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griechische Prometheussage, sondern auch die verwandte persische durch reineren religiösen Sinn, durch Gedankenreichthum und fittlichen Ernst, wie auch durch seine Kunst psychologischer Darstellung.

Das Nächste, was unserm Geschichtsbuch angehört, ist die Erzählung von Noah und der großen Fluth. (Kap. 6 bis 9.) Aehnliche Sagen von einer allgemeinen Ueberschwemmung, die den Menschen verderblich geworden, finden sich fast auf der ganzen Erde, aber fälschlich wird hieraus der Schluß gezogen, daß wirklich einmal in der historischen Zeit auf der ganzen Erde das Wasser über die höchsten Berge emporgestiegen und von der ganzen Menschheit Niemand als Noah und seine Familie gerettet worden sei. Woher sollte das Wasser gekommen und wohin wieder abgeflossen sein? Vielmehr ist an verschiedene lokale Ueberschwemmungen zu denken, von denen auch zu solchen Völkern Kunde kam, welche sie nicht selbst erlebt hatten. Man kann an die großen Schnee- und Gletscherabschmelzungen am Ende der Eiszeit denken, welche die in ihrem Bereich gelegenen Länder mit ihren Fluthen überdeckten, oder aber man kann die geschichtliche Grundlage noch mehr lokalisiren und sie im jährlichen Austreten großer Ströme wieder erkennen, wonach also die Fluthsage nur eine gesteigerte und zugleich in sittliche Ideen hinüberspielende Copie dieses regelmäßig wiederkehrenden Naturereignisses wäre. Wie die Erde dürre wird, die Natur sich verschlechtert und erstirbt, dann die Ströme sowohl zerstörend als befruchtend über ihre Ufer treten, so entartet die Menschheit, wird durch ein großes Gottesgericht hinweggeschwemmt und es tritt eine Erneuerung und Verjüngung des menschlichen Geschlechtes ein. In der That ist mit den meisten Fluthsagen dieser Gedanke einer nothwendig gewordenen Reinigung und Erneuerung der Menschheit verbunden.

Der Ausdruck: Sündfluth entstund aus Sintflut, d. h. große, allgemeine Fluth und kam erst nach Luther's Bibelübersehung auf, in welcher ursprünglich das richtige Wort Sintflut

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stund. Die Erzählung, die Kap. 6 bis 8 wie ein einheitliches Ganzes dasteht, legt sich bei genauerer Betrachtung in zwei selbstständige Darstellungen auseinander, von denen die eine dem jezt in Rede stehenden, die andere einem jüngern Geschichtswerk angehört. Wer sich die Mühe nehmen will, die nachbenannten Stellen hinter einander zu lesen, wird eine lückenlose, zusammenhängende Erzählung finden und eine zweite, in Einzelnheiten abweichende, aber ebenso vollständige, wenn er die übrigen Verse an einander reiht. Nämlich dem jüngern Geschichtswerk gehören an: VI, 9-22. VII, 6. 11. 13-16, 18-22. 24. VIII, 1-5. 14-19. Abgesehen von andern unwesentlichen Differenzen bes trifft die Abweichung zwischen diesen zwei Berichten den Anfang und die Zeitdauer der Fluth. Nicht zufällig ist es, wie wir bei der Besprechung des jüngeren Geschichtswerkes sehen werden, daß dieses den Anfang der Ueberschwemmung in den Frühling segt, dagegen unser älteres in den Herbst. Die Dauer giebt jenes auf ein Jahr, dieses auf zwei Monate an.

Merkwürdig ist ferner, womit der Erzähler die Sündfluth motivirt. Göttersöhne, sagt er, haben sich irdische Weiber genommen und ein ruchloses, gewaltthätiges Geschlecht erzeugt, das durch Gott habe vertilgt werden müssen. Es ist dieß ein unver ändert gebliebenes Stück Mythologie, das an die griechischen Himmelsstürmer und an die indischen Giganten erinnert, von denen ebenfalls Einer, der die Vedas geraubt, die große Fluth veranlaßte.

Wenn schließlich Noah als Begründer des Weinbaues dargestellt wird, so entspricht dieß der mehrfach besprochenen Vor liebe unseres Erzählers für Erwähnung solcher Fortschritte menschlicher Kultur, aber auch hier liegen mythische Nachklänge zu Grunde. Wenn nämlich Noah der Stammvater einer neuen, besser gearteten Menschheit (der Name Noah bedeutet wahrschein lich neu, frisch) und zugleich der erste Weinbauer ist, so erinnert dieß an den griechischen Dionysos, der auch von Asien her den Weinstock brachte und als der geistige Erneuerer der Menschheit, als Beförderer der Kultur und edler Lebenssitte galt.

Von Noah's drei Söhnen, Sem, Ham und Japhet leitet nun der Erzähler sämmtliche Völker der Erde ab, oder vielmehr in umgekehrter Gedankenreihe: er führt nach der damals gebräuchlichen Eintheilung der Menschheit in nördliche, mittlere und südliche Völker diese drei Gruppen auf drei Söhne Noah's zurück. Als die Nachkommenschaft

Der Thurmbau zu Babel.

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Japhet's gilt ihm die Völkerzone vom nördlichen Iran zum schwarzen Meer nach Europa hinüber, die meisten Völker Vorderasien's, unter ihnen auch die Hebräer, führt er auf Sem, die Bewohner des südlichen Asien's und Afrika's auf Ham zurück; zu dieser leztern Gruppe zählt er auch die Kananiter und verräth seine Antipathie gegen diese, indem er dem Vater Noah zwar einen Segen für Japhet und Sem, dagegen eine Verfluchung von Ham's Sohn, Kanaan, in den Mund legt: Gott segne Japhet und wohne bei Sem, aber verflucht sei Kanaan, ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern. Dieses Urtheil wird durch eine Impietät motivirt, welche Ham gegen Noah begangen habe.

Ueber die Trennung der neuen noachischen Menschheit in verschiedene Völker soll die Sage vom Thurmbau zu Babel (11, 1-9) Auskunft geben. Das Vorhaben, einen Thurm zu bauen, dessen Spize in den Himmel reiche, habe wegen seiner Verwegenheit Gottes Mißfallen erregt; er sei deßhalb zur Erde herabgestiegen und habe die Sprache der Menschen verwirrt, so daß sie sich nicht mehr verständigen gekonnt und sich als verschiedenartig sprechende Völker von einander getrennt haben. Zur Bildung dieser Sage wirkten verschiedene Umstände zusammen. Zunächst geht durch das ganze Alterthum der Gedanke, daß die Vielheit der Sprachen ein Uebel sei, das als Strafe des Uebermuths über die Menschen verhängt worden und auch für die Zukunft den Zweck habe, hochfahrende Pläne der Menschheit zu verhindern, indem das Zusammenwirken der Völker dadurch unmöglich gemacht sei. Daß aber die hebräische Sage diese Sprachverwirrung gerade nach Babel verlegte, rührt daher, daß dieses Wort mit einer kleinen Veränderung im Hebräischen wirklich „Verwirrung" bedeutet, jedoch ist der richtige Sinn des Wortes durch diese Deutung verfehlt, da der Stadtname vielmehr vom Gotte Bel herrührte. Zur Ehre dieses Gottes stund in der Nähe der Stadt ein alter, thurmähnlicher Tempel, dessen plumpe, schwerfällige Form den Eindruck machte, als ob der Bau unvollendet wäre. Fragte man nun nach der

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Die Sagen über die Nachbarstämme.

Ursache, welche den Ausbau verhindert habe, so gab die erwähnte Deutung des Stadtnamens die Antwort, eine Verwirrung sei eingetreten, und der Gedanke, daß die Sprachverschiedenheit eine Strafe menschlichen Uebermuthes sei, gab schließlich der Sage Anfang und Ende.

Die Erzväter.

In der Geschichte der Erzväter orientirte sich der Ifraelit zunächst über eine Reihe nationaler Verwandtschaftsverhältnisse. Die zwölf Stämme des eigenen Volkes schaute er als Söhne Eines Vaters, Jakob's, aber verschiedener Mütter an und sprach darin die richtige geschichtliche Erinnerung aus, daß der Ursprung der einzelnen Stämme eben doch nicht ein und derselbe sei. (Vrgl. S. 76.)

Blickte er sich unter den Nachbarländern um, so wußte er sich durch alte Bande am meisten mit den Edomitern verknüpft; darum erscheint ihr Stammvater Esau als Zwillingsbruder Jakob's und zwar als der Erstgeborne, weil Edom seine Stammsize schon zu jener Zeit inne hatte, als Israel die seinigen erst noch suchte. Wie aber Israel an Macht und geistiger Kultur Edom bald überholte, so mußte auch schon Jakob seinen Bruder um das Erstgeburtsrecht und den väterlichen Segen überlistet haben. Auch der Charakter der beiden Völker spiegelt sich an den Brüdern ab: dort der leichtblütige, aber treuherzige, biedere Jäger, der auf dem Gebirge Seir schweift, hier der ängstliche, vorsichtige, klug berechnende Hirte und Ackerbauer Kanaan's.

Entfernter stunden die Araberstämme Ismael und Midian; deßhalb wird ihr Ursprung weiter zurückverlegt und von Nebenfrauen Abraham's abgeleitet. Auch der Charakter des Ismaeliten wird in der Geburts- und Kindheitsgeschichte ihres Stammvaters gezeichnet. Er ist der freie Sohn der Wüste, der ebenso ihre Gefahren und Schrecknisse wie die Wege der Rettung kennt, dabei ein

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wilder Krieger, seine Hand gegen Alle und Aller Hand gegen ihn. 1 Mos. 16, 11 f. 21, 9 ff.

Auch die Stämme Moab und Ammon waren mit Israel verwandt und werden von Lot, einem Neffen Abraham's abgeleitet, aber blutige Kriege hatten schon seit der Richterzeit den Nationalhaß geweckt und lebendig erhalten. Auch mag bei diesen Stämmen die den Israeliten anstößige Sitte geherrscht haben, in nahen Verwandtschaftsgraden sich zu verehelichen. Beides wirkte zusammen, um den Ursprung dieser Völker mit dem Makel zu belasten, ihre Väter seien in Blutschande erzeugt worden. 1 Mos. 19.

Wie sich nun im Bilde Esau's, Ismael's u. s. w. das Urtheil der Hebräer über ihre stammverwandten Nachbarn ausspricht, so ist auch das Bild der eigenen Väter nach dem gezeichnet, was der theokratisch gesinnte Israelit als das wahre Wesen seines Volkes erkannte. Aus dem, was das Volk bisher schon geworden, aus dem, was es noch werden. soll, schließt man auf den Anfang zurück, aus der Blüthe und Frucht auf den Keim, und die Phantasie entwirft nun das Bild des Anfangs als eine Weissagung auf die Vollendung. Nicht etwas Willkürliches soll ersonnen werden oder etwas für wahr ausgegeben, an das der Urheber selbst nicht glaubt, vielmehr ist dieser überzeugt, einen ursprünglichen Hergang errathen, eine Lücke ausgefüllt, das Rechte getroffen zu haben. Eben darum haben diese Phantasiegebilde auch einen historischen Werth, nicht insofern als sich aus der schönen, blühenden Hülle ein dürrer prosaischer Kern losschälen ließe, sondern insofern wir an jenen Jdealbildern der Erzväter den religiösen Geist kennen lernen, der sie geschaffen hat. Die schöne Gestalt Abraham's zerfließt für die kritische Betrachtung in Ideen; aber was wir dadurch auf der einen Seite verlieren, das fließt uns ungeschmälert auf der andern Seite wieder zu, denn es steht nun vor uns die ganze Gediegenheit und ahnungsvolle Tiefe jenes Geistes, der den theokratischen Kern Israel's erfüllte und der eben. jene Erzählungen, die nicht den Werth historischer Thatsachen

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