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und Lassen des Gesezes zu gedenken, damit Gott Regen gebe zu seiner Zeit, Frühregen und Spatregen, daß du dein Getreide einsammelst und deinen Most und dein Del, und für dein Vieh Gras auf dem Felde sei, daß du essest und dich sättigest." Den Haupttheil des Gottesdienstes machte sodann das Lesen und Erklären des Gesezes aus, was in der Weise geschah, daß der ganze Pentateuch in einem dreijährigen Cyklus durchgenommen wurde. Hieran schloß sich ein Abschnitt aus den übrigen Schriften des alten Testamentes an. Auch der erbauliche Vortrag, die Predigt, fehlte nicht, durch welche der verlesene Abschnitt erläutert und praktisch fruchtbar gemacht wurde. Sowohl das Vorlesen als der freie Vortrag war jedem dazu befähigten Gemeindeglied gestattet, durch den Synagogenvorsteher wurden einzelne der Anwesenden dazu aufgefordert, von Kundigen wurden auch verschiedene Auslegungen älterer und neuerer Schriftgelehrten aufgeführt und mit einander verglichen. Das Ganze schloß wieder mit Gebet, Segensspruch und dem „Amen“ der Gemeinde.

Es waren (wie Hausrath neut. Zeitg. sagt) nach unsern Begriffen lange Gottesdienste, die bis in den Abend hinein Junge und Alte lautlos um die Lesung der Schrift, dann aber auch wieder um eine erregte, oft durch stürmischen Zuruf unterbrochene Debatte vereinten, während draußen vor der Synagoge, in der Oeffentlichkeit und Gesprächigkeit orientalischen Lebens die Fragen weiter diskutirt wurden, die drinnen feierlich und schulmäßig behandelt worden waren. — So war die Synagoge eine wirkliche Schule der Nation, durch die nicht nur Kenntniß des Gesezes und der unvergänglichen Schäße des alten Testamentes in allen Ständen verbreitet wurde, sondern durch die bei höher Begabten auch das eigene Urtheil in religiösen Dingen angeregt werden konnte.

Ebenfalls vom zwölften Jahre an führten den israelitischen Jüngling häufige Festreisen nach Jerusalem, zum Tempel, dem Augapfel der Nation, dem Ziele der Sehn

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sucht für die Millionen Volksgenossen, welche außerhalb Judäa's wohnten. Jest stund aber nicht mehr der dürftige Tempel Serubabel's, an seine Stelle war der Prachtbau des Herodes getreten, der in Gold und Marmor glänzte. Den ganzen Tempelberg umschloß unten eine quadratische Mauer, jede Seite 500 Ellen lang; innerhalb derselben dehnte sich weit und geräumig der Vorhof der Heiden aus, von hohen, zwei- und dreifachen Säulenhallen eingefaßt. Hier fand der Tempelmarkt statt, wo die auswärtigen Festbesucher die nöthigen Opferthiere kaufen, auch die fremden Geldforten in heimische austauschen konnten, da nur solche in den Gotteskasten gelegt werden durften. Breite Treppen führten von hier auf die mittlere Terrasse, die wieder zwei Vorhöfe enthielt, den Vorhof der Israeliten und den Vorhof der Weiber; doch nur Israeliten durften sie betreten, Inschriften in goldenen Buchstaben verboten bei Todesstrafe jedem Fremden, aus dem Vorhof der Heiden weiter empor zusteigen. Noch einmal führten hohe Treppenthore in die Höhe, nun befand man sich auf der Hochterasse, im Vorhof der Priester, angesichts des Tempels, der aus weithin glänzendem, weißem Marmor nach dem Muster des salomonischen (Vgl. S. 128 und 330) erbaut war. In allen diesen Vorhöfen, denen neben der reichen Pracht der Säulengänge auch der grüne Schmuck der Bäume nicht gefehlt haben wird, war immer ein reges Leben zu finden. Da stunden Gruppen andächtig Betender, dort disputirten und dozirten Schriftgelehrte, wieder Andere ergingen sich in dem wohligen Gefühle, hier am Ziele der Sehnsucht, hier zu Hause zu sein, als Abraham's Söhne auf dem einzigen Fleck Erde zu stehen, den kein Heide betreten durfte. Hier war die Stätte, wo sich die Volksgenossen aus Babylonien und Persien mit denen aus Aegypten, Griechenland und Italien zusammenfanden, und zwar nicht bloß an den hohen Festen, die unzählbare Menschenmassen hier vereinigten, auch in der festlosen Zeit des Jahres brachten der amtliche Verkehr, den die auswärtigen Juden mit Jerusalem unter

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hielten, die Darbringung von Tempelsteuern und Weihgeschenken oder persönliche religiöse Angelegenheiten Volksgenossen von Ost und West in diesen heiligen Räumen zusammen.

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Das wonnige Gefühl, das den Pilger erfüllte, wenn er nach langer, beschwerlicher Reise hier mit den Brüdern zusammentraf, hatte schon längst seinen Dichter gefunden. In Psalm 133 nämlich (aus der Zeit der Perser- oder Ptolemäerherrschaft) sind diese Zusammenkünfte gemeint, wenn es heißt: wie fein und lieblich ist es, daß Brüder beisammen weilen!" In zwei ächt orientalischen Bildern wird dieses freudige Gefühl verherrlicht. Zunächst beschäftigt den Dichter die lange nicht mehr geschaute, ehrwürdige Gestalt des Hohenpriesters, des Nachfolgers Aaron's, der in seinem Prachtgewande vor dem Volk erscheint; feinstes Del ist über sein Haupt ausgegossen und befeuchtet noch den herabwallenden Bart. So schön und segensvoll ist die Vereinigung der Brüder in Jerusalem. Dede Steinhügel zwar umgeben die Stadt, hier fällt kein erquickender Thau wie auf den blühenden Gefilden am Hermon*), aber der wahre Himmelsthau des Friedens und der Frömmigkeit verwandelt die steinigen Höhen in Fluren des Segens.

Siehe, wie fein und lieblich ist's,
Daß Brüder beisammen weilen!
Wie das feine Del auf das Haupt,
Herabfließend auf den Bart,

Den Bart Aaron's,

Der herabwallt über sein Gewand;
Wie Thau vom Hermon,

Der auf die Berge Zion's fällt;
Denn dorthin entbietet

Der Herr seinen Segen,

Leben in Ewigkeit.

Auch Psalm 84 ist solch' ein Pilgerlied, in welchem das Gefühl, daß nur beim Tempel die rechte Heimat sei, zu wahr haft schönem Ausdruck gelangt. Die Situation, die der Dichter wählt, ist der Moment der Ankunft in Jerusalem. Draußen in der Völkerwelt fühlte er sich fremd und heimatlos; wie aber auch den heimatlosesten Geschöpfen, dem Sperling und der Wild

*) Auch hier wieder dieselbe Gegenüberstellung der Berge Hermon und Zion, wie in Ps. 68 und 42. (Vgl. S. 392 ff.)

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taube, irgendwo eine Unterkunft bereit ist, so ist ihm, dem in der Welt herumgetriebenen, die heilige Stätte offen. Er gedenkt der Beschwerden der Reise, schmachtend zog er durch das wasser: lose Felsenthal, aber die Hoffnung des Zieles, der Gedanke an Zion, war ihm eine sprudelnde Quelle, dann pilgerte er schußlos durch den strömenden Herbstregen, aber auf dem Wege nach Zion ist es ein Strom des Segens. (Denselben Wechsel der Jahreszeit fanden wir in Ps. 42.)

Wie lieblich ist deine Wohnung,

Jehova der Heerschaaren!
Meine Seele hat sich gesehnt,

Hat geschmachtet nach deinen Vorhöfen;

Mein Herz und mein Leib

Jubeln dem lebendigen Gotte zu!
Auch der Sperling findet sein Haus,
Die Wildtaube hat ihr Nest,
Wohin sie ihre Jungen schafft.

So führst du mich zu deinen Altären*),
Mein König und mein Gott.

Heil dem Menschen, dem du Schuß bist,
Der deine Wege im Sinne hat.
Wandernd durch das Bakathal,
Macht er es zum Quellort,

Und der Herbstregen strömet Segen.
Er schreitet fort von Kraft zu Kraft,
Bis er auf Zion vor Gott erscheint.
Ein Tag in deinen Vorhöfen

Ist besser, denn sonst tausend.

Lieber will ich an der Schwelle niederknien
Beim Hause meines Gottes,

Als wohnen am Orte der Heiden.

Diese Liebe und Verehrung, die das Volk für den Tempel empfand, wurde wesentlich erhöht durch die eigenthümliche Vorstellung von einer stufenweise sich potenzirenden lokalen Heiligkeit, die dem Lande, der Hauptstadt, den Vor höfen und dem Tempel zukommen sollte. Das gesammte jüdische Land mit seinen Ortschaften und Aeckern ist dadurch heilig, daß das Gesez beobachtet und der Zehnten der Boden

*) Die Worte: „so führst du mich“ stehen nicht im Text, scheinen aber so oder anders ergänzt werden zu müssen.

Heiligkeit des Tempels.

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früchte entrichtet wird; heiliger ist Jerusalem durch das tägliche Opfer, am heiligsten der Tempelberg, an dem von neuem die Steigerung vom Heidenvorhof bis auf die Höhe, wo der Opferaltar steht, bis hinein in das Heiligthum und in das Allerheiligste, wo Gott wohnt, sich vollzieht. Daher war Entweihung des Tempels das Entseßlichste, was ein Jude denken konnte, zu dessen Abwehr oder Wiedervergeltung er auch unbedenklich Gut und Leben einseßte. Die Juden (sagt Jost, Gesch. d. Isr.) ertrugen persische und ägyptische, syrische und römische Herrschaft als Verhängnisse des unerforschlichen Gottes, welchen sie nicht glaubten sich entziehen zu dürfen. Aber sowie Feindesübermuth ihre Krone, das Heiligthum, antastete oder auch nur bedrohte, so durchzuckte die Juden aller Welt ein Gefühl der Entrüstung, das sie zur That ermannte; ein Ruf ward vernommen, nicht: das Vaterland, nein, das Heiligthum ist in Gefahr! und die Waffen erklirrten, feierliche Gebete ertönten, und Alles war entschlossen, auf dem Schlachtfelde oder am Altar für Jerusalem und das Heiligthum den lezten Blutstropfen zu versprißen.

Da übrigens der Tempelberg seiner Gestalt und Lage nach eine natürliche Felsenburg war, deren Stärke durch die zwischen den einzelnen Vorhöfen sich hinziehenden Mauern und die mächtigen Terrassirungen wesentlich erhöht wurde, so war er zugleich die eigentliche Nationalfestung, die in Kriegszeiten am längsten Stand hielt; alle Belagerungen der Stadt durch die Römer, unter Pompejus, Herodes und Titus, drehten sich deßhalb in gleicher Weise zulezt noch um den Besit des Tempels.

Wenden wir uns nach dieser Umschau in Haus, Synagoge und Tempel zu den leitenden Persönlichkeiten des VolksLebens, so begegnet uns zunächst der Hohepriester. Ueber ein Jahrhundert lang, von Jonathan, dem Makkabäer, bis auf den unglücklichen Antigonus (S. 439), war die hohepriesterliche Würde mit der politischen Herrschaft in der Person des jeweiligen Hasmonäerfürsten verbunden gewesen;

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