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der Thor. Doch giebt es in dieser ältesten Sammlung viele Sprüche, die für alle Zeiten werthvoll sind.

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Der Faule spricht: ein Löwe ist draußen,
Auf der Straße könnt' ich erwürgt werden.

22, 13.
Besser der Großmüthige als der Kriegsheld,
Besser sich selbst bezwingen, als Städte erobern.

Besser ein Gericht Kraut mit Liebe,
Als ein gemästeter Ochse mit Haß.

15, 17.

Lieber figen auf der Ecke des Daches,
Als bei zänkischem Weib im Hause.

21, 9.

16. 32.

Goldener Ring in der Nase des Schweines:
Schönes Weib ohne Verstand.

11,

22.

Thorheit, festgefettet an's Herz des Knaben,
Der Stock der Züchtigung entfernt sie daraus.

22, 16.

Diese älteste Sammlung trägt die Ueberschrift „Sprüche Salomo's", aber was wir von den Davidischen Psalmen sagten, gilt auch hier: es ist nicht unmöglich, daß der und jener Spruch von Salomo herrührt, aber von keinem einzigen läßt sich ein solcher Ursprung nachweisen, im Gegentheil ist bei den allermeisten Sprüchen aus ihrem volksthümlichen Inhalt leicht ersichtlich, daß sie nicht von einem Könige stammen, daß ihr Ursprung überhaupt nicht am Hofe oder in den vornehmern Volksklassen, sondern im schlichten Bürgerstande zu suchen ist.

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Jüngere Spruchsammlungen.

Eine zweite Sammlung umfaßt Kap. 25 bis 29; sie trägt die Ueberschrift: „auch dieß sind Sprüche Salomo's, welche die Männer Hiskia's, des Königs von Juda zusammentrugen." Nach Inhalt und Form ist diese Sammlung der ersten ähnlich, nur daß der Parallelismus der Glieder hier schon etwas freier gehandhabt wird und die Diktion bisweilen lebendiger in Fluß geräth, z. B. 27, 23-27. Wohl mit Recht schließt man aus diesem Umstande auf jüngeres Alter dieser Sprüche. Entschieden späten Ursprungs sind alle andern Bestandtheile unseres Buches, nämlich der erste Theil Kap. 1 bis 9 mit seiner schön und lebendig durchgeführten Personifikation der Weisheit, ferner das zwischen die zwei Hauptsammlungen eingeschobene Stück 22, 17 bis Kap. 24, „Worte der Weisen“, endlich der Schluß des Buchs, Kap. 30 und 31, mit dem schönen Lob der guten Hausfrau (31, 10-31). Auf alle diese zum Theil sehr anmuthigen und feinen Produkte hebräischer Lehrdichtung werden wir später zurückkommen, da an dieser Stelle höchstens eine Besprechung der ältesten Sammlung geeignet war.

Wenn es von Salomo 1 Kön. 11, 3 (zwar offenbar mit sagenhafter Uebertreibung) heißt, er habe 700 Fürstinnen und 300 Nebenfrauen gehabt, so wird dagegen in den „Sprüchen Salomo's" und zwar in den ältern wie in den jüngern Bestandtheilen vor Vielweiberei gewarnt und mit dringlichem Ernste die Monogamie empfohlen, und wenn das ganze Buch mit dem Lob der guten Hausfrau schließt, so gewinnen wir aus dieser schönen Schilderung den Eindruck, daß die sittliche Auffassung der Ehe und die würdige Stellung der Frau als Gattin und Mutter schließlich siegreich durchgedrungen sei. Es ist aber kulturhistorisch von hohem Interesse, zu sehen, wie früh schon der Unterschied zwischen der eitlen Ueppigkeit salomonischer Vielweiberei und der reinen ehelichen oder bräutlichen Liebe sich dem hebräischen Volksbewußtsein aufdrängte; ist nämlich, wie gesagt, schon in der ältesten Spruchsammlung davon die Rede, so noch deutlicher in einem andern poetischen Produkte

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dieser Zeit, das merkwürdig genug auch dem König Salomo zugeschrieben wurde, wiewohl er mitsammt seinem ganzen Frauenstaate darin verspottet wird. Es ist dieß

das Hohelied.

Folgen wir der Mehrzahl der Ausleger, so ist dasselbe die dramatische Darstellung der treuen Liebe zwischen Bräutigam und Braut. Sulamit, ein Landmädchen aus dem Norden Kanaan's, ist an einen Hirten verlobt, der zur Sommerszeit auf den Alpen des Hermon wohnt und sich fröhlich durch das Revier der Löwen und Panther hinunter wagt, um im Thal seine Braut zu besuchen. Auch Salomo pflegt die heiße Jahreszeit auf den Höhen des Libanon zuzubringen; auf der Reise dorthin sieht er das Mädchen, das in harmloser Fröhlichkeit unter Nußbäumen tanzt. Von den Trabanten des Königs eingefangen, soll nun Sulamit die Zahl seiner Frauen vermehren (hier werden nur 60 Fürftinnen und 80 Nebenfrauen angegeben); doch allen Lockungen widersteht sie, wachend und träumend denkt sie an ihren Hirten, so daß Salomo sie endlich entlassen muß. Die heitere Schlußscene zeigt das getrennte Paar in der Heimat wieder vereinigt. So ansprechend aber diese Auffassung des Hohenliedes als eines dramatischen Idylls oder Singspiels, so wenig ist sie über allen Zweifel erhaben. Da sich nämlich im Terte weder über die redenden Personen, noch über den Zusammenhang der einzelnen Scenen, noch über den Wechsel des Drts irgendwelche Andeutungen finden, so kann die Einheit einer dramatischen Handlung nur durch die Kunst des Auslegers hergestellt werden. Nur da und dort hat der einfache Leser den Eindruck von Wechselreden und einer ihnen ju Grunde liegenden, bestimmten Situation, im Uebrigen aber erscheint ihm das Ganze als eine Sammlung einzelner Lieder, die unter sich nichts Gemeinsames haben, als den Gegenstand: die Liebe unter den Geschlechtern. So geht denn eine andere Auffassung des Hohenliedes dahin, daß es

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Das Hohelied und die Monogamie.

lediglich eine Sammlung von Liebesliedern sei und daß aller dramatische Zusammenhang, den man darin habe finden wollen, nur künstlich hineingelegt worden und eigentlich gar nicht vorhanden sei. Aber an der höhern, kulturgeschichtlichen Bedeutung des Buches ändert diese Ansicht nichts; mag es nun eine dramatisirte Idylle oder eine bloße Liedersammlung sein, in beiden Fällen erscheint hier das Verhältniß der Geschlechter edler aufgefaßt, als man es auf orientalischem Boden und in so hohem Alterthum erwarten dürfte. In bewußtem Gegensatz gegen die salomonische Viclweiberei kömmt hier eine Liebe zum Ausdruck, die zwar nicht ohne leidenschaftliche Gluth, doch auf rein persönlicher Zuneigung beruht und in dem Einen Gegenstand der Liebe sich voll befriedigt fühlt, die deßhalb auch durch keine Verlockungen sich beirren läßt und so die Bürgschaft bleibender Treue in sich trägt. Besonders schön spricht sich diese edle und reine Auffassung der Liebe in folgenden Worten aus:

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Durch eine Menge von geographischen Anspielungen verräth sich der Norden Palästina's als die Heimat des Hohenliedes und wenn wir unter Vorausseßung seiner Einheit nach seinem Zeitalter fragen, so bietet die Erwähnung der Stadt Tirza (6, 4.), die als schönste Stadt neben Jerusalem gestellt wird, einen Anhaltspunkt. Tirza war nämlich nur ein halbes Jahrhundert lang nach Salomo (unter dem ersten und zweiten Könighaus, vrgl. S. 140) die Residenz

Der politische Gedanke des Hohenliedes.

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der Könige Israel's; wenn nun das Lied innerhalb dieses Zeitraums, also nicht lange nach der Trennung des Reichs, entstund, so bietet sich von selbst die weitere Annahme dar, daß in der Verspottung des weiberliebenden Salomo auch ein politischer Gedanke zum Ausdruck have kommen sollen, daß nämlich in der Schilderung des entarteten Hoflebens von Jerusalem eine Rechtfertigung des Abfalls der zehn Stämme vom Dichter bezweckt und vom Volke auch verstanden worden sei. So spricht Ewald sogar die Vermuthung aus, daß das Hohelied an einem Volksfeste, an welchem das Zehnstämmereich seine Befreiung vom judäischen Königshause gefeiert habe, zur Aufführung gekommen sei. (Nur noch als geschichtliches Kuriosum erwähnungswerth ist die allegorische Auslegung, nach welcher es sich hier um die Liebe zwischen Jehova und seinem Volke oder zwischen Christus und seiner Kirche handeln würde.)

IV. Die Beit Elia's und Elisa's.

Das nördliche Reich, in dem die Idylle des Hohenliedes spielt, wurde am Ende des zehnten Jahrhunderts der Schauplay schwerer Erschütterungen, die im Verlauf des neunten sich noch leidenschaftlicher steigerten und deren Schläge sich auch in das südliche Reich fortpflanzten. Das Zeitalter der Propheten Elia und Elisa bedeutet einen Kampf um Baal und Jehova, gewaltthätig und blutig, wie er weder vorher noch nachher jemals geführt wurde. Wir nehmen den Faden der Erzählung wieder auf, wo wir ihn S. 141 gelassen. Im Norden regierte das dritte Königshaus (Omri), das sich von vornherein durch politische Umsicht auszeichnete, indem es die bisherige Rivalität gegenüber dem südlichen Reich aufgab und mit ihm in ein freundschaftliches Bündniß trat. Der zweite König dieses Hauses war Ahab, für den Verfasser der Bücher der Könige ein Gegenstand des Abscheu's, in Wahrheit durchaus kein schlechter Regent; nach seinen Neigungen erinnert er an Salomo, wie dieser unterhielt er

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