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Aaron, Söhne Aaron's und Leviten.

kennen, das sich oft genug nach Volks- und Königslaunen richtete, während Mose den Prophetismus darstellt, der gegenüber Priestern, Volk und Fürsten unentwegt für den wahren Gott einstund. Andrerseits ist Aaron der bevorrechtete Priester im Gegensatz zu den Leviten und zum übrigen Volk z. B. in den Erzählungen vom Aufruhr der Rotte Kora und vom „sproßenden Stab" (Num. 16 und 17). Dort werden nämlich die Ansprüche Anderer auf Gleichberechtigung mit Aaron durch ein schweres göttliches Strafgericht geahndet und Aaron's bevorzugte Stellung durch ein Wunder bestätigt. Demnach erlaubten sich sowohl prophetische als priesterliche Geschichtschreiber in das Bild des gefeierten Hohepriesters Züge einzutragen, die durchaus ihren eigenen Gedanken und Bestrebungen entnommen waren; den Einen mußte er dazu dienen, ihre Geringschäzung, den Andern, ihre Hochschäzung des Priesterthums auszusprechen. Macht schon dieß den geschichtlichen Charakter Aaron's zweifelhaft, so kömmt noch ein sprachlicher Umstand hinzu. Was heißt nämlich Aaron? Nichts anderes als Bundeslade! Der geringe Unterschied in der Schreibung der beiden Wörter (Ahron und Aron) ist offenbar aus schriftstellerischer Absicht zu erklären, während ursprünglich der Mann und die Lade mit demselben Wort bezeichnet wurden. Die an der Bundeslade in Silo, später in Jerusalem amtirenden Priester hießen Söhne der Lade", bis nach der genealogischen Vorstellungsweise des Alterthums (vrgl. S. 44) aus der Lade ein Stammvater wurde.

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Durchaus ungeschichtlich ist auch die Annahme, daß Mose das Recht des Opferns ausschließlich an Aaron und dessen Nachkommen und die Verrichtung der übrigen heiligen Handlungen dem Stamme Levi übertragen habe; die hierauf bezüglichen Geseze und Erzählungen gehören den jüngeren Bestandtheilen des Pentateuchs an. Zur Darbringung von Opfern war, wie bei andern Völkern, so auch bei den Israeliten in älterer Zeit überhaupt nicht ein Priester erforderlich. Mose ruft Ex. 24, 4 f. aus den verschiedenen Stämmen Jünglinge zum Opfern auf; so sehen wir auch durch die ganze Richterzeit hindurch bis zu Salomo, daß der Hausvater für seine Familie, der Häuptling für seinen Stamm, der König für das ganze Volk eigenhändig das heilige Geschäft verrichtet, und im Zehnstämmereich gab es bis an's Ende Priester, die nicht dem Stamme Levi angehörten. Auch in Beziehung auf den Ort des Opferns herrschte bis zur Einführung der deuteronomischen Geseßgebung (622 v. Chr.) volle Freiheit. Nach jüngeren Darstellungen hätte zwar unter Mose nur bei der Stiftshütte geopfert werden dürfen, aber diese so

Stiftshütte und Bundeslade.

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ausführlich beschriebene Stiftshütte mit ihren verschiedenen Räumen, Altären und andern Geräthen hat überhaupt nicht existirt; sie ist nur die Copie des salomonischen Tempels, in die mosaische Zeit zurückverlegt. Weder die kolossale Pracht ihrer Ausstattung, noch die Schwerfälligkeit ihres Transports entsprechen den Verhält nissen eines der Sklaverei entronnenen, mühvoll die Wüste durchwandernden Volkes; auch findet sich in der nachmosaischen Zeit von der Stiftshütte nirgends eine Spur. Ein einfaches heiliges Zelt zur Bedeckung der Bundeslade war wohl Alles, was die mosaische Zeit an äußern Kultus-Einrichtungen besaß; zu Altären dienten die Höhen oder man errichtete solche an jedem Orte aus Erde und Steinen. Die Bundeslade" war eine tragbare Kiste, wie solche bei vielen alten Völkern zur Aufbewahrung von Kultusgegenständen und Götterbildern im Gebrauch stunden. Bei den Israeliten soll sich nach 1 Kön. 8, 9 nichts andres in der Lade befunden haben, als die zwei Geseßestafeln; wenn sich dieß wirklich so verhielt, die Bundeslade also nichts andres als gleichsam ein Kirchenarchiv war, so bleibt freilich unerklärlich, wie jene noch zu Eli's und David's Zeit herrschenden Volksvorstellungen, daß Gott in ihr wohne und daß Schrecken und Verderben von ihr ausgehe, entstehen konnten. Indessen lassen wir die Frage dahingestellt.

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Nach der Gesetzgebung zog das Volk, wie die Ueberlieferung berichtet, vom Sinai fort und lagerte in der nördlich gelegenen Wüste. Nahe genug aber mußte ihnen der Wunsch liegen, die Wüste mit den gesegneten Bergtriften Kanaan's zu vertauschen und die dort liegenden alten Stammsize und fruchtbaren Weidepläße der Vorväter wieder zu gewinnen. Von der Dase Kades aus wurden zunächst Kundschafter nach Kanaan geschickt (merkwürdige Verschlingung zweier verschiedener Berichte; Josua und Kaleb; Entmuthigung des Volkes ;), darauf ein Angriff auf das Land unternommen, der aber abgeschlagen wurde. Als das Volk sich nach Osten wandte, verweigerte ihm der König von Edom. den Durchzug durch sein Land; so mußte dasselbe südwärts umgangen werden. (Murren des Volks, giftige Schlangen, Mose's kupfernes Schlangenbild.) Nun überfielen sie von der syrischen Wüste her das Ostjordanland und schlugen die Amoriterkönige Sihon und Og in Gilead und Basan.

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Nach der Ueberlieferung leitete Mose auch noch diese Unternehmungen, starb aber vor dem Einzug in Kanaan. Dieses Schicksal, sein Ziel nicht erreicht zu haben, soll die Strafe für eine Anwandlung von Unmuth gewesen sein, die in Kades über ihn gekommen, als er, von seinem Volke gedrängt, ihm Wasser verschaffen sollte. Solche Versuche, ein unvollendetes Lebenswerk oder sonst ein Unglück oder Mißlingen aus einer vorangegangenen Verschuldung zu erklären, kehren im Alten Testament vielfach wieder, gehören aber nicht gerade zu seinen Vorzügen. Schöner ist es, zu denken, wie der hochbetagte Führer, troßdem er für sich selbst nichts mehr hoffen konnte, auch den Abend seines Lebens noch im treuen Dienste für sein Volk verwendet habe. Weihevoll wird dagegen sein Tod erzählt: Er stieg auf den Berg Nebo, Jericho gegenüber, und der Herr zeigte ihm das ganze Land Gilead bis gen Dan und das ganze Naphtali und das Land Ephraim und Manasse und das Land Juda bis an das äußerste Meer und von Jericho, der Palmenstadt bis gen Zoar. Und Mose starb daselbst und Gott begrub ihn im Thal, aber Niemand hat sein Grab erfahren bis auf den heutigen Tag. Er war hundert und zwanzig Jahre alt, da er starb, und seine Augen waren nicht dunkel geworden und seine Kraft war nicht verfallen. Es stand hinfort kein Prophet in Israel auf, wie Mose, den der Herr erkannt hatte von Angesicht zu Angesicht. Und die Kinder Israel beweinten Mose im Gefilde Moab dreißig Tage.

III. Die Israeliten in Kanaan.

Wie viele Jahre vom Auszug aus Aegypten (ungefähr 1320) bis zum Einzug in's Ostjordanland verstrichen und wie lange Zeit die Israeliten sich hier wieder aufhielten, läßt sich natürlich nicht mehr ermitteln. Wir sehen für den Einzug in Kanaan ungefähr das Jahr 1300 an. Die hebräischen Geschichtschreiber geben für den Wüstenaufenthalt die runde Zahl von 40 Jahren an und erklären diese lange

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Zeitdauer theils als Strafe für die Widerfeßlichkeit des Volkes, theils aus der Absicht Gottes, ein neues tüchtigeres Geschlecht in der Wüste heranwachsen zu lassen. Das Deuteronomium zwar weiß nichts von einem in der Wüsté ausgestorbenen Geschlecht, es sezt vielmehr voraus (5, 3. 11, 4. 5. u. a. St.), daß die aus Gosen Ausgewanderten dieselben gewesen seien, an welche Mose zum Schluß der Büstenwanderung seine Abschiedsreden gehalten habe.

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Im Ostjordanland blieben die Stämme Ruben, Gad und ein Theil von Manasse sizen; Ruben vom Arnon nordwärts in der nach ihm benannten Hochebene, die beiden andern in Gilead, vielleicht in die Ebene Basan sich ausbreitend. Die übrigen Stämme drängten in das eigentliche Kanaan hinüber; unter diesen war der mächtigste der Stamm Ephraim, an den und dessen Führer Josua auch andere Stämme sich anschlossen. Da die Kananiter in zahllose kleine Fürstenthümer zersplittert waren, so konnte es den neuen Einwanderern nicht schwer werden, sich freie Bahn zu schaffen und, je nach Bedürfniß, Weidepläge, Aecker und Wohnungen an sich zu reißen. Für sich selbst nahm Ephraim von dem fruchtbaren Berglande Besiß, das von da an seinen Namen trug; auf seinem Gebiete, in Silo, wurde die Bundeslade aufgestellt und noch lange nachher beanspruchte er die Hegemonie über die meisten Stämme. (Richt. 8, 1. 12, 1.) Nördlich blieb Raum für einen Theil von Manasse, diese beiden Stämme waren nahe verwandt und trugen bisweilen auch den gemeinsamen Namen: Joseph. Südlich setzte sich Benjamin fest, ein Stamm, gegenüber welchem sich Ephraim auch näher verbunden gefühlt und eine gewisse Zärtlichkeit empfunden zu haben scheint. Im Norden des Landes siedelten sich vier Stämme an: Issaschar in der reichen Ebene Jesreel, Sebulon in der nach ihm genannten Gegend, nordwärts von den Bergen von Nazareth, Asser am Westabhang des galiläischen Hügellandes, gegen das Meer und die phönizischen Handelsstädte hin, Naphtali in dem wald- und weidereichen Berggelände,

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das den Westrand des obern Jordanthals bildet. Nach der Ueberlieferung war Josua auch diesen Stämmen behülflich, zu festen Wohnsißen zu gelangen. Dagegen erscheint auffallend vereinsamt der Stamm Juda, als dessen Anführer Kaleb genannt wird; mit eigener Kraft verschaffte er sich Wohnsize in dem südlichsten Theile Kanaan's, dessen Mittelpunkt das wein- und kornreiche Hebron war. Ebenfalls auf sich selbst angewiesen war der Stamm Dan, der westlich von Benjamin gegen das Gebiet der Philister hin sich anzusiedeln suchte, schließlich aber großentheils nach Norden wanderte und an der Stelle des alten Lais die neue Grenzstadt Dan zu einem Bollwerk des übrigen Landes machte. Zwei Stämme besaßen gar kein eigenes Gebiet: Simeon sezte noch Jahrhunderte lang sein Nomadenleben fort, bis König Hiskia ihm im Süden Juda's einen Bezirk einräumte. Der Stamm Levi endlich lebte kümmerlich unter den übrigen Stämmen zerstreut; unter seinen Gliedern scheint sich eine gewisse Kunstfertigkeit in Kultushandlungen und damit verbundener Wahrsagerei vererbt zu haben, weßhalb sie sich an den besuchtesten Opferstätten sammelten oder auch einzeln als Hauspriester sich um Sold anstellen ließen. (Die „Levitenstädte" sind eine Erfindung der jüngsten Geschichtschreibung.)

Von wie hohem Alter diese Eintheilung des Volks in zwölf Stämme sei, läßt sich mit Sicherheit nicht mehr sagen. Ohne Zweifel reichen einige Stämme bis in die alte, vorägyptische Wanderzeit hinauf; die in den Verzeichnissen zuerst genannten: Ruben, Simeon, Levi, Juda, wohl auch Issaschar und Sebulon, dürfen als die alten, ächten Hebräerstämme angesehen werden, die diese Stammesordnung schon nach Gosen brachten; sie werden. von Jakob und seiner ersten Frau, Lea, abgeleitet. Mit ihnen zog aber mannigfaltig anderes Volk aus, Aegypter, Araber u. A. Vorwiegend ägyptischen Ursprungs mögen diejenigen gewesen sein, die ihre Abstammung auf Joseph zurückführten: Ephraïm und Manasse, mit ihnen vermuthlich Benjamin; sie rühmten sich als Söhne von Jakob's zweiter, geliebterer Frau, Rahel. Eine geringere Reinheit der Abstammung wurde den vier übrigen zuerkannt, Dan, Naphtali, Gad und Asser, deren Mütter nur als Mägde Jakob's angesehen wurden; in diesen Stämmen wird

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