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wodurch er (etwa wie Lessing's Nathan) das Lob solcher Weisheit verdient hätte; es ist auch in der That etwas ganz anderes gemeint, nämlich der klare, scharfe Verstand, der die menschlichen Verhältnisse leicht durchschaut, die praktische Klugheit und Gewandtheit, der Scharfblick des Regenten und Richters. Er wurde berühmt durch kluge Richtersprüche, durch Aufstellung feiner Räthsel, durch glückliche Lösung solcher und durch Erfindung ansprechender, praktischer Lebensregeln. Die bekannte Erzählung von den zwei Müttern,*) die beide einen Knaben als den ihrigen beanspruchen (1 Kön. 3, 16 ff.), die Notiz über seinen Räthselkampf mit König Hiram und der Königin von Saba (1 Kön. 10, 3), ferner der Umstand, daß in der UeberLieferung die gesammte hebräische Spruchweisheit auf ihn zurückgeführt wurde, legen von jenem praktischen Scharfblick Zeugniß ab. Mehr sagt auch jene sinnige Erzählung vom Traum zu Gibeon nicht; Salomo bittet dort (1 Kön. 3, 9) nicht, wie Luther überseßt, um die moralische Eigenschaft des Gehorsams gegen Gott, sondern lediglich um die zum Rechtsprechen und Regieren nöthige Einsicht. Auch eine gewisse naturwissenschaftlich gelehrte Ader muß Salomo besessen haben, es heißt von ihm: „er redete über die Bäume von der Ceder auf dem Libanon bis zum Ysop, der auf der Mauer wächst, und redete über das Vieh und über die Vögel und über das Gewürm und über die Fische"; auch als Dichter wird er genannt, er redete 3000 Sprüche und seiner Lieder waren 1005"; und Alles zusammenfassend heißt

*) Eine ähnliche richterliche Entscheidung berichtet Diodor vom Thracier Ariopharnes, der den Streit zwischen drei Cimmeriern, von denen Feder der Sohn des verstorbenen Königs sein wollte, dadurch entschied, daß er sie auf dessen Leichnam schießen hieß; den Einen, der es nicht thun wollte, anerkannte er als Königssohn. Bom Näthselkampf mit Hiram berichtet nicht das Alte Testament, sondern Josephus nach phönizischen Geschichtsquellen. Lange Zeit sei Hiram unterlegen, bis er einen Bürger von Tyrus zur Hülfe genommen, der alle Aufgaben Salomo's glücklich gelöst und ihn selbst dann durch schwierige Räthsel in Verlegenheit gesetzt habe.

Salomo in der Geschichtschreibung.

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es: „Gott gab ihm Weisheit und Einsicht sehr groß und ausgebreiteten Verstand wie der Sand am Ufer des Meeres, und die Weisheit Salomo's war größer, denn die Weisheit aller Söhne des Ostens und alle Weisheit Aegyptens, er war weiser als alle Menschen." 1 Kön. 4, 29 ff.

Fragen wir schließlich nach der Stellung, welche Salomo zu den religiösen Angelegenheiten seines Volkes einnahm, so ist uns neben den Nachrichten über den Tempelbau auch der auffallende Umstand überliefert, daß er, wie der Erzähler sagt, im höhern Alter ausländischen Frauen zulieb auch den Göttern der Nachbarvölker Kapellen und Altäre erbaute. Wir müssen aber hier die Beschaffenheit unfrer Geschichtsquelle in's Auge fassen. Ueber Salomo und seine Zeit steht uns nämlich nicht mehr die unbefangene Berichterstattung der Bücher Samuel zu Gebot, wir treten in die Bücher der Könige ein, wo schon eine entwickeltere Gotteserkenntniß und andere Anschauungen über das, was theokratisch erlaubt sei, vorwalten und deßhalb auch ein andrer Maßstab an die Geschichte gelegt wird. (Vrgl. S. 40.) Dem Verfasser der Königsbücher steht Salomo sehr hoch; der Glanz seiner Regierungszeit ist ihm ein ausreichender Beweis dafür, daß er nach dem Wohlgefallen Gottes ge= lebt habe; unwillkürlich erhebt ihn deßhalb sein Lob über Gebühr, und wo er tadeln muß, sucht er mildernde Umstände hervor. Das erstere thut er in Beziehung auf den Tempelbau, das leßtere in Beziehung auf den damals wieder geduldeten Gößendienst. Aus welch' hoher Gottesauffassung und aus wie rein religiösen Motiven der Erzähler den Tempelbau Salomo's ableitet, ergiebt sich aus dem Gebete, das er ihn bei der Einweihung des Tempels halten läßt: „fiehe, der Himmel und aller Himmel Himmel fassen dich nicht, geschweige dieses Haus, das ich dir erbaut habe!" Eine so klare, durchgebildete Gotteserkenntniß, wie sie sich in diesen Worten ausspricht, finden wir aber erst bei den Propheten des achten Jahrhunderts, ja vielleicht nicht einmal bei ihnen so frei und klar, sondern eigentlich erst im

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Salomo und die Theokraten.

babylonischen Eril; zudem ist's die reinste Unmöglichkeit, daß ein Mann, der so beten kann, zugleich auch den heidnischen Naturgöttern Kapellen und Altäre baue. In der That führt uns denn auch eine aufmerksame Betrachtung dessen, was über ihn erzählt ist, zu dem Ergebniß, daß auch Salomo ein Kind seiner Zeit war und namentlich in religiöser Hinsicht nichts vor ihr voraus hatte. Schon der Tempelbau, den spätere Jahrhunderte ihm zu so hohem Verdienste anrechneten, verdiente im Grunde von Seite der theokratischen Partei kein Lob. Man wunderte sich später, warum nicht schon David den Tempel erbaut habe, und suchte allerlei Erklärungsgründe dafür, während die einzig richtige Erklärung im „Bundesbuch“, Ex. 20, 24 ff. zu finden ist; in dieser alten Gesezgebung, von welcher noch weiter die Rede sein wird, ist der Jehovadienst grundsäglich auf die größte Einfachheit angewiesen; kunstlose, niedrige Altäre, aus bloßer Erde oder aus unbehauenen Steinen errichtet, werden dort als die einzig zulässigen bezeichnet. *) Zu dieser Bestimmung stunden gewiß nachdrücklich die Propheten, die darin die Eigenart Israel's gegenüber den reichen, kananitischen Kultusformen ausgedrückt sahen (2 Sam. 7, 5 ff.), und David willfahrte ihnen. Salomo aber schlug von vornherein andere Bahnen ein; jener Concentration auf das spezifisch Nationale, die mit David's kriegerischen Thaten so eng verknüpft war, glaubte er nicht mehr zu bedürfen; das Ziel der politischen Einheit und Größe war erreicht und es galt nun, dem frei und stark gewordenen Volke auch auf dem Wege friedlicher Kultur eine ehrenvolle Stellung unter den übrigen Völkern zu erringen. Für solche Ziele aber war der exclusive Standpunkt der Theokraten zu enge und offenbar emanzipirte sich Salomo rasch von ihrem Ein

*) Wenn die Geschichtschreibung den salomonischen Tempel nach dem Muster der „mosaischen Stiftshütte“ erbaut sein läßt, so ist vielmehr umgekehrt zu sagen, daß die Stiftshütte, die in der That nie existirt hat, nach dem Modell des salomonischen Tempels beschrieben wurde. Vrgl. S. 73.

Verlegung der theokratischen Tradition.

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fluß; vor seinem Auge lag die weite Welt offen, durch Phönizien, Aegypten, Ophir ging sein Horizont, während der Blick der Theokraten unverwandt in die Tiefe gerichtet blieb, in die alten mosaischen Gedanken, in das Ideal eines heiligen Gottesvolkes. Zwischen beiden Geistesrichtungen war so wenig Verwandtschaft, daß Salomo, seiner eigenen geistigen Kraft bewußt, jene Idealpolitiker unbedenklich auf der Seite stehen ließ und nach eigener Eingebung regierte. So kam denn in direktem Gegensaß gegen die theokratische Tradition der Tempel in Jerusalem zu Stande; zu der bäurischen Rohheit und Unkultur, aus der Salomo sein Volk herausheben wollte, rechnete er gewiß auch die kunstlose Einfachheit der Jehova-Altäre und da er zugleich auf jede Weise bemüht war, den Glanz seiner Regierung und die Bedeutung seiner Hauptstadt zu erhöhen, so lag ihm der Gedanke nahe genug, in Jerusalem einen Tempel zu bauen, der alle andern dem Landesgott geweihten Stätten an Pracht und Herrlichkeit überstrahlen sollte. Aber gerade daran kam auch das gute Recht der verlegten theokratischen Tradition an den Tag. Denn was war nun der vollendete Tempel anderes, als eine Nachahmung phönizischer Sitte? Bei dem völligen Mangel an schöpferischer Originalität in den bildenden Künsten, der dem israelitischen Geiste anhaftete, blieb ja von vornherein kein andrer Weg, als ausländischen Mustern zu folgen, und wirklich zeigt uns die Beschreibung des Tempels, daß die phönizischen Bauleute, denen das Werk übergeben wurde, ganz ungehindert nach den Traditionen ihres Landes verfuhren. So stammten z. B. die im Tempel reichlich angebrachten Coloquinten, Granatäpfel, Palmzweige und Blumen aus dem Sonnendienst, indem sie das durch die Sonne geweckte Leben symbolisiren, und sehr fraglich ist es, ob nicht (s. S. 129) die zwei ehernen Säulen als freistehende Sonnensäulen zu betrachten sind. Auch die Cherubim, welche die Bundeslade bewachten, waren nicht ein Produkt israelitischer Phantasie, wie denn auch das Wort Cherub sich aus dem Hebräischen nicht erklären läßt; sie waren viel

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mehr durch das Mittelglied der Phönizier von Babylon und Assyrien her den Israeliten zugekommen. (Ueber die Bedeutung der Cherubim siehe unten.) Ohne Zweifel war der Tempel Jehova allein geweiht, aber aus jener ungehinderten Benutzung phönizischer Muster geht hervor, daß Salomo und seine Zeit weit davon entfernt waren, zwischen Jehova und den Göttern der Nachbarvölker einen prinzipiellen Gegensaß zu sehen; den Einen, geistigen Gott von den Naturgöttern zu unterscheiden, blieb immer noch einer spätern Zeit aufbehalten, ja die Möglichkeit, diese Unterscheidung zu vollziehen, war gerade durch diesen phönizischen Tempelbau erschwert, denn durch ihn war die Volksmeinung, daß Jehova nur Einer der vielen Götter, gewissermaßen ein Glied ihrer weitverzweigten Familie sei, offiziell konstatirt und legitimirt. Unter diesen Umständen werden wir uns nicht darüber wundern, daß Salomo in der Umgebung von Jerusalem auch der Astarte, dem Kamos, dem Milkom Kapellen baute; wir haben nicht nöthig, mit dem Erzähler (1 Kön. 11, 1—8), der dieses untheokratische Verhalten bestmöglichst zu entschuldigen geneigt ist, die Schuld den vielen ausländischen Frauen und dem hohen Alter Salomo's zuzuschieben; in seiner ganzen Geistesrichtung lag es eben, daß er, wiewohl dem Jehovadienst ergeben, doch für dessen Ausschließlichkeit kein Verständniß besaß, es vielmehr für ein Zeichen seiner Weltbildung und als ein Erforderniß großstädtischen Lebens ansah, daß auch den fremden Göttern Gastrecht gewährt werde.

3. Die Trennung des Reichs. - Bei allem Glanz, mit dem Salomo sich und seinen Thron umgab, und trok der Wohlthat des während seiner Regierung herrschenden Friedens mehrte sich doch die Zahl der Mißvergnügten. Es regte sich die Eifersucht des früheren Herrscherstammes Ephraim in demselben Maße, als die Monarchie aus den früheren, mehr patriarchalischen Geleisen heraustrat, despotische Formen annahm und sich mit dem Nimbus der Majestät umhüllte. Aber auch der materielle Druck durch Steuern aller Art und

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