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bestandes und der Unterscheidung von vorsäglicher und unvorsäßlicher Beschädigung des Lebens und Eigenthums so umsichtige Rathschläge ertheilt, daß neben dem Zufall des Looses die menschliche Urtheilskraft und gewissenhafte Untersuchung keineswegs ausgeschlossen war. Als Richter funktionirten Stammesälteste, Priester und, wie die Geschichte David's und Salomo's zeigt, vielfach auch die Könige.

Um die strafrechtlichen Bestimmungen des Bundesbuchs richtig zu würdigen, muß man die Volkszustände in's Auge fassen, auf welche es in fortschrittlich veredelndem Sinne einwirken wollte. Das wilde Waffenlied Lamech's erschien uns (S. 86) als charakteristisch für die Kultur der Richterzeit; wie hier die ungezügelte Rachelust und die blutige Sitte der Selbsthülfe im troßigen Volkslied sich ausspricht, so erzählt uns auch die Geschichte von roher Volksjustiz und bis in die Zeit David's finden wir die Blutrache als zu Recht bestehend. (Absalom und Amnon, die Frau aus Thekoa 1 Sam. 13 und 14. Die Thaten Joab's.) Interessant ist es, im Einzelnen zu beachten, wie kraftvoll und mannhaft und doch wieder wie klug mit den Umständen rechnend das Bundesbuch seine Stellung einnimmt. *) Man hat ihm namentlich in Beziehung auf die Stelle 21, 24 f.: „Leben um Leben, Auge um Auge u. s. w." den Vorwurf gemacht, seine Geseze seien mit Blut geschrieben. Allein diese Bestimmung will ja nur verhindern, daß ein kleines Unrecht mit einem größern, eine Körperverlegung mit Todtschlag vergolten werde; wenn Lamech sagt: „einen Mann für eine Wunde, einen Jüngling für eine Beule!" so sagt das Bundesbuch: nur Auge um Auge u. s. w., es nimmt die Strafe der wilden Leidenschaft aus der Hand und übergiebt fie der gewissenhaften Untersuchung des Richters. Blutige Strenge findet sich im Bundesbuche einerseits nur insoweit,

*) Vrgl. Bißius, die Todesstrafe S. 9 ff., wo überhaupt die humanen Tendenzen der alttestamentlichen Gesetzgebung schön und überzeugend in's Licht gestellt sind.

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als es der Volkssitte da und dort noch nachgeben muß, andrerseits, wenn es sich um die Ausschließlichkeit des Jehovadienstes handelt; sonst aber zeigt sich in dieser Geseßgebung auf's Deutlichste das Bestreben, die Volkssitte zu veredeln, Rohheit und Härte zu bekämpfen und das Recht eines Jeden zu schüßen.

2. Die Literatur. Es läßt sich erwarten, daß der hochgehende und freudig rauschende Strom der Volkskraft auch das Feld der literarischen Produktion bewässern und befruchten werde, und wirklich finden wir an seinen Ufern manchen grünen Baum und liebliche Blumen in Menge. Eine schriftstellerische Leistung ist schon das soeben behandelte Bundesbuch. In diese Zeit fälll auch der Anfang der Geschichtschreibung, indem bald nach David dessen Thaten und Schicksale in einem Buche beschrieben wurden, von welchem oben S. 21 f. und 39 die Rede war. An das Ende unsres Zeitraumes (vielleicht an den Anfang des folgenden) mag dasjenige Geschichtswerk fallen, das S. 35 f. unter dem Namen des zweiten Elohisten" erwähnt wurde; da es in das Werk des Jehovisten aufgenommen ist, so verschieben wir dessen Besprechung, um später beide zugleich in's Auge zu fassen. Ganz besonders reich entwickelte sich unter dem Hauche nationaler und religiöser Begeisterung und geadelt durch eine höhere Kultur, die Poesie; mit dem davidischsalomonischen Zeitalter beginnt ihre Blüthezeit. Es mag deßhalb hier der passende Ort sein zu einigen Bemerkungen über:

die Form der hebräischen Poesie.

1. Rhythmus, Reim und Strophe. Wie bei allen andern jugendlichen Völkern, so trat ursprünglich auch bei den Hebräern die Poesie nirgends für sich selbst auf, sondern immer in Begleitung von Musik und Tanz; Volkslieder werden nicht gelesen und deklamirt, sondern gesungen und getanzt, getrommelt und gepfiffen. (2 Mos. 15, 20. Richt. 11, 34. 1 Sam. 18, 6.) Schon daraus läßt sich schließen, daß die hebräische Poesie einen scharf accentuirten Rhythmus

Form der hebräischen Poesie.

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besessen haben muß; überhaupt aber kommt Poesie erst durch den Rhythmus zu Stande, ein Lied ohne Rhythmus ist kein Lied, sondern Prosa. Allerdings kündigt sich in dem überlieferten hebräischen Terte unserm anders gewöhnten Ohre nicht sofort ein bestimmter Rhythmus an; wer möchte aber deßhalb sagen, ein solcher sei nicht vorhanden gewesen? An ein eigentliches Silbenmetrum, d. h. an Zählung und Messung kurzer und langer Silben ist freilich hier nicht zu denken, vielmehr wird der Rhythmus einfach in der durch Musik und Tanz erforderten Accentuirung einzelner Silben bestanden haben. Man hat die Vermuthung aufgestellt, jede Zeile eines Liedes habe neben einer beliebigen Zahl von unbetonten, je zwei durch Gesang und Marsch betonter Silben enthalten; es leuchtet ein, wie sehr dieser leichte und gefällige Rhythmus dem naturfrischen Wesen der Volkspoesie entspricht, und ist er auch nicht überall durchzuführen, so trifft er doch bei vielen, namentlich ältern Liederterten wirklich zu. Der Urheber dieser Ansicht hat denn auch in mannigfachen anmuthigen Ueberseßungen diesen zweitaktigen Rhythmus durchgeführt. *)

Der Tod Sissera's.
Um Wasser bat er,
Doch gab sie Milch,
In köstlicher Schale
Reichte sie Rahm.
Ihre Linke zum Zeltpflock
Streckte sie aus
Und ihre Rechte

Nach dem Hammer der Schmiede.
So hämmerte sie den Sissera,
Das Haupt ihm zerschellend,
Zerschlug und durchbohrte
Ihm seine Schläfe.

Das Gebet Simson's.

merke mich doch,
Ostärke mich doch,
Nur dießmal noch,
Odu mein Gott!
Damit ich nehme
Auf einmal die Rache
Für meine zwei Augen
An den Philistern.

Das Lied der Miriam.
Singet dem Herrn,

Weil er hoch und hehr.
Rosse und Wagen

Warf er in's Meer.

Den Reim als stehende poetische Form kennt das Alte Testament nicht, so wenig als die römische und griechische

*) Meier, poet. Nat.-Literatur der Hebräer.

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Literatur; dagegen ist derselbe in der hebräischen Sprache so leicht hervorzubringen, daß es merkwürdig wäre, wenn er nicht bisweilen vorkäme. Namentlich in der prophetischen Rede, die sich auch an die poetische Form zu binden pflegte, findet sich der Reim öfters gleichsam als epigrammatische Zuspißung, um den abgeschossenen Pfeil wie mit Widerhacken in den Zuhörern festsißen zu lassen. Z. B. Jes. 5, 7. „Er harrte auf Gutthat, und siehe da Blutbad, auf Beglückung und siehe Bedrückung!" Jm Volkslied kommt der Reim bisweilen rein poetisch um des Wohlklangs willen vor (vrgl. obiges Gebet Simson's und das Brunnenlied S. 89), doch nie durch ein ganzes Lied durchgeführt und oft nur in der unvollkommenen Form der Assonanz.

Auch der Strophenbau kommt nur vereinzelt vor und läßt sich entweder am regelmäßig wiederkehrenden Refrain erkennen oder an der mit einer bestimmten Verszahl zufammenfallenden Abrundung des Gedankens. Ein besonders schöner Refrain kommt Pf. 42 und 43 vor; diese irrthümlich getrennten Psalmen bilden ein einziges Lied, das aus drei Strophen besteht. Ohne Refrain ist Strophenbau deutlich bemerkbar z. B. in Pf. 114.

Als Israel aus Aegypten zog,
Jakob weg vom fremden Volf,
Da ward Juda sein Heiligthum,
Israel sein Königreich.

Das Meer sah es und floh,
Der Jordan wandte sich zurück;
Die Berge sprangen wie Widder,
Die Hügel wie junge Zicklein.

Was ist dir, Meer, daß du fliehest?
Jordan, daß du zurück dich wendest?
Ihr Berge, daß ihr hüpfet wie Widder,
Ihr Hügel, wie junge Zicklein?

Ja, vor dem Herrn erbeb', o Erde,
Vor dem Antlig des Gottes Jakob's,
Der Felsen wandelt in Wasserquellen,
Kieselgestein in sprudelnden Bach.

Der dichterische Ausdruck.

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2. Dichterisches Wort und Bild. Auch von der Wahl des Ausdrucks ist die Dichtkunst abhängig; wie der bewegte Rhythmus das musikalische, so ist der schöne Ausdruck das malerische und plastische Element der Poesie. Wenn wir von ihm hauptsächlich lebendige Anschaulichkeit und Individualisirung verlangen, so ist die hebräische Sprache hiezu ganz besonders geeignet. Allgemeine Begriffe kann sie nämlich nicht ausdrücken, sondern muß sich verschiedener anderer Wendungen bedienen, unter denen 3. B. der Gebrauch der konkreten Vielheit durchaus poetischer Art ist; statt Leben sagt der Hebräer „die Lebendigen", statt: sich am Leben befinden im Lande der Lebendigen wohnen. Die Sprache kann nicht Abstraktes ausdrücken, weil überhaupt der hebräische Volksgeist an der Anschauung haftete; so bezeichnet der Hebräer auch das Innerliche, eine Gemüthsstimmung, eine Gesinnung durch ihre sinnlich wahrnehmbare Aeußerung, den Zorn als ein Schnauben der Nase, die Verzagtheit als Schlaffheit der Arme und Einbrechen der Kniee, statt: ich schweige ehrfurchtsvoll sagt er: ich lege meine Hand auf meinen Mund. Aus demselben Grunde, nämlich dem Bedürfniß der Anschaulichkeit nimmt er zum Gegenstande gern seine Umgebung, seinen Ort oder seine Zeit, er spricht von den Thieren des Feldes, von den Vögeln des Himmels, den Fischen des Meeres, den Wölfen des Abends. So ist die hebräische Sprache von Haus aus poetisch angethan und liefert dem Dichter eine Menge von Ausdrücken und Wendungen, die ihm von selbst den Weg zeigen, wie er seine Gedanken in kraftvoll gefälliger Individualisirung gestalten könne. Um zu sagen, daß das ganze Volk, Reich und Arm, Vornehm und Gering sich freuen solle, singt Debora:

Die ihr auf scheckigen Eselinnen reitet,
Die ihr auf kostbaren Teppichen siget,
Die ihr zu Fuß die Straßen wandelt,
Sinnt auf ein Lied!

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