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Der pädagogische Werth des Buchs.

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Schrift angehörte, ferner daß dieselbe im davidisch-salomonischen Zeitalter ihren glänzenden Abschluß fand und dort noch einmal (vrgl. S. 103 f., 113 f., 249) mit allem Nachdruck die theokratischen Gedanken hervorhob, als deren Verkündiger wir den Prophetismus des 8. Jahrhunderts kennen gelernt haben.

Dieß also ist das eigentliche klassische Geschichtsbuch Israel's, in welchem die patriotischen Bestrebungen und die religiösen Ideale, von denen die Besten des Volks erfüllt waren, ihr Haß wie ihre Liebe in anschaulichen Gestalten ausgedrückt sind. Wir könnten es das israelitische Epos nennen, wenn nicht die poetische Kunstform fehlte, aber kühn darf man behaupten, daß (nur etwa die Evangelien ausgenommen) noch nie ein Buch geschrieben worden, das sich an nachhaltiger Wirkung mit diesem vergleichen ließe. Wenn oben (S. 66) von Mose gesagt wurde, daß er durch die Energie seiner sittlichen Forderung der Zuchtmeister der Menschheit geworden sei, so verdient nicht minder unser Geschichtsbuch das religiöse Elementarbuch aller Völker zu heißen. Zwar auch andere Religionen des Alterthums sind nicht arm an schönen, religiös und sittlich fruchtbaren Erzählungen; der große Vorsprung aber, den das alttestamentliche Geschichtsbuch vor ihnen voraus hat, besteht darin, daß der Erzählungsstoff hier bereits zu volkspädagogischen Zwecken verarbeitet ist. Während nämlich bei andern Völkern die einzelnen Züge von Frömmigkeit, Großmuth, Redlichkeit, Treue u. f. w. anekdotenhaft zerstreut und die handelnden Personen als isolirte Figuren erscheinen, die zunächst durch gar nichts unser Interesse erwecken, ist in unserm Geschichtsbuch Alles in den Zusammenhang einer Volksgeschichte gebracht, wo eins in's andere überleitet, eins das andere beleuchtet und das Kleinste mit dem Größten verknüpft ist. Um der Väter willen intereffiren wir uns für die Söhne, um des Volksganzen willen für den einzelnen Helden. Auch die Wahrheiten der sittlichen Weltordnung treten uns in ihrer Majes stät und unveränderlichkeit viel gewaltiger entgegen, wenn eine ganze Volksgeschichte von ihrem Gesichtspunkte aus dargestellt ist und gezeigt wird, wie sie sich von Jahrhundert zu Jahrhundert immer gleich bewähren, als wenn nur sporadisch da und dort ihrer Erwähnung geschieht. Deßhalb nennt Göthe, mit spezieller Beziehung auf die alttestamentliche Geschichte, die Bibel „nicht etwa nur ein Volksbuch, sondern das Buch der Völker, weil sie die Geschichte eines Volkes zum Symbol aller übrigen aufstellt."

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Fragen wir zum Schlusse dieses Abschnittes auch nach den praktischen Erfolgen, welche die Wirksamkeit der Propheten lohnten, so ist uns nur das Eine berichtet, daß König Hiskia das Unkraut des Heidenthums, das unter Ahas neu aufgeblüht war und sich sogar in den Jehovatempel eingenistet hatte, nach Kräften ausrottete, daß er Kapellen, Säulen und Altäre fremder Götter niederriß und den Jehovadienst als allein berechtigte Staatsreligion durchführte. Aber auch der Jehovadienst selbst zeigte an vielen Orten der Landschaft Juda immer noch die alte naive Verwechslung und Vermischung mit dem Baalsdienst; neben Jehovaaltären stunden Aschera-Bäume und die Opferfitte enthielt vielfache, den Nachbarreligionen entnommene Bestandtheile. Auch hier griff Hiskia reformirend ein, er verbot überhaupt der Landschaft ihre bisher zu Recht bestandenen Kultusstätten und concentrirte den Jehovadienst in den Tempel von Jerusalem. Das Volk fügte sich, aber wie unpopulär diese Maßregel war, zeigt das Wort des asshrischen Feldherrn Rabsake, der vor den Mauern Jerusalems das judäische Volksheer gegen Hiskia aufzuwiegeln suchte. "Ihr sagt: wir verlassen uns auf Jehova unsern Gott! Aber ist es denn nicht Der, dessen Höhen und Altäre Hiskia abgethan und gesagt hat: vor diesem Altar, der zu Jerusalem ist, sollt ihr anbeten!" 2 Kön. 18, 22. Rabsake mußte wissen, daß die neue Kultusordnung dem Volke ein Dorn im Auge war.

Auch in literargeschichtlicher Beziehung ist Hiskia zu erwähnen. Ein Abschnitt der Sprüche Salomo's, Kap. 25 bis 29, ist eingeleitet durch die Bemerkung: dieß sind Sprüche, welche gesammelt haben die Männer Hiskia's, des Königs von Juda. Leicht schließt sich an diese kurze Notiz die Vermuthung, daß nach dem Untergang des nördlichen Reichs Hiskia sich bemüht habe, nicht bloß Sprüche, sondern überhaupt die literarischen Erzeugnisse jener nun zerstreuten Stämme sammeln zu lassen und sie dadurch der Vergessenheit zu entreißen. Außerdem wird Hiskia selbst als Dichter

Siegeslieder aus Hiskia's Zeit.

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eingeführt, indem (Jes. 38) ein schönes Danklied für Errettung aus Todesgefahr ihm zugeschrieben wird.

Endlich sind die Psalmen 46, 47 und 48 zu erwähnen, deren Ursprung mit großer Uebereinstimmung in das 8. Jahrhundert gesezt wird. Vielleicht bezieht sich Ps. 46 auf den durch Tiglat-Pileser veranlaßten schleunigen Rückzug des ephraimitischen Heeres (S. 234 f.) und Ps. 48 auf die Flucht Sanherib's*) (S. 244). Auf dieses leßtere Ereigniß werden von Einigen auch Pf. 46 und 47 bezogen.

Psalm 46.

Gott ist uns Zuflucht und Schuß,
Als Hülf' in Gefahren kräftig erfunden.

Drum zagen wir nicht, wenn die Erde weicht,
Wenn die Berge wanken im Grund des Meers.
Mögen toben und schäumen seine Wasser,
Erbeben die Berge bei seinem Aufruhr,
Der Gott der Heerschaaren ist mit uns,
Eine Burg ist uns der Gott Jakob's.

Ein Strom, dessen Bäche die Gottesstadt erfreu'n,
Ist der Heilige der Wohnung des Höchsten.
Gott ist inmitten ihrer, sie wanket nicht,
Gott steht ihr bei an jedem neuen Morgen.
Völker tobten, Königreiche dräuten,

Er ließ tönen seine Stimme, da vergeht die Erde.
Der Gott der Heerschaaren ist mit uns,
Eine Burg ist uns der Gott Jakob's.

Kommt und schauet die Thaten Jehova's,
Wie er Erstaunliches wirkte auf Erden,
Kriege schwichtigt bis an's Ende der Erde,
Bogen zerbricht, Speere zerhaut, Wagen verbrennt!
„Laßt ab und erkennet, daß ich Gott bin,
Erhaben unter den Völkern, erhaben auf Erden!"
Der Gott der Heerschaaren ist mit uns,
Eine Burg ist uns der Gott Jakob's.

*) So Hizig; um aber mit diesem Gelehrten geradezu Jesaja als den Verfasser der drei Psalmen zu bezeichnen, reichen doch eigentlich die Gründe nicht aus.

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Manaffe.

II. Die babylonische Beit.

1. Die leßten Zeiten des Königreichs Juda. Mit dem Tode Hiskia's war Alles, was er im Sinne der theokratischen Partei gethan hatte, plöglich wieder wie weggewischt. Sein Sohn Manasse (695), der zwölfjährig den Thron bestieg, wendete sich zu den Göttern zurück, welchen sein Großvater Ahas so eifrig gedient hatte. Die von Hiskia zerstörten Bilder und Opferstätten wurden wieder hergestellt und der babylonische Sterndienst wieder eingeführt, in den Vorhöfen und auf dem Dache des Königshauses räucherten Priester der Sonne, dem Monde, dem Thierkreise und dem ganzen Heer des Himmels; auch Sonnenrosse und Sonnenwagen wurden wieder in den Tempel gebracht, ein Aschera-Baum neben den Altar Jehova's gestellt und Manasse opferte seinen Sohn dem Moloch im Hinnomthale. Natürlich schauten die Theokraten diesem neu um sich greifenden Heidenthum nicht stillschweigend zu, jedoch besißen wir keine andere Nachricht hierüber, als „daß Jehova durch den Mund seiner Knechte, der Propheten, gegen die Greuel Manasse's sich hören ließ" und anderer= seits daß „Manasse viel unschuldig Blut vergoß in Jerusalem“ und daß „das Schwert wie ein verheerender Löwe die Propheten fraß“. (Einer Sage zufolge sollte auch Jesaja damals den Märtyrertod gestorben sein.)

Die Restauration des Heidenthums durch Manasse war um so bedenklicher, als seine Regierung 55 Jahre dauerte und auch sein Sohn Amon in seine Fußstapfen trat. Doch nach zwei Jahren wurde dieser ermordet, man könnte argwöhnen: durch eine Verschwörung der Jehovadiener; allein, wenn erzählt wird, daß sich das Landvolk gegen die Verschwörer bewaffnet, dieselben getödtet und Amon's Sohn, Josia, auf den Thron erhoben habe, so scheint es sich hiebei nicht um die eine oder andere Religionspartei, sondern um den Bestand des davidischen Hauses gehandelt zu haben, das irgend ein ehrgeiziger Häuptling zu verdrängen beabsichtigt hatte.

Josia und der Priester Hilkia.

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Jedenfalls aber war der Tod Amon's für die Partei der Jehovadiener ein großer Vortheil, von ihm war nichts zu hoffen, Alles zu fürchten; dagegen winkte jezt die Möglichkeit, daß sein Sohn Josia, der als achtjähriger Knabe den Thron bestieg, für den reinen und ausschließlichen Kultus des geistigen Gottes gewonnen werden könnte, und wirklich wandte dieser seine Sympathien den Propheten und Priestern Jehova's zu. Aber man wußte auch aus schmerzlicher Erfahrung, wie wenig damit gewonnen sei, daß man auf die Person des regierenden Königs zählen könne. War nicht Hiskia ein treuer Jehovadiener gewesen und was war von Allem, was er gepflanzt hatte, übrig geblieben? Den ewigen Schwankungen zwischen nationalem Kultus und fremden Diensten sollte ein Ende gemacht werden. Es galt jest, auf Mittel zu denken, durch die man den Jehovadienst, unabhängig von der Gunst oder Ungunst der Könige, auf einen unverrückbaren Grund stellen könnte.

Es war im Jahr 622, als Josia seinen Kanzler in den Tempel schickte, um die dort eingegangenen Gelder zum Zwecke baulicher Reparaturen zu erheben, da theilte der Priester Hilkia dem Kanzler die Nachricht mit, er habe das Gesezbuch Jehova's im Tempel gefunden, und übergab ihm dasselbe. Der Kanzler brachte die Schrift dem Könige und las sie ihm vor. Josia, tief ergriffen, befragte die Prophetin Hulda um die Aechtheit dieses Buches, und als auch diese es für Jehova's Wort erklärte, versammelte der König die Aeltesten Juda's und alles Volk im Tempel von Jerusalem. Das Gesetzbuch wurde vorgelesen und der König gelobte, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele die Worte des Bundes, welche in diesem Buche geschrieben seien, zu erfüllen, und alles Volk trat in den Bund.

Dieses Gesetzbuch ist, wie wir wissen (S. 32 f.), das fünfte Buch Mose, das Deuteronomium, das damals nicht sowohl gefunden, als vielmehr zum Zwecke dauernder Befestigung des Jehovadienstes unter dem Zusammenwirken von Propheten und Priestern neu entstanden war. Die

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