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Saul zum König ausgerufen.

denn alles Volk. Eben kam er hinter seinen Rindern vom Felde zurück, als man ihm die Schreckenskunde mittheilte. Rasch entschlossen, in stürmischer Thatkraft zerstückte er seine Ochsen, sandte die Stücke rings im Land umher und erließ den Aufruf: „wer nicht auszieht hinter Saul, dessen Rindern wird man auch so thun!" Eine ansehnliche Schaar sammelte sich um Saul und zog mit ihm gegen die Ammoniter. Diese, durch listig geheuchelte Hoffnungslosigkeit der Jabesiter in Sicherheit gewiegt, hatten unvermuthet in der ersten Morgenfrühe Saul's Krieger mitten im Lager und erlitten eine blutige Niederlage.

Dieser rasch erfochtene Sieg war nach langer Schmach und Ohnmacht der erste Strahl des Glücks, der dem schwergedrückten Volke leuchtete, und es war troß aller vorausgegangenen Noth doch noch so viel gesunde Kraft vorhanden, daß dieser Sonnenstrahl eine Frucht zur Reife bringen konnte. Das Volk sah jezt ein, was es zu leisten im Stande sei, wenn statt der bisherigen eigenwilligen und selbstgefälligen Zersplitterung eine feste Ordnung alle Kräfte umschließe und ein entschlossener Wille, eine starke Hand die Unternehmungen leite. Jener Kriegsheld, der dem bedrängten Jabes Hülfe verschafft hatte, sah ganz danach aus, daß er auch mit den Philistern den Kampf aufnehmen und alle Stämme zur Freiheit und Ordnung zurückführen werde: So sei er denn König! Mit dem Heere vereinigte sich das übrige herbeiströmende Volk und rief wirklich Saul zum König aus. Es war eine Ueberraschung, die das Volk sich selbst und seinem gefeierten Helden bereitete; eine Ueberraschung gewiß auch für Samuel, und es ließ sich fragen, welche Stellung er zu der neuen Gestaltung der Dinge einnehmen werde. Glaubwürdig (wenn auch zurückdatirt) ist die Nachricht, daß er den durch bloße Akklamation gewählten König an der Volksversammlung zu Mizpa feierlich begrüßt und anerkannt habe. (1070 v. Chr.)

Ungefähr zwei und ein halbes Jahrhundert hatte die theokratische Republik gewährt und ging nun, da in kritischer

Theokratische Auffassung der Königswahl.

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Lage ihre Unzulänglichkeit an den Tag gekommen war, in die Monarchie über. Aber es lag in dieser Einseßung eines irdischen Königs ein Abfall vom Mosaismus, der ja keinen andern König über Israel kannte als Jehova, und so heilsam auch diese politische Wendung für die nationale Kraft und Einheit ausschlug, so war in spätern Jahrhunderten doch mancher Grund vorhanden, um die Monarchie als ein selbstverschuldetes Uebel anzusehen. So kann es denn nicht befremden, daß in der prophetischen Geschichtschreibung diese Entschließung des Volks als ein Fehltritt behandelt wird; fie läßt Gott zu Samuel sprechen: nicht dich, sondern mich haben sie verworfen, daß ich nicht soll König sein über fie!" Im nämlichen Sinne läßt sie Samuel zum Volke reden und ihm seine Vertrauenslosigkeit und seinen Undank vorwerfen. (1. Sam. 8, 7. 12, 12 ff.) Gleichwohl konnte die prophetische Geschichtschreibung nicht annehmen, daß dieser für die Geschichte Israels so wichtige Umschwung nur die Frucht eines Augenblicks, nur die Aeußerung einer rasch entzündeten Volksstimmung war; da das Königthum Jahrhunderte lang bestund und der Volksgeschichte eine völlig neue Wendung gab, so muß auch hier ein Rathschluß Gottes gewaltet, seine Hand muß in die Geschichte eingegriffen haben, und da zu jener Zeit der Prophet Samuel lebte, so muß sich Gott seiner bedient haben, um den unverständigen und fündhaften Volkswunsch möglichst zum Guten zu leiten. So läßt denn der prophetische Erzähler Gott und Samuel die Königswahl auf so entscheidende Weise vorbereiten und vollziehen, daß dasjenige, was nach dem Sieg über die Ammoniter durch das Volk geschah, nur wie ein schwacher Anhang zu der vorausgegangenen Entscheidung erscheint.

Ueber Saul's Königswahl finden sich nämlich außer dem oben angeführten, ächt geschichtlichen, noch zwei andere Berichte, in welchen dem Propheten Samuel eine einflußreiche Betheiligung zugeschrieben wird. Es wird erzählt, die Aeltesten des Volks haben sich an Samuel mit der Bitte gewendet, er möchte ihnen wegen seines vorgerückten Alters und der Untauglichkeit seiner

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Theokratische Darstellung der Königswahl.

Söhne einen König geben; Samuel anfangs unwillig, habe doch nachgegeben und bei einer Volksversammlung in Mizpa durch das heilige Loos Saul bezeichnen lassen. 1 Sam. 10, 17 ff. Diese Darstellung leidet an 2 Mängeln; erstlich ist als Motiv zur Errichtung der Monarchie die Rücksicht auf Samuel's und seiner Söhne Unzulänglichkeit viel zu schwach, nur kriegerische Gefahr und allgemeines Landesunglück reicht zur Erklärung jenes Volkswunsches aus; sodann ist es durchaus undenkbar, daß ein Volk bei einem so wichtigen Schritte es auf's Loos ankommen lasse. Es ist klar, daß diese Darstellung aus dem Wunsche hervorging, das Königthum nicht ohne Mitwirkung des Prophetenthums entstanden zu sehen. Aber die bloße Mitbetheiligung Samuel's genügte immer noch nicht; er selbst mußte den ersten, wie später auch den zweiten König gewählt haben. Darum entstund eine weitere Erzählung (1 Sam. 9), nach welcher Samuel in aller Stille, bloß auf göttlichen Befehl hin, den Jüngling Saul, der in einer ganz andern Angelegenheit zu ihm gekommen, zum König gesalbt hätte; Saul war ausgezogen, des Vaters verlorene Eselinnen zu suchen, und findet ein Königreich. Diese Erzählung ist voll reizender Anschaulichkeit, aber ihr geschichtlicher Werth geräth schon dadurch in die Brüche, daß Samuel, der schon Jahrzehnde lang der erste Mann des Volks sein mußte und von Gibea doch nur so weit entfernt wohnte, wie man verlorene Eselinnen sucht, dennoch für Saul ein durchaus unbe= kannter Name ist; ferner dadurch, daß Saul hier als Jüngling erscheint, während er kurz darauf, bei Antritt des königlichen. Amtes, schon einen Helden, Jonathan, zum Sohne hat. Ganz undenkbar und widerspruchsvoll ist nun vollends die Verbindung der 3 Berichte zu Einer fortlaufenden Geschichte, wonach Saul zuerst im Geheimen gesalbt, dann in offener Volksversammlung glücklich herausgeloost, dann doch wieder vergessen und vernach lässigt, als schlichter Landmann nur zufällig die Nachricht von Jabes vernehmen mußte und erst nachdem er seine kriegerische Tüchtigkeit bekundet, vom Volk zum König ausgerufen worden wäre. Daß wir es mit drei verschiedenen Berichten zu thun haben, geht auch daraus hervor, daß in jedem die politische Situation eine andere ist; nach 1 Sam. 7, 13 bis 8, 5 sind die Philister schon durch Samuel gedemüthigt und unschädlich ge= macht und der Wunsch der Aeltesten enthält deßhalb keine Beziehung auf eine von dorther drohende Gefahr; nach 1 Sam. 9, 16 befiehlt Gott dem Samuel, Saul zum König zu falben, damit er das Volk vom Druck der Philister befreie; nach dem ursprünglichen, allein zuverlässigen Bericht 1. Sam. 11 war die

Befreiung von den Philistern.

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der Stadt Jabes von den Ammonitern drohende Gefahr die Beranlassung zur Königswahl.

Es waren elektrisirende Ereignisse, die rasch aufeinander gefolgt waren: jene Befreiung der Stadt Jabes, die Erhebung Saul's zum König und seine feierliche Salbung durch Samuel in Mizpa; allenthalben hob sich jezt die patriotische Begeisterung und selbstverständlich war es, daß nun auch mit den übermächtigen Philistern der Kampf gewagt werden müsse. Bei Gibea, der Heimat Saul's, hatten die Philister zum Zeichen ihrer Herrschaft und zur Verhöhnung der Unterworfenen eine Siegessäule errichtet. (Eine solche, nicht ein militärischer Posten ist gemeint 13, 3.) Jonathan, Saul's ältester Sohn, zertrümmerte dieselbe und der Ruf der Erhebung ging durch's ganze Land. Doch vor der Uebermacht der jest heranziehenden Philister fing wieder Alles zu zagen an, nur 600 Mann blieben bei Saul in Gibea. Tief zu Füßen dieser Stadt zieht sich eine Schlucht oftwärts in's Jordanthal hinunter; gegenüber auf der nördlichen Thalseite, auf jähem Felsvorsprung bei Michmas stund das Lager der Philister. Diese waren in drei großen Abtheilungen ausgezogen, um überall das Land zu unterwerfen; da erspähte der Heldenjüngling Jonathan die günstige Gelegenheit. Mit seinem Waffenträger in die Schlucht herniedersteigend, auf der andern Seite emporkletternd überfiel er die Zurückgebliebenen und brachte Verwirrung und Bestürzung unter fie. Saul, mit den Seinen rasch nachrückend, schlug den Feind völlig in die Flucht; auch die vereinzelt ausgezogenen Abtheilungen wurden überfallen, aus Höhlen und Schluchten, in die das Volk sich verkrochen hatte, drang überall der Landsturm hervor und trieb den Feind über die Landesgrenze hinaus.

So hatte Saul schon die ersten Erwartungen, unter denen man das Königthum eingeseßt hatte, glänzend erfüllt; Fehde mit den Philistern dauerte zwar fort, aber ihre Herrschaft war gebrochen. Auch die Amalekiter, die im Süden des jüdischen Landes wohnten und verheerende Raub

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Saul's Kriegsthaten und Lebensweise.

züge über die Grenze unternahmen, mußten Saul's kriegerischen Arm erfahren; er eroberte ihre Hauptstadt, ließ das Volk niedermezeln und brachte den König Agag mit reicher Beute an Vieh im Siegeszuge nach Gilgal. Auch gegen Moab, Edom und die Könige von Zoba (vermuthlich in Cölesyrien) kämpfte er mit Erfolg, wie die Ueberlieferung in Kürze angibt; sein Schwert kam nie leer zurück und die Töchter Israel's konnten sich aus der Beute seiner Siege in Purpur kleiden und mit Gold schmücken. Unbedingt gebührt Saul der Ruhm, daß er sein Volk aus den hoffnungslosesten Zuständen mit riesenhafter Anstrengung zu Freiheit, Kraft und nationaler Einheit emporgehoben hat. Ohne ihn wäre der Osten den Ammonitern und Moabitern, der Westen den Philistern, der Norden den Syrern erlegen und die ganze Zukunft Israel's verloren gewesen.

Bei all' seinen Verdiensten um das Wohl seines Volks behielt Saul die einfache Lebensweise bei, die er vor seiner Königswahl geführt hatte; lag er nicht gegen einen Feind im Feld, so wohnte er in Gibea und bewirthschaftete sein Erbgut; mit seiner Frau, vier Söhnen und zwei Töchtern führte er ein ehrbares Familienleben; von königlichem Hofhalt, von Prunk und Zeremoniell findet sich keine Spur, höchstens daß eine Anzahl der tüchtigsten Kriegshelden in seiner Nähe sich niederließ und eine Art von Ritterschaft oder Adel um ihn bildete; obenan stunden Abner, Saul's Vetter und Feldhauptmann', und David, der Sohn Jsai's aus Bethlehem, den Saul zu seinem Tischgenossen, bald auch zu seinem Schwiegersohn erhob und der sich der innigsten Freundschaft Jonathan's erfreute.

Auch in religiöser Hinsicht war Saul für sein Volk besorgt er vertrieb die heidnischen Zauberer und Wahrfager, „die Todtenbeschwörer und klugen Männer“, und vermuthlich geschah auch die später erwähnte grausame Behandlung der benachbarten Stadt Gibeon im Interesse des ausschließlichen Jehovadienstes, da ihre Einwohner nicht Israeliten waren. Zwar kommen in Saul's Familie Eigen

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