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Geschichtliche Bestimmung der Psalmen.

genossen David's gewesen seien, nämlich Asaph, Heman, Ethan und die Söhne Korah's. Wie unbegründet aber alle diese Angaben sind, zeigt z. B. Pf. 60, der nach der Ueberschrift die Siege David's verherrlichen soll, während er in Wirklichkeit bitter klagt, daß die Partei des Sängers unterliegen müsse, ferner Pf. 74, der von Asaph, dem Zeitgenossen David's, herrühren soll, aber über die Verwüstung des Tempels klagt! Beide Psalmen gehören zu den allerjüngsten, sie stammen aus der Zeit der Makkabäer. Jene Angaben von Verfassern sind nichts als Vermuthungen, die auf ganz oberflächliche Weise zu Stande kamen, indem man sich, statt durch den allgemeinen Sinn des ganzen Psalms, durch einzelne zufällige Worte leiten ließ. So beginnt z. B. Pf. 127 mit den Worten: wo der Herr nicht das Haus bauet" und Vers 2. heißt es: „der Herr giebt es seinen Geliebten im Schlaf"; dieses lettere erinnerte an 2 Sam. 12, 25., wo Salomo vom Herrn geliebt" genannt wird, der Bau des Hauses erinnerte an den Bau des Tempels, so mußte Salomo der Verfasser des Psalms sein. Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, daß jenen Angaben der Verfasser durchaus kein geschichtlicher Werth zukömmt. Was nun aber die Ueberschriften uns nicht bieten können, das versucht die neuere Bibelforschung durch eigenen Scharfsinn zu Stande zu bringen. Da sich nämlich viele Psalmen unverkennbar auf bestimmte geschichtliche Ereignisse beziehen oder doch einen allgemeinen geschichtlichen Hintergrund oder die persönliche Lage eines Einzelnen durchleuchten lassen, so sucht man durch aufmerksames Verfolgen dieser Spuren die geschichtliche Veranlassung, damit also das Zeitalter des einzelnen Psalms und, wenn möglich, seinen Verfasser ausfindig zu machen. So will Ewald bei den meisten Psalmen zu ganz gesicherten Resultaten gekommen sein, besonders aber ist von Hißig außerordentlich viel Scharfsinn und Kombinationskraft auf diese Frage verwendet worden; Andere verhalten sich zu diesen Untersuchungen und ihren Ergebnissen kühl und skeptisch und in der That wird das Vertrauen zur Lösbarkeit jener Aufgabe nicht gestärkt, wenn man sieht, wie für den nämlichen Psalm (z. B. Pf. 101 und 110) Ewald ebenso bestimmt das davidische Zeitalter, wie Hißig das makkabäische als Abfassungszeit angiebt. Gewiß lassen sich am poetischen Styl ältere von jüngeren, ursprüngliche von nachgeahmten Psalmen unterscheiden, ferner lassen sich aus den geschichtlichen Beziehungen solche Psalmen erkennen, die das Bestehen des Reichs, das Eril, die Zeiten nach dem Eril und endlich die Drangsale und Kämpfe der makkabäischen Zeit voraussehen, aber viele Psalmen enthalten gar keine geschicht

Die Psalmendichtung überhaupt.

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lichen Beziehungen, und vollends, um über den Verfasser Auskunft zu geben, reichen die Anhaltspunkte nicht aus.

Für unsere Kenntniß des hebräischen Volksgeistes und seiner Religiosität sind die Psalmen von unschäßbarem Werth. Was weder die historischen Bücher noch die prophetische Rede uns zeigen können, wie es nämlich dem frommen Israeliten in Freud und Leid innerlich zu Muthe und was Gott in Schicksal und Natur ihm war, das sprechen die Psalmen in vollen mächtigen Klängen und doch zugleich in der einfachen Sprache wahrer Empfindung aus. Ueberhaupt ist ja die gemüthliche Erregbarkeit ein charakteristischer Zug des Hebräers; Alles, was das menschliche Herz zu Angst und Hoffnung, zu Trauer und Freude, zu Haß und Liebe erregen kann, erweist an ihm die erschütterndste Macht; auf der ganzen Tonleiter der Gefühle bewandert, läßt er auch in der Poesie jede Saite mit intensivster Macht erzittern. So spricht sich in den Psalmen eine sehr mannigfaltige Gefühlswelt aus; in herrlichen Tönen offenbart sich die Innigkeit und der begeisterte Schwung des Glaubens und Hoffens, die träumerische Tiefe des Gemüths, die schöne Ruhe der Seele in Gott, aber auch in grellen Akkorden die Klage des Hülflosen, der herzzerreißende Weheruf des Jammers und der Schrei der Leidenschaft, des Hasses gegen den Feind und Bedränger. Auch die allmälige Entwicklung der religiösen Ideen spiegelt sich in den Psalmen ab. So bemerken wir in denjenigen Psalmen, welche das Lob Gottes aus der Natur besingen, deutlich den Fortschritt von naiven Gottesvorstellungen zu reinerer Erkenntniß; in den ältern Psalmen wird Gott unmittelbar in Naturerscheinungen z. B. im Gewitter angeschaut (S. 142 f.), in den jüngern dagegen ist die Unterscheidung Gottes als des Herrn und Schöpfers von der Natur als seinem Werke mit völliger Klarheit durchgeführt und nur noch als poetische Reminiscenzen kehren hier die alten Vorstellungen wieder. (So ist z. B. Ps. 68, 8 eine Reminiscenz aus dem Lied der Debora, Ps. 104, 3 eine solche aus Pf. 18.) Diese Psalmen, welche die Herrlichkeit

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Gottes in den Werken seiner Schöpfung preisen, gehören (mit ähnlichen Stellen im Buche Hiob) zum Schönsten der hebräischen Poesie (Ps. 8. 19. 33, 6-9. 90. 104. 139.); die Eine Stimmung, von der sie getragen sind, ist das kindlich fromme Anstaunen Gottes in seinen Werken, das bald begeistertes Entzücken, bald demüthiges Gefühl der eigenen Schwachheit ist, die doch in Gottes Hand sich geborgen weiß, bald reine, ungetrübte Freude der Naturbetrachtung, bald von einer elegischen Stimmung angehaucht, wenn neben der Ewigkeit und Unveränderlichkeit Gottes die Vergänglichkeit des Menschen das Gemüth des Dichters beschäftigt. Betrachtungen dieser leßtern Art (90. 102, 26 ff. 103, 14 ff.) werden uns namentlich in der erilischen und nacherilischen Zeit begegnen. Stürmischer wogt die Seele des Dichters, wenn er aus den dunkeln Wegen der Völkergeschichte oder aus den Räthseln seines persönlichen Schicksals zu Gott aufblickt, um seinen Rathschluß zu verstehen, wenn Israel die Beute anderer Völker geworden oder der einzelne Fromme von Feinden bedrängt ist und nirgends Gottes Hülfe erscheint. Diese bange Frage nach der Gerechtigkeit und Weltregierung Gottes ist der Gegenstand vieler Fleh- und Klagepsalmen und wird auch grundsäßlich in mehr didaktisch gehaltenen Liedern erörtert. (Ps. 1. 37. 49. 73.) So leidenschaftlich viele dieser Psalmen sind, so schön und weihevoll wird in manchem die Stimmung gegen das Ende hin, es legen sich die wilden Wellen und es steigt der Friede des versöhnten Herzens auf, das Gott wieder gefunden hat und im tiefsten Leid auf ihn vertraut. (Ps. 22. 42-43. 73.) Ferner enthält die Psalmensammlung reine Lob- und Danklieder, die sich entweder auf bestimmte geschichtliche Ereig= nisse beziehen (Ps. 46. 47. 48.) oder ohne äußere Veranlassung nur für den Tempelkultus gedichtet wurden, endlich Lieder von ruhig betrachtender Art, in denen allgemeine religiöse und moralische Wahrheiten gelehrt werden, unter andern auch die, daß Ceremonien- und Opferdienst vor Gott nichts gelte, sondern daß der wahre Gottesdienst in Recht

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schaffenheit, Bruderliebe und demüthiger Selbsterkenntniß bestehe. (15. 40. 50. 51. 133.) Allerdings weist die Psalmenfammlung neben dem Goldstrom wahrer Lyrik auch Sand und Schlacken auf, breite Anhäufungen bedeutungsloser Sprüche (119) oder ästhetisch und moralisch häßliche Flüche und Verwünschungen (109 und der Schluß des sonst so schönen 137), aber die Sammlung als Ganzes übertrifft an ursprünglicher Kraft und Innigkeit des Gefühls Alles, was das Alterthum und die neuere Zeit in religiöser Lyrik geleistet haben.

Salomo und die Spruch dichtung.

Was David für die religiöse Lyrik war, Förderer, später Repräsentant, noch später alleiniger Schöpfer, das wurde Salomo für die Spruchweisheit. Wie schon vor David das religiöse Lied gepflegt worden war, so auch schon lange vor Salomo die Spruchdichtung; bedeutsame Spuren derselben find uns bisher schon mehrfach begegnet: der Segen Jakob's, die Fabel Jotam's, die Räthsel Simson's, die Parabel Nathan's und auch eigentliche Volkssprüchwörter. Zur Fabelund Parabeldichtung bedarf es eines geweckten Kopfes, dagegen arbeitet der Volkswiß beständig an Räthseln, Sprüchen und Wortspielen. Nicht bloß der Orientale, sondern überhaupt der einfacher geschulte Mensch, wie bei uns die Landbevölkerung, liebt in der Unterhaltung die spielende Andeutung, in Ernst und Scherz den versteckten kurzen Dolch, den neckischen Gedankensprung und nicht weniger die beschauliche Sentenz, die in der knappen Form des Spruchs eine allgemein gültige Wahrheit vorträgt. Durch solche mit sentenziösem Wiß gewürzte Unterhaltung mag Salomo sich ausgezeichnet haben, als Schüler des Parabeldichters Nathan mag ihm auch mancher gute, kunstvoll zugespizte Spruch gelungen sein; der Ueberlieferung zufolge muß er ferner die Kunst des Räthsels gepflegt, endlich als König und Richter Menschenkenntniß und praktischen Scharfsinn bewährt haben, kurz:

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eines geistreichen Vaters geistreicher Sohn gewesen sein; dieß war seine „Weisheit“, mit welcher er die Königin von Saba entzückte und seine Unterthanen zur Bewunderung hinriß. (S. 132). Noch mehr aber stund er in den Augen späterer Jahrhunderte durch die Pracht seiner Regierung, durch den Ophirhandel, durch den Tempelbau in einem idealen Glanze, so daß alle Weisheit Israel's ihm zugelegt wurde; noch später wurde auch „geheime“ Weisheit, d. h. Zauberkunft bei ihm vorausgeseßt, er sollte die Sprache der Vögel verstanden, böse Geister gebändigt und Zauberbücher (den Schlüssel Salomonis) verfaßt haben.

Was nun die nach ihm benannte Spruchsammlung, „die Sprüche Salomo's" anbetrifft, so zeigt schon ein flüchtiges Durchlesen derselben, daß hier mehrere Spruchsammlungen zusammengestellt sind. Sehr deutlich heben sich die einzelnen Abschnitte durch ihre Ueberschriften oder EinLeitungen (1, 1. 10, 1. 22, 17. 24, 26. 25, 1. u. A.), sowie durch eine ganz verschiedene stylistische Haltung von einander ab und zeigen uns die Spruchdichtung in ihrer Entwicklung von der alten, etwas steifen und monotonen Einfachheit zu kunstvollerem, lebendigen Vortrag. Der älteste Theil ist der Abschnitt Kap. 10 bis 22, 16. Ohne allen Zusammenhang ist hier Spruch an Spruch gereiht, jeder zweigliedrig in strengem Parallelismus durchgeführt, jede Zeile besteht, was freilich im Deutschen nicht wiederzugeben ist, aus drei oder vier Wörtern und ist meistens ohne verbindende Partikeln in der Form der Antithese oder der Vergleichung neben die andere gestellt. Der Inhalt ist praktische Lebensweisheit, oft nüchtern und hausbacken, aber tüchtig, wahr und redlich; die Sprüche ermahnen zur Arbeit, Treue, Gerechtigkeit, Genügsamkeit, Selbstbeherrschung, häuslicher Eintracht und strenger Kinderzucht; dabei gehen sie von der Voraussetzung aus, daß Tugend und Laster unfehlbar ihre Vergeltung auf Erden erhalten und erheben sich deßhalb nicht immer zu den reinsten sittlichen Motiven: der Rechtschaffene heißt der Kluge, Verständige, sein Gegentheil ist

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