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Unzufriedenheit der nördlichen Stämme und der Propheten. 137

schwere Frohnarbeiten erbitterte die mittleren und nördlichen Stämme, während die südlichen eine gewisse Entschädigung darin fanden, daß sie sich im Glanze Jerusalems sonnen konnten. Doch ist es fraglich, ob diese Gründe der Unzufriedenheit zu dem Wagniß eines politischen Bruches ausgereicht hätten; die vortheilhaften Folgen der bisherigen nationalen Einheit waren doch eben zu einleuchtend, als daß sie leichtsinnig hätten preisgegeben werden können. Um eine Trennung vom Davidischen Hause und dadurch auch von den südlichen Stämmen herbeizuführen, bedurfte es eines schneidigeren Motivs, die Unzufriedenheit mußte auf einem Gebiete zur Reife kommen, das sich leider oft genug wie ein Saatfeld der Unverträglichkeit und der politischen Kurzsichtigkeit ausnimmt; dieses Feld war die Religion und die schlimme Aussaat besorgten die Propheten. Allerdings hatten dieselben, wie wir soeben sahen, Ursache genug, mit Salomo unzufrieden zu sein; wenn nämlich die Propheten gleich den alten Nasiräern ihre Lebensaufgabe darin erkannten, in Religion und Lebensfitte die Eigenartigkeit Israel's zu wahren, so strebte Salomo's Regierung nach dem direkt entgegengeseßten Ziele hin; er zog sein Volk in den großen Strom des Völkerlebens, gab ihm von den Gütern der Weltkultur, des Weltverkehrs zu genießen und nahm sich auch in seiner eigenen Regierungsweise weniger die Gedanken der Theokraten als die ägyptischen und phönizischen Königshöfe zum Muster; wohl hatte er sich durch den Tempelbau als Jehovadiener ausgewiesen, aber bald erhoben sich unter seinem Schuße in der nächsten Umgebung von Jerusalem auch für ausländische Götter Kapellen und Altäre, und selbst der Jehovatempel mußte als ein Widerspruch gegen die alte, einfache Sitte und als Nachahmung heidnischer Kultusformen auf die Mißbilligung der Propheten stoßen.

Kurz, die Propheten nährten und steigerten die Unzufriedenheit, die in den mittleren und nördlichen Stämmen bereits Plaß gegriffen hatte, das schon vorhandene Uebel

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Jerobeam und Rehabeam.

wollen trugen sie auf das gefährliche Gebiet der Religion über und schauten nach den Mitteln zu einer Staatsaktion um. Da erschien eines Tags ein königlicher Baubeamte in Ephraim mit dem Auftrag, die dortigen Frohnarbeiten zu beaufsichtigen, Jerobeam, selbst aus Ephraim gebürtig. Er war in Jerusalem bei der Erweiterung des Festungswerks Millo beschäftigt gewesen und hatte durch geistige Gewecktheit und körperliche Schönheit Salomo's Auge auf sich gezogen. Wie es nun kam, daß auf diesen Vertrauensmann des Königs zugleich auch das Vertrauen des feindseligen Prophetenthums fiel, wissen wir nicht; auf einsamem Wege trat der Prophet Ahia an ihn heran, ergriff seinen Mantel, die königliche Livree, riß zehn Stücke davon ab und gab sie ihm mit dem Orakelspruch: „siehe, ich reiße das Königthum aus der Hand Salomo's und gebe dir zehn Stämme!" Aber Salomo's Polizei war gut organisirt, der Vorgang blieb ihm nicht verborgen und Jerobeam mußte außer Landes fliehen; seine Zuflucht war Aegypten, wo mittlerweile das mit Salomo verschwägerte Königshaus einem andern hatte Plaß machen müssen, von welchem Jerobeam nichts zu befürchten hatte.

Troz all' dem hätte es, als Salomo gestorben war (975), von Seite seines Nachfolgers Rehabeam nur eines kleinen Maßes von kluger Nachgiebigkeit bedurft, um die Stämme zusammenzuhalten, so groß war immer noch die Achtung, die man dem Hause David's zollte. Als aber das Volk in Sichem, seinem alten Landsgemeindeplag, versammelt, dem neu zu wählenden König zurief: „dein Vater hat unser Joch hart gemacht, erleichtere uns den schweren Dienst!" da glaubte Rehabeam, dem Rathe junger Schmeichler folgend, sogleich dem ersten Versuch einer Volksauflehnung mit Strenge begegnen zu müssen, und gab die wahnsinnige Antwort: mein Vater hat euch mit Geißeln gezüchtigt, ich aber will euch mit Skorpionen (Stachelpeitschen) züchtigen.“

Damit war der unheilvolle Bruch geschehen, das Reich fiel in zwei Hälften aus einander, die sich nie mehr wieder

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fanden. Dem Davidischen Hause blieb der Stamm Juda und der zunächst um Jerusalem gelegene Theil des Stammes Benjamin; im Süden Juda's siedelten sich später Simeoniten an, während der Tempel von Jerusalem Anziehungskraft auf die Leviten ausübte. Die übrigen Stämme wählten Jerobeam zu ihrem König, der zunächst in Sichem, später in Tirza (in ungewisser Lage) seine Residenz aufschlug; dieses Reich nannte sich nach dem Gesammtnamen: Israel, oder nach dem hervorragendsten Stamme: Ephraim, das füdliche: Juda. Zum politischen Bruche kam der religiöse; da der Tempel von Jerusalem natürlich nicht länger das Centralheiligthum aller Stämme bleiben konnte, so brachte Jerobeam die alten heiligen Orte Bethel und Dan wieder zu Ehren; an beiden Orten stellte er Jehovabilder, goldene Kälber oder Stiere auf und sprach: „fiehe, Israel, das ist dein Gott, der dich aus Aegypten ausgeführt hat."

Ueber das Schicksal der beiden Reiche bis um's Jahr 900 fassen wir uns in Kürze. Den Löwenantheil bei der Theilung schien das nördliche Reich genommen zu haben; eine ungleich größere Bevölkerungszahl, die fruchtbarsten Gegenden, ein leichter Weltverkehr bildeten seine Vorzüge, während Juda, auf einen kleinen Bruchtheil des Volks beschränkt, von der übrigen Welt abgelegen, auf seinen steinigen Höhen zu kümmerlichem Dasein verurtheilt schien. Aber gerade in seiner isolirteren Lage war ihm die Möglichkeit einer ruhigen Entwicklung in höherem Maße geboten, als dem nördlichen Bruderreich, das nur zu bald in die verschiedensten Händel verwickelt, im Strom der Weltgeschichte unterging. Dazu besaß Jerusalem seit Salomo's Tagen ein gewisses Maß von Geisteskultur und städtischer Bildung, wie keine Stadt des Nordreichs, und bildete dadurch einen festen geistigen Kern, um den das kleine Reich sich schaarte und von dem es Licht und Wärme empfing. Vor allem aber hatte Juda den großen Vortheil, daß es vier Jahrhunderte hindurch bis zu seinem Untergang in loyalster Treue an David's Hause festhielt und dadurch allen jenen Wirren entging, in

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Die Könige Ahab und Josaphat.

denen Israel sich selbst zerfleischte; in jener Ergebenheit an David's Haus wetteiferten Priester, Propheten und Volk, während die Propheten des nördlichen Reichs, wie sie schon die unheilvolle Trennung befördert hatten, auch fernerhin eine auffallende Rücksichtslosigkeit für politische Wohlfahrt an den Tag legten. So kam es denn, daß Juda nicht bloß seine staatliche Eristenz 130 Jahre länger bewahrte, als das stärkere Israel, sondern, nachdem auch es gefallen, sein geiftiges Wesen unverwüstlich, bis in unsere Tage unsterblich forterhielt.

Durch die Trennung war die Kraft beider Reiche geschwächt; jedes hatte mit wechselndem Glück gegen seine ausländischen Nachbarn zu kämpfen, die plößlich alle wieder auf den Füßen stunden. Schlimmer war es, daß die Reiche sich gegenseitig befehdeten und dabei sich ausländischer Hülfe bedienten. Erst unter dem dritten Königshause Israel's hatte man sich an das getrennte Nebeneinanderbestehen beider Reiche soweit gewöhnt, daß man die bisherige Befehdung aufgab und die gemeinsame Stärke in Friedensbündnissen suchte. Der Gründer dieses Hauses, Omri, war durch das Heer an der Stelle des Königsmörders Simri auf den Thron erhoben worden, nachdem das erste Haus (Jerobeam und sein Sohn) und das zweite (Baesa und sein Sohn) zusammen etwa 45 Jahre (975 bis ungefähr 930) regiert hatten. Omri also hielt mit Juda Frieden, sein Sohn Ahab trat fogar mit dem König Josaphat von Juda in freundschaftliche Beziehungen, die Häuser verschwägerten sich und die beiden Reiche unternahmen gemeinschaftliche Kriegszüge, um sich der feindseligen Nachbarn zu erwehren; auch von den Söhnen wurde dieses freundschaftliche Verwandtschaftsverhältniß aufrecht erhalten und dadurch die Ruhe im Innern und die Kraft nach außen bedeutend gefördert.

So stund denn das gesammte Volk vor und nach dem Jahr 900 noch einmal Achtung gebietend da; man hätte von der Wiederkehr der alten Kraft und Größe träumen. können, wenn dieser Traum nicht zu fremdartig gewesen

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wäre. Dieses Volk war eben doch nicht dazu berufen, eine politische Rolle zu übernehmen; in seinen Segeln wehte ein Wind, der nicht den Kurs der übrigen Völker hielt. Mehr als einmal im langen Verlauf seiner Geschichte ereignete es sich, daß die aufstrebende politisch-nationale Kraft sich an der religiösen Aufgabe, die dem Volke gestellt war, brach; mag auch diese legtere immer nur Wenigen klar vorgeschwebt haben, so seßten diese Wenigen immer ihre ganze Seele daran, daß das Ziel nicht aus den Augen verloren und namentlich nicht durch politische Zwecke verdunkelt werde. So führte die theokratische Partei auch jest wieder das Volk schweren Stürmen und Erschütterungen entgegen, welche vor und nach dem Jahre 900 unser volles Interesse in Anspruch nehmen. Doch ehe wir hierauf eintreten, richten wir unsere Aufmerksamkeit noch einmal auf den hinter uns liegenden Zeitabschnitt, um den hier sich kund gebenden Geistes- und Kulturzustand zu erforschen.

III. Religion, Kultur und Literatur von 1100 bis 900.

1. Religion und Sitte. - Spätern Jahrhunderten erschien das davidisch-salomonische Zeitalter nicht bloß in politischer, sondern namentlich auch in religiöser Hinsicht als die mustergültige, ruhmvolle Vergangenheit, in welcher Gott mit Wohlgefallen auf sein Volk habe schauen können, als die Zeit des reinen, begeisterten Jehovadienstes, als das Jahrhundert des Heils, wie keines vorher und nachher. Worauf deßhalb die Theokraten hofften, das war die Wiederkehr jener Zeit; von dort entlehnten sie die Farben, mit denen sie ihr Zukunftsbild schmückten. Einen König verhießen sie, herrlich und gewaltig wie David, prangend in Salomo's Glanz und Weisheit und unter ihm in Eintracht verbunden das Volk der 12 Stämme, die Bürger ruhig und sicher wohnend unter ihrem Weinstock und Feigenbaum.

Unverkennbar liegt dieser Anschauung der bekannte alttestamentliche Rückschluß zu Grunde; weil nämlich jenes Zeit

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