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Gestalt unähnlich Menschenkindern: also wird er viele Völker erfreuen, vor ihm werden Könige ihren Mund verschließen; denn was ihnen nie erzählt ward, werden sie sehen, und was sie nimmer hörten, vernehmen. Aber wer glaubt unserer Predigt, und der Arm des Herrn, wem wird er offenbar?

Er wuchs, wie ein Reis, vor ihm auf, und wie ein Wurzelschoß aus dürrem Lande. Nicht Gestalt war ihm, noch Schöne, daß wir auf ihn geschaut, und kein Ansehen, daß wir an ihm hätten Gefallen gehabt. Verachtet war er, und verlassen von Menschen, ein Mann der Schmerzen, und mit Krankheit vertraut; und als müßt' er das Antlig vor uns verhüllen, war er verachtet, und wir schäßten ihn nicht.

Aber unsere Krankheiten trug er, unsere Schmerzen lud er auf sich; und wir hielten ihn für geschlagen und geplagt und gestraft von Gott. Er aber ward verwundet um unserer Sünden willen, zerschlagen um unserer Missethaten willen; er wurde ge= züchtigt, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilet. Wir Alle irrten wie Schafe umher, gingen ein Jeglicher seines Weges, der Herr aber warf auf ihn unser aller Schuld.

Er ward gemißhandelt, er, der Geplagte, und er that seinen Mund nicht auf, wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf vor seinen Scheerern verstummet, so that er seinen Mund nicht auf. Man gab ihm bei Gottlosen sein Grab, und bei Frevlern seinen Grabhügel, wiewohl er kein Unrecht gethan, und kein Trug in seinem Munde gewesen ist.

Zwanzig Jahre waren vergangen, seit Cyrus zum ersten Male als Sieger in Vorderasien aufgetreten war und die Augen der Welt auf sich gezogen hatte, zwanzig Jahre schmerzlichen Harrens für das erilische Volk. Endlich aber schlug die Stunde der Erlösung. Nach dem Falle Babylon's (S. 303) gab Cyrus den Juden die Erlaubniß, in die Heimat zurückzukehren und Jerusalem wieder aufzubauen; er gab ihnen sogar die goldenen und silbernen Gefäße heraus, welche einst Nebukadnezar aus dem Tempel entführt hatte. Wohl läßt sich denken, daß dieß eine Belohnung für die Dienste war, welche die Erulanten in den leßten Kriegsjahren dem persischen Heere erwiesen haben mögen; im Uebrigen aber konnte ihnen Cyrus die heiß ersehnte Rückkehr leicht gestatten, sie wanderten lediglich aus einem

Die Rückkehr unter Serubabel.

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Theile seines Reiches in einen andern und blieben seine Unterthanen; ja er konnte sogar Werth darauf legen, daß die entlegene Südwestecke seines Reichs von einem ihm zu Dank verpflichteten Volke bewohnt werde. Nicht Alle machten Gebrauch von der Erlaubniß; die Meisten hatten in den Euphratländern eine Heimat und leichten Erwerb gefunden und zogen vor, zu bleiben. In der Zahl der Heimkehrenden war namentlich die Priesterschaft stark vertreten, im Ganzen waren es ungefähr 50,000 Personen; von den Zurückbleibenden reichlich beschenkt, luden sie ihre Habe auf 8000 Lastthiere. Mit der Leitung der Expedition war Serubabel betraut, ein Fürst aus davidischem Geschlechte, ein Enkel des weggeführten Königs Jojachin; als geistliches Oberhaupt begleitete der Hohepriester Josua*) den Zug.

Mit unendlichem Entzücken preist der babylonische Jesaja die gekommene Stunde der Erlösung; die Begeisterung reißt ihn aber auch über alles Maß hinaus zu den trunkensten Hoffnungen. Mit so edler Resignation er über die Leiden des Erils hatte reden können, so sehr gebricht es ihm jezt an ruhiger und nüchterner Beurtheilung der Dinge. Gleich nach der Rückkehr soll der Morgen des großen Tages heraufsteigen, den die ältern Propheten verheißen hatten, und für diese goldene Zeit hegt er so hochgehende Aussichten, daß die Wirklichkeit nothwendig dahinter zurückbleiben mußte. Aber rührend ist es, das glänzende Gemälde zu betrachten, dem der Geschichtsverlauf so wenig Wort hielt.

Auf, werde Licht; denn es kommt dein Licht, und die Herr lichkeit des Herrn gehet auf über dir! Denn siehe, Finsterniß decet die Erde, und Dunkel die Völker; aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir. Völker kommen zu deinem Lichte, Könige zu dem Glanze, der dir aufgegangen.

Erhebe rings deine Augen, und schaue: Sie Alle versammeln sich, und kommen zu dir; deine Söhne kommen von

*) Von ihm spricht Hißig die Vermuthung aus, daß er Niemand anderes als der „babylonische Jesaja“ sei.

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ferne, und deine Töchter werden an der Seite geführt. Dann zitterst du und freuest dich, und es bebet und erweitert sich dein Herz, wenn dir zugewandt wird des Meeres Reichthum, der Völker Schäße zu dir kommen. Statt daß du verlassen warest und gehaßt, und Niemand dich betrat, mach' ich dich zu ewiger Herrlichkeit, zur Wonne für Geschlecht und Geschlecht.

Könige sollen deine Wärter sein und ihre Fürstinnen deine Säugammen, zur Erde sollen sie sich vor dir beugen und den Staub deiner Füße lecken, und du sollst erkennen, daß ich Jehova bin, daß nicht zu Schanden werden, die auf mich harren. Ich sebe zu deiner Obrigkeit den Frieden, zu deinem Herrscher die Gerechtigkeit. Man hört fürder nicht Gewaltthat in deinem Lande, Verwüstung und Verderben in deinen Grenzen; du nennest Heil deine Mauern, und deine Thore Ruhm. Die Sonne wird dir nicht mehr zum Lichte sein des Tages, noch der Mond dir leuchten; sondern der Herr wird dir zum ewigen Lichte sein und dein Gott zu deinem Schmucke. Dein Volk sind lauter Gerechte, ewig besigen sie das Land, ein Sprößling_von mir gepflanzt, ein Werk meiner Hände, um mich zu verherrlichen. Der Kleinste wird zu Tausend, und der Geringste zu einem mächtigen Volke; ich, der Herr, vollbring' es schnell zu seiner Zeit.

Wie die Erulanten in der Heimat ankamen und sich daselbst ansiedelten, wird der nächste Abschnitt berichten. Einstweilen eilen wir in der Richtung ihres Zuges auch über ihr Ziel hinaus und fassen in Aegypten Stand. Nachdem sich dort zu verschiedenen Zeiten sowohl aus Israel wie aus Juda Flüchtlinge niedergelassen hatten, sahen wir zuleht nach Gedalja's Ermordung (S. 295) jene Schaar Judäer dorthin wandern, welche den Propheten Jeremia wider seinen Willen mitführte; von Pharao Hophra freundlich aufgenommen, siedelten sie sich in den Grenzstädten Taphne und Migdol, auch in Memphis und in der Thebais an. Viele von ihnen, durch die lange Reihe von Unglücksschlägen an Jehova irre geworden, ergaben sich dem Gößendienst, und die Sage meldet, daß Jeremia wegen seinen Straf- und Drohreden von ihnen gesteinigt worden sei. Mag dieser Sage vielleicht auch nichts Geschichtliches zu Grunde liegen, so war doch Jeremia's Leben reich genug

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an Kampf und Trübsal, um gerade nach dieser Seite hin in Erinnerung zu bleiben. Es konnte nicht fehlen, daß auch in Aegypten, so gut wie in Babylonien, das Schicksal dieses Gottesmannes tiefere Gemüther beschäftigte. Wie dort der babylonische Jesaja Züge feines Bildes für seine Schilderung des Dieners Gottes verwendet, so ist's in Aegypten ein Dichter, der Größte, den das Alte Testament kennt, den Jeremia's Geschick in seiner tiefen Tragik erschütterte; nicht wie Jener an das elegische Wort vom „Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird", sondern an das leidenschaftlichste Wort knüpft er an, das er in des Märtyrers Schriften fand: „Verflucht der Tag, an dem ich geboren ward! Verflucht der Mann, der meinem Vater die Botschaft brachte: ein Sohn ist dir geboren!" Die Dichtung, von welcher wit reden, ist:

Das Buch Hiob.

Es ist dieß ein Lehrgedicht in dialogischer Form mit erzählendem Eingang und Schluß, das sich zur Aufgabe stellt, die Vergeltungslehre, die von Deuteronomium und Ezechiel mit so großem Nachdruck vorgetragen worden war, einer neuen Untersuchung zu unterwerfen, der natürlich nicht bloß das persönliche Schicksal Jeremia's, sondern vor Allem die lange nationale Leidenszeit vom Tode Josia's an bis zum Ende des Erils zur Grundlage diente. Diese Untersuchung hat aber nichts von dogmatischer Art an sich, vielmehr zeigt schon die Anknüpfung an jenen Verzweiflungsruf Jeremia's, daß hier ein heißes Herz schlägt, welches die Widersprüche des Lebens in ihrer Tiefe erfahren hat und nicht gesonnen ist, sie künstlich zu verschleiern.

Der Inhalt ist in Kürze folgender: Im Lande Uz, im nördlichen Arabien, lebte ein Mann, Namens Hiob, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend; er war „gerecht“ im vollen Sinne der Vergeltungslehre, zugleich reich gesegnet an irdischem Glück. Als aber eines Tages in himmlischer Rathsversammlung der Ankläger der

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Menschen Hiob's Frömmigkeit verdächtigte, als wäre sie nur lohnsüchtige Berechnung, beschloß Gott, ihn im Unglück zu prüfen. So überfällt ihn Schlag auf Schlag: seine Heerden werden geraubt, seine Häuser verbrannt, seine Kinde sterben alle auf einen Tag. Da sprach Hiob: „Nackt kam ich in dieß Leben, nackt gehe ich wieder hin. Der Herr hat's gegegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!" Als sich wieder die Söhne Gottes im Himmel versammelten, antwortete der Widersacher auf Gottes Frage nach Hiob: Recke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an; was gilt's, er wird dir in's Angesicht entsagen." Und Gott sprach: siehe da, er sei in deiner Hand! Nun wird Hiob geschlagen mit bösen Beulen von der Fußsohle bis zum Scheitel, d. h. mit der schmerz und eckelhaften Krankheit des Aussages, so daß sein Weib in Verzweiflung ausruft: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit ? Entsage Gott und stirb! Er aber spricht in gelassener Ruhe: Du redest wie eine Thörin! Nahm ich das Gute von Gott, soll ich das Böse nicht nehmen? Nun kommen drei Freunde Hiob's, um ihn zu trösten, aber wie sie ihn in seinem Elend sehen, übermannt sie der Schmerz, so daß sie kein Wort über ihre Lippen bringen und sieben Tage lang stumm und traurig ihm gegenüber sißen. Endlich bricht Hiob selbst das Stillschweigen, aber seine ruhige Ergebung ist dahin; was die Schläge des Schicksals nicht vermocht, das bewirkt die Gegenwart der Freunde, die mit ihrer stummen Theilnahme nur seinen Unmuth reizen. In wildem Schmerze bricht er nun in Klagen aus: „Verflucht der Tag, da ich geboren ward!" und wünscht sich schleunigen Tod. Nun ist auch den Freunden die Zunge gelöst, sie ergreifen der Reihe nach das Wort, um sich über Hiob's Schicksal auszusprechen; zuerst leise anspielend, dann immer deutlicher anklagend sprechen sie die Ueberzeugung aus, ein solches Unglück könne nicht unverschuldet sein. Jedes Ding, meinen sie, habe seine Ursache; wie Nilschilf nicht ohne Wasser und Riedgras nicht ohne Sumpf wachse, so sei auch das Unglück eines Menschen

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