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Innere bildet einen einzigen Raum, der zugleich als Werkstatt, Küche, Wohn- und Schlafgemach dient; eine Fußdecke, an den Wänden einige Sizkissen, ein paar Thongefässe und ein bemalter Schrank ist das ganze Geräthe in dem dunkeln Raume. (Nach Renan und Furrer.)

So verborgen das Städtchen in dem Bergkessel liegt, so frei und weit entfaltet sich die Aussicht auf den Hügelrücken, welche ringsum einige hundert Fuß höher ansteigen; dort schweift der Blick vom mittelländischen Meer bis zu den hochragenden Berghäuptern Gilead's, vom schneebedeckten Hermon bis zu den grünen Hügeln Samarien's. Doch noch auf andere Weise war die Abgelegenheit und stille Einsamkeit des Bergdorfs mit dem freien Blick in die bewegte Welt ausgeglichen; über die Hügel nordwärts zur Ebene Sebulon heruntersteigend, gelangte man in 12 Stunden in die volkreiche galiläische Hauptstadt Sephoris, wo Herodes ein Königsschloß gebaut hatte, wo phönizische und römische Einflüsse sich kreuzten und Shrer, Griechen und Araber zahlreich unter Israeliten lebten.

In Nazaret wurde Jesus geboren und brachte dasselbst seine Kindheit und Jugend zu. Ueber das Elternhaus fließen nur dürftige Nachrichten; wir wissen, daß der Zimmermann Joseph und Maria die Eltern Jesu waren, auch werden vier Brüder, von denen einer der nachmals in der Christengemeinde berühmt gewordene Jakobus war, und mehrere Schwestern erwähnt.

Das Geburtsjahr Jesu zu bestimmen, ist nicht mehr möglich. In den Evangelien giebt es hierüber drei verschiedene Angaben, eine bei Matthäus und zwei bei Lukas, die in keine Harmonie zu bringen sind. Matthäus erzählt die Geschichte von den Weisen aus Morgenland, die unter der Regierung Herodes des Großen das Jesuskind besuchen, darauf den bethle hemitischen Kindermord und die Flucht der heiligen Familie nach Aegypten; erst nach Herodes' Tod kehren die Eltern mit ihrem Knaben in's jüdische Land zurück. Nach all' diesen Angaben denkt sich Matthäus die Geburt Jesu drei bis vier Jahre vor Herodes' Tod; da dieser in das Jahr 4 v. Chr. fällt, so muß

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das Geburtsjahr Jesu 7 bis 8 Jahre vor den Anfang unserer Zeitrechnung zurückweichen. Lukas (2, 1 ff.) läßt die Geburt Jesu mit der Schäzung des Quirinius zusammenfallen, von welcher wir wissen (S. 445), daß sie im Jahr 7 n. Chr. stattfand. Nach Matthäus also wäre Jesus ungefähr 7 Jahre vor, nach Lukas 7 Jahre nach Christi Geburt geboren. Wieder eine andere Angabe findet sich bei Lukas 3, 1., vergl. mit 3. 23. Im 15. Jahr des Kaisers Tiberius geschah der Befehl Gottes zu Johannes in der Wüste, damals ging Jesus in das dreißigste Jahr." Das 15. Jahr des Kaisers Tiberius reicht von Sommer 28 bis Sommer 29 und in diese Zeit fällt also das Auftreten Johannes des Täufers; läßt man nun einige Zeit verstreichen, bis Jesus zu ihm kam, so trifft die Angabe: damals ging Jesus in das dreißigste Jahr" in das Jahr 30, und das Geburtsjahr fällt damit richtig in den Anfang unserer Zeitrechnung. Diese Angabe, welche zwischen den zwei erstgenannten die Mitte hält, leitete den gelehrten römischen Abt Dionysius, von dem unsere Zeitrechnung herrührt.

Nach dem, was S. 452 ff. über jüdische Erziehung in Haus und Schule gesagt ist, haben wir uns auch die Erziehung des Knaben und Jünglings Jesus zu denken und zwar wird es auch hier gelten, daß die Pflichten des häuslichen Unterrichts hauptsächlich dem Vater zufielen; ein Grund, Joseph aus dieser Stellung zu verdrängen und der Mutter das Verdienst der Erziehung zuzuwenden, existirt für uns nicht; im Gegentheil lernen wir die Leßtere Mark. 3, 21. 31. f. als eine ganz gewöhnliche jüdische Frau kennen, die keine Spur von geist- oder gemüthvollem Verständniß für das prophetische Auftreten ihres Sohnes be kundet. Wenn daher in der Geistesgröße Jesu etwas von den Eltern stammt, sei's von ihnen geerbt oder erlernt, so war dieß des Vaters Mitgabe, nicht der Mutter. Joseph starb aber früh und da nun die Wittwe Maria dem Hause vorstund, so hieß Jesus, wie die andern Brüder, „ein Sohn der Maria". Nach dem Tode des Vaters betrieb er selbstständig das Handwerk, das er von ihm gelernt hatte; bei Markus wenigstens (6, 3.) heißt Jesus ganz einfach „der Zimmermann“, Matthäus und Lukas fanden dieß nicht

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mehr schicklich und nannten ihn bloß noch den Sohn eines Zimmermanns. *)

Auch davon war schon früher die Rede (S. 454), in welchem Maße sich die Synagoge zu einer eigentlichen Schule der gesammten jüdischen Nation gestaltete; nicht bloß verbreitete sich durch den Synagogengottesdienst eine feste und allseitige Gesezeskenntniß durch alle Stände, ein empfängliches Gemüth sah hier auch den Goldstrom der Psalmen und Propheten an sich vorüberfließen, ein wahrheitsdürstender Geist fand in der freien Meinungsäußerung, welche die Synagoge gewährte, reichlichen Ansporn, sich ein eigenes Urtheil zu bilden. In Nazaret freilich mag die Sabbatgemeinde ruhig und einförmig genug verflossen sein, aber aus dem einsamen Bergdorf führte den Jüngling die Woche hindurch gewiß schon sein Handwerk, an Sabbaten sein Wissenstrieb in das nahe Sephoris, und ohne Zweifel waren die verschiedenen Synagogen, welche diese galiläische Hauptstadt besaß, ganz besonders ein Tummelplag pharisäischen und rabbinischen Eifers und oft genug mag sich daselbst galiläischer und judäischer Geist mit einander gemessen haben.

Auch führten vom dreizehnten Jahre an alljährliche Festreisen den Jüngling nach Jerusalem, dem großen Mittelpunkte religiöser Gedankenarbeit, wo zugleich die empfindliche Pulsader lag, an der Alles, was irgendwo im römischen Reich das Judenthum berührte, von der Peripherie elektrisch fortzuckend fühlbar wurde. Wenn an den hohen Festen die Hunderttausende (Josephus spricht von Millionen) von fremden Gästen in den Straßen Jerusalems auf- und niederwogten (S. 456 f.), wenn die Pilger aus Hochasien und den Euphratländern mit denen aus Griechenland, Italien und Nordafrika in den Tempelvorhöfen zusammentrafen,

*) Das griechische Wort tekton, das Luther überseßt: Zimmermann, bedeutet überhaupt einen Bauhandwerker, und es ließe sich aus der in Palästina herrschenden Bauart eigentlich eher auf einen Maurer, als auf einen Zimmermann schließen.

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dann befand man sich in einer Weltstadt wie Rom oder Alexandria, und es ließen sich geistige Ausblicke thun vom Indus zu den Pyramiden, von der Diana von Ephesus zum Orakelgott von Delphi, von Athen nach Rom.

Wenn also auf den aussichtreichen Höhen um Nazaret ein weiter geographischer Schauplaß sich aufthat, so füllte sich dieser Rahmen im Menschengewühl von Sephoris und Jerusalem mit mannigfaltigem Völkerleben, es öffnete sich hier in der That ein noch viel weiterer geistiger Horizont, an dem manches Gute und. Edle, was die heidnische Welt hervorgebracht hatte, für ein empfängliches Auge sich kund that, und wohl dürfen wir annehmen, daß der aufstrebende Geist eines israelitischen Jünglings hier durch einen Hauch des Griechenthums, dort durch einen Einblick in die Be deutung des Römerreichs wohlthätig angeregt und befruchtet werden konnte.

Welche Beiträge der griechische Geist durch seine wissen: schaftliche und sittlich-religiöse Entwicklung, andrerseits das Römerthum durch seinen politischen Universalismus für die Vorbereitung des Christenthums geliefert haben, ist oben S. 480 ff. gezeigt. Daß Beides nicht bloß an der spätern Ausbreitung, sondern schon an der Entstehung des Christenthums seinen Antheil gehabt habe, betont namentlich Zeller (Vorträge und Abhandlungen). „Die Frage ist ja nicht die, ob Jesus selbst mit dem Griechenthum in unmittelbare Berührung kam, dieß ist freilich höchst unwahrscheinlich sondern ob manche von den Gedanken, welche die griechische Philosophie zuerst in Umlauf gesetzt hat, nach Palästina übergehen und sich in den Kreisen einbürgern konnten, welche dem Stifter des Christenthums die Bildungsstoffe lieferten, deren er, wie jeder Mensch, gerade zur Entwicklung seiner schöpferischen Eigenthümlichkeit nicht entbehren konnte. Diese Möglichkeit wird man aber nicht ohne weiteres verneinen können, wenn man bedenkt, daß jene Gedanken in der griechischen Welt schon seit Jahrhunderten auf's Nachhaltigste gewirkt hatten, daß man ihnen auch abgelöst von ihrer Schulform und ihrem systematischen Zusammenhang allenthalben begegnete, bei den Rednern und Dichtern, wie bei den Philosophen, im täglichen Leben, wie in der Schule und Literatur; daß ferner das jüdische Volk außer halb Palästina's, in Syrien, Kleinasien und vor allem in

Keine gelehrte Bildung.

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Aegypten, gleichfalls seit Jahrhunderten in die folgenreichste Wechselwirkung mit dem griechischen Geiste getreten war, und daß die Palästinenser gegen die Ideen, welche ihre auswärtigen Stammesgenossen in sich aufgenommen hatten, bei dem lebhaften, durch die Geschäftsverbindungen und die religiösen Nationalfeste genährten Verkehre mit denselben, sich unmöglich absperren konnten ; daß endlich der Einfluß des griechischen Wesens, welcher unter den Seleuciden schon vor dem gewaltsamen Hellenisirungsversuche des Antiochus Epiphanes in geräuschloserer Weise lange Zeit fortgedauert zu haben scheint, auch durch die makkabäische Reaktion schwerlich völlig beseitigt werden konnte."

Jedoch in unmittelbare Berührung mit ausländischer Wissenschaft ist Jesus niemals getreten. Durch ältere und neuere Schriftsteller ist zwar die Aufmerksamkeit auf Aegypten gerichtet worden; man glaubte, in der Kindheitssage von der Flucht nach Aegypten einen Rest geschichtlicher Erinnerung von einem Aufenthalte Jesu in jenem Lande zu entdecken und dachte entweder (wie bei Mose) an ägyptische Geheimlehre oder an die jüdisch-alexandrinische Religionsphilosophie, in die der Jüngling Jesus eingeführt worden sei. Ersteres ist völlig aus der Luft gegriffen, da Einer, der das Alte Testament kannte, dort nichts zu lernen fand, aber auch von einer Berührung mit der leßteren und ihrem Hauptvertreter Philo trägt das Werk Jesu keine Spur. Eine geistige Verwandtschaft zwischen Beiden, um deren willen Philo der ältere Bruder Jesu genannt worden ist, besteht darin, daß Beide den geistlosen Mechanismus jüdischer Frömmigkeit durch höhern sittlichen Ernst und religiöse Innigkeit zu überwinden strebten, und es ist ja nicht unmöglich, daß die Geistesrichtung Philo's, wie den Palästinensern überhaupt, so auch Jesu bekannt geworden sei, aber gegenüber der künstlich geschraubten Weise und der unfruchtbaren Schulgelehrsamkeit der Alexandriner trägt bei Jesu jedes Wort den Adel einfacher Popularität, nirgends eine Spur fremdländischer Zuthat, Alles ächt israelitisch, auf dem Grunde des Alten Testaments entsprossen,

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