ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub
[blocks in formation]

man die verschiedenartigen Mischvölker erkennen dürfen, die sich an die ausziehenden Hebräer anschlossen. Ob diese jüngeren Stämme durch Mose und Josua organisirt worden seien oder ob erst das Wohnen in Kanaan eine bestimmte Eintheilung und Umgrenzung mit sich gebracht habe, wagen wir nicht zu entscheiden.

Nach der Darstellung des Buches Josua waren die Hauptmomente der Eroberung Kanaan's folgende: Uebergang über den Jordan, wobei sich das Wunder des Schilfmeeres wiederholt, Kapitel 3. Standlager in Gilgal, das von da an eine heilige Stätte blieb. Eroberung von Jericho, dessen Mauern vor der Bundeslade und dem Schall der Posaunen fielen, d. h. im ersten Sturm genommen wurden, Kapitel 6. Mißlungener Angriff auf Ai, Bestrafung Achan's und Eroberung von Ai, Kapitel 7 und 8. Die Stadt Gibeon tritt mit Josua listig in ein Bündniß, foll dafür von den Kananitern gestraft werden, Josua eilt zu Hülfe und schlägt die Feinde. Kapitel 9 und 10. Aus einem Volkslied, das jenen Sieg verherrlichte:

Sonne, stehe stille zu Gibeon,

Und du Mond im Thale Ajalon!

entstund später die Wundererzählung, die an den Bericht jenes Sieges ganz lose angehängt ist (10, 12). Auch Hebron und Debir soll Josua erobert haben, dagegen melden andere Angaben (Jof. 15, 14-17. Richt. 1, 10 f.), daß Juda allein (Kaleb, Othniel) sein Stammgebiet erobert habe. Endlich soll Josua auch im Norden, am See Merom den König Jabin- von Hazor überwunden haben, Kapitel 11. (Gegen einen solchen ziehen auch noch Barak und Debora zu Felde. Richt. 4. Möglicherweise liegt da eine Verwechslung vor.) Die Erzähler legen Werth darauf, in Josua nicht blos den tapfern und gewandten Krieger, sondern auch den religiösen Helden zu zeichnen, der mit heiligem Eifer für die Ehre Gottes besorgt ist und im Gehorsam gegen seinen Willen das Heil seines Volkes erkennt; bei der ersten Ankunft in Sichem läßt er vor den an den Bergen Ebal und Garizim aufgestellten Stämmen mit Segen und Fluch das Gesetz vorlesen (8, 30 ff.) und am Abend seines Lebens versammelt er sein Volk noch einmal bei Sichem, um es zum treuen Dienste Jehova's zu ermahnen. Erwählet euch heute, welchen Göttern ihr dienen wollet, entweder dem Gott, welchem eure Väter dienten jenseits des Euphrat, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnet; ich aber und mein Haus, wir wollen Jehova dienen." (24, 15.)

"

[blocks in formation]

So hatten die Israeliten im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts (wahrscheinlich kurz nach 1300) ein Gebiet von ungefähr 450 Quadratmeilen diesseits und jenseits des Jordan's erobert, jedoch bildeten diese neuen Wohnsize keineswegs ein zusammenhängendes Ganzes. Wenn nämlich in einzelnen Theilen des Buchs Josua von Ausrottung der Kananiter die Rede ist, so entspricht dieß den thatsächlichen Verhältnissen, wie wir sie im Buch der Richter antreffen, schlecht genug; wie in andern Völkerwanderungen, hatten sich auch damals die Eroberer zwischen die alten Einwohner eingedrängt, aber in vielen Städten, Thälern und festen Burgen erhielten sich diese theils durch Friedensverträge, wie Gibeon und Sichem, theils durch bewaffneten Widerstand, wie Jebus (das spätere Jerusalem) u. a. Namentlich im Norden, in der Ebene Jesreel, in Bethsean, im galiläischen Hügelland, wohnten Altansäßige und neue Einwanderer stark gemischt neben einander. In Hazor, westlich vom See Merom, erhielt sich sogar ein kananitisches Königreich. Auch Hebräer, welche seit der ersten Ankunft in Kanaan hier geblieben waren und die Wanderung nach Aegypten nicht mitgemacht hatten, mögen sich namentlich im Süden zahlreich vorgefunden haben, woraus sich die eigenthümliche Sonderstellung Juda's erklären ließe.

Das Wohnen in Kanaan brachte den ägyptischen Flüchtlingen einen zwiefachen Kulturfortschritt. Zunächst gingen sie vom Nomadenleben zum Ackerbau über. Die Stämme zwar, die jenseits des Jordan's geblieben, führten ihr früheres Leben fort; so gab es auch diesseits des Jordan's neben dem obgenannten Stamme Simeon noch viele andre Volkstheile (z. B. die später erwähnten Rechabiten), welche der alten Nomadensitte treu blieben; im Jordanthal, in der Ebene Jesreel, auf einzelnen weniger ergiebigen Strecken des Gebirges Ephraim und Juda fand sich immer noch Gelegenheit genug, um jener Neigung zu folgen, aber die Mehrzahl der Israeliten gewöhnte sich an die Pflege der Reben, der Feigen, des Oelbaums, an regelmäßigen Ackerbau

Phönizier und Philister.

79

und betrat damit unwillkürlich jene Wege rechtlicher und staatlicher Kultur, welche dem Nomaden immer verschlossen bleiben. Brachte dieß die Natur des Landes mit sich, so übten ferner auch die Völkerschaften, deren Nachbar Israel jest geworden war, einen günstigen Einfluß auf seine Entwicklung aus. Namentlich auf die nördlichen Stämme machte sich die Einwirkung der phönizischen Städte geltend. Dieselben hatten manche Strecken, welche jezt israelitische Stämme erobert hatten, früher unter ihrer Botmäßigkeit gehalten; sie kümmerten sich aber wenig um diese Veränderung, so ließen sie z. B. die Niedermezelung der Bewohner von Lais durch den Stamm Dan straflos hingehen, jene Striche blieben dennoch das Hinterland, dessen die großen Handelsstätte zum Absaß ihrer Waaren bedurften. Und in der That hatten die nördlichen Israeliten nicht lange von ihren Höhen auf das blaue Meer im Westen und die glänzenden Städte Sidon und Thrus herniedergeschaut, als sie auch schon im füßen Zauberkreise großstädtischer Kultur und leichter Erwerbsquellen gefangen waren; gegen den Ertrag ihres Landes und ihrer Heerden bezogen fie von dorther die Erzeugnisse einer reich entwickelten Industrie, lernten diese nachahmen, oder betraten als Matrosen, Dienstknechte, Händler selbst den Boden jener Städte.

Weniger friedlich gestaltete sich das Verhältniß der Israeliten zu den Philistern; auch sie waren, wie die Phönizier, ein handeltreibendes Volk, aber kriegerischer als diese, und da ihre Handelswege nach den Euphratländern durch israelitisches Gebiet führten (z. B. durch den Paß von Michmas in's Ghor, durch die Ebene Jesreel nach Bethsean), so war ein feindseliger Zusammenstoß der beiden Völker kaum zu vermeiden. Die fünf Philisterstädte (Gaza, Aslalon, Asdod, Gath und Ekron), eben so viele unter sich verbündete Fürstenthümer bildend, waren mächtig genug, nicht bloß dem Stamme Dan ihre Nachbarschaft zu verleiden, sondern auch Juda eine Zeit lang sich zu unterwerfen und später auch über das ganze Gebirge Ephraim bis in

80

Die Vereinzelung der Stämme.

die Ebene Jesreel hinunter eine drückende Herrschaft auszuüben.

Wie die Israeliten mit den einen Küstenbewohnern in friedliche, mit den andern in feindliche Berührung kamen, so geschah es auch im Innern des von ihnen eroberten Landes, daß sie sich mit verschiedenen kananitischen Stämmen und Städten (siehe oben) in ein freundnachbarliches Verhältniß sezten, gegen andre aber (z. B. gegen das oben erwähnte Königreich Hazor) in Waffen stehen mußten. Endlich drängten von Osten und Südosten her die Ammoniter und Moabiter zu verschiedenen Zeiten heran und die Räuberschaaren der Midianiter erfüllten bisweilen zahllos wie Heuschrecken das Land.

Für die Kräftigung und Ausbildung des israelitischen Volksthums war aber der friedliche Verkehr mit Phöniziern und Kananitern ebenso gefährlich als der feindliche Zusammenstoß mit andern Völkern. Wollten die neuen Einwanderer nicht in der altansäßigen Bevölkerung aufgehen und ihre ganze nationale Zukunft an sie verlieren, so mußten sie in Krieg und Frieden darauf bedacht sein, ihre Eigenart zu behaupten, und durften die Aufgabe nicht aus den Augen lassen, wie an politischer Macht, so auch in Recht, Sitte, Kultur das herrschende Volk zu werden. Jezt aber waren sie noch nicht einmal ein Volk! Von einem Band der Gemeinschaft, das alle zwölf Stämme umschlungen hätte, ist zwei Jahrhunderte lang überall fast nichts zu erkennen. Die östlichen Stämme sonderten sich von den westlichen ab und auch unter diesen verfolgte jeder seine eigenen Ziele, ohne sich um die übrigen zu bekümmern; nur selten vereinigten sich mehrere Stämme, wenn es galt, mit besonderer Kraftanstrengung einen starken Gegner abzuwehren. Einzig der Stamm Ephraim, der die Führerrolle beanspruchte, hielt den Gedanken der nationalen Zusammengehörigkeit fest, aber als er in diesem Sinne gegen die östlichen Stämme auftrat, wurde er blutig heimgeschickt. (Richt. 12.) Israel war in der That kein Volk und hatte auch kein besonderes

[blocks in formation]

Verlangen, es zu sein. Wie ein längst vergessener Traum erschien der Gedanke Mose's, daß jene flüchtigen ägyptischen Sklaven Araber, Aegypter, Syrer, Hebräer weil Jehova sie aus der Knechtschaft errettet, nun auch zur Ehre dieses Gottes ein einiges, heiliges Volk bilden sollten. Was gingen diese verschiedenartigen Völkerelemente einander an? Wohl hatte derselbe Gott sie Alle geführt, aber das ersehnte und mühsam erkämpfte Ziel war ja nun erreicht; was blieb übrig, als daß Jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum die Wüstenwanderung und die wilden Kriege vergesse und des Errungenen in Muße sich freue? Aber wie eine Quarzader durch lockeres Gestein, so sezte sich durch die Gedankenlosigkeit und Stumpfheit der großen Volksmassen unzerstörbar der mosaische Gedanke durch; es fehlte nie an hochgestimmten Gemüthern, welche für die Idee eines Gottesvolks erglühten und die fehlende Blutverwandschaft reichlich ersezt sahen durch ein geistiges Band; sie konnten sich eine Eidgenossenschaft denken, auf den verschiedensten Nationalitäten beruhend, nur vereinigt durch eine gemeinsame Leidens- und Siegesgeschichte und vereinigt durch gemeinfame Ziele. In die Reihe solcher mosaisch gesinnter Patrioten gehörte z. B. Debora, deren Siegeslied (Richt. 5.) uns zeigt, daß sie die verschiedenen Stämme wirklich als ein Volk anjah, das in seiner Gesammtheit verpflichtet sei, jedem einzelnen zu Hülfe zu eilen; herben Spott und Tadel gießt sie über die Feigen und Thatlosen aus, die zu Hause geblieben waren.

„Von Ephraim kam Hülfe; nach ihm Benjamin mit seinen Völkern. Von Machir (Manasse) kamen herab die Gebieter und von Sebulon, die da führten den Fürstenstab. Auch die Obersten Issaschar's waren mit Debora. An Ruben's Bächen war große Beschließung. Warum saßest du zwischen den Hürden zu hören die Flöte der Hirten? An Rubens Bächen war große Berathung. Gilead ruhte jenseits des Jordan's; und warum weilte Dan bei den Schiffen? Asser saß am Gestade des Meeres und ruhete an seinen Buchten. Aber Sebulon's Volk wagte seine Seele in den Tod und Naphtali auf

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »