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scher Weltanschauung, nach der alles Bestehende zu seinem realen Dajein gelangt. Wie aber nun die üppige Fülle der Hervorbringungen die weitere Ausbildung des Hervorgebrachten hemmte und unmöglich machte, mußte dieser sich drängenden Superfötation eine Gränze gesetzt werden, die sich nur in dem fließend Bewegten, im Umtriebe durch den in Aufgang und Niedergang immerfort in sich zurückkehrenden Kreislauf der gränzenlosen Zeit finden konnte; und indem in den Titanen das obere und das untere Princip dieser Bewegungen in verschiedenen Verhältnissen sich geeinigt, ging nach ihrem Aufstande gegen die erste Ordnung, und nach der Entmannung des Uranus, die zweite, die Uebergangsperiode pantheistischer Weltanschauung, in der Herschaft des Kronos und der Rhea hervor. Aber auch das Fließende, Strömende in feiner ungebändigten Gewalt mochte nicht zur Wohlordnung führen; denn seiner Natur nach Alles verschlingend, um es wieder zu gebähren, und gebährend, um es wieder zu verzehren, konnte es, in stetem Wechsel rastløs dahin eilend, nur immer Anderes und Anderes, aber nichts Bleibendes, hervorrufen. Es mußte daher ein drittes mäßigendes Princip gefunden werden, das in dem Gesetze einer höheren Harmonie Alles nach Maaß, Zahl und Gewicht in rechter Fügung zusammenordnend, es in schöner Gestalt und zweckmäßiger Ordnung ineinanderwebte. Dies Princip so physischer wie plastischer Wohlordnung war nun in Zeus und Here persönlich ausgedrückt, und mit ihnen war die dritte Zeit herangekommen, und hatte die dritte Form Heidnischen Pantheisms herbeigeführt. Aber die wilden, titanischen Kräfte der vorigen Zeit ließen sich nicht so leicht in ihrem tumultuarischen Treiben irren, noch auch gaben sie sich ohne Widerstand der neuen Macht gefangen; sie mußten in einem schweren und harten Streite, dem Titanenkampfe, bezwungen werden, und die Ueberwundenen wurden dann in den Abgrund hinunter gestürzt. Da sie für das Ungethüme, Regellose, Gewaltthätige gegen das Harmonische, zum Einklang Temperirte, in schöner Begränzung Gemäßigte, gestritten, standen sie schon als die Vertreter des bösen Princips den Kroniden, als den Streitern für das Gute, gegenüber; und in ihrem Widerspruche war mit

der dritten zugleich eine vierte, schon in der zweiten begründete Form pantheistischer Weltanschauung hervorgetreten, die der dualistischen Entgegensetzung der beiden Principien von Licht und Finsterniß, gut und bös, Leben und Tod. Der begonnene Kampf dieser Principien, durch Emanationen, Zeugungen und Incarnationen des Guten: Dionysos, Mithra, Chrischna, Osiris u. s. w. fortgesetzt, gab sich bald als ein im Laufe der Geschichte nie ablassender zu erkennen; und dies brachte darauf, ihn bei vorausgesetter Ewigkeit der Glieder des Gegensates als einen anfanglosen zu nehmen. So hatte dem durch die pantheistische Identität vermittelten Gegensage gegenüber, der von dieser Identität theilweise oder gänzlich gelöste Dualism seine Verehrer gefunden; und da mit den gestürzten Principien auch die Anhänger derselben das gleiche Loos erfuhren, so war es für die Sectenerbitterung nur ein kleiner Schritt, selbst theilweise für die Anbetung des bösen Principes sich zu entscheiden.

Das Judenthum seinerseits stand vom Anbeginne an mit diesem heidnischen Pantheism in allen seinen Formen und Entwicklungen in entschiedenem Widerspruch. Denn sein Jehova. war nicht innerhalb der Natur beschlossen, selbst Natur, oder eines ihrer Principien, sondern diese Natur, die durch ihn geworden, völlig von seiner Essenz ausgeschieden. Da er Himmel und Erde geschaffen, so waren Uranus und Gä, wenn sie sich zu Göttern aufgeworfen, Gözen ihm gegenüber, und ihre Verehrer Rebellen gegen seine höhere Majestät. Da er ferner es auch gewesen, der das Licht hervorgerufen und die Finsterniß gesezt, so waren auch jene dualistischen Lehren, die da trennten, was immerdar in seiner Wurzel verbunden sein sollte, ein Greuel vor seinen Augen. So der in seinen Gegensägen. vermittelte, wie der unvermittelte Pantheism, waren daher, dem Monotheism gegenüber, im Argen liegend; ihr Grund und Fundament war die Lehre der Schlange: et eritis sicut Dii! und sie, den Baaldienst in ihrem Kerne, standen der besseren Gottesverehrung, wie das Böse dem Guten, entgegen. In der Entwicklung dieses höheren Dienstes, und in seinem Verhältniß zu jenem Entarteten ließ sich jedoch der gleiche Fortschritt in

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der allmäligen Entfaltung analoger Momente nicht verkennen. Gott hatte in erster Zeit als Hervorbringer und Schöpfer ungeirrt durch irgend ein Böses gewirkt und gewaltet; kein Widerstrebendes hatte seine Schöpfungen verwirrt, und er hatte sie alle nach Maaßgabe, wie sie aus seiner Hand hervorgegangen, als gut befunden. Wie aber die freien Geister das Verbrechen des Abfalls nun verschuldet, wie dieser Aufstand durch alle Regionen des Daseins hindurchdringend, in der Verführung der Schlange selbst bis zum Menschen unten an der Erde sich ausgebreitet, und so das Böse in allen seinen Formen sich nach und nach entwickelnd, die Schöpfung verwirrt: da war jene erste Periode abgelaufen, und eine zweite begann, die nun in Schuß und Trug in stetem Wechsel und Bewegung ihren Ablauf hielt. Die Gottheit trat nämlich nun einerseits als erhaltende in die Geschichte, indem sie das noch heil Erhaltene in ihr sammelte, ordnete, disciplinirte und unter Gesetzes Wache stellte; andererseits als zerstörende, indem sie das Böse ausschied, abhielt, bekämpfte, und in seinen Folgen zum Guten wendete. Das war die Zeit des alten Bundes, und des in ihm herrschenden Gesetzes. Da aber eine solche Führung, im Reiche freier Geister nur der Minderzahl direct zugewendet, und die Mehrzahl nur näher oder ferner indirect berührend, nicht zum Ziele möglicher Befreiung Aller führte: so bedingte diese zweite Zeit eine dritte, die vollendete, was jene begonnen, und ein neues Princip in die gesammte Masse bringend, die dadurch wiederansteigende zu einem neuen Werk erbaute. Diese neue Zeit war durch die messianischen Weissagungen angekündigt; in ihr sollte die Gottheit in der Form einer erlösenden, restaurirenden Macht erscheinen, und diese, nachdem sie in fortgesetter Reinigung und Ausscheidung des eingedrungenen Bösen der Schlange den Kopf zertreten, und zulegt als Richtende die Schiedniß bleibend gemacht, die Wiederherstellung der Schöpfung zum Ziele führen.

Mit dem Christenthume war nun die Erfüllung dieser Weissagungen herangekommen, und sohin die dritte Periode eingetreten. Diese Erfüllung war aber um Vieles anders ausgefallen, als man erwartet hatte, und so das Heidenthum wie das Juden

thum fanden sich überrascht und betroffen über die Art, in der jener entscheidende Act verlaufen, der die neue Zeit eröffnen sollte. Das Heidenthum nämlich, obgleich es die Erfüllung schon hinter sich zu haben glauben mußte, hatte doch im Anblicke der Folgenlosigkeit dieser Erfüllung, wie sie in seinem eigenen Zustande schlagend hervortrat, sich durch die allgemeine Erwartung bereden lassen, mit halber Hoffnung mit zu erwarten und zu harren, legte aber nach seiner Weise die Weissagung auf einen großen Kampfeshelden aus, der vom römischen Reiche aus die Welt vollends zu bezwingen, und bis zum Grunde wiederherzustellen die Sendung habe, während die Juden in der Stille auf einen Solchen hofften, der sie vom langen Druck befreien, und das längst erwählte Volk auch zum herrschenden auf Erde machen werde. Da war aber nun Einer in seiner Mitte erschienen, der, ärmer als die Vögel der Luft und die Thiere der Erde, nicht hatte, wo er sein Haupt hinlege; im Geleite einer Anzahl unscheinbarer Menschen aus den Geringsten in Israel, Lehren verkündend, die, eine Rebe vom alten Weinstock am Berggelände abgesenkt, Weizen von der Saat des ersten Ackers entsprossen, bei nicht abzuläugnender Tiefe, und durch bedenkliche Wunderthaten unterstützt, in ihrer Einfalt so schlicht und unansehnlich erschien, daß die Welt in ihrer Weisheit ihr beizupflichten erröthete. Von glänzenden Geistesgaben war nicht die Rede, von heroischem Heldenmuthe, von Schwert und Blut und Völkerschlachten und hochmögender Machtherrschaft noch weniger; durch Kleinheit, Niedrigkeit und Demuth sollte die Krone erstritten werden, und das Reich zu dieser Krone auf ein unsichtbares sich deuten lassen. Und als dies Princip nun vollends bis zum schimpflichsten Tode verfolgt wurde, und es vom Kreuze niederscholl: nicht durch Streiten, sondern durch Leiden wird die Welt mit ihrem Fürsten überwunden, da wendete sich das Heidenthum verächtlich, das Judenthum grimmig ab. Das Erste wieder in sich selbst versinkend, kehrte auch wieder zur Idee schon vollbrachter Erfüllung, durch des Kroniden mächtiges Walten zurück, und indem es sie innerlich speculativ tiefer zu begründen, äußerlich sie von Entstellungen zu reinigen sich bemühte, trat es dem

Christenthum in der Weise entgegen, die wir im zweiten Buche geschildert haben. Das Judenthum seinerseits läugnete gänzlich die Erfüllung, die Zukunft des Verkündeten neuerdings in die Ferne der Zeiten hinausrückend; und da darüber die Zerstreuung unter alle Völker eingetreten, gab es sich im bitteren Hasse gegen das Christenthum ähnlichen Bestrebungen wie das Heidenthum hin. Was bei der früheren, nach zwei Menschenaltern vorübergegangenen, begränzteren Zerstreuung auch in einer beschränkteren Weise geschehen, das wiederholte sich jezt, bei zeitlich wie räumlich gesteigerter Austreibung, unvergleichlich umfassender und durchgreifender. Waren das vorigemal neben der Thora die canonischen Bücher, um einige vermehrt, zurückgekehrt, so galt es jezt vorzüglich, die mündliche Ueberlieferung so in der Doctrin wie im Gesetze zusammenzuhalten, daß sie sich nicht mit dem Volke zerstreue. Aus den Halachoth vom Sinai und den Rollen der Vergangenheit, jezt förmlich durch die Schrift ge= vestet, gestaltete sie sich nun dem formalen Theile nach in die Masorah; während der materielle, die Saßung, in der Mischnah mit ihren Breitoth sich bevestigte, welche lettere mit ihrem späteren Commentar, der Gemara, verbunden den Thalmud, d. i. die Lehre bildete, worauf dann beiden, der Majorah und der Mischnah, als dritte Disciplin die mystische Geheimlehre, aus gleicher Quelle geschöpft, als Kabbalah sich beigesellte.') Die Lettere insbesondere, inwiefern sie aus einheimischer Wurzel hervorgegangen, sollte den alten Mosaism tiefer zu begründen dienen; inwiefern sie aber, mit den vielfältigen Formen des Heidenthumes, so wie mit dem Christenthume in fortdauernder unvermeidlicher Berührung, sich von Innen heraus fortentwickelte, sollte sie mit ihren mannigfaltigen Verzweigungen der Lehre der Kirche eben so entgegentreten, wie die Platoniker mit ihrer eklektischen Philosophie sie bestritten.

Wie aber nun die alte Lehre ihren Jehova als AlElyon und El Zabaoth über alle Göttergeschlechter der Heiden gesezt, so die Kabbalah Ensoph, den Verborgensten aller Verborgenheiten, der da Alles ist und Nichts von

') Philosophie der Geschichte oder über Tradition p. 11-83.

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