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Geographische Ueberficht.

Das mittelländische Meer schlägt im Osten an die syrische Küste, die im Norden mit Kleinasien im Busen von Skanderum einen rechten Winkel bildet und, sechs Breitengrade durchschneidend, südlich in einem stumpf abgerundeten Winkel in die nordafrikanische Küste ausläuft. Vom Meere oftwärts erhebt sich Syrien rasch zum Hochland und senkt sich erst am Euphrat zum Stufen- und Tiefland herab. Die Entfernung von der nordsyrischen Küste zum Stufenland des Euphrat beträgt 22 Meilen, diejenige von der südsyrischen Küste bis zum Tiefland des Euphrat 100-120 Meilen. Weitaus den größten Theil dieses Flächenraums nimmt die syrische Wüste ein; bewohntes und bebautes Land zieht sich dem Meer entlang nur in einer Breite von etwa 12 bis 15 Meilen hin. Dieser lange, schmale Streifen zerfällt in natürlicher Gliederung in einen nördlichen, mittlern und südlichen Drittel. Nur den leztern Theil nimmt Palästina ein, doch muß in Kürze auch Mittel- und Nordsyrien erwähnt werden.

Das mittelsyrische Bergland besteht aus den zwei von Nord nach Süd parallel laufenden Ketten des Libanon und Antilibanon. Ueber dem schmalen Küstensaum des alten Phönizien erheben sich in steilen Stufen, als weiße

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Libanon und Antilibanon.

Kalkwände, die Vorberge des Libanon und hinter ihnen der eigentliche Gebirgskamm, dessen rundliche Kuppen eine Höhe von 7-10,000 Fuß erreichen. Auf dieser, dem Meere zugekehrten Seite ist das Gebirge reich und mannigfaltig gegliedert, von zahllosen Seitenthälern und Schluchten durchschnitten, während der Ostabfall als eine fast ununterbrochene, schroffe Mauer erscheint. Auf der Höhe, in geschüßten Spalten bleibt der Schnee den ganzen Sommer liegen, so daß durch jene Thäler des Westabhangs beständig reichliches Wasser fließt, doch ist durch die Zerklüftung des Gebirges und die Nähe der Küste jede Bildung größerer, schiffbarer Ströme verhindert. Eine außerordentlich reiche Vegetation zieht sich vom Küstensaum durch die Thäler bis hoch in die Berge hinauf. Dichte Haine von Obstbäumen, Nußbaum- und Kastanienwälder wechseln mit Reben, Gärten und Getreidefeldern; höher hinauf bis da, wo nur noch Schafe und Ziegen weiden, steigt die Eiche, die Cypresse und die altberühmte Ceder. Der Antilibanon ist größtentheils ein breiter, flacher Bergrücken von geringer Erhebung und ohne besondere geographische Bedeutung, doch steigt er an seinem Südende plöglich in dem gewaltigen Gebirgsstock des Hermon empor, der beinahe 10,000 Fuß hoch als freistehende Pyramide namentlich nach Süden einen imponirenden Eindruck gewährt; weit herum ist sein schneebedeckter Gipfel sichtbar. Der Thau, der vom Hermon fällt (Pf. 133), macht sich noch immer bemerkbar in dem saftigen Grün von Feld und Wald und Wiese, womit Fuß und Abhänge des Berges geschmückt sind. Das zwischen Libanon und Antilibanon eingeschlossene Thal heißt Cöle= (Hohl-) Syrien; in der Mitte dieses Thales befindet sich die Wasserscheide, so daß die Gewässer einerseits nach Süden im Leontes, andrerseits nach Norden im Orontes ablaufen. Beide biegen, nachdem sie in entgegengeseßter Richtung das Längenthal durchflossen, nach Westen um und münden in's Meer, der Leontes scharf am Südfuß des Libanon vorüber, während der Orontes den größern Theil seines Laufes im nord

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syrischen Bergland hat, das er bis in die Nähe des Busens von Skanderum durchfließt; da wo er nach Westen umbiegt, lag Antiochia, an seiner Mündung Seleucia. Südlich von der Leontesmündung lag Thrus, nördlich Sidon; öftlich vom Hermon, in reichbewässerter, herrlicher Gegend, aber schon nahe bei der Wüste: Damaskus.

Das südsyrische Bergland ist das alte Kanaan oder Palästina. Es erstreckt sich von 331⁄2 bis 31o n. B. in einer Länge von 37 Meilen. Die Breite beträgt 12 bis 15 Meilen, der Flächeninhalt ungefähr 450 Quadrat-Meilen. Durch die tief eingesunkene Rinne des Jordanthales, die sich von Norden nach Süden zieht, wird dieses Bergland in zwei Hälften zerschnitten: das Ost- und Westjordanland.

1. Das Jordanthal. Der Jordan entspringt in zwei Hauptquellen, am Nordwest- und am Südabhang des Hermon; von den schnee- und regenreichen Gipfeln und Schluchten dieses mächtigen Gebirgsstockes erhält er so reichliche Nahrung, daß, während fast alle andern Gewässer des Landes in der trockenen Jahreszeit versiegen, sein Lauf ununterbrochen fortdauert. Hier im Quellgebiet des Jordan lag die alte Grenzstadt Dan und zur Zeit Jesu in anmuthiger Gegend Cäsarea Philippi. Nachdem die wichtigsten Quellbäche des Jordan sich vereinigt haben, fließt er durch den See Merom, der in der nassen Jahreszeit nach Norden hin viele Stunden weit das Thal überschwemmt; er liegt nur noch 100 Fuß über Meer. Bald nach dem Austritt aus diesem See fließt er unter der Jakobsbrücke durch, der einzigen Brücke im ganzen Lande. Zwischen hohen Basaltwänden eingeschlossen, ist er hier ein wildes, reißendes Bergwasser, doch beruhigt er sich wieder in der eine Stunde breiten Ebene von Bethsaida Julias, ehe er in den See Genezareth eintritt. Dieser See, auch galiläisches Meer oder See von Tiberias genannt, ist 5 Stunden lang und 21⁄2 breit. Sein Spiegel liegt schon 600 Fuß unter dem Meeresspiegel. Wegen dieser tiefen Einsenkung sind die Ufer hoch, auf der

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Oftseite steigen sie ziemlich einförmig als gelbe Kalkwände aus dem blauen Wasserspiegel empor, die Westseite dagegen erfreute sich ehemals einer außerordentlichen Fruchtbarkeit. Aus der Zeit Jesu liefert Josephus folgende Beschreibung: „In unzähliger Menge wachsen hier die Wallnußbäume, welche der Kühlung bedürfen, neben Palmen, die nur in der Hiße gedeihen, neben Feigen- und Olivenbäumen, denen eine gemäßigtere Temperatur zusagt. Es ist wie ein Wettstreit der Natur, das Widerstreitende auf einem Punkte zu vereinigen, wie ein schöner Kampf der Jahreszeiten, deren jede für sich das Land in Anspruch nimmt. Der Boden bringt die verschiedenen Obstarten nicht nur einmal im Jahr hervor, sondern zu den verschiedensten Zeiten; die königlichen Früchte, Weintrauben und Feigen, liefert er zehn Monate unausgefeßt, während die übrigen das ganze Jahr hindurch neben ihnen heranreifen." Namentlich die Ebene Gennesar, von welcher der See seinen Namen hat, ungefähr in der Mitte des westlichen Ufers gelegen, verdiente obiges Lob in vollem Maße. Ueber das ganze westliche Ufer hin war Dorf an Dorf, Stadt an Stadt gereiht, eine zahlreiche Bevölkerung ernährte sich durch Landbau, Fischerei und Handel. In der obern Hälfte lagen die volkreiche Handels- und Garnisonsstadt Kapernaum, Chorazin und Bethsaida, lezteres am Nordende der Ebene Gennesar, Magdala an ihrem Südende, weiter südlich die Residenz des Vierfürsten Herodes, Tiberias, endlich nennt Josephus Tarichäa, eine Stadt mit 40,000 Einwohnern.

Vom See Genezareth an fließt der Jordan durch ein 20 Stunden langes, tiefes Thal, das Ghor, zum todten Meer. Dieses Thal senkt sich immer tiefer in die Erdrinde ein, so daß seine Depression zu unterst 1300 Fuß beträgt. Zwischen steilen, nackten Felswänden eingeschlossen, dehnt sich das Thal in einer Breite von 2 bis 32 Stunden aus; es hat eine sehr karge Vegetation und ist im Sommer fast der Wüste gleich. In dieses Thal ist aber eine noch tiefere Rinne eingesenkt, etwa eine halbe Stunde breit und 50 bis

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60 Fuß unter der obern Thalsohle; hier fließt der Jordan in unzähligen Krümmungen von einer Thalwand zur andern, und da er oft über seine Ufer tritt, so ist diese untere Thalsohle vom üppigsten Pflanzenwuchs bedeckt.

Fünf Stunden südlich vom See Genezareth liegt auf der westlichen Thalseite an der Mündung eines Seitenthales Bethsean, ehemals für Handel und Militär ein wichtiger Kreuzungspunkt verschiedener Straßen. Die interessanteste Gegend im Ghor ist die Dase Jericho, welche drei Stunden lang und eine Stunde breit in der Nähe des todten Meeres sich ausdehnte; an die westliche Thalwand angelehnt, liegt fie auf einer Terrasse, etwa 600 Fuß über der Thalsohle, also immer noch 700 Fuß unter dem Meeresspiegel. Reich bewässert und unter sorgsamer Pflege prangte diese Dase einst in der herrlichsten Vegetation, von Alters her hieß Jericho die „Palmenstadt“ und Josephus nennt die Gegend ein Paradies, worin das Seltenste und Schönste im Ueberfluß gedeihe. Zwischen Jericho und dem Jordan lag Gilgal, eine heiliger Ort, wo Kriegs- und Siegesfeste gefeiert wurden.

Das todte Meer, in das der Jordan sich ergießt, von den Griechen Asphaltsee, von den heutigen Arabern Lot's Meer, in der Bibel Salzmeer genannt, bildet das Ende der Jordaneinsenkung; seine Länge beträgt 15, seine Breite 3 bis 4 Stunden. Zwischen schroffen, völlig kahlen Felswänden, die schauerliche Abstürze zeigen, liegt der Wasserspiegel in der todtenstillen Tiefe mehr als 1300 Fuß unter dem mittelländischen Meer. Einen Abfluß hat dieser See nicht, der Jordan findet hier sein Ende; zwar seht sich die eigenthümliche Thalrinne, der er bisher gefolgt, noch über 30 Stunden weit, bis zum öftlichen Busen des rothen Meeres fort und scheint, dem Jordan erst hier seine Mündung anweisen zu wollen, aber schon in kurzer Entfernung vom todten Meere nimmt die Depression bedeutend ab, die Thalsohle erhebt fich allmälig bis zum Niveau und über das Niveau des Meeres; in dieser südlichen Hälfte heißt das Thal nicht mehr Ghor, sondern Arabah. Da also das todte Meer

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