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Elisa's und Jehu's blutige Wege.

ihm folgte sein Bruder Joram. Der Jehovadienst blieb unangetastet, der König selbst war ihm so redlich zugethan, daß er die Baalssäulen, die sein Vater errichtet hatte, wegschaffte, und man sieht nicht ein, welchen Grund zur Unzufriedenheit er persönlich den Theokraten gab, aber freilich die Mutter Isebel lebte noch und übte ihre Frömmigkeit stetsfort nach ihrer Weise und das ganze Haus, das seiner Zeit den Abfall verursacht hatte, muß den Propheten ein Dorn im Auge gewesen sein. So benüßte denn Elisa den Augenblick, in welchem Joram sein gegen die Syrer kämpfendes Heer verlassen hatte, um in Jesreel ein Wunde heilen zu lassen. Den Oberbefehl über das Heer führte jezt Jehu, ein Mann, wie ihn Elisa brauchte, zum Morden fröhlich aufgelegt, wild und tückisch. Diesen Tiger hezte Elisa gegen das Königshaus und derselbe erfüllte die Erwartungen, die man auf ihn geseht hatte. Mit eigener Hand erschoß er den König, die Isebel ließ er aus dem Fenster stürzen und fuhr über ihren Leichnam hin, auch den König von Juda, der auf Besuch anwesend war, und vierzig seiner Brüder ließ er morden; in Samaria wohnten 70 Söhne und Vettern Ahab's, ihre Köpfe bestellte er nach Jesreel, thürmte sie dort in zwei Haufen auf und zeigte sie mit grinsender Henkerlust dem Volke; jest zog er selbst nach Samaria und lud alle Verehrer Baal's in den dortigen Tempel zu einem Opferfest, aber das Opfer waren die Gäste, von denen Keiner dem Schwert entrann.

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Im Reiche Israel war die Blutarbeit vollendet, aber ihre Nachwirkungen mußte auch Juda fühlen, dessen Königshaus mit dem nördlichen verschwägert war. (Ahab hatte seine und der Jsebel Tochter Athalja an den König von Juda verheirathet; ein Sohn dieser Ehe war der von Jehu getödtete Ahasja.) Mit der Ermordung Ahasja's und seiner Brüder mochte Jehu den Plan verbinden, auch im südlichen Reiche die Rolle des Rächers zu übernehmen und die Herrschaft an sich zu reißen; aber die Königin-Mutter Athalja ergriff rasch entschlossen die Zügel der Regierung. Um ihrer

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Sache gewiß zu sein, seßte sie Jehu's Blutwerk ført und vertilgte das ganze königliche Geschlecht; doch der einjährige Sohn des gefallenen Königs, Joas, wurde gerettet und unter der Aufsicht des Hohepriesters Jojada heimlich im Tempel auferzogen. Sechs Jahre behauptete Athalja die Herrschaft in Jerusalem und begünstigte wie ihre Mutter Isebel den Dienst des Baal und der Aschera. Da ergriffen die Jehovadiener dasselbe Mittel, das Israel von Baal befreit hatte: einer von Jojada geschickt geleiteten Verschwörung fiel die Königin zum Opfer, die Tempelwache erschlug sie, und Joas, der Priesterzögling, bestieg den Thron.

Nun regierten in Israel und Juda rechtgläubige, durch Propheten und Priester erhobene Jehovadiener, an beiden Orten war die Ueberwindung Baal's mit Blut besiegelt, und nach theokratischer Anschauung hätten nun auch beide Reiche den Lohn ihrer Anstrengungen empfangen, d. h. im Kriege gegen die Nachbarn die mächtige Hülfe Jehova's erfahren sollen; aber das Gegentheil war der Fall. Die Regierung Jehu's und Joas' war eine Zeit tiefster Schwäche und Erniedrigung. Hasael, der sich durch Königsmord auf den Thron von Damaskus geschwungen hatte, eroberte das ganze Oftjordanland, wüthete daselbst furchtbar mit Feuer und Schwert und gab alle jene Grausamkeiten, welche einst David in diesen Gegenden verübt hatte, reichlich zurück; Jehu war völlig ohnmächtig gegen ihn. Hafael drang sogar bis in die philistäische Küstenebene vor, muß also ganz Israel zur Unterwerfung gebracht haben, und erschreckte durch die Eroberung von Gath den König von Juda dermaßen, daß er ihm alles im Pallast und im Tempel aufzubringende Gold und Silber schickte. Wie viel diese unerwartete Unglückszeit den Theokraten zu denken gab, geht aus ihrer Bemühung hervor, die Thronbesteigung Hafael's und seine siegreiche Kriegführung als Willen Jehova's darzustellen und sowohl Elia als Elisa damit in Verbindung zu bringen (1 Kön. 19, 15. 17. 2 Kön. 8, 12.); in Wirklichkeit hatte gewiß weder der Eine noch der Andre mit dem Thronwechsel in Damas

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Berfall des Prophetenthums.

kus etwas zu thun. Anders aber konnte sich der religiöse Glaube nicht beruhigen, als durch die Annahme, daß diese schwere Leidenszeit durch Jehova selbst herbeigeführt, in seiner Hand eine gerechte Strafe und ein Zuchtmittel gewesen sei, um sein Volk zu läutern und von allen Göttern weg zu ihm zu bekehren. Welche Früchte diese Betrachtungen zeitigen halfen, wird uns der nächste Abschnitt zeigen.

Wir können aber von der Zeit Elia's und Elisa's nicht Abschied nehmen, ohne noch einmal auf das damalige Prophetenthum überhaupt und auf seine beiden Hauptgestalten zurückzuschauen. Im Allgemeinen erweckt dasselbe keinen besonders günstigen Eindruck. Zwar an Zahl seiner Mitglieder muß es bedeutend zugenommen haben; wo wir Propheten antreffen, zählen sie immer nach Hunderten. Der erwähnte Hofbeamte Obadja verbirgt zur Zeit der Verfolgung 100 in zwei Höhlen, später erscheinen 400 vor Ahab, um ihm einen glücklichen Kriegszug zu verheißen, und in der Erzählung von Elia's Himmelfahrt werden einzig auf der kurzen Strecke von Bethel nach Jericho zwei Prophetenschulen mit sehr starker Mitgliederzahl genannt, denn die dort erwähnten 50 stellen offenbar nur einen kleinen Bruchtheil vor. Aber eben diese stark anwachsende Zahl erweckt von vornherein keine günstigen Erwartungen; für einen wahren Propheten find so hervorragende Geistes- und Herzenstugenden erforderlich, daß der ganze Stand unter dem Herandrängen großer Schaaren nur Schaden leiden konnte. So spricht es denn sowohl der „Prophetenspiegel" als der Verfasser der Königsbücher ausdrücklich aus, daß sich damals viele Unberufene und Unwürdige dem Prophetenstande angeschlossen haben; ohne Beschönigung wird erzählt, daß zur Zeit der Verfol= gung von all' jenen Hunderten nur der eine Elia den Kampf gegen Baal fortzuführen gewagt, daß dann nach erfolgter Versöhnung 400 Propheten, vom Geiste lügnerischer Schmeichelei erfüllt, dem Könige zum Gefallen geweissagt haben, und von dem Prophetenschüler Gehasi, der Elisa am nächsten stand, wird erzählt, wie er sich durch Habsucht auf krumme

Das Prophetenthum in Mißkredit.

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Wege verleiten ließ. Diesem offenbaren Verfall des Prophetenthums entspricht die Geringschäßung, mit der man in gewissen Kreisen über dasselbe urtheilte; als nämlich ein Schüler Elisa's zu Jehu gekommen war, um ihn zum Könige zu salben, fragten ihn seine Offiziere, was dieser „Verrückte" gewollt habe. (2 Kön. 9, 11.)

Besonders aber brachte sich das Provhetenthum dieser Zeit durch sein anspruchvolles und gewaltthätiges Wesen in Mißkredit. In dem zuversichtlichen Glauben, daß Gott durch sie rede und handle, griffen die Propheten, wenn das religiöse Interesse es zu verlangen schien, auch in staatliche Dinge ein, verlangten diese oder jene Maßregel, und wenn kein andres Mittel helfen wollte, schreckten sie auch vor blutiger Gewaltthat nicht zurück. Es waren dieß auf die Dauer durchaus unleidliche Zustände; namentlich schlug die Thronumwälzung, welche Elisa veranlaßt hatte, dem Reiche tiefe Wunden und die erwähnte Wehrlosigkeit zur Zeit Jehu's brachte an den Tag, wie wenig solche gewaltsame Erschütterungen zur Hebung der Volkskraft dienten. Nun wissen wir zwar nicht, wie weit Jehu's blutige Wege Elisa's Billigung fanden, doch ist klar, daß Elisa Jehu's Wildheit kannte und ihn eben um seiner Tigernatur willen für ein taugliches Werkzeug ansah, und wer den Stein in's Rollen bringt, trägt natürlich die Schuld für die Folgen. So sehr Elisa in der Wundersage von einem väterlich freundlichen Geiste erfüllt erscheint und eine Menge hülfreicher Thaten ihm zugeschrieben werden (2 Kön. 4.), so muß doch sein gewaltthätiges Eingreifen in das Staatsleben nicht am wenigsten dazu beigetragen haben, dem Prophetenthum die Sympathien des Volks zu entziehen und Unwillen, Spott und Haß gegen dasselbe aufzuregen. Die Hauptsache hatte zwar dieses ältere Prophetenthum gewonnen, nämlich den Jehovadienst gerettet, sich selbst aber hatte es unmöglich gemacht; auf der betretenen Bahn konnte es nicht länger fortschreiten, es mußte entweder vom Schauplaß der Geschichte abtreten oder sich

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völlig umgestalten. Das achte Jahrhundert, dem wir nun entgegengehen, sagt uns, daß das Leztere geschah.

Unstreitig aber ragt aus diesem ältern Prophetenthum Elia als eine außerordentlich großartige Gestalt empor. Auch er zwar scheute vor einem Blutbad nicht zurück, aber mit persönlicher Hingebung, unter hundert Gefahren, mit riesenhafter Anstrengung hatte er durch die Gewalt seines Wortes, durch die Stahlhärte seines Charakters gewirkt, während Elisa, ohne ein persönliches Opfer zu bringen, alle feine Pläne auf die zwei Räder von Jehu's Ehrgeiz und Wildheit sezte und diesen Schicksalswagen die schiefe Ebene hinunterdonnern ließ. Auch Elia kann auf uns den Eindruck eines Fanatikers machen, aber damit ist noch kein Urtheil über den Mann gefällt. Der Fanatismus ist nicht immer im Unrecht; es giebt Verwicklungen, die sich nur durch das Schwert lösen lassen, Situationen, denen eine feinfühlige Natur nie Meister wird, die vielmehr einen Mann erfordern, der keine andre Rücksicht kennt, als seinen Grundsaß und sein Ziel. In solch' einer Lage befand sich Elia gegenüber Ahab und Isebel und nichts anderes hatte er im Auge, als das Recht seines Volkes auf die wahre Religion.

Eine höchst eigenthümliche Parallele zu diesen Kämpfen bildet in der Geschichte des Christenthums die Reformation in England und Schottland. Zwar ist es nur eine äußerliche Aehnlichkeit, wenn an der Stelle des Königsmörders Jehu hier Cromwell steht; mehr innere Verwandtschaft zeigt sich schon zwischen Jebel und Maria Stuart, indem Beide aus der üppigen Weichheit eines großstädtischen Hoflebens in einfachere, wohl auch rohere Verhältnisse übersiedelten, mit den Jugenderinnerungen an sinnenberauschende Pracht des Kultus sich im neuen Lande einer ernsten, schmucklosen Religion gegenüber befanden, zu der sie kein Herz fassen konnten, und ihr Leben lang von gewalts thätigen Männern bedrängt, schließlich den religiösen Gegensätzen zum Opfer fielen.

Ganz besonders auffallend und für die Beurtheilung solcher Hünengestalten von nicht geringem Werth ist die Parallele zwischen Elia und John Knox. Wirklich, was fehlt dem schottischen Reformator am Bilde des alten Baalüberwinders? Gemeinsam

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