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Hülfe in Bälde kommen werde. Prachtvoll schildert er (Kap. 3) das Herannahen Gottes im Gewitter und schließt: „frohlocken will ich über den Herrn, will jubeln über den Gott meines Heils. Gott der Herr ist meine Kraft, er macht meine Füße wie die der Hindinnen und läßt mich schreiten auf meine Höhen."

Wenn bei einem Manne von so feierlicher, weihevoller Art, wie Habakuk als prophetischer Schriftsteller erscheint, der Unwille über die babylonische Herrschaft eine solche Höhe erreicht hat, wie heiß mag dann die allgemeine Volksstimmung wogen! Und wie wenig werden wir uns darüber wundern, wenn die fieberhafte Ungeduld damals jede Gelegenheit ergriff, um von den Worten zu Thaten zu kommen und mit dem Schwert in der Hand die Hülfe Gottes zu erwarten. Dieser Stimmung nähert sich Joel. Er beginnt mit höchst lebendiger Schilderung einer Heuschreckenverwüstung und spricht sich auch in der Folge mehrfach so aus, als ob er sich lediglich auf dieses Naturübel bezöge. Aber schon die furchtbare Aufregung, in der er spricht, läßt vermuthen, daß es sich um etwas Schwereres, um ein großes nationales Unglück handle, und einzelne Stellen bringen dazu die Gewißheit. Er redet von einem nordischen Heere, das die Felder verwüstet, die Städte erstürmt und die Wohnungen geplündert habe, und ruft: „Schone, Jehova, deines Volkes und gieb dein Eigenthum nicht hin zum Hohn, daß ihrer die Völker spotten. Warum soll man sprechen unter den Nationen: wo ist nun ihr Gott?" Zum Schluß schildert er das Gericht, das Gott an allen Völkern vollziehen werde, welche sich gegen Juda feindlich bewiesen hatten und verkündigt (im Anschluß an Jesaja's Verheißung zu Sanherib's Zeit) mit völliger Zuversicht, daß über Jerusalem kein Unglück mehr kommen werde, daß es ein sicherer Zufluchtsort sei, in den Fremde nie mehr hereindringen werden. Die Aufregung über eine durch ein fremdes Volk erlittene Demüthigung und Vergewaltigung und das heiße Verlangen nach Wiedervergeltung

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ist so sehr die Grundstimmung dieser Schrift, daß der Schilderung der Heuschreckennoth keine selbständige Bedeutung zukommen kann; sie ist entweder nur der Ausgangspunkt, von dem sich die Rede zu der noch schwereren, politischen Noth erhebt, oder das Heuschreckenheer ist geradezu das Bild der unabwehrbaren chaldäischen Kriegsschaaren; jedenfalls also ist jene ergreifende, berühmte Schilderung nur ein rhetorisches Mittel zum Zwecke der theokratisch-kriegerischen Agitation. *)

Nie mehr, sagte Joel, werden Feinde in Jerusalem eindringen, und die nächste Waffenthat ist Jchova's Rache an dem Schänder seines Tempels! In zwei Jahren, verkündigte der Prophet Hananja, ist Nebukadnezar's Macht dahin, dann kehren triumphirend die Verbannten heim und für Jerusalem ist der große Tag des Heils erschienen! Welch' schwärmerische Hoffnungen! Welch' furchtbare Selbsttäuschung! Die Wegführung unter Jojachin, die solch' leidenschaftliche Entrüstung hervorrief, war ja nur ein schwaches Vorspiel für das Schreckensjahr 588, das erst noch bevorstund! Besonnener ist der Verfasser von Zach. 12-14. Er kennt die sittlichen Gebrechen seiner Zeit und weiß, daß sie nicht straflos bleiben werden, doch weissagt auch er den bevorstehenden Untergang aller Macht des Heidenthums.

Jeremia.

Jeremia stammte aus priesterlichem Geschlecht und war aus Anatot (5/4 Stunden nördlich von Jerusalem) gebürtig,

*) Von den meisten Auslegern wird das Zeitalter Joel's bis hoch in's neunte Jahrhundert hinaufgerückt, weil Syrer und Affyrer „noch nicht" erwähnt werden; statt dessen ist zu sagen: diese Völker werden nicht mehr erwähnt, weil sie bereits vom Schauplatz der Geschichte abgetreten find. Der Umstand, daß auch vom Reiche Israel mit keinem Worte gesprochen wird, sondern Alles sich nur um Juda und Jerusalem dreht, ebenso die hervorragende Stellung, welche der Tempel von Jerusalem und die dort amtirende Priesterschaft einnimmt, zeugt für die Entstehung unserer Schrift in der babylonischen Zeit.

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doch scheint er früh nach der Hauptstadt übergesiedelt und dort fast ausschließlich als Prophet wirksam gewesen zu sein. Fast ein halbes Jahrhundert lang, von der Zeit Josia's bis über den Untergang des jüdischen Staates hinaus war er als prophetischer Redner und Schriftsteller thätig. Nach seinem Tode als der Größte aller Propheten. geachtet, war er während seines Lebens gehaßt, verhöhnt, von beständiger Gefahr umgeben wie kein Anderer. Die Vereinsamung, in welcher er sich gegenüber seinen Volksgenossen, ja auch gegenüber den meisten Propheten jener Tage befand, hatte ihren Grund in einer ernsteren Beurtheilung des sittlich-religiösen Zustandes seiner Zeit. Schon der Umstand, daß nach Josia's Tod sofort wieder das Heidenthum seine Anhänger fand, fiel bei seiner Beurtheilung des Volkes schwer in die Waagschaale. Aber auch die geschäftige Tempelfrömmigkeit der Jehovadiener täuschte ihn nicht über die schweren sittlichen Gebrechen, an denen seine Zeit litt; er flagt über Gewaltthätigkeit der Vornehmen, über Bedrückung der Wittwen und Waisen, über Mord, Diebstahl, Ehebruch, Meineid. Solche Erfahrungen von der Unssittlichkeit des Volkslebens, die er täglich machen mußte, schmerzten ihn um so tiefer, als er sein Volk treu und innig liebte. „Ob der Wunde meines Volkes, ruft er aus, ist mein Herz verwundet! Ach, daß mein Haupt Wasser wäre und meine Augen eine Thränenquelle, daß ich weinen könnte Tag und Nacht um die Verlorenen meines Volkes!" (8, 21 f.) So vermag er denn nicht mit den übrigen Propheten und der gesammten Partei der Jehovadiener sich einer schönen Zukunft zu getrösten; ihm ist es klar, daß für ein solches Volk zunächst nur ein Strafgericht, noch lange kein Tag des Heils im göttlichen Rathschluß aufgespart sei. In Nebukadnezar erkennt er den Vollstrecker jenes Strafgerichts und weissagt schon unter Jojakim den Untergang Jerusalem's und des Tempels, Verbannung des Volks und Auflösung des jüdischen Staates. Jeremia ist der Erste, der den Glauben an die gottgewollte Aufgabe und Bestimmung seines Volkes nicht mit dessen staatlicher

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Jeremia unter Jojakim.

Existenz und politischer Größe verknüpft; er ist der Erste, in welchem der Bürger mit seinen nationalen Hoffnungen hinter den Diener des Einen Gottes aller Welt zurücktritt. Leicht wurde es ihm nicht, diesen Standpunkt zu gewinnen, noch weniger leicht, ihn öffentlich auszusprechen; doch stund es ihm fest, daß es ein göttliches Wort sei, das er an die Welt auszurichten habe, und dieses Bewußtsein war die zwingende Macht, die ihm keine Ruhe ließ, die ihn über sich selbst hinaushob, so daß er das verkündigen mußte, worunter sein eigenes Herz blutete und was ihm nur den Haß Aller, auch die Verkennung der Besten einbringen konnte.

In ergreifender Weise schildert er (20, 7 ff. 14 ff.) diesen innern Kampf: „Du, Herr, hast mich überredet, und ich ließ mich überreden; du hast mich überwältigt und es durchgesezt. Ich aber werde zum Gelächter täglich, ein Jeglicher spottet meiner. So oft ich rede, muß ich Klaggefchrei erheben, über Unrecht und Gewaltthat klagen, daß Jehova's Wort mir zum Hohn und Schimpf wird jeden Tag. Ich gedachte: ich will sein nicht mehr erwähnen und nicht mehr reden in seinem Namen; aber es ward in meinem Herzen wie brennendes Feuer, ich ward müde, es auszuhalten, ich vermocht es nicht mehr."

,,Verflucht der Tag, an dem ich geboren! Der Tag, an dem mich meine Mutter gebar, sei nicht gesegnet! Verflucht der Mann, der meinem Vater die Botschaft brachte: ein Sohn ist dir geboren. Selbiger Mann sei gleich den Städten, welche Jehova umkehrte ohne Reue; er höre Klage am Morgen und Geschrei zur Mittagszeit, weil er mich nicht tödtete im Mutterleib, so daß meine Mutter mein Grab geworden. Warum doch ging ich hervor aus Mutterleibe, um Ünheil und Jammer zu sehen, und daß in Schande schwänden meine Tage?"

Zweimal befand sich Jeremia während Jojakim's Regierungszeit in Lebensgefahr. Als er einst an einem Festtage der zahlreich versammelten Menge den Untergang des Tempels verkündigte, wurde er von den Priestern ergriffen und vor der Steinigung durch das Volk nur durch einige Aelteste gerettet, welche daran erinnerten, daß zu Hiskia's Zeiten der Prophet Micha (S. 247) Aehnliches verkündet habe, ohne eine Unbill zu erfahren. So entging Jeremia der Gefahr, aber ein anderer Prophet, Uria, der in gleichem Sinne gesprochen hatte und nach Aegypten geflohen war, wurde auf Jojakim's Befehl zurück geholt und hingerichtet. Als später der Unwille gegen die Ba

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bylonier schon höher gestiegen war, wagte Jeremia eine Zeit lang nicht mehr, öffentlich aufzutreten, sondern ließ seine Weisfagungen durch seinen Schreiber Baruch in einem Tempelvorhofe vorlesen. Die Schrift wurde auch dem Könige gebracht, der sie aber nach Anhörung einzelner Abschnitte zornentbrannt in's Feuer warf; er befahl, daß Jeremia und Baruch vor ihn geführt würden, diese aber hatten sich verborgen.

War Jeremia schon unter Jojakim seinen eigenen Weg gegangen, auf dem nur Wenige ihn gewähren ließen, faft Niemand ihm folgte, so war seine Stellung noch auffallender vereinsamt unter Zedekia. In jenen Tagen, als Priester und Propheten und sämmtliche Jehovadiener mit leidenschaftlichem Ungestüm überzeugt waren, daß die Mißhandlung, welche Jerusalem durch Nebukadnezar erlitten, die Wegführung des Königs Jojachin mit der besten Volkskraft und die Plünderung des Tempels das leßte Uebel sei, das Gott zulassen könne, und daß nun das Blatt sich wenden. werde, damals befand sich auch Jeremia in freudiger erwartungsvoller Stimmung; aber freilich aus einem ganz andern Grunde, als jene hoffnungsseligen Schwärmer und Fanatiker. Den Schattenkönig Zedekia, den ohnmächtigen Vasallen der Babylonier, begrüßte er, als ob er der verheißene Messias wäre. Unter Anspielung auf seinen Namen (,,Gerechtigkeit Jehova's") ruft er aus: Sieh', es kommen Tage, da wird erweckt von David ein „gerechter“ Sproß; zu seiner Zeit wird Juda beglückt und Israel wohnt sicher, sein Name heißt: Jehova — unsere Gerechtigkeit (Zidkenu)! Offenbar schwebte dem Propheten die Weissagung Jesaja's vom „kleinen Reste" vor; wenn das Land verwüstet und das Volk weggeführt sein werde, dann sei, hatte Jesaja verkündet, die Reihe der Strafgerichte vorüber und wie der Terebinthe und der Eiche, wenn sie gefällt sind, ein Stamm zurückbleibe, so bleibe alsdann dem Lande als Stamm ein heiliges Geschlecht. Diese Weissagung dachte sich Jeremia in der Wegführung Jojachin's erfüllt und erwartete nun von den Zurückgebliebenen, daß sie, durch schmerzliche Erfahrungen belehrt und als Provinz des großen Chaldäer

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