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Ober- und Unterägypten als Kosmos.

wenn man stromauf fährt". Daß man in der Lehre den Unterweltscharakter anerkannte, zeigt abgesehen von der Betonung der Totenwelt (s. S. 52 ff. u. vgl. S. 25) die Einteilung Ägyptens in 42 Gaue, die den 42 Totenrichtern entsprechen (Erman S. 104, 106). Die 42 ist nämlich die charakteristische Zahl für den Unterweltshalbkreis. Der Tierkreis ist in 5 und 7 geteilt; denn in der Nacht (der Nachthimmel entspricht dem Unterweltshalbkreis) sind in der südlichen Zone 7 Tierkreisbilder sichtbar. Ein Tierkreisbild umfaßt 3 Dekane oder nach Fünferrechnung 6 hamuštu: die 42 entsprechen den 7 X 642 hamuštu der Unterweltshälfte. Das ist einer der Fälle, in denen ein Glied des Systems, das einer mathematischen Formel gleicht, rechnerisch erschlossen wird, wenn auch der inschriftliche Beleg noch aussteht.

Aber Ägypten ist als Mikrokosmos selbst ein Abbild des gesamten Weltalls. Dann entspricht Oberägypten der Unterwelthälfte. Hieraus erklärt sich vielleicht die Wiederholung der geographischen Namen in beiden Landesteilen. Um dieser Theorie willen hält man längst nach dem Vordringen bis Chartum daran fest, daß der Nil bei Elephantine entspringt. Die Gottheit von Oberägypten ist Set, die Gottheit von Unterägypten ist Horus. Der Herrscher beider Teile wird in einem alten Namen „Horus und Set" genannt (Erman S. 22). Hinter

1) Es ist wohl kaum so, daß „die Zahl der 42 Richter durch die 42 Gaue gegeben war" (Erman S. 106), eher umgekehrt; jedenfalls liegt „Entsprechung" vor. Vgl. auch weiter S. 61.

2) Die antike Astrologie teilt entsprechend der Höhe von Babylon den Himmelsbogen in 5+ 7 Tierkreisbilder: 7 Sternbilder sind im Sommer über dem Horizonte sichtbar.

3) 36 Dekane, daher bei den Griechen die Zehnerwoche (360:10). 4) Zu den babylonischen hamuštu (Fünferwochen) s. Winckler, Forschungen II. 95 ff. 354 ff.

5) Vgl. hierzu S. 35, Anm. 4.

6) Kultort des Chnum - Ea s. S. 43, also der apsû, aus dem die Welten hervorsteigen.

7) Erman sagt, der Name klinge wie eine der zahlreichen Erinnerungen an jene Zeit, in der Ägypten in zwei einander befehdende Reiche zerfiel. Das kann sehr wohl richtig sein, auch bei unserer Auffassung. Denn die Variationen des dualistischen Gedankens, der durch die Welt wandert (s. S. 16 f.), werden nicht nur auf Naturbeobachtungen, sondern auch auf historische Kämpfe angewendet (vgl. z. B. den Indra-Mythus, auch die Darstellung der Errettung aus Ägypten und Kampf Jahve's mit Rahab) — der Sieger

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der Götterlehre von Horus (Kind des Osiris und der Isis) und Set (dem feindlichen Bruder des Horus) steht die Lehre vom Dualismus des Kosmos und des Kreislaufs in seiner lichten und dunklen Hälfte. Das Tier des Set ist dabei der Esel und das Tier des Horus der Stier, wobei man beachte, daß Ochs und Esel auch sonst die Kreislaufhälften symbolisieren, insbe sondere im Mythus von der Erlösererwartung, die mit dem Sieg der lichten Hälfte über die dunkle zusammenfällt 1.

Wie in allen Kosmogonien gehen auch nach der Lehre von On die aufeinanderfolgenden Welten aus dem Urmeer hervor. Hinter der Göttergenealogie (große Neunheit und kleine Neunheit) muß schon deshalb eine Lehre stehen, weil die meisten der Götter niemals als Kultgötter verehrt worden sind. Auf den Versuch einer Erklärung der hier in betracht kommenden Textstellen müssen wir vorläufig verzichten. Nur ein tastender Versuch sei gestattet. Jedenfalls handelt es sich auch hier um die Kreislauflehre. Wie beim Kreislauf der Mond aus der Sonne (Schwarzmond) geboren wird (Neumond), dann sich mit der Sonne vermählt (Vollmond), endlich stirbt (in der Sonne verschwindet), um neu zu erstehen, so vollendet die gesamte Welt ihren Kreislauf, kehrt in ihren Ursprung zurück, um durch neue Zeugung die neue Welt hervorzubringen.

Nun (bez. Atum), Urwasser bez. Sonne3

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ist immer die Oberweltsmacht, der Besiegte ist Unterweltsmacht. Darum wird unter den Ramessiden Set als Schutzherr der Ägypten unterworfenen syrischen Länder angebetet (Tempel Ramses II. in Tanis), bez. von anderen Gesichtspunkten aus als Beschützer der Feinde Ägyptens gefürchtet (s. Steindorff 1. c. S. 149).

1) S. ATAO2 4594. 481. 4851. Vgl. Ochs und Esel im Kalenderspiel S. 48.

2) Vgl. die astronomische Zeichnung S. 41 und die nähere Beschreibung S. 41 f.

3) Es wird zu beachten sein, daß beide, Urwasser und Sonne, im kosmogonischen Sinne die Unterweltsmacht darstellen, aus der die Welten

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Sonne und Mond als Zwillinge.

Das ist bekanntlich die gewöhnliche Darstellung der großen Neunheit1. Keb und Nut, die im Urwasser zur Zeugung verschlungen liegen, entsprechen ungetrennt Apsû und Tiâmat in der babylonischen Kosmogonie, und Schu, der aus ihnen entsteht, entspricht Mummu, der ersten intelligiblen Welt (Moymis, vontós xóouos bei Damascius, entsprechend dem ruaḥ, dem über dem Urwasser schwebenden Geist). Das S. 65 oben wiedergegebene Bild, das Nut und Keb getrennt durch Schu darstellt, entspricht dem späteren dreigeteilten Weltbild. Hier entspricht Schu dem festen Himmel, der die beiden Hälften des Urchaos trennt und zu Himmel und Erde wölbt (= Marduk, der Tiâmat in Himmel und Erde trennt, wie ja andrerseits Marduk der späteren Welt einem Mummu der früheren Welt entspricht).

Zur älteren Lehre gehört es nach S. 7 bei Erman, daß die Sonne das rechte Auge eines Gottes ist, dessen linkes Auge der Mond ist. Also sind Sonne und Mond offenbar wie in Babylonien als Zwillinge gedacht, d. h. als die beiden im Gegensatz zueinander stehenden großen Gestirne, deren Kreislauf und gegenseitiges Verhältnis die vornehmste Offenbarung alles Weltgetriebes und Wesens der Gottheit darstellt. Das entspricht der ältesten für uns erkennbaren Ausgestaltung der euphratensischen Lehre, der Lehre von Babylon (Marduk und Stier, mit der Kibla nach Osten). Mond und Sonne in ihrer Opposition (Vollmond) stehen in der Stellung der beiden Augen: der Mond im Norden, der als linke Seite gilt; die Sonne im Süden, die als rechte Seite gilt. Es liegt also die Lehre von Babylon zugrunde. Sie stimmt zu Amon von Theben, der zugunsten von Theben als Metropole die gleiche Lehre repräsentiert, die Marduk von Babylon vertritt zugunsten von Babylon als Metropole. Da es sich übrigens um die beiden Augen =

entstehen, die eine im Sinne der räumlichen Welt, die andere im Sinne der zeitlichen Welt (Kreislauf). Re(-Atum) sagt im Kuhbuch zu Nun: „Du ältester Gott, aus dem ich entstanden bin".

=

') Woher kommt die Neunheit? Wir vermuten, daß sie die Vierteilung des Sonnenlaufes (36 Dekane: 4 9) mit der Dreiteilung des Mondlaufes (27 Tage : 3 = 9) [zu ihrem kosmischen Sinne s. S. 41f.] in sich vereinigt.

2) Nach S. 83 gehört es der späteren Lehre von „dem ohnehin unklaren" Amon-Re an!

3) Vgl. ob. S. 35. Zu der Kibla nach Osten s. ATAO2 277, Anm. 6.

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Sonne und Mond, handelt, und Re unzweifelhaft die Sonne ist, so zeigt sich, daß Amon in Amon-Re den Mondcharakter vertritt. Theben ist Sonnenkultstadt. Die Verbindung Amon-Re sagt: Sonnenkult ist vom Mondkult (der Kalender ruht auf dem Ausgleich des Kreislaufs beider) untrennbar. Zur Vollendung der Trias tritt die Himmelsgöttin Amaunet hinzu (Erman S.84), die als Kuh Amon-Re durch die Flut trägt. Eine der Inkarnationen des Amon

Re ist Harsaphes. Sein Kultort aber heißt die ,,Stadt der Zwillinge", auch die Stadt,,des Anfangs des Re", d. i. des Frühlingsanfangs1. Wenn man S. 21 liest, was Erman von der Himmelsgöttin sagt, so hat man fast den Eindruck, erwende das sonst von ihm ignorierte,,System" auf die Erklärung der ägyptischenGöttin an. Diese ,,oberste der Göttinnen" hat nämlich auch hier die gleiche Bedeutung wie die babylonische Ištar-Antu, die ,,danach trachtet, Himmelskönigin zu werden". Sie ist die Vollendung der Trias:

Hathor-Isis mit Sonne und Mond auf dem
Haupte, Osiris beschützend. Berlin 13 778.

Mond, Sonne, Venus. Als,,Göttin des Westens" (Venus - Abendstern!) empfängt sie die Sonne am Westpunkte. Kuhgestalt (nach Erman der Hathor,,ursprünglich" eigen) muß sie haben, denn sie ist das weibliche Prinzip der Mond-Stier-Gottheit. Weiter berichtet dann Erman S. 13 f., ihr Charakter als ,,Kuh" werde auch dadurch angedeutet, daß man dem Frauenkopf einen Kopfschmuck gab, der aus zwei Hörnern besteht, zwischen denen die Sonne er

1) S. H. Winckler, Ex oriente lux I, 1, S. 28.

2) Zu dem vermeintlichen Kuh-Gesicht" s. oben S. 24.

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Sonne, Mond, Venus als Trias.

scheint. Das Wichtigste ist dabei freilich übersehen! Wir haben hier eine klare Darstellung der Trias, die, soweit wir sehen, in der Astrallehre des gesamten alten Orients sich geltend macht: Sonne und Mond (Hörner), vereint mit der Himmels. königin: das ist die Trinitas1. Später begegnet uns diese Trinitas in Ermans Buch noch einmal in der Gestalt der Isis, die Sonne und Mond auf dem Haupte trägt und mit ihren Flügeln Osiris schützt (s. Abb. S. 39). In der Genealogie der Mythen erscheinen die drei als Vater, Mutter und Sohn (bez. als Vater und Geschwistergatten). Erman bestätigt uns, daß

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1) Zur Trinitas s. Landau, Beiträge zur Altertumskunde des Orients IV, S. 29 ff. und vergleiche das Bild der Juno coelestis auf einem karthagischen Grabstein (aus Corpus insr. semit. Pars I, Nr. 183), das die Himmelskönigin zeigt, wie sie Sonne und Mond in ihren Händen trägt: s. S. 65 u.

2) Sie ist wesensgleich mit dem Sonnenweib Apk. 12, die den Mond unter den Füßen hat und die den Sonnenknaben gebiert, der dann als Drachentöter erscheint.

3) Vgl. ATAO2 S. 79 ff. und die obenstehenden astronomischen Zeichnungen zur Erklärung der Mythenmotive. Im Kreislauf der Dinge entsprechen der Trinitas die drei Phasen: Geburt, Vermählung, Tod aus dem Tode kommt der neue Kreislauf, das neue Leben:

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