thiere der Erde, nicht hatte, wo er sein Haupt hinlege; im Geleite einer Anzahl unscheinbarer Menschen aus den Geringsten in Israel, Lehren verkündend, die, eine Rebe vom alten Weinstock am Berggelände abgesenkt, Weizen von der Saat des ersten Ackers entsprossen, - bei nicht abzuläugnender Tiefe, und durch bedenkliche Wunderthaten unterstüßt, in ihrer Einfalt so schlicht und unansehnlich erschien, daß die Welt in ihrer Weisheit ihr beizupflichten erröthete. Von glänzenden Geistesgaben war nicht die Rede, von heroischem Heldenmuthe, von Schwert und Blut und Völkerschlachten und hochmögender Machtherrschaft noch weniger; durch Kleinheit, Niedrigkeit und Demuth sollte die Krone erstritten werden, und das Reich zu dieser Krone auf ein unsichtbares sich deuten lassen. Und als dies Princip nun vollends bis zum schimpflichsten Tode verfolgt wurde, und es vom Kreuze niederscholl: nicht durch Streiten, sondern durch Leiden wird die Welt mit ihrem Fürsten überwunden, da wendete sich das Heidenthum verächtlich, das Zudenthum grimmig ab. Das Erste wieder in sich selbst versinkend, kehrte auch wieder zur Idee schon vollbrachter Erfüllung, durch des Kroniden mächtiges Walten zurück, und indem es sie innerlich speculativ tiefer zu begründen, äußerlich sie von Entstellungen zu reinigen sich bemühte, trat es dem

Christenthum in der Weise entgegen, die wir im zweiten Buche geschildert haben. Das Judenthum seinerseits läugnete gänzlich die Erfüllung, die Zukunft des Verkündeten neuerdings in die Ferne der Zeiten hinausrückend; und da darüber die Zerstreuung unter alle Völker eingetreten, gab es sich im bitteren Hasse gegen das Christenthum ähnlichen Bestrebungen wie das Heidenthum hin. Was bei der früheren, nach zwei Menschenaltern vorübergegongenen, begränzteren Zerstreuung auch in einer beschränkteren Weise geschehen, das wiederholte sich jezt, bei zeitlich wie räumlich gesteigerter Austreibung, unvergleichlich umfassender und durchgreifender. Waren das vorigemal neben der Thora die canonischen Bücher, um einige vermehrt, zurückgekehrt, so galt es jezt vorzüglich, die mündliche Ueberlieferung so in der Doctrin wie im Gesetze zusammenzuhalten, daß sie sich nicht mit dem Volke zerstreue. Aus den Halachoth vom Sinai und den Rollen der Vergangenheit, jezt förmlich durch die Schrift gevestet, gestaltete sie sich nun dem formalen Theile nach in die Masorah; während der materielle, die Satung, in der Mischnah mit ihren Breitoth sich bevestigte, welche leßtere mit ihrem späteren Commentar, der Gemara, verbunden den Thalmud, d. i. die Lehre bildete, worauf dann beiden, der Masorah und der Mischnah, als dritte Disciplin die mystische Geheimlehre, aus gleicher Quelle geschöpft, als Kabbalah sich beigesellte.') Die Lettere insbesondere, inwiefern sie aus einheimischer Wurzel hervorgegangen, sollte den alten Mosaism tiefer zu begründen dienen; inwiefern sie aber, mit den vielfältigen Formen des Heidenthumes, so wie mit dem Christenthume in fortdauernder unvermeidlicher Berührung, sich von Innen heraus fortentwickelte, sollte sie mit ihren mannigfaltigen Verzweigungen der Lehre der Kirche eben so entgegentreten, wie die Platoniker mit ihrer eklektischen Philosophie sie bestritten.

Wie aber nun die alte Lehre ihren Jehova als AlElyon und El Zabaoth über alle Göttergeschlechter der Heiden gesezt, so die Kabbalah Ensoph, den Verborgensten aller Verborgenheiten, der da Alles ist und Nichts von

') Philosophic der Geschichte oder über Tradition p. 11–83.

Allem, aus dem aber Alles in erster Handlung durch Memra das Wort hervorgegangen, das dann in die drei höheren Sephiroth und aus diesen in die sieben unteren sich entfaltend, und also in den zehn durch Strömungen untereinander verbundenen Sphären sich manifestirend, den großen Lebensbaum göttlicher Emanationen bildet, der die vier übereinanderliegenden Welten, von der höchsten geistigen Höhe bis zur materiellen Tiefe hinunter, durchwächst und begründet. Dieser Emanationenfolge schließt sich dann durch dieselben vier Welten in dieser Lehre eine Dämonenfolge an, auf das Princip begründet: daß alle Gebiete der Schöpfung vom Himmel zur Erde, die Gestirne der Höhe, wie die Elemente der Tiefe, Berge, Pflanzen, Thiere, Menschen der siebenzig Stammvölker und ihrer Verzweigungen unter der Hut von Geistern stehen. Wie aber nun nach Jezer tob, dem guten Wesen, und Jezer Hahra, dem Bösen, die ganze Schöpfung in eine Lichtwelt und eine finstere getheilt erscheint, so theilt sich denn auch diese Dämonenfolge unter zwei Reiche, das der guten und der bösen Geister, die unter sich gegenseitig in stetem Kampfe sich bestreitend, in sich in einem magischen Verbande eng geeinigt erscheinen. An die Spiße der Hierarchie der guten Mächte hatte die Lehre eine Dreiheit höchster, vorzüglichster Geister, den Metatron zuerst, dann Sandalphon und Akathriel gesezt; unter ihnen dann unzählbare Geisterschaaren je nach ihrem Range erst dreifach und dann siebenfach, je nach den drei Himmeln und den sieben Planetensphären abgestuft, und also die Gesammtheit in zehn Chöre einordnend. Eben so steht ihr an der Spitze der Dämonen von der bösen Seite, als Haupt und Inbegriff aller finsteren Kräfte, Samael, der Satan und Verführer, dem die Schlange, als das weibliche Princip, Aschmedai und Bedargon aber als Gehilfen sich beigesellen; unter ihnen dann die unteren Mächte Satanim, Schedim, Sairim und Malache Chabbalah, je nach ihrer Rangordnung als Diener des Zornes, die satanische Welt und das Gehinam in seinen sieben Hauptabtheilungen und Pforten erfüllend; wie die guten Geister in Gan Eden dem Paradiese, ihre Wohnstätte gefunden, zwischen beiden aber

die Naturgeister ihr Wesen treiben.') Wie nun auch der Mensch seinerseits zwischen die beiden Welten, die lichte und die nächtliche, gesezt erscheint, so wird er auch, je nachdem ihn seine Neigung zu der einen oder der andern lenkt, stei= gernde, fördernde, begeistigende, heiligende Einflüsse von Oben herab erlangen; oder von Unten herauf durch solche entgegengesetzter Art herabgezogen, in aller Lust zum Bösen sich angetrieben und zur Ausführung alles Schlechten sich begeistert finden, und also auf den Wegen eines zweiartigen Dienstes, eines himmlischen oder eines satanischen, immer vorwärts schreitend, in lichter oder finsterer Vergeistigung seines Innern dort zu einer göttlichen, hier zu einer schwarzen Magie gelangen. Diese zweifache Magie des kabbalistischen Judenthumes hat ihm daher dasselbe, nur höher gefaßt, bedeutet, was dem Heidenthum seine Theurgie und Goetie, und dort wie hier hat eine dritte natürliche Magie als Hilfswissenschaft den beiden andern sich beigefügt. Indem aber das Heidenthum durch das Medium des Judenthumes sich Zugang in den Mohamedanism zu bahnen gewußt, ist auch in diesem die dreifache magische Wurzel aufgegrünt, und die Moslims unterscheiden zur Stunde die Magie zuerst in Essimiah, die natürliche, und Erruhani, die geistliche; die ihnen wieder Flwi, die hohe, oder Rahhimani, die göttliche ist, wenn sie auf die Kraft Gottes, und Ism-El-Aazam seines höchsten Namens, dasselbe was Schem Hampherasch bei den Juden, so wie seiner Engel und guter Genien sich gründet, oder Sufli, die niedere, satanische, wenn sie dazu der bösen Geister sich bedient. Das Christenthum allum von den drei Schulen umwachsen und umzogen, konnte sich nur mit Mühe ihres von allen Seiten andringenden Einflusses erwehren; und zwar sind es in seinen ersten Zeiten vorzüglich Heidenthum und Judenthum gewesen, die sich also Zugang zu ihm zu öffnen gesucht, während der directe Einfluß des Mohamedanisms

1) Geschichte, Lehren und Namen aller bestandenen und noch bestehenden religiösen Secten der Juden und der Geheimlehre oder Kabbalah von P. Beer. II. B. p. 95 u. f. Brünn. 1823.

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