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Minot lund (I,II)

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s ist beabsichtigt, in einer Reihe von Wehr- und Streitschriften den Einwänden zu begegnen, die gegen die als „Panbabylonismus" gekennzeichnete Auffassung von der antiken Kulturwelt geltend gemacht worden sind. Je nachdem es der einzelne Fall nötig macht, wird aggressive oder defensive Form gewählt werden.

Daß es sich um eine wissenschaftliche Angelegenheit von tiefgehender und weittragender Wichtigkeit handelt, erkennen auch die Gegner an. Nur haben wir zu beklagen, daß die Kritik die Erklärung der altorientalischen Welt mit Gründen occidentalisch-moderner Denkart ablehnt, ohne sich in die zunächst fremdartige orientalische Gedankenwelt, die jetzt aus heimischen Urkunden zu uns redet, versenkt zu haben.

Die altorientalische Weltauffassung entwirft ein Bild von Raum und Zeit, das vom gestirnten Himmel abgelesen wird. Die Lehre von der Kosmogonie, d. h. die Lehre vom Nacheinander verschiedener Welten, und die Kalenderlehre, d. h. die Lehre vom Nacheinander verschiedener Zeitalter, sind Spiegelbilder der Einteilung, wie sie gegeben ist durch die Bewegung der großen Gestirne im Himmelsraum, insbesondere durch den großen und kleinen Zeiger (Mond und Sonne) am himmlischen Zifferblatt, dem Tierkreis1. Die Einteilung der großen Weltenuhr und ihr Bild muß man klar gegenwärtig haben, wenn man die antike Weltauffassung verstehen will. Die Abneigung gegen die Anschauung vom astralen Grundcharakter des antiken Weltbildes beruht zum großen Teile auf Unkenntnis der Erscheinungen des Sternhimmels. Mancher Kritiker gibt dies von sich ganz unbefangen zu, ohne daraus die Folgerung zu ziehen, auf Grund deren er sein Urteil zurückstellen müßte, bis die Vorbedingungen für

1) Als dritter Zeiger kommt die Venus in Betracht (Sonne, Mond, Venus, die Regenten des Tierkreises), sodann der Lauf der vier Planeten Jupiter (zwölfjähriger Zyklus), Saturn (dreißigjährig), Merkur, Mars; ferner Siriusaufgang (S. 29, Anm. 1), Orionaufgang (S. 29).

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Anhänger der astralen Weltauffassung.

eine wissenschaftliche Urteilsabgabe erfüllt sind. Es muß aber doch schließlich als unstatthaft gelten, wenn ernste Arbeiten der Männer, die ihre Kraft an die Erforschung dieser Dinge gesetzt haben, von denjenigen als „Spielerei" hingestellt werden, welche es nicht für nötig erachtet haben, sich mit den Tatsachen vertraut zu machen.

Gewiß ist es nicht unsere Auffassung, daß eine wissenschaftliche Frage dadurch erledigt wird, daß ihre bestimmte Beantwortung eine wachsende Zahl von Anhängern aufweist, und unsre innere Stellung zur Sache wird dadurch keineswegs beeinflußt. Aber die Ungerechtigkeit des geschilderten kritischen Verfahrens dürfte doch vielleicht eine uns willkommene Beleuchtung erfahren, wenn einmal eine Übersicht aller derer gegeben wird, die sich über die Grundsätze der astralen oder altorientalischen Weltauffassung einig sind und deren wissenschaftliche Arbeiten „Phantastereien" im gedachten Sinne darstellen würden. Vielleicht ist sich doch mancher, der leicht über die Dinge weggehen zu können glaubt, nicht bewußt, wie weit der Kreis derer ist, die die Schlüssigkeit und Richtigkeit der umstrittenen Geschichtsauffassung erkannt haben.

Die „Astralmythen" Eduard Stuckens' haben die Betrachtung der orientalischen Mythen aus den Banden der bis dahin herrschenden rein philologischen, sprachwissenschaftlichen Betrachtung befreit. Es wurde hier auf die orientalische und biblische Gedankenwelt die vergleichende mythologische Methode angewendet, welche keine Schranken von Zeit und Landesgrenze oder Sprache kennt. In bezug auf die Erforschung der altorientalischen Weltauffassung beruht Stuckens Verdienst in der Erkenntnis von dem astralen Charakter aller Mythen und in der Erkenntnis von der Wichtigkeit der Vorstellungen vom Himmel für die Beurteilung des Erdenbildes 2.

1) Leipzig, Ed. Pfeiffer, 1906 ff.; die Schlußlieferung unter dem Titel Moses" ist im Druck. Ferner: Beiträge zur orientalischen Mythologie in MVAG 1902, 121 ff.

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2) Es ist durch den Zweck dieser Schriften ausgeschlossen, auf theologische Fragen einzugehen. Der Schreiber dieser Zeilen hat in seinen andern Schriften diese Sache behandelt und verweist hier nur darauf, daß Stucken bei seinen Ausführungen lediglich auf die mythologische Seite der Frage eingegangen ist, die anderen Seiten nicht berücksichtigt hat. Es sei deshalb nur in aller Kürze zur Vermeidung von Irrtümern betont, daß die Frage nach dem sachlichen Inhalt der biblischen

Anhänger der astralen Weltauffassung.

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Hugo Wincklers Forschungen knüpften an die selbständigen astralmythologischen Untersuchungen seines Schülers Ed. Stucken an.. Er erkannte das eigentliche Wesen der astralen Mythologie als Bestandteil einer großen Weltanschauung1, die aus dem Heimatlande aller Astronomie, Babylonien, stammt und sich über die ganze Welt verbreitet hat. Er stellte ferner die Grundgedanken dieser Weltanschauung fest: Himmelsbild gleich Weltenbild; alles Irdische hat seine Entsprechung am Himmel; am Himmel ist vorgezeichnet, was auf Erden sich vollziehen muß; alles wissenschaftliche Denken ist astral (astrologisch); darum werden alle Wissenschaften und Künste (Mathematik, Musik, „pythagoräische" Zahlenlehre, Harmonie) in Beziehung zu der Sternenlehre gesetzt, und auch irdische geschichtliche Vorgänge werden als am Himmel vorgezeichnet unter astrologischem Gesichtswinkel aufgefaßt und dementsprechend zur Darstellung gebracht. Hierauf ruht die Erkenntnis von der mythologischen oder astralen Darstellungsform2, die mit der antiken Geschichtserzählung gleich dem Netz einer Landkarte verwoben ist.

Dieser Ergebnisse der Arbeiten des „radikalen Orientalisten“ hat sich der Verfasser dieser Zeilen bedient, um das, was sie für das formale Verständnis der biblischen Schriften bieten, für die theologische Forschung und für die Erklärung biblischer Schriften nutzbar zu machen. Unterschiede der AnErzählungen durch die Erörterungen Stuckens nicht getroffen ist. Wenn auch für die theologische Betrachtung die Schriften Stuckens ungenießbar erscheinen, so sollte doch darum Stuckens Verdienst um die Mythologie nicht verkannt werden.

1) Zum ersten Male entwickelt in den Zeiten des Babel-Bibel-Sturmes in einem Vortrag über „die babylonische Kultur in ihrer Beziehung zur unsrigen" (J. C. Hinrichs, 1903). Winckler hat damit versucht, die Frage von dem speziell religiösen auf das allgemein kulturgeschichtliche Gebiet überzulenken damals ohne Erfolg.

2) Vgl. Geschichte Israels, II, Schlußkapitel: das System. Die Mißverständnisse, die Wincklers Geschichte Israels veranlaßt hat, sind teilweise durch ihn selbst verschuldet (oder gewollt?), da er es unterlassen hat, in einem Nachwort mitzuteilen, daß sich seine Grundanschauungen über Geschichte und Mythus im Laufe der Arbeit und als deren Ergebnis gewandelt haben, so daß die vorderen und hinteren Partien des Buches von verschiedenen Voraussetzungen ausgehen.

3) Im Kampfe um Babel und Bibel (4. Aufl. 1903/4); Monotheistische Strömungen innerhalb der babylonischen Religion (1904); Das Alte Testa

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